Schönig / Straumann | Paria inter Pares - Das Ende der Bank Wegelin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 208 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 230 mm, Gewicht: 499 g

Schönig / Straumann Paria inter Pares - Das Ende der Bank Wegelin


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7272-6169-5
Verlag: Stämpfli
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 208 Seiten, Format (B × H): 160 mm x 230 mm, Gewicht: 499 g

ISBN: 978-3-7272-6169-5
Verlag: Stämpfli
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die Bank Wegelin war bis zu ihrer Auflösung im Jahr 2012 die älteste noch bestehende Bank in der Schweiz. Wie auch andere Banken geriet sie im Zusammenhang mit unversteuerten Vermögen von US-Kunden ins Visier der US-Behörden. Doch im Gegensatz zu anderen Geldinstituten besiegelte der Konflikt mit der US-Justiz das Ende der Bank Wegelin.
Dr. Otto Bruderer und Dr. Konrad Hummler, beides ehemalige Teilhaber der Bank, haben die Finanzhistorikerin Dagmar Schönig und den Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann beauftragt, den Sachverhalt mit einer Aussensicht aufzuarbeiten und
die Geschichte der Bank für die Nachwelt festzuhalten. Ihr Augenmerk galt nicht zuletzt der Frage, warum damals ausgerechnet eine St. Galler Privatbank
verschwinden musste, während fast alle anderen geahndeten Schweizer Banken weiter existieren konnten.
Entstanden ist eine umfassende und objektive Darstellung der Geschichte der Bank Wegelin, deren Untergang zu den markantesten Ereignissen der Schweizer Finanzgeschichte zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört.

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Vorwort der Herausgeber In den vergangenen zehn Jahren wurden wir oft aufgefordert, unsere Erfahrungen, Sichtweisen und Gefühle zum Ende der ältesten Bank der Schweiz aufzuzeichnen und zu veröffentlichen. Wir hielten uns mit Absicht zurück. Denn aufgrund der Sachlage war es von vornherein klar, dass jegliche Äusserung zumindest von einem Teil des Publikums falsch interpretiert werden würde. «Qui s’excuse, s’accuse» trifft die Problemstellung ziemlich genau: Jede vom gängigen Narrativ abweichende Darstellung, und seien es auch reine Fakten, könnte als Rechtfertigungsversuch aus­gelegt werden. Umgekehrt würde man hinter einem allfälligen Canossagang den Versuch wittern, durch übertriebene Busse und Reue die ersehnte Rehabilitation erschleichen zu wollen. Völlige Objektivität, und sei es auch aus einer zeitlichen Distanz, ist uns verwehrt. Wir waren in dieser Sache Täter und Opfer, und unsere Erinnerungen und Gefühle sind nach wie vor davon geprägt. Hinzu kommt, dass es zum «Statement of Facts», mit dem wir mit den Strafverfolgungsbehörden in New York im Verlauf des Jahres 2012 zu einem Vergleich gekommen sind, nichts beizufügen gibt und schon gar nicht Widersprüche dazu entstehen dürfen. Denn dieses «Statement of Facts» basierte auf taufrischem Gedächtnis und unzähligen bank­internen Dokumenten sowie Befragungen von eigenen Mitarbeitern. Wir mussten uns damals, vor ziemlich genau zehn Jahren, verpflichten, auf Äusserungen zu verzichten, mit denen wir das zum Vergleich gehörende Schuld­bekennt­­nis relativieren könnten. Die mit dem Vergleich zusammenhängenden Dokumente wurden unmittelbar nach Abschluss des Verfahrens auf der Homepage der Wen AG (Nachfolgegesellschaft von Wegelin & Co.) veröffentlicht. Was die USA betrifft, gab und gibt es unsererseits mithin gar nichts mehr zu sagen. Hingegen wurde die schweizerische Seite des Geschehens rund um unsere Bank bisher nie so minutiös aufgearbeitet. Dies nicht zuletzt deshalb, weil wir in unserem Land keine Gesetze verletzt hatten und somit kein Anlass behördlicherseits bestand, die jüngste und letzte Geschichte der Bank Wegelin nachzuzeichnen. Das Bedürfnis nach einer konsistenten Darstellung ist jedoch existent. Unsere Enkel sollen dereinst erfahren können, unter welchen Umständen ihre Grossväter die älteste Bank der Schweiz «sehenden Auges gegen die Wand gefahren» haben – um einen Feuilletonredaktor der NZZ zu zitieren, dem man die schräge Metapher nicht gerne verzeiht. Denn sie suggeriert etwas Falsches. Wir erachten es als unsere Pflicht, früheren Arbeitskollegen, Mitteilhabern, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, Kundinnen und Kunden sowie der interessierten Öffentlichkeit ein Bild zu vermitteln, das der damaligen Wirklichkeit möglichst nahekommt. Das also sind die Hintergründe, weshalb wir nicht selbst schrieben, sondern schreiben liessen, indem wir bei einem ausgewiesenen Wirtschaftshistoriker den Auftrag zum Verfassen der Geschichte unserer Bank platzierten. Zusammen mit der Finanzhistorikerin Dagmar Schönig machte sich Prof. Tobias Straumann (Universität Zürich) vor drei Jahren daran, eine Auslegeordnung vorzunehmen, die reichlich vorhandenen Quellen zu sichten und zu bewerten und schliesslich eine Auswahl dessen zu treffen, was für die Nachwelt erwähnenswert bleiben soll und was nicht. Wir führten verschiedene erläuternde Gespräche. Nach und nach entstand das, was nun vorliegt und was aus unserer Sicht den Anforderungen an eine umfassende und objektive Darstellung entspricht. In einem Punkt gilt es für uns trotz allem, den Verzicht auf eine eigene Darstellung zu durchbrechen. Denn dazu wären aussenstehende Beobachter schlicht nicht in der Lage – man muss es miterlebt haben, und es muss an dieser Stelle Erwähnung finden. Es geht um ein Geheimnis, um einen Geist, einen Spirit, um ein unglaubliches Momentum, von dem wir und mit uns alle Mitteilhaber und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der Wegelin-Zeit beseelt waren. Wegelin war nicht einfach eine Bank wie jede andere. Wegelin war eine Wucht, die einem Tag und Nacht und auch während der Ferien kaum losliess. Wir waren wohl der einzige Panini-Lizenznehmer in der Bankenwelt mit Album und Fotos sämt­licher Mitarbeitenden und regen Tauschaktivitäten. Wir waren während langer Zeit in der Lage, hervorragendes Personal zu deutlich tieferen Löhnen anzuziehen als unsere Konkurrenz. Man wollte bei uns arbeiten. Man wollte dazugehören. Wir mussten uns förmlich der auf Mitarbeiterideen basierenden Projekte erwehren. Wir waren die erste Bank in der Schweiz mit einem Qualitätszertifikat. Wir waren die erste Bank, die ­ihren Kunden die den Portfolios innewohnenden Risiken ökonomisch korrekt darzustellen in der Lage war. Wir waren Pioniere auf dem Gebiet der strukturierten Produkte. Mit «Active Indexing» führten wir in der Schweiz als Partnerbank des amerikanischen Indexfondsanbieters State Street die Hinwendung zu indexierten Anlagen durch. Wir gehörten lange zu den wenigen Hedgefonds-Anbietern auf dem Schweizer Markt. Ent­gegen dem Trend, Arbeit an Dritte auszulagern, suchten wir Drittbanken, um ihr Backoffice durch uns führen zu lassen. Wir waren deshalb die einzige Schweizer Bank mit einem positiven Ergebnisbeitrag von Informatik und Backoffice. Wo andere Niederlassungen abbauten, bauten wir solche auf, weil wir näher an den Kunden sein wollten. Wo in anderen Privatbanken die Partner um Geschäftsanteile fochten, führten wir eine Möglichkeit zur Mitbeteiligung für Kader und Mitarbeiter ein. Wer wollte, konnte gewissermassen Teilhaber der Bank werden. Oder anders gesagt: Wenn irgendwie denkbar und möglich, versuchten wir, alles ein wenig oder auch einmal diametral anders zu machen. Mit dem Verkauf unseres Bankgeschäfts an die Raiffeisengruppe fand ein ökonomisches Gesamtkunstwerk sein Ende. Hier ist die richtige Stelle, unsere genau wie wir unbeschränkt haftenden Mitteilhaber in Erinnerung zu rufen: Dr. Steffen Tolle, der mit viel Unternehmergeist die Bank Wegelin zu einer namhaften Mitbewerberin im Bereich der strukturierten Produkte machte und dessen Auge als Leiter der Abteilung «Produkte und Handel» auf allen symmetrischen und asymmetrischen Risiken der Bank und ihrer Kunden ruhte. Ing. Michele Moor, den zähen Tessiner Gebirgler, dessen Aufbau einer bedeutenden Geschäfts­tätigkeit südlich der Alpen mit Niederlassungen in Lugano, Locarno und Chiasso gewiss mit dem Kauf und der Renovation des stolzen Nationalbankgebäudes an der Via Canova in Lugano gekrönt wurde. Dr. Adrian Künzi, der wie Steffen Tolle schon als HSG-Student den Wegelin-Spirit eingeatmet hatte und nach einem beruflichen Ausflug zu Goldman Sachs bei uns mit Erfolg den Aufbau der Niederlassungen in Lausanne und Genf an die Hand nahm – mitten im Jagdgebiet der bedeutenderen und viel ­nobleren «chers collègues» aus der Rhonestadt. Dr. Magne Orgland, der von McKinsey herkommend ein den höchsten finanztheoretischen An­sprü­chen gerecht werdendes Investment Office schuf und dessen Empfehlungen in Produkte transformierte, die während langer Zeit finanztheoretisch kaum erklärbare Überperformance lieferten. Christian Hafner, den beherzten ehemaligen UBS-Banker, der den Standort Zürich rasch ausbaute. Schliesslich Dr. Christian Raubach, dem die Aufgabe zufiel, das Geschäft mit institutionellen Anlegern in professionelle Strukturen zu giessen und entsprechende Angebote im Markt zu platzieren. Es wäre nicht falsch, hier auch noch die Namen und Leistungen der beschränkt haftenden Mitarbeiter-Teilhaber aufzuzählen. Denn sie standen vielfach den unbeschränkt Haftenden in nichts nach. Aber eigentlich geht es nicht um individuelle Namen, sondern vielmehr um die kollektive Leistungsfähigkeit Begeisterter. Unternehmerischer Höhepunkt waren dann – es mag tragikomisch im Sinne von Dürrenmatt tönen – sicherlich die drei Wochen, innerhalb derer unser Bankgeschäft verkauft werden musste. Die absolut überlebenswichtige Geheimhaltung gegen aussen und (!) innen hielt bis zur letzten Minute; am Ende waren es über 100 Vertraute, die tagsüber ihrer normalen Tätigkeit nachgingen, aber nachts und übers Wochenende am Verkauf ihres eigenen Unternehmens arbeiteten. Ein solches Ausmass an Loyalität ist schlicht einmalig und gehört zu den echten Memorabilien in der Geschichte um das Ende der ältesten Bank der Schweiz. Sie wurde mit Würde und viel Tapferkeit «gegen die Wand gefahren». Zu Schaden kam ausser uns Eigentümern niemand. Wir zahlten nicht nur die mit den amerikanischen Strafbehörden ausgehandelte Busse, sondern auch die Steuerbetreffnisse sämtlicher amerikanischen Kunden, selbst jener, die mutmasslich keine Schulden beim amerikanischen Fiskus gehabt hätten. Nichts schuldig zu bleiben, das muss das oberste Ziel seriöser Banker sein. Das tragende Fundament des ökonomischen Gesamtkunstwerks bildete gewiss die tiefe Symbiose zwischen den zwei Unterzeichnern dieses Vorworts. Gestählt und geschliffen wurden wir im Vorzimmer des damaligen SBG-Verwaltungsratspräsidenten Dr. Robert Holzach, eines fordernden und gestrengen Zuchtmeisters. Unsere Zusammenarbeit bei Wegelin glich zwei Puzzleteilen, die zwar voneinander verschieden waren, miteinander aber eine unzertrennliche Einheit bildeten. Für wichtige Entscheide folgten wir der einfachen Regel, dass nichts weiter­verfolgt wird, was nach harter Diskussion von einer Seite immer noch abgelehnt wird. Oft nahmen wir absichtlich Gegenpositionen ein, um unsere Kollegen und Mitarbeiter zu...


Schönig, Dagmar
Dagmar Schönig ist freischaffende Historikerin mit Fokus auf Finanz- und Unternehmensgeschichte. Nachdem sie jahrelang in der
internationalen Finanzindustrie gearbeitet hatte, übernahm sie 2002 die Leitung des früheren Museums Wertpapierwelt (heute
Schweizer Finanzmuseum), des ersten Museums für historische Wertschriften. Bis 2016 kuratierte sie zahlreiche Ausstellungen
zu Finanzthemen. Seit 2018 ist sie Inhaberin von Scho¨nig HiStory – Concept & Content.

Straumann, Tobias
Tobias Straumann ist Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich und leitet den Nachdiplomstudiengang MAS
Applied History. Sein Spezialgebiet ist die europäische Finanzgeschichte des 20. Jahrhunderts. Seine neusten Publikationen:

'1931 – Die Finanzkrise und Hitlers Aufstieg' (2020) und 'Unruhe im Kleinstaat – Der schweizerische Generalstreik im internationalen Vergleich' (2022, mit Martin Senn).



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