Schwanebeck | James Bond. 100 Seiten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 100 Seiten

Reihe: Reclam 100 Seiten

Schwanebeck James Bond. 100 Seiten

Reclam 100 Seiten

E-Book, Deutsch, 100 Seiten

Reihe: Reclam 100 Seiten

ISBN: 978-3-15-961809-8
Verlag: Reclam Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Die Bond-Formel? Vollkommenes handwerkliches Geschick, eine imposante wie präzise Choreographie, Witz und Thrill – und nicht zuletzt ein trotziger Wille zum Unerklärlich-Märchenhaften."

Weltweit fiebern Bond-Fans dem letzten Kino-Abenteuer mit Hauptdarsteller Daniel Craig entgegen: "Keine Zeit zu sterben" ("No Time to Die"). Der britische Meisterspion ist moderner Mythos und popkulturelle Ikone. Doch was macht seinen globalen Erfolg aus? In 007 Kapiteln fächert Wieland Schwanebeck die Geschichte der James-Bond-Reihe auf, spürt ihren literarischen Vorbildern nach und nähert sich augenzwinkernd allem, wofür Bond steht. Von amourösen Eskapaden über spektakuläre Stunts bis hin zu finsteren Widersachern, irrwitzigen Geheimwaffen und der berühmtesten Drinkbestellung der Filmgeschichte: "Wodka Martini. Geschüttelt, nicht gerührt."
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


001 Prolog: Keiner kann es besser
002 Sein Name sei Bond
003 "Ich brauch jetzt mal einen richtigen Mann!"
004 Kiss-Kiss
005 Herren und Knechte
006 Der Botschafter von der Insel
007 "Hobbys?" – "Auferstehung!"

Im Anhang Lektüretipps


Der Leinwandheld
Zum ›Kanon‹ der James-Bond-Verfilmungen werden heute nur die von der Firma Eon produzierten Filme gezählt, aber so bruchlos, wie die offizielle Eon-Familiengeschichte suggeriert, ist Bonds Kinogeschichte nicht verlaufen. Bereits in den 1950er Jahren gab es mehrere Anläufe, die Bücher zu verfilmen, denn Fleming wartete nicht auf Offerten der ganz großen Filmstudios. Wer ihm ein halbwegs lukratives Angebot unterbreitete, konnte mit Fleming schnell ins Geschäft kommen. Die Produzentin Ann Marlow z. B. erhielt von ihm aus einer Laune heraus die Vollmacht, seine Fernseh- und Rundfunkrechte zu vertreten; als dann Flemings eigentliche Agentur den Filmdeal mit Eon vorbereitete, musste er zerknirscht den handgeschriebenen Zettel zurückfordern, mit dem er sich an Marlow gebunden hatte. Dass die offizielle James-Bond-Reihe erst 2006 eine Verfilmung des allerersten Bond-Romans stemmen konnte, hat ähnliche Gründe. Der US-amerikanische TV-Sender CBS, der stets auf der Suche nach Material für seine live ausgestrahlten Fernsehspiele war, erwarb 1954 die Rechte an Casino Royale und machte den Kalifornier Barry Nelson zum ersten James-Bond-Darsteller. Fleming verhandelte in den folgenden Jahren immer wieder mit Film- und Fernsehleuten, deren Pläne aber im Sande verliefen. Erfolg hatten dann erst zwei unabhängige Produzenten aus Nordamerika namens Harry Saltzman und Albert R. Broccoli. Ersterer hatte sich seine Sporen im Filmgeschäft mit seriösen englischen Literaturverfilmungen verdient, letzterer mit eher bescheidenem Erfolg als Regieassistent und Produzent auf seinen großen Durchbruch hingearbeitet. Saltzman erwarb bei Fleming eine Option auf das Gesamtwerk, gründete mit Broccoli 1961 Eon Productions und rang der Filmgesellschaft United Artists ein Budget von einer Million Dollar für die Produktion von Dr. No ab, dessen überraschender Erfolg einen wahrhaftigen James-Bond-Hype auslöste: Einige New Yorker Kinos sollen vierundzwanzig Stunden am Stück Feuerball (Thunderball, 1965, R: Terence Young) gezeigt haben. Binnen kurzer Zeit schossen sowohl die Budgets als auch die Einspielergebnisse der Filme in die Höhe. Der Erfolg entzweite aber auch die Produzenten. In den 1970er Jahren wechselten sich beide mit der Verantwortung für den jeweils nächsten Film ab, bevor sich der verschuldete Saltzman ausbezahlen ließ und Broccoli das alleinige Sorgerecht für 007 erhielt – noch heute produzieren seine Erben die Filme und wachen mit Argusaugen über ›ihren‹ James Bond. Dr. No bildet zwar den Auftakt der Reihe, aber die Meinungen darüber, welcher denn nun der erste ›richtige‹ James-Bond-Film ist, gehen auseinander. Ist es nicht vielleicht doch der Nachfolger, Liebesgrüße aus Moskau (From Russia with Love, 1963, R: Terence Young), der sich vom B-Movie-Charme des preiswert produzierten Erstlings emanzipiert, in dem es plötzlich auch einen wuchtigen Titelsong gibt, Bond auf Q trifft und sich mit dem ersten vermeintlich unbezwingbaren Gefolgsmann herumschlagen muss? Ist die Nr. 3, Goldfinger, das ›wahre‹ Debüt, weil hier die traditionelle Spionagegeschichte zugunsten des Fantastischen aufgegeben wird? Die Frage, wie viele dieser Bausteine ein ›richtiger‹ James-Bond-Film haben muss, befeuert noch heute Fandebatten und musste 1963 sogar vor Gericht verhandelt werden. Schuld war Fleming, der sich vor dem Eon-Angebot mit einer Reihe von Ko-Autoren selbst an einem James-Bond-Drehbuch versucht hatte. Aus dem Film wurde nichts, aber als Fleming Anfang der 1960er Jahre einen Stoff für das nächste Bond-Abenteuer brauchte, griff er kurzerhand auf das Filmexposé zurück und machte daraus den Roman Feuerball (1961). Der Produzent Kevin McClory und der Drehbuchautor Jack Whittingham bezichtigten Fleming des Plagiats und klagten auf eine adäquate Vergütung, die sie auch bekamen; zudem verweisen heutige Auflagen des Buchs Feuerball im Impressum auf Flemings Mitstreiter. Wäre es nur um ein paar vereinzelte Ideen gegangen, hätte man sich vermutlich schneller einigen können, aber die Innovationen von Feuerball – der Atomwaffenplot, der erste Auftritt des Superschurken Blofeld, das Terrornetzwerk SPECTRE – sollten zu Bond-Dauerbrennern werden und wurden von Anfang an auch in die Filme eingearbeitet. Die Klage zog also weitere Kreise, und der Gerichtsprozess führte zu einer kuriosen Konstellation: McClory bekam nämlich das Recht zugesprochen, nach zehn Jahren ein eigenes Feuerball-Remake herauszubringen. Das entstand dann mit Sag niemals nie (Never Say Never Again, 1983, R: Irvin Kershner), Sean Connerys Bond-Comeback mit 52 Jahren, in dem der Schauspieler sehr selbstironisch, aber auch mit der leicht gespenstischen Aura eines Schlafwandlers agiert, der all das schon einmal erlebt hat. Sag niemals nie genießt keinen hohen Stellenwert unter Fans, die zu viele Bond-Elemente vermissen, an denen Eon die Rechte hielt. Um Filme mit Wiedererkennungswert zu schaffen, vertraute man bei Eon jahrelang auf ein eingespieltes Team, zu dem u. a. Richard Maibaum (Drehbuch), John Barry (Musik), Ken Adam (Ausstattung), Bob Simmons (Stunts) und die später zu Regisseuren beförderten Cutter Peter Hunt und John Glen gehörten. Für die ikonischen Vorspannsequenzen sorgte erst Maurice Binder, später Daniel Kleinman. Sowohl angesichts der unübersichtlichen Gemengelage rund um Feuerball als auch der auf viele Schultern verteilten Verantwortung für die Marke Bond fragt der Schriftsteller Len Deighton: »Wer ist denn nun wirklich James Bonds Vater? Offenbar ist er ein Kind von unbekannter Herkunft. Und man braucht wohl kein Wörterbuch, um zu wissen, wozu ihn das macht.« Nicht zuletzt aus diesem Grund wird auch heute noch gern Urahne Fleming angerufen, sobald sich die James-Bond-Familie auf ihre Wurzeln besinnen möchte. Die Formel »Zurück zu Fleming!« leistet ein wenig Abbitte dafür, dass sich die Produzenten spätestens ab den 1970er Jahren lieber auf ihr eigenes Erfolgsrezept verließen, anstatt sich um Werktreue zu bemühen. Beim Dreh von Moonraker (1979, R: Lewis Gilbert) soll Broccoli gefragt worden sein, warum man nicht einfach der Romanhandlung gefolgt sei, die sei doch sehr gut gewesen. Der Produzent entgegnete, für seine Zwecke sei Flemings Geschichte zu altmodisch: »Da kommt ja nur eine poplige kleine Atombombe drin vor.« Da war es nur folgerichtig, Fleming im Vorspann nur noch die Urheberschaft an der Figur (»Roger Moore as Ian Fleming’s James Bond in …«), nicht aber an den Geschichten einzuräumen. Bis 1987 stammen alle Filmtitel noch aus dem Fleming-Archiv, aber die wenigsten greifen seine Geschichten auf. Etabliert hatten sich stattdessen die MacGuffin-Plots in der Tradition von Hitchcock: Bond verfolgt die Spur eines entwendeten Tokens (typischerweise: Mikrochips und Dechiffriergeräte), bereist malerische Reiseziele und verführt in den Verschnaufpausen seiner Schatzsuche zwei bis drei Frauen. Zum Massenphänomen wurde ein Kind der Swinging Sixties und nicht Flemings mürrischer, reaktionärer Staatsdiener. In der Verfilmung von Goldfinger watscht Sean Connery noch die Beatles mit der großväterlichen Bemerkung ab, man solle ihnen besser nicht »ohne Ohrenschützer« zuhören, aber am Ende des Jahrzehnts war er ein ebenso wichtiger Popkultur-Botschafter wie die Fab Four: jung, hip, made in Britain. (Die Beatles waren im Übrigen nicht nachtragend: Paul McCartney hat den Titelsong zu Leben und sterben lassen geliefert, Ringo Starr die aus Der Spion, der mich liebte bekannte Schauspielerin Barbara Bach geheiratet.) Die Produzenten geloben heute so regelmäßig, mit dem nächsten Projekt wieder das Andenken Flemings ehren zu wollen, wie uns das Feuilleton versichert, das neue Bob-Dylan-Album sei »das beste seit Jahren«. So wird das strategische Bekenntnis zum Autor der literarischen Vorlagen immer dann wichtig, wenn die Serie nach allzu extravaganten Ausflügen ins Fantastische wieder festen Boden unter die Füße bekommen soll. Deshalb folgte auf das Weltraumabenteuer Moonraker mit In tödlicher Mission (For Your Eyes Only, 1981, R: John Glen) der einzige wirklich geerdete Bond-Film mit Roger Moore, und auf Pierce Brosnans märchenhafte Reise im unsichtbaren Auto, Stirb an einem anderen Tag (Die Another Day, 2002, R: Lee Tamahori), der schweißtriefende Reboot mit Daniel Craig. Man macht’s nur einmal – Kuriose Premieren und Momente in der Bond-Reihe 1953 Bond meldet sich zum Dienst. (Casino Royale; Roman) 1954 Erste Verfilmung fürs US-Fernsehen (Casino Royale; TV-Film) 1961 Erstes Aufeinandertreffen mit Blofeld (Feuerball; Roman) 1962 Der erste Film der Eon-Reihe (Dr. No; Film) 1964 Bond schwängert eine Frau. (Man lebt nur zweimal; Roman) 1964 Bond disst die Beatles. (Goldfinger; Film) 1967 Bond tarnt sich als Japaner....


Wieland Schwanebeck, geb. 1984, ist als anglistischer Literatur- und Kulturwissenschaftler an der TU Dresden tätig. Er lehrt und forscht u. a. zu Männlichkeit, Hochstapelei, Humor und britischer Filmgeschichte.


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