E-Book, Deutsch, 400 Seiten
Smyth Küsse im Sommerregen sind auch nur nass
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7348-0409-0
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Young Adult-Romance
E-Book, Deutsch, 400 Seiten
ISBN: 978-3-7348-0409-0
Verlag: Magellan Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Queere YA Liebesgeschichte für Fans von Becky Albertalli und Jenny Han Saoirse glaubt nicht an Liebe auf den ersten Blick und schon gar nicht an Happy Ends. Denn dass es die nicht gibt, beweist ihr das Leben ständig. Warum sollte sie sich also auf eine Beziehung einlassen? Doch als Saoirse bei einer Party Ruby trifft, die nicht nur eine unbelehrbare Optimistin, sondern auch ein absoluter RomCom Fan ist, läuft sie Gefahr, ihre Prinzipien über Bord zu werfen. Denn Ruby macht ihr ein unwiderstehliches Angebot: Ein Sommer voller Dates, die jedes bekannte RomCom-Klischee erfüllen, aber ohne Verpflichtungen und im Herbst ist alles wieder vorbei. Es scheint der perfekte Plan, doch Saoirse und Ruby übersehen dabei ein nicht unerhebliches Detail - am Ende einer romantischen Komödie verlieben sich die Hauptfiguren. Und zwar wirklich...
Ciara Smyth studierte Schauspiel, Lehramt und Soziale Arbeit. Da sie nicht wusste, was sie werden möchte, wenn sie einmal erwachsen ist, wurde sie Autorin, damit sie nicht erwachsen werden musste. Sie liebt es zu puzzeln, schlecht Geige zu spielen und ernste Gespräche mit ihren Haustieren zu führen. Ciara lebt seit über zehn Jahren in Belfast und findet sich dort immer noch nicht richtig zurecht.
Weitere Infos & Material
1.
Ich glaube nicht an Liebe auf den ersten Blick oder Seelenverwandtschaft, diesen ganzen Stuss eben, den man immer in Filmen sieht. Ihr wisst schon, wo Leute sich durch irgendeinen ach so verrückten Zufall kennenlernen, einander einmal tief in die Augen gucken, und zack, sind sie verknallt. In letzter Zeit lese ich ständig, dass RomComs ein Comeback erleben, dabei ist dieses Genre doch bloß ein Überbleibsel aus den Neunzigern, das sich zurück ins Rampenlicht schleichen will. So wie diese Tattoo-Halsbänder aus Plastik, Glitzerlidschatten und Neuauflagen alter Serien. Woran ich dagegen glaube, ist Rummachen. Ihr wisst schon, die Zunge in den Hals stecken, Spucke austauschen, rumschlabbern ... oder, wie der Franzose sagen würde: Rumknutschen. Völlig unterschätzt, dieses wunderbare Phänomen. Auf der Party heute Abend würde ich, wenn ich denn hinging, mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit jemanden zum Rumknutschen finden, aber selbst diese Aussicht konnte mich nicht aus meinen Flauschsocken und meiner Jogginghose locken. Ich war fix und fertig. Immerhin hatte ich gerade zwei mörderisch anstrengende Wochen in einem unklimatisierten Prüfungssaal hinter mir, samt obligatorischer Schulabschluss-Hitzewelle, die mich so sehr ins Schwitzen gebracht hatte, dass meine Oberschenkel beim Aufstehen am Stuhl festgeklebt waren. Aber Dad war heute mal wieder in Topform und weckte in mir wie so oft den Wunsch, einfach nur abzuhauen. »Saoirse«, rief er. Was man übrigens Sier-scha ausspricht, auch wenn die allgegenwärtige Saoirse Ronan behauptet, es hieße Sör-scha. Die Frau ist zwar so was wie ein irisches Nationalheiligtum, aber damit macht sie allen anderen Sier-schas auf diesem Planeten echt das Leben schwer. Ich kapiere nicht, warum sie ihren Namen nicht bitte schön einfach so aussprechen kann, wie ich das für richtig halte. Dad klang aufgeregt, aber ich brauchte noch einen Moment, um mich zu sammeln. Mein Hirn war so benebelt, dass es keinerlei Signale mehr an meinen Körper schickte. Alles Wissen, mit dem ich mir monatelang den Kopf vollgestopft hatte, war mit einem Schlag verschwunden. Vielleicht fing es so an. Oder vielleicht war das auch ganz normal. Wie lange hatte der Hundertjährige Krieg gedauert? Interessierte mich das noch? Konnte ich mich überhaupt erinnern, wie man Azincourt schrieb? Höchst unwahrscheinlich. »Saoirse, jetzt komm endlich«, brüllte Dad wieder, und ich hörte förmlich an seiner Stimme, wie er ungeduldig mit dem Fuß tappte. Ich tackerte mir ein Lächeln ins Gesicht und ermahnte mich, dass er es ja nur gut meinte. Als er vor ein paar Stunden von der Arbeit nach Hause gekommen war, hatte ich ihn eine Flasche Champagner in den Kühlschrank stellen sehen. Vorausgesetzt, ich kriegte die nötigen Einsen zusammen, würde ich im Oktober meine Koffer packen und mein Studium in Oxford anfangen. Da war auch Mum an der Uni gewesen, weswegen Dad vollkommen aus dem Häuschen war und jeden damit zuquatschte, der sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte. Manche täuschten höfliches Interesse vor, andere, wie zum Beispiel der Paketbote, klingelten einfach nicht mehr bei uns. Dank Dad durften wir jetzt also ständig unsere Päckchen bei der Post abholen. Wahrscheinlich fand er es einfach schön, dass Mum und ich diese Erfahrung teilen würden, mir dagegen bereitete eine ganz andere mögliche Gemeinsamkeit mit Mum Bauchschmerzen. Beworben hatte ich mich kurz nach der Trennung von Hannah, und damals erschien mir die Vorstellung, dass bald die Irische See zwischen uns liegen würde, irgendwie tröstlich. Mittlerweile aber war es Juni und mir wurde immer mulmiger beim Gedanken daran, Mum hier zurückzulassen. Auch davon abgesehen machten sich allmählich Zweifel in mir breit, ob diese ganze Unigeschichte überhaupt so eine gute Idee war, aber das konnte ich Dad unmöglich erzählen. Der würde ausflippen. »Wir haben gar keine Champagnergläser«, sagte er, als ich in die Küche kam, und musterte skeptisch die Tassen auf dem Abtropfgitter. »Die mit den Bananen drauf oder die gestreifte?« Unsere Küche war hell und gemütlich, mit einem schiefen Gewürzregal an der Wand, vollgestellten Arbeitsflächen, Kochbüchern mit saucenverklebten Seiten und verzogenen Schränken, die mein Opa selbst gebaut hatte, weil wir damals kein Geld für eine neue Einrichtung hatten. Aber Dad war kein großer Koch und so verklumpten langsam die Gewürze und die Bücher staubten ein. »Gestreift«, entschied ich. »Alles klar.« Er strahlte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar, das gewellt und immer noch schwarz war, obwohl er dieses Jahr fünfundvierzig wurde. In dem Moment ging mir auf, dass er es mit Sicherheit färbte. »Heute war Geschichte dran, oder? Und, waren die Fragen so, wie du sie dir erhofft hattest? Bernadette Devlin und Jeanne d’Arc?« »Ach, können wir vielleicht über was anderes reden? Ich bin total k. o.« »Okay, okay. Dann stoßen wir jetzt an. Schließlich haben wir was zu feiern!« Der Korken schoss mit einem erfreulichen Ploppen aus der Flasche. Streng genommen hatte ich was zu feiern. Das letzte Halbjahr war die pure abschlussprüfungsgekrönte Hölle gewesen, aber jetzt war endlich alles vorbei und ich musste nie wieder in die Schule. Wohingegen Dad überhaupt nichts von meinen Klausuren mitbekommen hätte, wenn die Termine nicht seit einem Dreivierteljahr an der Kühlschranktür gehangen hätten. Ironischerweise war er schon immer der Schusseligste von uns allen. »Darauf, dass du es hinter dir hast«, verkündete er mit erhobener Tasse, »und auf dein Studium in Ox…« »Wir wissen doch noch gar nicht, ob das klappt«, unterbrach ich ihn hastig, und mein Magen krampfte sich zusammen. »Also ich bin mir da vollkommen sicher. Das wird großartig.« Dann zögerte er, als wollte er noch was sagen. Plötzlich ahnte ich, was es sein würde, und diesmal machte mein Magen einen freudigen Hüpfer. Monatelang hatte ich ihm damit in den Ohren gelegen, dass wir Mum nach Hause holen sollten. Zwar hatte Dad immer eine Million Gründe parat, warum das keine gute Idee war, aber für eine Sekunde füllte sich mein Herz mit Hoffnung. Natürlich wäre dann trotzdem noch längst nicht alles in Ordnung gewesen, aber immerhin besser als jetzt. So könnte ich sie den ganzen Tag um mich haben, nicht nur ein, zwei Stunden, wenn ich sie besuchte, was ja wohl was völlig anderes ist, als mit jemandem zusammenzuwohnen. Die Sache mit Oxford könnte ich noch mal verschieben und endlich die ganze gemeinsame Zeit aufholen, die wir verloren hatten. Danach würde es mir bestimmt viel leichter fallen zu gehen und alle wären zufrieden. »Ich hab übrigens Neuigkeiten. Kann sein, dass das für dich jetzt ein bisschen unerwartet kommt, und eigentlich wollte ich dir auch schon viel früher davon erzählen, aber in letzter Zeit war ja alles so kompliziert und du warst so furchtbar wütend auf mich.« Ich hatte keine Ahnung, wovon er redete. Okay, klar, sauer war ich tatsächlich gewesen. Aber das hatte ich doch wohl extrem gut überspielt – indem ich großzügig darauf verzichtet hatte, mich nachts in sein Schlafzimmer zu schleichen und es in Brand zu stecken. »Jedenfalls hoffe ich, dass du dich ein bisschen für mich freust.« Die Tasse in seiner Hand zitterte mit seiner Stimme um die Wette. Es gibt wohl nur wenig Gutes auf der Welt, das mit Jedenfalls hoffe ich, dass du dich ein bisschen für mich freust anfängt. Dafür steckt in dem Satz einfach ein viel zu deutliches Denn für dich selbst wirst du dich kein bisschen freuen. »Saoirse, Schätzchen, ich habe Beth gefragt, ob sie mich heiraten will.« Ich knallte meine Tasse so abrupt auf den Tisch, dass der Champagner herausschwappte. Dad stellte seine ebenfalls hin und hob beschwichtigend die Hände. »Ich weiß, ihr zwei kennt euch noch nicht so gut, aber bisher hast du ihr auch noch gar keine richtige Chance gegeben.« Mein Mund klappte auf, aber mein Gehirn schien plötzlich vergessen zu haben, wie man Worte produzierte. Also machte ich den Mund wieder zu und tat das einzig Vernünftige: Ich rannte rauf in mein Zimmer. Leider war darin kaum genug Platz, um anständig auf und ab zu tigern, aber da mir förmlich der Rauch aus den Nasenlöchern quoll, tat ich mein Bestes. Als mir von den engen Kurven schwindelig wurde, blieb ich stehen und lauschte auf Schritte im Flur. Kam Dad mir hinterher? Nach ein paar Sekunden allerdings ging der Fernseher an, und die Geräuschkulisse irgendeines Ballspiels (Basket-, Hand-, Fuß-, was weiß denn ich?) drang durch die Decke zu mir hoch. Wie konnte er mir das antun? Und Mum erst? Ich führte mir alles vor Augen, was ich über Beth wusste. Mein Dad hatte eine Affäre mit ihr. Sie arbeitete in einer Werbeagentur. Sie versuchte andauernd, mich in Gespräche zu verwickeln, und zwang mich dadurch, immer kreativere Ausflüchte zu finden, um ihr auszuweichen. Ich hasste Dad dafür, dass er so schwach war. Dafür, dass er Mum betrog. Dafür, dass er sofort bei der erstbesten Gelegenheit mit einer anderen ins Bett gestiegen war, als wären Frauen komplett austauschbar – wenn einem die eine nicht mehr passte, schnappte man sich halt die nächste. Und jetzt auch noch von mir zu erwarten, dass ich mich darüber freute, war ja wohl die Höhe. Bis heute war mir gar nicht klar gewesen, wie ernst es zwischen den beiden war. Wenn Beth ständig bei uns am Abendessenstisch gesessen hätte oder,...