E-Book, Deutsch, Band 1, 576 Seiten
Reihe: Equalizer
Sloan EQUALIZER
überarbeitete Ausgabe
ISBN: 978-3-95835-461-6
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thriller
E-Book, Deutsch, Band 1, 576 Seiten
Reihe: Equalizer
ISBN: 978-3-95835-461-6
Verlag: Luzifer-Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Michael Sloan, der Miterfinder der Kultserie 'Der Equalizer - Der Schutzengel von New York' - welche die Basis für das Kino-Remake mit Denzel Washington in der Titelrolle bildet - führt die Geschichte um den mysteriösen ehemaligen Geheimagenten Robert McCall fort, der immer dann zur Stelle ist, wenn Menschen in ausweglosen Situationen seine speziellen und oftmals tödlichen Fähigkeiten benötigen. Haben Sie Schwierigkeiten? Wissen Sie keinen Ausweg mehr? Dann rufen Sie den Equalizer. Robert McCall, ehemaliger Geheimagent der CIA, ist ein Mann mit einer dunklen Vergangenheit. In dem Versuch, die Sünden seines früheren Lebens abzugelten, bietet er Menschen, die in Not geraten sind, unentgeltlich seine Dienste als Problemlöser, Beschützer und Ermittler an. Wer seine Hilfe sucht, findet ihn über Anzeigen in Zeitungen und im Internet. 'Haben Sie Schwierigkeiten? Wissen Sie keinen Ausweg mehr? Dann rufen Sie den Equalizer.' Unterstützt von einer Reihe mysteriöser Kontakte, die zum Teil noch aus seiner Zeit als Geheimagent stammen, sorgt McCall auf den Straßen von New York City für Gerechtigkeit. Im diesem Roman, der auf der Fernsehserie basiert und inhaltlich kurz vor den Ereignissen des ersten Kinofilms angesiedelt ist, muss McCall eine unschuldige Frau beschützen und gegen einen alten Feind antreten - einen tschetschenischen Nachtklubbesitzer, der nun ein Netzwerk aus Elite-Attentätern betreibt.
Michael Sloan, der als einer der produktivsten Autoren der Achtziger- und Neunzigerjahre gilt, schrieb und produzierte über 300 Stunden bester Fernsehunterhaltung. Zu seinen Schöpfungen zählen Kultserien wie die originale 'Kampfstern Galactica'-Serie oder 'Der Equalizer - Der Schutzengel von New York'. Für das Kino-Remake der Serie unter der Regie von Antoine Fuqua (mit Denzel Washington in der Rolle des charismatischen ?Equalizers? Robert McCall) trat er als Produzent auf. Als treibende Kraft hinter dem 'Equalizer'-Franchise schuf Michael Sloan bislang zwei eigenständige Romanfortsetzungen, die zeitlich nach dem ersten Teil der Kinofilmreihe angesiedelt sind. Michael Sloan ist mit der amerikanischen Schauspielerin Melissa Anderson verheiratet und Vater von zwei Kindern.
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Kapitel 1
Robert McCall blieb am Eingang einer engen Gasse stehen. Sie verlief hinter einer Reihe von Geschäften in der Broome Street am Rande von Greenwich Village. Er war schon Tausende Male daran vorbeigekommen und hatte sich bisher nicht einmal die Mühe gemacht, hineinzusehen. Er wusste, was darin war: überquellende Müllcontainer, ein dünner Teppich aus Müll, zerdrückte Dosen und Wasserflaschen, gebrauchte Kondome, Zigarettenkippen, weggeworfene Zeitungen, zerknüllte Flyer, verteiltes Konfetti, als hätte jemand versucht, das trostlose Grau mit ein wenig Farbe zu versehen. Die Türen auf der linken Seite führten in die Hinterzimmer der Geschäfte, ein Copyshop, ein Blumenladen, ein chinesisches Restaurant, ein Tante-Emma-Laden. Es gab zwei eiserne Türen auf der rechten Seite, die verbogen an rostigen Angeln hingen. Am anderen Ende der Gasse war eine Landschaft aus großen, zusammengestellten Pappkartons: die Behausungen von Menschen. Der schwarze Zuhälter war schwarz gekleidet, damit war er nur ein Schatten unter Schatten, und er bewegte sich unvorhersehbar, während seine Faust wieder nach unten in das Gesicht des Mädchens sauste. Es sah aus, als würde er ihr den Wangenknochen brechen. Ihre Augen waren beide blau geschlagen. Blut rann ihr aus der Nase. Der vorherige Schlag hatte sie fast gebrochen. McCall sah die Furchen um die Nasenlöcher, die das Koks hinterlassen hatte. Der Zuhälter war schlank, glatzköpfig, ungefähr Mitte zwanzig. Das T-Shirt mit den abgeschnittenen Ärmeln enthüllte die Tattoos auf den Armen: Schlangen und Meerjungfrauen. Er war groß, wohl über 1,90 Meter. Er schüttelte seine weiße Prostituierte, als würde sie nicht auf die Tirade in seinem Kopf hören. Seine Hände mit den Ringen waren die einzigen hellen Punkte im Zwielicht. Die vielen Ringe und Kettchen fingen das fahle Morgenlicht ein, das die Gasse spärlich erhellte. Das Mädchen war vielleicht 17 oder 18, schätzte McCall. Sie sah dünn und ausgezehrt aus, trug eine ramponierte Jeans und ein Trägertop, das der Zuhälter ihr fast vom Leib gerissen hatte. Eine Sicherheitsnadel baumelte von ihrem Nabel. Die Jeans waren an einigen Stellen zerfetzt und man sah Einstichstellen an ihren Beinen. Sie trug Sandalen. Ihre Zehennägel waren glitzernd pink lackiert. Das Haar wirkte wie dreckiges, blondes Seegras, das über ihr Gesicht hing, aber McCall sah ihre Augen blitzen, aufgerissen und ängstlich, bevor sie sie fest zukniff in Erwartung des nächsten Schlages. Sie war schon früher verprügelt worden. Er hatte sie in der Gegend gesehen, das Make-up fachmännisch aufgetragen, um die blauen Flecken zu verdecken. Aber diesmal war es anders. Sie wusste es und McCall wusste es. Ihr Zuhälter war aus irgendeinem Grund rasend vor Wut. Vielleicht hatte sie ihn hingehalten. Vielleicht hatte sie das Geld eines Freiers eingesteckt und sich ein Glas Wein und ein Sandwich in einem Bistro in der Innenstadt gegönnt, nur um eine Stunde so zu tun, als wäre ihr Leben nicht ein einziger Albtraum. McCall sah sie, völlig irrational, als ein Kind, das lachend auf einem Spielplatz herumrennt, ihren zehnten Geburtstag feiert, ein Teenager, der mit seinen Freunden über Facebook chattet, die Bilder strömten alle in einem Sekundenbruchteil auf ihn ein. Klischees, das war ihm klar, aber das war es, was ihm durch den Kopf ging. Dann Bilder von ihr, wie sie älter war, jemand, der ein paar Lines Koks auslegte, ihr einen zusammengerollten Dollarschein gab, mach ruhig, das ist ein geiler Kick, das ganze Gerede von Sucht ist doch Bullshit, du entscheidest selbst, was du tust. Sie mochte es. Sie hatte es noch mal genommen. Dann hatte sie angefangen zu fixen. Heroin war wieder in Mode. Sie hatte begonnen anzuschaffen, keine große Sache, sie mochte Sex. Aber dann wurde ihr klar, dass es nicht um Sex ging, es ging um Sucht und Schmerz und darum, kontrolliert zu werden. All das zählte nicht mehr. McCall war es egal. Das ging ihn nichts an. Er war schon seit neun Monaten vom Radar verschwunden. Hatte sich unauffällig verhalten. Sie war nicht die erste Nutte, die auf der Straße vor seinen Augen verprügelt wurde. Und er wollte nicht zu spät kommen. Er war unterwegs, um seinen Sohn Scott zu sehen. Er würde die Linie eins in der U-Bahnstation an der 23rd Street erwischen und damit zum Columbus Circle fahren. Von dort war es nur ein kleiner Fußmarsch zur West 62nd Street. Vielleicht stieg er sogar schon an der 42nd Street aus und legte den Rest der Strecke zu Fuß zurück. In New York ging er gerne zu Fuß. Aber diesmal schien der Zuhälter es ernst zu meinen. Ein letzter Schlag, dann wäre es aus. Er zerrte das Mädchen mit einer Hand an ihrem Trägertop hoch, das bloß noch um ihren Hals geschlungen war und ihre großen, schwingenden Brüste freilegte. Er wollte sie von unten treffen. Ein brutaler Uppercut. Der würde ihr das Nasenbein ins Gehirn treiben und sie töten. McCall betrat die Gasse. Er hatte das Gefühl, als würden ihn Augen aus den großen Kartons beobachten, aber es rührte sich nichts. Nur eine leichte Brise, die durch die Wohnzimmer und Schlafzimmer aus Pappe strich. Der Zuhälter hatte die Faust geballt. Schwang sie nach hinten. McCall packte sein Handgelenk und zerrte ihn von dem Mädchen weg. Sie fiel auf die Knie und versuchte, den Blutstrom aus ihrer Nase mit dem Handrücken zu stoppen. Der Zuhälter war so in Fahrt, dass er McCall ansah, als wäre er verrückt. Das war ein schwerer Fehler. Wenn man in einer Gasse in seinem eigenen Revier gepackt wird, während man gerade einer seiner Nutten eine Lektion erteilt, dann lässt man sich nicht aufhalten. Bestimmt nicht von einem weißen alten Knacker mit Anzug und Krawatte und dunklem Mantel. Er sah aus, als wäre er gerade von der Wall Street hier reinmarschiert. McCall nutze die Schrecksekunde, um dem Zuhälter die Beine wegzutreten. Er ging auf die Knie. McCall packte seine Hände und drehte sie um, hielt ihn mit eisernem Griff. Das Mädchen krabbelte weg, kam aber noch nicht wieder auf die Beine. Sie hatte nicht genug Sauerstoff in der Lunge. Der Zuhälter sah zu McCall hoch und erblickte Mr. Durchschnittlich, Mr. Nobody, vielleicht um die 45, mittlere Größe, etwa 80 Kilo, gut aussehend, ausdrucksstarke Augen, grau melierte Haare. McCall hielt ihn fest, als würde er ihn daran hindern, umzufallen. »Was immer sie getan hat, es tut ihr leid und es wird nicht wieder passieren.« »Das schwöre ich«, keuchte das Mädchen und hustete, als sich Blut in ihrem Mund sammelte. Sie spuckte es aus, und als wäre es ihr plötzlich unangenehm, zog sie das Trägertop über die Brüste. »Ich wohne in der Gegend«, sagte McCall, als mache er nur Konversation, als würden er und der Zuhälter sich auf einen Kaffee verabreden. »Und ich kenne die Cops hier auf dem Revier. Ich plaudere gerne mal mit dem Typ, der das Leichenschauhaus leitet. Sehr belesen. Er zitiert Blake genauso wie Harry Potter. Wenn ich herauskriege, dass das Mädchen wieder geschlagen wurde, dann suche ich nach dir. Und ich finde dich. Wenn du sie umlegst, dann werde ich dich persönlich auf einem der Seziertische im Leichenschauhaus abliefern. Alles klar?« Der Zuhälter nickte. Sonst nichts, nur ein Nicken. McCall ließ seine Hände los. Er wandte sich an das Mädchen, das ein Stück weiter zurückwich. Den Fehler hätte McCall vor einem Jahr noch nicht gemacht. Er hatte aus dem Blick des Zuhälters die Niederlage herausgelesen. Aber er hatte ihn fehlinterpretiert. Der Typ war gewieft. Hatte gewirkt, als wäre ihm der Kampfgeist ausgegangen, als hätte er sich gefügt, würde es diesmal auf sich beruhen lassen. Von hinten packte er McCall, nachdem er in einer fließenden Bewegung aufgestanden war. Ein muskulöser Arm drückte McCall die Kehle zu. Der Zuhälter wollte ihm den Daumen ins Auge drücken. Typische Straßenkämpfertaktik, aber nicht sehr clever. McCall griff nach der linken Hand des Zuhälters, brach ihm den Mittelfinger und den Ringfinger mit zwei kurzen, ruckartigen Bewegungen. Der Würgegriff um seinen Hals erschlaffte. McCall packte die rechte Hand seines Gegners und brach ihm den Mittelfinger und Ringfinger, drehte ihn dann herum und trat ihm in die Eier. Der Mann ging zu Boden und krümmte sich in Fötushaltung zusammen, die Beine schützten seinen Schritt und seine Hände zitterten, als er auf die gebrochenen Finger sah. »Wird ein paar Wochen schwer sein, deine Nutten zusammenzuschlagen«, sagte McCall. »Die Finger sind zerbröselt. Aber die werden verheilen.« »Du bist ein toter Mann«, brachte der Zuhälter mit krächzender, schmerzverzerrter Stimme heraus. »Wenn ich dafür jedes Mal zehn Cent kriegen würde …«, seufzte McCall. Er zog das Mädchen auf die Beine. Sie war etwa 1,75 Meter groß. Sie schnappte sich ihre weinrote Jacke, die auf einer der Mülltonnen hinter ihr gelandet war. McCall drängte sie die Gasse entlang, an den Kartons vorbei, bis sie auf der Broome Street waren. Dort herrschte dichter Verkehr. Ein Bus und ein paar gelbe Taxis fuhren vorbei. Das übliche ungeduldige Hupkonzert. McCall bemerkte einen uniformierten Polizisten an der Ecke zum Broadway. Er sah in ihre Richtung, kam aber nicht näher. Er unterhielt sich weiter mit dem Besitzer des Computerladens an der Ecke, dessen Auslage im Schaufenster so aussah, als verkaufe er Sachen, die von diversen Trucks gefallen waren. Das Mädchen holte ein paar Taschentücher aus der Jackentasche und stopfte sie in beide Nasenlöcher, um die Blutung zu stoppen. Standardprozedur. »Danke«, sagte sie. Ihre Stimme war deutlicher. »Ich glaube, diesmal hätte er mich umgebracht.« »Hätte er.« Jetzt, wo er ihr näher war, stellte er fest, dass sie schöne Augen hatte,...