Steinecke | Tourism NOW: Dark Tourism | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 222 Seiten

Steinecke Tourism NOW: Dark Tourism

Reisen zu Orten des Leids, des Schreckens und des Todes
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7398-0539-9
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Reisen zu Orten des Leids, des Schreckens und des Todes

E-Book, Deutsch, 222 Seiten

ISBN: 978-3-7398-0539-9
Verlag: UVK Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Auschwitz, Verdun und Tschernobyl - solche Schauplätze von Genoziden, Schlachten oder Katastrophen verzeichnen weltweit steigende Besucherzahlen. In seinem neuen Buch beleuchtet Albrecht Steinecke dieses befremdlich erscheinende Phänomen. Er geht dabei unter anderem auf die Geschichte des Dark Tourism ein, stellt unterschiedliche Typen dieser 'dunklen' Orte vor und erläutert die Reisemotive - die vom Gedenken bis zur Sensationsgier reichen. Darüber hinaus beschreibt er die ökonomischen Effekte des Erinnerungstourismus und zeigt Wege auf, wie Destinationen auf angemessene Weise mit dem 'dunklen' kulturellen Erbe umgehen können. Ein Praxisinterview gibt zudem tiefe Einblicke in dieses Tourismussegment.

Nach dem Studium in Kiel und Dublin war Prof. Dr. Dr. h. c. (BSU) Albrecht Steinecke zunächst Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Berlin und der Universität Bielefeld. Zu den weiteren beruflichen Stationen zählten die langjährige Tätigkeit als Geschäftsführer des Europäischen Tourismus Instituts GmbH (Trier) und als Hochschullehrer an der Universität Paderborn. Auf der Grundlage seiner Forschungs- und Beratungserfahrungen hat er zahlreiche (teilweise preisgekrönte) Studienbücher zu aktuellen touristischen Themen verfasst.

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2 Stätten des Holocaust und des Völkermords
„Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ Schwur der Überlebenden des Konzentrationslagers Buchenwald (1945) 7 | „Eine wunderbare Gedenkstätte zum Andenken an die vielen Ermordeten und eine steingewordene Demonstration gegen das verbrecherische Nazi-Regime“ – solche positive Bewertungen finden sich bei TripAdvisor für das „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“, das im Jahr 2005 in Berlin eröffnet wurde. Es gilt als eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Allein der unter dem Denkmal gelegene „Ort der Information“ verzeichnet jedes Jahr 470.000 Besucher. Als „Filiale der Hölle auf Erden“ hat der niederländische Autor Harry Mulisch das Konzentrationslager Auschwitz in seinem Roman „Die Entdeckung des Himmels“ bezeichnet (vgl. Küblböck 2012, S. 111). Es ist zunächst ein sehr befremdlicher Gedanke, dass dieser schreckliche Ort des massenhaften Sterbens inzwischen jedes Jahr mit 2,2 Millionen Besuchern mehr Gäste verzeichnet als z. B. das Schloss Neuschwanstein – das mit 1,5 Millionen Besuchern zu den populärsten Schlössern in Europa zählt. Dabei ist das „Staatliche Museum Auschwitz Birkenau“ nur eine (allerdings besonders prominente und ikonische) Einrichtung innerhalb einer umfangreichen und vielfältigen NS-Gedenkstättenlandschaft. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind in Deutschland, aber auch in anderen Ländern zahlreiche Mahn- und Lernorte errichtet worden, die an die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden sowie anderer politischer, ethnischer, religiöser und sozialer Gruppen während der Zeit des Nationalsozialismus erinnern; allein in der Bundesrepublik gibt es ca. 300 derartige Gedenkstätten (vgl. Knoch 2018, S. 4; Ward/Hill 2020, S. 227–239). 8 | Standorte ausgewählter KZ-Gedenkstätten, Mahnmale, Museen und Ausstellungen in Deutschland und Europa Innerhalb der NS-Gedenkstättenlandschaft lassen sich generell zwei Typen von authentischen Standorten (in situ) unterscheiden – die Opferorte und die Täterorte (vgl. Petermann 2012a, S. 61–62). An den Opferorten wird an das Leiden und Sterben von Menschen erinnert; neben den KZ-Denkstätten in Auschwitz, Dachau, Bergen-Belsen, Flossenbürg etc. gehören dazu auch Außenlager, Haftanstalten und Orte von Vernichtung durch Arbeit, Verfolgung und Massakern – wie z. B.: • Goldbacher Stollen, Überlingen – eine von KZ-Häftlingen gebaute unterirdische Anlage, in der Rüstungsbetriebe aus dem nahegelegenen Friedrichshafen untergebracht werden sollten (vgl. Burger 2012), • Babyn Jar – eine Schlucht im Stadtgebiet von Kiew (Ukraine), in der bei einer zweitägigen Aktion im Jahr 1941 mehr als 33.000 Juden von der deutschen Sicherheitspolizei und dem Sicherheitsdienst exekutiert wurden, • Distomo – ein griechisches Dorf, in dem SS-Angehörige im Sommer 1944 innerhalb weniger Stunden mehr als 200 Einwohner ermordeten, • Oradour-sur-Glane – ein französisches Dorf, das im Juni 1944 zum Schauplatz eines Kriegsverbrechens wurde, bei dem Soldaten der Waffen-SS mehr als 600 Bewohner liquidierten und den Ort völlig zerstörten. An den Täterorten wurden die Verbrechen der Nationalsozialisten geplant, organisiert und verwaltet; außerdem dienten diese Orte als Schulungs- und Versammlungsstätten, private Refugien oder Schauplätze repräsentativer Massenveranstaltungen – wie z. B.: • „Haus der Wannsee-Konferenz“, Berlin – Schauplatz eines Treffens hochrangiger Vertreter der SS, NSDAP und mehrerer Reichsministerien, bei dem im Jahr 1942 die geplante Deportation und Ermordung der europäischen Juden besprochen wurde, • „Dokumentation Obersalzberg“ im ehemaligen „Führersperrgebiet Obersalzberg“ bei Berchtesgaden – dem Wohn- und Regierungssitz Adolf Hitlers (vgl. Petermann 2012a; Feiber 2016; Necker 2016; Keller 2020), • „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ (Polen) – ein militärisches Lagezentrum des Führungsstabes der deutschen Wehrmacht und eines der zahlreichen „Führerhauptquartiere“ im Zweiten Weltkrieg, • Wewelsburg, Büren – eine (geplante) „nordische Akademie“ für hohe SS-Führer (vgl. John-Stucke 2012), • Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ am Standort der ehemaligen Zentralen der Gestapo, der SS und des Reichssicherheitshauptamtes im Gebäude Prinz-Albrecht-Straße 8, Berlin (vgl. Nachama 2012), • Dokumentationszentrum „Reichsparteitagsgelände“ – Schauplatz der NSDAP-Reichsparteitage 1933–1938, Nürnberg (vgl. Schmidt 2012). Angesichts der historischen Singularität des Holocaust und des Ausmaßes an Unmenschlichkeit, die sich an diesen Erinnerungsorten manifestiert, handelt es sich bei diesen Opfer- und Täterorten nicht um übliche kulturtouristische Einrichtungen wie Museen, Kirchen bzw. Burgen und Schlösser. Dennoch sind verzeichnen sie hohe Besucherzahlen und haben für die Destinationen eine entsprechend große touristische und auch wirtschaftliche Bedeutung. So verzeichnet die NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel – eine ehemalige Schulungsstätte für NSDAP-Nachwuchskräfte – ca. 200.000 Besucher/Jahr; die regionalwirtschaftlichen Effekte dieser Form des Dark Tourism belaufen sich auf schätzungsweise 0,5– 3,2 Millionen Euro/Jahr (vgl. Isenberg 2012, S. 83; Mayer 2016, S. 51). Erinnerungsorte des Holocaust Besucher/Jahr am Ort des Geschehens (in situ)   Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, Auschwitz (Polen) 2.200.000 Anne-Frank-Haus, Amsterdam 1.200.000 KZ-Gedenkstätte Dachau bei München 900.000 Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Oranienburg bei Berlin 700.000 Gedenkstätte Buchenwald, Weimar 500.000 KZ-Gedenkstätte Mauthausen (Österreich) 250.000 KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen 240.000 KZ-Gedenkstätte Neuengamme bei Hamburg 185.000 Dokumentation Obersalzberg 170.000 KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora (Thüringen) 150.000 Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz, Berlin 117.000 KZ-Gedenkstätte Flossenbürg 91.000 an anderen Orten (ex situ) Yad Vashem – The World Holocaust Remembrance Center, Jerusalem 1.000.000 Denkmal für die ermordeten Juden Europas – Ort der Information, Berlin 470.000 United States Holocaust Memorial Museum, Washington, D. C. 400.000 1 | Erinnerungsorte des Holocaust: Beispiele und Besucherzahlen In den unterschiedlich hohen Besucherzahlen von KZ-Gedenkstätten spiegeln sich (fatalerweise) die generellen Gesetzmäßigkeiten des Reisemarktes wider. Aufgrund ihres knappen Zeit- und Geldbudgets haben Touristen haben immer einen selektiven Blick. Sie sind auf der Suche nach dem Besonderen, dem Außergewöhnlichen – schlichtweg dem Superlativ. Deshalb gibt es auch unter den „dunklen“ NS-Orten eine ausgeprägte Hierarchie des Schreckens. Während zahlreiche kleinere Einrichtungen wenig öffentliche Beachtung finden, haben sich einige Erinnerungsorte zu internationalen Besuchermagneten entwickelt (vgl....



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