Spedicato Kompensation und Kontingenz in deutschsprachiger Literatur

1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8253-7665-9
Verlag: Universitätsverlag Winter
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, Band 8, 249 Seiten, PDF

Reihe: Beiträge zur Literaturtheorie und Wissenspoetik

Die Persistenz von Denkschemata und narrativen Praktiken der 'permanenten Theodizee' (Bohrer) und der 'Kompensation' (Marquard) ist in der deutschsprachigen Literatur seit Leibniz und den literarischen Theodizeen bis hin zu den Holocaust-Romanen der Gegenwart ein zentrales Phänomen, das in der Forschung noch keine Gesamtdarstellung gefunden hat. Der starken 'Doktrin des Guten', die in all diesen literarischen Kompensationsmustern uneingeschränkt waltet, steht aber eine vergleichsweise seltenere Kontingenz-Ästhetik gegenüber, die das Aleatorische und Bedrohliche, das Böse und die Apokalypse, ja auch die Notwendigkeit einer Lebensakrobatik zumeist ohne Entlastungen und Beschwichtigungen privilegiert. Bedeutet 'Kompensation' in der Alltagswelt etwa Zwischenlösung, ist sie in der Literatur doch nur eine sublime Form von Verrat an der schönen Unbestimmtheit. Diesem Gesamtkomplex sind die in dem Buch enthaltenen Studien gewidmet.

Autoren/Hrsg.

Spedicato, Eugenio

Inhaltsverzeichnis

1;Cover;1
2;Titel;4
3;Impessum;5
4;Inhalt;6
5;Einführung;10
6;Kompensation;16
7;1 Die ‚große Kette‘ des Bösen im späten 18. Jahrhundert mit besonderem Bezug auf Jean Paul;18
7.1;1.1 Theodizee, Antitheodizee, Ersatztheodizee;18
7.2;1.2 Kompensation bei Jean Paul;34
8;2 Desavouierungen der Zufälligkeit nach der Theodizee;46
8.1;2.1 Die Ausstrahlungskraft der "Théodicée";46
8.2;2.2 Gotthold Ephraim Lessing: Gegen den selbstverhängten Fatalismus;48
8.3;2.3 Johann Caspar Lavater: Eine Art Theodizee, im Antlitz ablesbar;51
8.4;2.4 Johann Gottfried Herders ‚Historiodizee‘ unter Vorzeichen der Humanität;54
8.5;2.5 Jean Pauls Aufwertung der Zufälligkeit;58
9;3 Kunst als Ausgleich zu Wirklichkeit und Historie in Friedrich Schillers philosophisch-ästhetischen Schriften;66
9.1;3.1 Friedrich Schillers Glu?cksversprechen in den Briefen "Über die ästhetische Erziehung des Menschen";66
9.2;3.2 „Zwei Genien“ gegen „die traurige Abhängigkeit von dem Zufall“;73
10;4 Eigenverantwortlichkeit contra Gefu?gigkeit in Jeremias Gotthelfs "Die schwarze Spinne", Friedrich Du?rrenmatts "Der Besuch der alten Dame" und Lars von Triers "DOGVILLE";78
10.1;4.1 Realistische Wirklichkeitsverklärung;78
10.2;4.2 Eigenverantwortlichkeit contra Gefu?gigkeit;79
11;5 Das Prinzip Grausamkeit als Auslöserkompensatorischer Fiktionen bei Robert Musil, Stefan Zweig, Friedrich Du?rrenmatt und Edgar Hilsenrath;90
11.1;5.1 Jenseits des Sadismus: "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß";90
11.2;5.2 Humanität im Dämonischen: "Der Amokläufer";95
11.3;5.3 Gerechtigkeitsfanatismus in "Der Verdacht";98
11.4;5.4 Nothilfe vs. Grausamkeit in "Nacht";100
12;6 Verklärungen im Exil: Ödön von Horváth, Joseph Roth und Stefan Zweig;108
12.1;6.1 Literarische Linderungsmittel;108
12.2;6.2 "Jugend ohne Gott": Wahrheitsliebe gegen Sittenverrohung;108
12.3;6.3 "Die Legende vom heiligen Trinker" oder die Zuru?ckeroberung der Menschenwu?rde;110
12.4;6.4 "Die Schachnovelle" als profane Märtyrerlegende;113
13;7 Die barmherzige Lu?ge in Jurek Beckers "Jakob der Lu?gner";116
14;8 Der ‚gute‘ deutsche Kolonialsoldat in Uwe Timms "Morenga";122
14.1;8.1 Aus einer bequemen Beobachterposition gesehen;122
14.2;8.2 Der ‚gute‘ deutsche Kolonialsoldat;126
15;9 Die Wiedergeburt des ‚guten‘ Deutschen in Bernhard Schlinks "Der Vorleser";130
15.1;9.1 Exkulpation als Kompensation;130
15.2;9.2 Die ‚ideale‘ NS-Täterin und der ‚ideale‘ Vertreter der zweiten Generation;133
16;Kontingenz;140
17;10 Zufälligkeit als Attribut des Schönen in Friedrich Schillers "Über Anmut und Wu?rde";142
18;11 Das große Drama der Wandelbarkeit im "Wallenstein";146
19;12 Kontingenz in den Dramen Heinrich von Kleists;154
19.1;12.1 Kontingenz und Zufall mit Blick auf Kleist;154
19.2;12.2 Kontingenz und Zufall in der Kleist-Forschung;158
19.3;12.3 Kleists Weg zur Selbstnötigung;161
19.4;12.4 Hasardspiele, Zufälle, Selbsttäuschungen;162
20;13 Das Abwendbare im Unverfu?gbaren. Katastrophenbilder in Johann Wolfgang Goethes "Die Wahlverwandtschaften" und Dieter Wellershoffs "Der Liebeswunsch";176
20.1;13.1 Kritik an forcierter Glu?ckssuche;176
20.2;13.2 Die zwei Vierergruppen im Vergleich;178
20.3;13.3 Die vermeintlichen Allu?ren des Unangemessenen;183
20.4;13.4 Fehlgeleitete Verständigkeit;184
20.5;13.5 Neostoizistische Selbsthilfe ohne Weitsicht;186
20.6;13.6 Das scheinbar Richtige ist immer falsch;187
20.7;13.7 Resu?mee;188
21;14 Der „Möglichkeitssinn“ in Robert Musils "Der Mann ohne Eigenschaften";190
22;15 Der Kontingenz-Gedanke und die Universalien Wahrheit, Freiheit und Gerechtigkeit bei Friedrich Du?rrenmatt;194
22.1;15.1 Voru?berlegung;194
22.2;15.2 Gnade ohne Begnadete;198
22.3;15.3 Geschichte ohne Historie;201
22.4;15.4 Justiz ohne Gerechtigkeit;203
22.5;15.5 ‚Wahrheitswertkandidaten‘, aber keine Wahrheit;207
23;16 Selbstauflösung und Zerreißproben der Kontingenz bei Dieter Wellershoff;210
24;17 Depersonalisation in Gerhard Roths "Der große Horizont" und "Winterreise";228
25;Ausblick;238
26;Literaturverzeichnis;240
27;Textnachweise;248
28;Back Cover;249