E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Smith / Rusch / Hoffman Star Trek - Voyager: Echos
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11574-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
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ISBN: 978-3-641-11574-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Janeway muss handeln
Die Voyager fängt einen Notruf auf, der sie zum Planeten Birsiba führt. Dort ist durch die Aktivierung eines neuen Transportersystems ein Subraum-Riss entstanden, der nicht mehr zu kontrollieren ist. Captain Janeway stellt fest, dass sich dadurch in regelmäßigen Abständen ein Fenster zu unzähligen Parallel-Universen öffnet. In einem davon sterben alle paar Stunden einige Milliarden intelligenter Humanoiden. Die Voyager-Crew kann diesem Schrecken nicht tatenlos zusehen, doch die einzig mögliche Lösung fordert einen hohen Preis von Janeway und der Voyager-Besatzung: das eigene Leben ...
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Kapitel 1
Zeit: die siebenundachtzigste Verschiebung Ort: unser Universum Captain Kathryn Janeway sah vom Display des elektronischen Buches auf und blickte aus dem Fenster ihres Bereitschaftsraums ins All. Irgendetwas hatte sie aus der fiktiven Welt des frühen neunzehnten Jahrhunderts in die Realität des vierundzwanzigsten Jahrhunderts zurückgeholt. Inzwischen fand sie keinen Gefallen mehr daran, von düsteren Gouvernanten in abgelegenen Herrenhäusern zu lesen. Das Lesegerät enthielt den Text einer Sittenkomödie, die während des britischen Regency spielte, nach der terranischen Zeitrechnung im Jahr 1816. In ihrer Freizeit las Janeway gern von vielschichtigen, starren Gesellschaften, in denen sich Menschen an strenge, inzwischen längst überholte Regeln halten mussten. Allerdings gab es für sie immer weniger freie Stunden. Ihre Freizeit ließ sich sogar nach Minuten messen. Vor einer Woche war das Warptriebwerk ausgefallen und Janeway hatte viele Stunden lang mit B'Elanna Torres zusammengearbeitet, um den Schaden zu beheben. Anschließend kam es unter den Technikern zu einer Beziehungskrise. Normalerweise hätte sie dieses Problem B'Elanna überlassen, aber Klingonen – auch Halbklingonen – konnten ziemlich gereizt reagieren, wenn sie an Schlafmangel litten. Chakotay hatte mit seiner ruhigen, sanften Art zu vermitteln versucht, vergeblich. Janeway musste eingreifen, setzte dabei ihre letzte Kraft und ihr ganzes diplomatisches Geschick ein. Die Krise ging vorüber, aber tiefe Erschöpfung war der Preis für den Erfolg. Chakotay und Tuvok hatten darauf hingewiesen, dass sie Ruhe brauchte, und schließlich gab Janeway ihrem Druck nach. Allerdings konnte sie sich nicht dazu durchringen, den ganzen Nachmittag freizunehmen – es wartete einfach zu viel Arbeit auf sie. Auf eine Benutzung des Holodecks verzichtete sie deshalb, weil so etwas nur Sinn hatte, wenn man genug Zeit mitbrachte. Deshalb beschloss sie, einen alten Roman zu lesen. Sie mochte Bücher. Ein echtes Buch ließ sich stückchenweise lesen, immer dann, wenn man sich ein wenig entspannen wollte. Selbst Minuten reichten aus, um in eine Phantasiewelt zu entkommen, und oft konnte Janeway nicht mehr als einige wenige Minuten erübrigen. Dieses spezielle Buch war sehr interessant und die Kommandantin fragte sich, was sie bei der Lektüre gestört hatte. Sie blickte noch immer aus dem Fenster. Die Sterne bildeten bunte Streifenmuster, typisch für den Warptransit. Janeway drehte den Kopf und sah zur Computerkonsole, wo sie ihren Insignienkommunikator abgelegt hatte. Wollte jemand einen Kom-Kontakt mit ihr herstellen? Stille. Nein, das Piepen des Kommunikators hätte sie bestimmt nicht überhört. Der störende Faktor verbarg sich woanders … Janeway fühlte sich von einem leichten Schaudern erfasst, von einer Vibration, die sich durch die Couch ausbreitete, auf der sie saß. Sie sah zur Glasschale mit den gelbgrünen Sternenlilien auf dem nahen runden Tisch. Die Blumen stammten aus Kes' wundervollem Garten in der aeroponischen Anlage – ein weiteres Geschenk der Ocampa. Neelix hatte sie an diesem Morgen geholt; jeden Tag frische Blumen im Bereitschaftsraum gehörten zu seiner Moralstrategie. Das Wasser in der Schale zitterte und kräuselte sich an den Stielen der Blumen. Janeway markierte die aktuelle Stelle des Textes und deaktivierte das Lesegerät. Diese sonderbare Vibration hatte sie vom Text abgelenkt. Sie stand auf und strich ihre Uniform glatt. Im Bereitschaftsraum wirkte alles normal. Beleuchtete Kunstwerke hingen gerade an den Wänden und die Gegenstände in den Regalen befanden sich genau am richtigen Platz. Der Rollsessel an der Computerkonsole hatte sich überhaupt nicht bewegt. Janeway spürte eine weitere Vibration. Was auch immer dahinter steckte: Es machte sich im ganzen Schiff bemerkbar. Und das beunruhigte sie. Was die ganze Voyager beeinflusste, durfte auf keinen Fall ignoriert werden. Chakotay schien das Phänomen nicht für wichtig genug zu halten, um sie zu benachrichtigen, aber Janeway entschied trotzdem, nach dem Rechten zu sehen. Sie betrat die Brücke und blieb stehen. Im matten Licht schienen die Anzeigen und Displays der Konsolen regelrecht zu glühen. Datenkolonnen glitten über Monitore. Schematische Darstellungen und Sternkarten zeigten sich in Projektionsfeldern. Hier und dort blinkten berührungsempfindliche Schaltflächen. Das leise elektronische Zirpen der Bordsysteme, das ferne Summen des Warptriebwerks … Alles erschien völlig normal. Seit dem Verlassen des Bereitschaftsraums hatte Janeway keine Vibration mehr gespürt. Der große Hauptschirm zeigte die Streifenmuster der Sterne, an denen die Voyager mit vielfacher Überlichtgeschwindigkeit vorbeiflog. Janeway beobachtete, wie die Brückenoffiziere die Kontrollen ihrer Stationen bedienten, und alles funktionierte einwandfrei. Nichts deutete auf Anspannung oder gar Hektik hin. Es herrschte eine ruhige Atmosphäre, vielleicht geprägt von ein wenig mehr Aufmerksamkeit als sonst. Fähnrich Harry Kim betrachtete die Anzeigen seiner Konsole und runzelte die Stirn. Commander Chakotay beugte sich im Kommandosessel vor. Tom Paris saß wie üblich an der Navigationsstation, blickte erst zu Kim und dann zum Hauptschirm. Lieutenant Commander Tuvok stand an seiner Konsole und hatte die dunklen Brauen gesenkt. Fähnrich Julie Starr betrachtete die Statusanzeigen des Schiffes. Der derzeitige Flug war reine Routine, was die stark geschrumpfte Brückencrew erklärte. »Commander …«, sagte Janeway, als sie in Richtung Kommandosessel schritt. »Was hat es mit den Vibrationen auf sich?« Chakotay erhob sich sofort, als er sie sah. »Sie gehen auf schwache Subraumwellen zurück, Captain. Ich wollte erst mehr herausfinden und Ihnen dann Bescheid geben.« »So müde bin ich nicht, Chakotay«, erwiderte Janeway, obwohl sie die Fürsorge des Ersten Offiziers zu schätzen wusste. Während der letzten Wochen hatte sie sehr hart gearbeitet; von Tuvok und Chakotay war sie mehrmals darauf hingewiesen worden. Jetzt schienen sich diese beiden Männer verbündet zu haben, um es ihr zu ermöglichen, mehr Zeit außerhalb der Brücke zu verbringen. Diese Art von Verhätschelung musste sofort aufhören. Wenn noch einmal jemand darauf hinwies, dass sie eine Ruhepause brauchte, wollte Janeway antworten: Nur ihr selbst und dem Bordarzt stand es zu, über ihren Gesundheitszustand zu urteilen. »Sie hätten mir sofort Bescheid geben sollen«, sagte die Kommandantin. »Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Chakotay sofort. »Haben Sie den Ausgangspunkt der Subraumwellen geortet?«, fragte Janeway und sank in den Kommandosessel. Chakotay nahm neben ihr Platz. Der Erste Offizier wandte sich an den Vulkanier. »Mr. Tuvok?« »Die Wellen scheinen sich kugelförmig auszudehnen«, sagte Tuvok. »Ich brauche noch eins Komma zwei Minuten, um ihre Quelle zu bestimmen.« »Kugelförmige Ausdehnung?«, wiederholte Janeway. »So als hätte jemand einen Stein ins Wasser geworfen?« »In Wirklichkeit ist es weitaus komplizierter, Captain«, entgegnete Tuvok. »Es …« »Trotzdem handelt es sich um einen angemessenen Vergleich«, warf Fähnrich Kim ein. Janeway lächelte. Er verstand es immer besser, Tuvoks langatmigen Erklärungen zuvorzukommen. Der Vulkanier blickte zum Hauptschirm. »Der Ausgangspunkt ist jetzt ermittelt, Captain. Die Subraumwellen gehen von einem dreißig Lichtjahre entfernten Sonnensystem aus.« »Um welche Art von Übertragung handelt es sich?« »Das bleibt unklar, Captain. Die energetischen Signaturen entsprechen nicht den in unseren Datenbanken gespeicherten Mustern.« Tuvok klang fast verwirrt. Janeway aktivierte ihren wissenschaftlichen Monitor und rief die betreffenden Daten ab. Auch sie sah solche Signaturen zum ersten Mal. »Mr. Kim, versuchen Sie herauszufinden, ob wir es mit Trägerwellen oder Datenübertragungen zu tun haben. Analysieren Sie die Wellen mit Hilfe der Sprachdatenbanken. Versuchen Sie es mit dem automatischen Translator, wenn alle anderen Mittel versagen.« »Vielleicht ist es eine Waffe«, spekulierte Paris. »Das bezweifle ich, Mr. Paris«, erwiderte Tuvok. »Es gibt wirkungsvollere Methoden, um Waffen im All einzusetzen.« »Vielleicht ist Mr. Paris' Vermutung gar nicht so abwegig, Mr. Tuvok«, ließ sich Janeway vernehmen. »Möglicherweise werden die Subraumwellen von einer uns unbekannten Waffe verursacht.« Sie blickte auf den Monitor, doch die Wellen blieben auch weiterhin rätselhaft. »Müssen wir mit Auswirkungen auf das Schiff rechnen?«, fragte Chakotay. »Nein, Sir«, antwortete Kim sofort. »Die Schilde schützen uns.« »Aber wie lange gewähren sie uns Schutz?«, meinte Chakotay. »Können wir uns dem Ausgangspunkt der Subraumwellen nähern, ohne in Gefahr zu geraten?« »Ja«, bestätigte Tuvok. »Die Schilde schützen uns selbst dann, wenn wir uns in unmittelbarer Nähe der Quelle befinden.« Janeway wandte sich von ihrem wissenschaftlichen Monitor ab und überlegte einige Sekunden lang. »Tuvok, wie groß wäre unsere Kursabweichung, wenn wir dieser Sache auf den Grund gehen?« »Zwei Komma sechs Lichtjahre«, erwiderte der Vulkanier. »Aber mit eventuellen Nachforschungen unsererseits könnten Risiken verbunden sein. Struktur und Regelmäßigkeit der Wellen deuten auf einen künstlichen Ursprung hin. Eine Zivilisation, die imstande ist, so regelmäßige Subraumwellen zu erzeugen, muss über eine sehr hoch entwickelte Technik verfügen.« Janeway seufzte. Es...