Sickel | Voll Verwünscht | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

Sickel Voll Verwünscht


1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-945230-76-3
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 312 Seiten

ISBN: 978-3-945230-76-3
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Funtastik ist und bleibt ein Markenzeichen des Verlages. Manchmal haben wir eigene Ideen, manchmal kommen sie von außen. Nele Sickel hatte Vorstellungen, was eigentlich ist, wenn Wünsche ein wenig anders erfüllt oder interpretiert werden, wie es sich der Wünschende eigentlich vorstellt. Aus der Idee wurde dann schnell ein Projekt. Und dann eine Anthologie.

Es fängt harmlos an: Ein Surren in der milchigen Flasche, ein Schmierfleck auf der Öllampe, eine Münze am Brunnenrand, ein Klopfen an der Wichteltür. Schon wird entkorkt, gerieben, geworfen und geöffnet, was nie geöffnet werden sollte. Dann MUSS gewünscht werden.

Was, wenn der Flaschengeist erkältet ist? Oder urlaubsreif? Die Wunschmaschine eine Erfüllung kreativ umsetzt oder der Brief für den Weihnachtsmann an den Falschen gerät?

21 funtastische Geschichten gehen diesen und anderen abenteuerlichen Fragen auf den Grund. Taucht ein und erlebt flapsige Feen, vertrottelte Trolle und schrullige Schrate. Ihr werdet lachen, fluchen, weinen und an eurem Verstand zweifeln – und vielleicht werdet ihr euch wünschen, hier und da dabei gewesen zu sein.

Aber Vorsicht: Alle Wünsche auf eigene Gefahr!

Mit dabei sind folgende teuflischen Autorinnen und Autoren:

Bernd Schneider - Die Wunsch-Versehrten

Cel Silen - Ein gutes Geschäft?

Jelena Moesus - Rot trägt nicht nur der Weihnachtsmann

Julia Freyer - GeWünschtT

Mailin Weder - Auf lock wünschen

Thomas Heidemann - Flibo und der mächtige Wumms

Melanie Petri - Der Lillet-Fee

Nicola Hölderle - Dein Wunsch ist mir Befehl

Joshua Friedrichs - Die Rückkehr der nicht mehr ganz so veganen Veganer:innen

Christiane Richter - Rosarot mit Primellust

Nele Sickel - Mehl nach Gefühl

Wilhelm Hager - Wunschlos glücklich?

Friederike Stein - Hatschi!

Jörg Fuchs Alameda - Fridtjof und die Wish Spell Academy

Jessie Weber - Vom Wünschen und Würzen

Tanja Kummer - Verwünscht?

Helmi - Rumors – alles nur Gerüchte

Dennis Puplicks - Es wächst ein Groll in meinem Bauch

Andreas Zwengel - Der Mann in Rot

Christoph Steinert - Die Wunschmaschine

Nele Sickel (Herausgeberin)

Cover: Christine Schicht

Taschenbuch, 312 Seiten

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Die Wunsch-Versehrten
  Kapitel 1: Willkommen bei den Versehrten »Hallo mein Name ist Al und ich bin Wunsch-Versehrter.« »Hallo, Al«, antwortet der Chor. Al setzt sich wieder. Er hat schon vor der Sitzung erklärt, dass er sich heute noch nicht öffnen möchte. Das ist in Ordnung. Vorerst kann er nur zuhören und die anderen unterstützen. Nach und nach erzählen drei von ihnen, die am heutigen Meeting teilnehmen, ihre Geschichten. Al fühlt einen Bezug zu jeder davon. Wer so lange im Wunsch-Business ist wie er, hat wohl schon alles erlebt. Nach knapp einer Stunde ist die Sitzung vorbei. Um noch nicht nach Hause zu müssen, begibt Al sich an die Snack-Bar. Gerade, als er sich einen Kaffee einschenkt, stößt ihn einer der anderen Teilnehmer an. Er nickt Al zu und öffnet einhändig, ohne hinzusehen, eine Bierflasche an der Tischkante. »Erster Tag, stimmt’s?« Al starrt sein Gegenüber zuerst nur verwirrt an. Es ist schon ein seltsames Kerlchen, das ihn da angesprochen hat. Klein, rundlich, mit blonden Locken und roten Backen schaut ihn der Typ mit glasigen Augen an. Er trägt eine weiße Toga. Al wird mit Schrecken klar, dass sein Gesprächspartner vermutlich nichts unter seiner ausgefallenen Robe trägt. Die ausbleibende Antwort scheint ihn nicht zu stören. Im Gegenteil, er plappert munter weiter. »Jaja, ist hart am Anfang. Aber weißt du, einige von uns machen das schon verdammt lange. Mir halten sie alle eine Sache von vor tausend Jahren vor. Kannst dir das vorstellen?« Al muss sich wirklich anstrengen, um den Worten zu folgen. Der Toga-Typ lallt gewaltig. Bevor Al nachfragen kann, geht der Redeschwall weiter. »Alles, was ich anpacke, soll zu Gold werden. Das hat dieser Idiot gesagt. Wörtlich. Wörtlich hat er das gesagt. Ehrenwort.« Langsam dämmert Al, wen er da vor sich hat. »Oh, wie unfreundlich. Dio mein Name. Haste dir wahrscheinlich schon gedacht. Wegen der blöden Story mit Midas kennt mich ja jeder heutzutage. Er hats genau so gewollt. Alles zu Gold. Dieser blöde Sack.« Dio trinkt sein Bier in einem Zug leer und während er aus dem Kasten unter dem Tisch das nächste hervorkramt, sucht Al mit den Augen nach dem Ausgang und denkt darüber nach, wie viele Sekunden er braucht, um die Tür zu erreichen. Oder sollte er sich entschuldigen, weil er seine Katze füttern müsste? Den Ofen vergessen? Einen Herzinfarkt simulieren? Noch während er sich seinen Fluchtplan zurechtlegt, richtet Dio sich wieder auf und öffnet das nächste Bier genauso wie das erste, während er weiter redet. »Nur diese eine Story, das ist alles, woran sich die Menschen heute noch erinnern. Er wollte reich werden und ich hätte ihn verflucht. Das ist einfach gelogen. Dieser Idiot wollte es so!« Nachdem Al zum wiederholten Mal dazu ansetzt, etwas zu sagen, und Dio ungebremst weiter quatscht, beschließt er, bei der nächsten Gelegenheit seinen Fluchtplan in die Tat umzusetzen. Dio wird es wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Seine Stimme wird immer lauter und er wird immer wütender, nachdem er auch das nächste Bier in einem Zug getrunken hat. Al ist sich sicher, dass es heute nicht seine ersten waren. »Ich bin Dionysos verdammt noch mal! Der Gott der Partys. Ich habe den Menschen Alkohol und gute Stimmung gebracht. Und wie danken sie es mir? Ich bin für sie der Depp, der Midas zur Goldschleuder gemacht hat. Versteht ihr’s nicht? Er konnte sich wieder heilen, weil er mich gefragt hat. Die Nummer hat nur zwei Tage gedauert. Wir haben noch Jahre darüber gelacht.« Tränen laufen über seine Wangen und er krallt sich in das Tischtuch. Mittlerweile brüllt er mehr, als dass er redet. Die leere Flasche hat er einfach gegen die Wand geschleudert und sich sofort eine neue gegriffen. Al geht mit langsamen Schritten rückwärts weiter in Richtung Tür. Er drückt bereits die Klinke nach unten, während Dio weiter zetert. Mittlerweile weint er hysterisch. »Ich hatte einen zu viel getrunken. Mein Gott, ich dachte, er meint es so. Es war ein Unfall. Ein Unfall, verdammt! Nur’n Unfallllll.« Während Al zur Bushaltestelle schlurft, hört er Dio im Gebäude weiter schreien und schimpfen. Er fühlt sich schlecht, weil er den armen Kerl alleine gelassen hat, aber die Situation war ihm einfach zu viel und zu surreal. Dios Geschichte war extremer als das, was die anderen erzählt hatten. Als der Bus vorfährt, fragt er sich, ob es wirklich einen Sinn hat, noch mal hierher zu kommen. Gleichzeitig fragt er sich, was ihn am Termin nächste Woche erwartet.   Kapitel 2: Alles für die Likes Eine Woche später findet das nächste Treffen der Selbsthilfegruppe statt. Al nimmt im Stuhlkreis Platz und lässt den Blick durch die Runde schweifen. Auch Dionysos ist wieder da. Er sieht noch wesentlich betrunkener aus als bei ihrem letzten Treffen und vermeidet es panisch, Al in die Augen zu schauen. Ihm scheint die ganze Sache wohl doch etwas peinlich zu sein. Nach der Begrüßung fragt der Therapeut, wer sich öffnen möchte, und sofort fiept eine helle Stimme: »Ich!« Von einem Stuhl, von dem Al dachte, er sei leer, saust eine kleine Fee nach oben. Sie ist maximal zwanzig Zentimeter groß und schwirrt ganz aufgeregt hin und her. Die glitzernden Flügelchen und das rosa Kleid stehen im Kontrast zu ihren schwarz gefärbten Haaren, den Piercings und ihrem Arm voller Tattoos. »Aber ich brauche noch einen Moment.« Sie saust im Sturzflug zurück auf die Sitzfläche und wuchtet ein Zigarettenpäckchen auf. Auch, wenn es eine Packung wie jede andere ist, die man am Automaten um die Ecke kaufen kann, so sieht es bei der Fee aus, als würde sie einen Pkw stemmen. Nach einigen Sekunden schleift sie eine Zigarette aus der Schachtel und legt sie auf den Stuhl. Nun beginnt sie, an einem Feuerzeug zu zerren, das auch in der Box steckt. Ihre Flügelchen surren immer lauter und Al ist sich sicher, langsam kleine Schweißperlen auf der Stirn der Fee zu erkennen. Schließlich hat sie es geschafft und stellt das Feuerzeug aufrecht hin. Mit der Zigarette in beiden Händen springt sie mit den Füßen auf das Feuerzeug. Al ist sich sicher, dass höchstens die Fee dabei in Flammen aufgeht, doch direkt beim ersten Versuch glimmt die Zigarette auf und die Fee nimmt einen tiefen Zug. Al klappt beinahe der Kiefer herunter. Mit der Fluppe in den Händen schwirrt die kleine Fee wieder ein Stück nach oben und fängt an. »Ich bin Glitter. Wie ihr seht, bin ich eine Fee.« Sie schaut kurz in die Runde und begreift, dass die anderen auf etwas Bestimmtes warten. »Ach ja und ich bin eine Wunsch-Versehrte.« »Hallo, Glitter.« Der Chor hatte, was er wollte, und Glitter konnte mit ihrer Geschichte beginnen. »Ihr wisst, wie das läuft: Alle paar Hundert Jahre suchen wir Feen uns einen Menschen aus, dem wir erscheinen und dem wir drei Wünsche erfüllen. Dafür gibt es von der Gewerkschaft Kohle und wir haben wieder ein paar Jahrhunderte Ruhe.« Einige der Anwesenden nickten langsam, andere ließen ein leises »ah« ertönen. »Es war letztes Jahr im Sommer. Meine Finanzen waren aufgebraucht. Diese scheiß Dinger werden immer teurer und mittlerweile verbrauche ich eine Zigarette pro Woche. Habt ihr eine Ahnung, wie aufwendig es ist, sie jedes Mal aus zu kriegen und rumzuschleppen?« Sie nahm einen tiefen Zug an der Zigarette in ihren Händen, die dabei kaum aufglühte. »Ich hab mir also einen Namen zuweisen lassen und mich in ihr Zimmer gezaubert. Ein junges Mädchen. Gerade siebzehn und bildhübsch. Ein Job wie Tausende andere. Ein Pferd, ein Prinz, eine Hochzeit.« Sie nutzt die dramatische Pause, um einen weiteren Zug an der Zigarette zu nehmen. Danach schleudert sie diese wie aus dem Nichts in weitem Bogen davon und fängt an zu schreien. In Feen-Maßstäben heißt das, die Zigarette plumpst auf den Stuhl und Al hört das leise Fiepen der Fee ein kleines Bisschen lauter. »Denkste! ›Ich will eine Million Follower haben!‹, hat sie zu mir gesagt. FOLLOWER! Was soll das bitte sein? Wer will schon verfolgt werden? Früher wollten die Leute noch ihre Ruhe.« Aufgeregt fängt die Fee an, über dem Stuhl kleine Kreise zu fliegen. Sie redet sich immer mehr in Rage. »Fünfmal hab ich sie gefragt. ›Ja, das ist mein Ernst‹, hat sie immer wieder gesagt. Ich hab nur meinen Job gemacht! Eine Millionen Follower waren bestellt – eine Million Verfolger hab ich ihr geliefert. Und wie immer, wenn eine Gruppe Menschen eine Rothaarige verfolgen, ist das schlecht für sie ausgegangen. Ich weiß nicht, wieso sie das unbedingt wollte. Immerhin, eine Million Menschen können einen wirklich beeindruckenden Scheiterhaufen für nur eine Person bauen.« Ihre kleinen Runden werden immer schneller, während sie spricht. Mittlerweile rast sie nur so durch die Luft. »Erst als sie nur noch Asche war und ich den Anschiss meines Lebens von der Gewerkschaftsvertreterin bekommen habe, hat mir jemand gesagt, was man heute unter Followern versteht. Wusstet ihr, dass diese Teenager es mögen, wenn Leute in diesem Internet-Ding ihnen zusehen, wie sie dumme Sachen tun? Einige können damit Geld verdienen. Wieso sagt einem das keiner in einer Fortbildung?« Abrupt stoppt Glitter ihre wilde Raserei und stürzt sich zurück auf die Sitzfläche. Sofort beginnt sie wieder mit der Schwerstarbeit, sich ihre Zigarette anzuzünden. Al ist fassungslos und fasziniert zugleich. Er wusste bisher auch nicht, was Follower sind. Auch wenn ihm die anderen leidtun, übt es eine gewisse Faszination auf ihn aus, zu hören, wie seine Wunsch-Kollegen in ihrem Job gescheitert...



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