Sebaldt / Gast | Politische Führung in westlichen Regierungssystemen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 373 Seiten, eBook

Sebaldt / Gast Politische Führung in westlichen Regierungssystemen

Theorie und Praxis im internationalen Vergleich
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-531-91929-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Theorie und Praxis im internationalen Vergleich

E-Book, Deutsch, 373 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-91929-4
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Explorative Studien weisen seit langem darauf hin, dass die Führungsstile von Regierungschefs im internationalen Vergleich deutlich variieren. Dieser Sammelband geht diesem Sachverhalt genauer auf den Grund und zeigt Gemeinsamkeiten und Unterschiede politischer Führungsmuster in komparativer Perspektive auf. In elf Fallstudien werden die Führungsstile in parlamentarischen und präsidentiellen Regierungssystemen, in föderalen und einheitsstaatlichen Ordnungen sowie in etablierten Demokratien und Transformationsstaaten dargestellt. Beiträge zum Stand der interdisziplinären Führungsforschung erschließen zudem den nötigen theoretischen Rahmen, um die Ergebnisse zu erklären.

Dr. Martin Sebaldt ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Regensburg.

Henrik Gast ist Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg.

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1;Inhalt;5
2;Vorwort;7
3;Einführung und theoretische Grundlagen;9
3.1;Politische Führung als politikwissenschaftliches Problem: zur Einführung in den Gegenstand;10
3.1.1;1 Politische Führung und „Leadership“: die Fragestellung;10
3.1.2;2 Die Exekutivforschung – ein unterbelichtetes Feld?;10
3.1.3;3 Was heißt eigentlich „politische Führung“?;11
3.1.4;4 Das integrative Paradigma des interaktionistischen Ansatzes;14
3.1.5;5 Allgemeine Defizite der politikwissenschaftlichen Führungsforschung;25
3.1.6;6 Die interdisziplinäre Zukunftsperspektive der Führungsforschung;27
3.2;Politische Führung als Gegenstand interdisziplinärer Theorieforschung: Erträge und Defizite;33
3.2.1;1 Die multidisziplinäre Führungsforschung – ein unübersehbares Feld?;33
3.2.2;2 Die institutionellen Rahmenbedingungen im Fokus der Theoriebildung;34
3.2.3;3 Die Bezugsgruppen im Fokus der Theoriebildung;36
3.2.4;4 Der Führer im Fokus der Theoriebildung;45
3.2.5;5 Die Multiperspektivität als Gewinn – ein Fazit;58
4;Politische Führung im Parlamentarismus;68
4.1;Politische Führung in der Westminster-Demokratie: Großbritannien;69
4.1.1;1 Cabinet Government vs. Prime Ministerial Government – eine endlose Debatte im Lichte unterschiedlicher Premierminister?;69
4.1.2;2 Führungskontext und handlungsstärkende Faktoren;70
4.1.3;3 Handlungslimitierende Faktoren britischer Premierminister;77
4.1.4;4 Anforderungen, Profile und persönliche Führungsstile britischer Premierminister;79
4.1.5;5 Premierminister und ihre Umweltbedingungen;89
4.2;Politische Führung in der Kanzlerdemokratie: die Bundesrepublik Deutschland;93
4.2.1;1 Der Streit um die „Kanzlerdemokratie“ – eine deutsche Diskussion um „Führung“;93
4.2.2;2 Die Rolle des Führungskontextes: handlungsstärkende Faktoren;94
4.2.3;3 Die Rolle des Führungskontextes: die handlungslimitierenden Faktoren;96
4.2.4;4 Anforderungen und Profile der Bundeskanzler;104
4.2.5;5 Bundeskanzler und ihre Umweltbedingungen: ein Fazit;113
4.3;Politische Führung im Staat der Autonomen Gemeinschaften: Spanien;119
4.3.1;1 Präsidentielle Führung in einer parlamentarischen Monarchie?;119
4.3.2;2 Rahmenbedingungen politischer Führung in Spanien: die Vetospieler des Ministerpräsidenten;120
4.3.3;3 Der Ministerpräsident und seine umfangreichen Ressourcen;128
4.3.4;4 Der Ministerpräsident: Anforderungen, Profile und persönliche Führungsstile;130
4.3.5;5 Der spanische Ministerpräsident – Umweltbedingungen und Führungsmuster;141
4.4;Politische Führung zwischen „Erster“ und „Zweiter“ Republik: Italien;146
4.4.1;1 Die italienische Politik im Umbruch;146
4.4.2;2 Forschungsstand;147
4.4.3;3 Strukturelle Bedingungen der politischen Führung: von der fragmentierten Konsensdemokratie zur unvollendeten Mehrheitsdemokratie;148
4.4.4;4 Strukturelle Handlungsressourcen: Der Regierungschef in sich wandelnden Bündniskonstellationen;151
4.4.5;5 Politische Führung in der „Zweiten“ Republik: Berlusconi und Prodi als Typen oder Ausnahmen?;159
4.4.6;6 Fazit;165
5;Politische Führung im Präsidentialismus;169
5.1;Politische Führung im klassischen Präsidentialismus: die USA;170
5.1.1;1 Politische Führung in den USA: zum Forschungsstand;170
5.1.2;2 Rahmenbedingungen der politischen Führung in den USA: handlungsstärkende Faktoren;171
5.1.3;Der Präsident;173
5.1.4;3 Limitierung der Macht: Handlungsrestriktionen der US-Präsidenten;175
5.1.5;4 Anforderungen, Profile und persönliche Führungsstile;180
5.1.6;5 US-Präsidenten und ihre Umweltbedingungen: ein Fazit;188
5.2;Politische Führung im Koalitionspräsidentialismus: Brasilien;193
5.2.1;1 Präsidentialismus und politische Führung in Lateinamerika;193
5.2.2;2 Das politische System Brasiliens: eine kurze Einführung;194
5.2.3;3 Handlungsressourcen des Präsidenten;196
5.2.4;4 Handlungsrestriktionen des Präsidenten;198
5.2.5;5 Führungsstile und Profile brasilianischer Präsidenten;201
5.2.6;6 Zusammenfassung und Ausblick;205
5.3;Politische Führung im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung: Argentinien;209
5.3.1;1 Politische Führung in Argentinien zwischen Militär und Populismus;209
5.3.2;2 Historische und kulturelle Rahmenbedingungen politischer Führung;210
5.3.3;3 Institutionelle Handlungsressourcen des Präsidenten;214
5.3.4;4 Institutionelle Handlungsbegrenzungen des Präsidenten;216
5.3.5;5 Führungsstile und Profile argentinischer Präsidenten;218
5.3.6;6 Politische Führung zwischen Personenkult und Instabilität – ein Fazit;221
5.4;Politische Führung nach dem Ende der Militärdiktatur: das Fallbeispiel Chile;225
5.4.1;1 Die Pinochet-Diktatur: täglicher Begleiter der demokratischen Führung Chiles;225
5.4.2;2 Rollenerwartungen als Handlungsressourcen und -limitationen politischer Führung: verfassungsrechtliche Normen und gesellschaftliche Erwartungen;226
5.4.3;3 Die Präsidenten der jungen chilenischen Demokratie: Persönlichkeitsprofile;236
5.4.4;4 Der chilenische Präsident und seine Umweltbedingungen:;244
6;Politische Führung in Semipräsidentialismus und Direktorialsystem;251
6.1;Politische Führung im Semipräsidentialismus: das Fallbeispiel Frankreich;252
6.1.1;1 Der Semipräsidentialismus in der französischen Politikwissenschaft;252
6.1.2;2 Die Rolle des Führungskontextes: die handlungsstärkenden Faktoren;253
6.1.3;3 Die Rolle des Führungskontextes: die handlungslimitierenden Faktoren;255
6.1.4;4 Profile der französischen Staatspräsidenten;263
6.1.5;5 Politische Führung im Semipräsidentialismus: ein Fazit;271
6.2;Politische Führung im Direktorialsystem: die Schweiz;276
6.2.1;1 Politische Führung im Schatten der Konkordanz- und Referendumsdemokratie;276
6.2.2;2 Die strukturellen Bedingungen der politischen Führung;278
6.2.3;3 Die formalen und faktischen Handlungsressourcen des Bundesrates als direktoriales Führungsorgan;283
6.2.4;4 Persönliche Eigenschaften und interner Kommunikationsstil;292
6.2.5;5 Fazit;295
7;Politische Führung in der Europäischen Union;299
7.1;Politische Führung im supranationalen Mehrebenensystem: die Europäische Union1;300
7.1.1;1 Einleitung;300
7.1.2;2 Politische Führung in supranationalen Mehrebenensystemen als theoretisches Problem;302
7.1.3;3 Politische Führung I: die Akteure des europäischen Mehrebenensystems und ihre Fähigkeit zur Ausübung von Führung5;307
7.1.4;4 Politische Führung II: Systemebenen, Machtressourcen und Entscheidungen im europäischen Supranationalismus;312
7.1.5;5 Schlussbetrachtung;320
8;Folgerungen;326
8.1;Die Muster politischer Führung in westlichen Regierungssystemen: empirische Befunde im Vergleich;327
8.1.1;1 Der Vergleich politischer Führungsmuster als Herausforderung: zur Einführung;327
8.1.2;2 Führung und Kontext: die generellen Profile der politischen Systeme im Vergleich;328
8.1.3;3 Strukturen als Handlungsressourcen und -restriktionen: komparative Befunde;329
8.1.4;4 Führungsprofile und Führungstypen: personen- und systemspezifische Erkenntnisse;342
8.1.5;5 Führung als strukturelle und personelle Herausforderung: ein typologisches Fazit;348
8.2;Die Praxis politischer Führung und ihre wissenschaftliche Erklärung: theoretische Folgerungen für die Leadership- Forschung;354
8.2.1;1 Die Kontextabhängigkeit politischer Führungsmuster: der Ausgangsbefund;354
8.2.2;2 Politische Führung und Individuum: personenzentrierte Aspekte;356
8.2.3;3 Politische Führung und Kontext: umweltbezogene Aspekte;361
8.2.4;4 Fazit;366
9;Autorenverzeichnis;370

Einführung und theoretische Grundlagen.- Politische Führung als politikwissenschaftliches Problem: zur Einführung in den Gegenstand.- Politische Führung als Gegenstand interdisziplinärer Theorieforschung: Erträge und Defizite.- Politische Führung im Parlamentarismus.- Politische Führung in der Westminster-Demokratie: Großbritannien.- Politische Führung in der Kanzlerdemokratie: die Bundesrepublik Deutschland.- Politische Führung im Staat der Autonomen Gemeinschaften: Spanien.- Politische Führung zwischen „Erster“ und „Zweiter“ Republik: Italien.- Politische Führung im Präsidentialismus.- Politische Führung im klassischen Präsidentialismus: die USA.- Politische Führung im Koalitionspräsidentialismus: Brasilien.- Politische Führung im Zeichen der Vergangenheitsbewältigung: Argentinien.- Politische Führung nach dem Ende der Militärdiktatur: das Fallbeispiel Chile.- Politische Führung in Semipräsidentialismus und Direktorialsystem.- Politische Führung im Semipräsidentialismus: das Fallbeispiel Frankreich.- Politische Führung im Direktorialsystem: die Schweiz.- Politische Führung in der Europäischen Union.- Politische Führung im supranationalen Mehrebenensystem: die Europäische Union.- Folgerungen.- Die Muster politischer Führung in westlichen Regierungssystemen: empirische Befunde im Vergleich.- Die Praxis politischer Führung und ihre wissenschaftliche Erklärung: theoretische Folgerungen für die Leadership-Forschung.


Politische Führung im Semipräsidentialismus: das Fallbeispiel Frankreich (S. 257-258)

Nina Huthöfer

1 Der Semipräsidentialismus in der französischen Politikwissenschaft

Die Auseinandersetzung mit dem Gegenstand der politischen Führung in Frankreich ist so alt wie die V. Republik selbst. Sie stand meist im Zusammenhang mit der typologischen Einordnung des Systems. Seit 1958 fragen sich Wissenschaftler, ob es sich beim französischen System um eine monarchie présidentielle oder eine dyarchie parlementaire handelt.

Der erste Präsident, Charles de Gaulle, gab der Diskussion zusätzlich Nahrung, da er die Kompetenzen des Präsidenten über den Verfassungstext hinaus ausweitete. Zum Kreis dieser Wissenschaftler, die sich mit dem Verhältnis zwischen Staatspräsident und Premierminister auseinandergesetzt haben, gehören etwa Jean Massot (1987, 1993, 2001) oder Philippe Ardant (1987).

Neuen Auftrieb bekam die Diskussion jeweils während Phasen politischer Cohabitation. Anders als befürchtet zerbrach das System an dieser Belastungsprobe nicht, auch wenn der Premierminister die politische Führung übernahm und die Rolle des Staatsoberhaupts stärker auf ihre repräsentativen Funktionen reduziert wurde (siehe etwa Ardant 1999; Rouvillois 2001).

Hubert Beuve-Méry, Journalist und Gründer der Zeitung Le Monde, benutzte den Begriff des semipräsidentiellen Systems im Jahr 1959 als Erster, ohne ihn jedoch näher zu definieren (Elgie 2004a: 1). Im Jahr 1970 führte Maurice Duverger den Begriff in die französische Politikwissenschaft ein.1 Er bezeichnete das politische System der V. Republik aufgrund der Verschmelzung von Merkmalen präsidentieller und parlamentarischer Regierungssysteme als semipräsidentiell (Duverger 1970: 277).

In der Praxis überwiegt bei parteipolitischer Übereinstimmung innerhalb der Exekutive der präsidentielle Charakter des Systems, in Zeiten einer Cohabitation dagegen ist die Nähe zum parlamentarischen Regierungssystem größer. Duverger arbeitete die Besonderheiten des Semipräsidentialismus sukzessive stärker heraus (Duverger 1974, 1978 und 1980). Durch seine Vorarbeit entstand in Frankreich Ende der 1970er Jahre eine rege Diskussion (Elgie 2004a: 1).

Außerhalb Frankreichs erregte die Theorie des Semipräsidentialismus erst in den 1980er Jahren das Interesse der Forschungsgemeinde. Gegenwärtig gibt es wenig Neues zum Konzept des Semipräsidentialismus, obwohl es immer wieder kritisiert wurde. Die Kritik beruhte insbesondere auf Unklarheiten bezüglich der Definition des Begriffs und der Klassifizierung von Ländern, die diesem Typ entsprechen (Elgie 2004a: 2ff.).

Den Semipräsidentialismus als eigenen Systemtyp zu bewerten, ist selbst innerhalb Frankreichs umstritten.2 „Largement adoptée […] la notion de regime semi-présidentiel est encore controversée en France. […] la plupart des constituionnalistes de l’hexagone (mis à part les plus sérieux) rendent encore un culte fétichiste à cette vision dualiste [régime parlementaire et présidentiel] et jugent sacrilege qu’on propose de la completer par un modèle nouveau […]“ (Duverger 1992: 901f.).


Dr. Martin Sebaldt ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Regensburg.

Henrik Gast ist Politikwissenschaftler an der Universität Regensburg.



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