E-Book, Deutsch, Band Band 006, 467 Seiten
Schug / Meder Der Versicherungsgedanke und seine historischen Grundlagen
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86234-647-9
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band Band 006, 467 Seiten
Reihe: Beiträge zu Grundfragen des Rechts
ISBN: 978-3-86234-647-9
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Wirtschaftsgeschichte
- Wirtschaftswissenschaften Finanzsektor & Finanzdienstleistungen Versicherungswirtschaft
- Rechtswissenschaften Recht, Rechtswissenschaft Allgemein Rechtsgeschichte, Recht der Antike
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Mentalitäts- und Sozialgeschichte
- Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsgeschichte
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;5
2;Inhalt;7
3;Abkürzungsverzeichnis;19
4;1. Kapitel: Einleitung;21
4.1;I Einführung;21
4.2;II Darlegungen zur Gliederung der Arbeit;27
4.3;III Begründung der Arbeit;29
5;2. Kapitel: Prüfung der Versicherungsmerkmale;31
5.1;I Erläuterung und Begründung des Untersuchungsweges;31
5.2;II Die einzelnen Theorien;33
6;3. Kapitel: Altertum;61
6.1;I Altbabylonien (Gesetze Hammurabis);61
6.2;II Ägypten;65
6.3;III Indien;69
6.4;IV Israel;81
7;4. Kapitel: Antike;93
7.1;I Griechenland;93
7.2;II Römisches Reich;106
7.3;III Spätantike zur Zeit der Völkerwanderung;127
8;5. Kapitel: Mittelalter;133
8.1;I Gesellschafts und Wirtschaftsformen;133
8.2;II Gesellschaftsordnung;139
8.3;III Soziologischer Versicherungsbegriff;141
8.4;IV Einzelne Versicherungsmerkmale;174
8.5;V Kodifikationen;218
9;6. Kapitel: Neuzeit;219
9.1;I Gesellschafts- und Wirtschaftsformen;219
9.2;II Soziologischer Versicherungsbegriff;230
9.3;III Einzelne Versicherungsmerkmale;249
9.4;IV Rechtsformen der Versicherungsgemeinschaften;265
9.5;V Kodifikationen;267
10;7. Kapitel: Industriezeitalter;269
10.1;I Wirtschafts- und Gesellschaftsformen;269
10.2;II Soziologischer Versicherungsbegriff;282
10.3;III Einzelne Versicherungsmerkmale;292
10.4;IV Kodifikationen;300
11;8. Kapitel: Die wirtschaftliche Bedeutung von Versicherungen;303
11.1;I Der Stellenwert der Versicherungen in der Planung von Privatleuten und von Unternehmen;303
11.2;II Einzelne Risiken;304
11.3;III Volkswirtschaftliche Bedeutung der Versicherung;307
12;9. Kapitel: Historischer Vergleich des Instituts der Versicherung;319
12.1;I Begründung;319
12.2;II Rechtsvergleichung 1. Feststellung der Hauptmerkmale der Versicherung in den Gesetzen verschiedener Rechtskreise;321
13;10. Kapitel: Etymologische Betrachtung;427
13.1;I Versicherung;427
13.2;II Risiko;428
14;Literaturverzeichnis;429
14.1;I Eingearbeitete Literatur;429
14.2;II Nicht eingearbeitete Literatur;454
15;Stichwortverzeichnis;465
6. Kapitel: Neuzeit (S. 219-220)
I Gesellschafts- und Wirtschaftsformen
1. Gesellschaftsformen
Mit dem Beginn der Neuzeit ab dem Jahre 1500 war nicht automatisch eine Änderung sämtlicher gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Formen in den Staaten Europas verbunden. Vielmehr führten die seit dem Ende des 15. Jahrhunderts eingeleiteten Entdeckungen und Erfindungen und die gesellschaftlichen Änderungen zu einem Wandel in den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen. Daher greife ich in diesem Kapitel bereits solche im Abschnitt über das Mittelalter geprüften Versicherungsinstitute wieder auf, soweit sie in der Neuzeit Änderungen erfuhren. Zur Vermeidung von Wiederholungen beschränke ich mich hierbei jeweiligen veränderten Teil eines Versicherungsinstituts.
Das ausgehende Mittelalter war geprägt durch die Machtkämpfe der Königshäuser Englands, Frankreichs und der Fürsten Deutschlands, aus denen sich die endgültigen staatlichen Grenzen ergeben sollten. Dieser Prozess war erst mit dem Beginn des 19. Jahrhunderts in Europa abgeschlossen1. In der Renaissance formten sich die geistigen Grundlagen, die die Einbindung derMenschen in ihre gesellschaftlichen Gruppen aufhoben und das Individuum sahen. Verbunden war damit das Interesse an der Beobachtung des Menschen und den ihn umgebenden Kräften der Natur.
Das führte zur Lösung aus den überkommenen gesellschaftlichen und ethischen Normen und mündete durch die Tendenz zur Säkularisierung in Verbindung mit der Reformation in einen tief greifenden Wandel der Gesellschaft und der Wirtschaft2. Mit dem Vordringen des Protestantismus löste sich das wirtschaftliche Denken von der feudal geprägten naturalwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung der vorausgegangenen Jahrhunderte. Ausgehend von dem mittelalterlichchristlichen Gedanken des »ora et labora« nahmen die kaufmännischen und industriellen Tätigkeiten bald einen immer größeren Raum in der Gesellschaft ein.
Trotzdem blieb zunächst in Deutschland das Wirtschaftsdenken in der mittelalterlichen Wucherdiskussion über die Antimonopolfrage als Gegensatz zum kanonischen Zinsverbot befangen. Schließlich setzte sich im Rahmen der Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes in den Nordwesten Europas (Holland, England) das kapitalistische Wirtschaftsdenken durch4. Ausgehend von der mittelalterlichen Vorstellung, dass sich das Individuum durch das gesellschaftliche Umfeld definiert, in das es eingebettet ist, war das Interesse der Lehre ausschließlich auf den Staat ausgerichtet5.
Dessen Verkörperung war der jeweilige Fürst, in dessen Händen sich die Staatsgewalt konzentrierte. Aus diesem Grundgedanken heraus nahm der Fürst6 für sich das Recht in Anspruch, im Interesse der Versorgung der staatlichen Institutionen unmittelbar in die Wirtschaft seines Herrschaftsbereiches einzugreifen. Dieser Prozess der Staatsbildung zog sich durch das gesamte 16. Jahrhundert bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hin7. Mit dem Ende des 30-jährigen Krieges hatte sich in Europa das absolutistische Herrschaftssystem durchgesetzt.