Steiner | Lotta Barfuß und das meschuggene Haus | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Steiner Lotta Barfuß und das meschuggene Haus


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-473-47992-4
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-473-47992-4
Verlag: Ravensburger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kinder lieben Jens Steiner für seine "Bratwurstzipfel-Detektive"! Nun hat der mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnete Autor eine wunderbare neue Heldin erdacht, die sich nur eines wünscht: ein schönes Zuhause!

Warum soll das Haus am Wiesenweg abgerissen werden? Lotta und ihr Vater stünden dann auf der Straße! Das scheint dem Haus selbst auch nicht zu passen, denn es wirft mit Ziegeln und Regenrinnen nur so um sich. Als Lotta mit ihrem Freund Lauri ein Netz aus magischen Portalen entdeckt und das geheimnisvolle Mädchen Liis kennenlernt, schöpft sie Hoffnung. Kann sie das Haus vielleicht retten?

Ebenfalls von Jens Steiner ist erschienen:

Die Bratwurstzipfel-Detektive und das Geheimnis des Rollkoffers

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1.
Drei Blödmänner und eine Schnecke Im Sauseschritt eilte ich zur Tür hinaus. Noch ein klitzekleines bisschen schneller, dann hebe ich ab, dachte ich und lachte. Mein Herz machte schon mal einen großen Jubelhüpfer. Beim Gartentor angekommen, riss ich die Klinke herunter und stemmte mich gegen den Zaun. Sesam, öffne dich! Ein dumpfes Quietschen erklang, das Tor bewegte sich. Ich zählte bis drei und machte einen großen Satz über die Pfütze. Olé! Dann rannte ich quer über die Wiese bis zum Wäldchen und machte Zickzackslalom um die Bäume. Durchs Wäldchen ging es nur ungefähr fünfzig Meter, aber das war trotzdem das beste Stück meines Schulwegs. Wälder machen mich immer ganz fröhlich. Ich rannte, und mein neuer Rock wehte und rauschte und flatterte! Hellblau mit gelben Punkten war das hübsche Teil. Dazu glockig gefältelt, wie es nur ein echter Glockenrock sein kann. Darüber trug ich den weißen Pulli mit den Sternen. Und an den Füßen die neuen Ringelsocken von Oma, ist ja klar. Ich hüpfte in großen, sehr großen, viel zu großen Schritten weiter. Passte natürlich überhaupt nicht zu der extra De-luxe-Aufmachung, aber es ging einfach nicht anders. Ich konnte die Blicke der anderen Schüler kaum erwarten. Diesmal würde keiner auf dem Schulhof fiese Sprüche machen. Mein selbst genähter Glockenrock war einfach zu edel. Ich würde die Queen sein heute, die absolute Primadonna, die Super-Diva, oh ja, ich würde … Da stellte sich plötzlich etwas sehr Schwabbliges breitbeinig vor mich hin und krächzte: „He, schaut mal, wen wir da haben, Leute! Lotta, unsere ulkige Lumpenhexe.“ „Oh, nein!“, wisperte ich. Vor mir stand Henrik, der Oberblödmann unserer Klasse. Und direkt hinter ihm seine zwei Hilfsblödmänner Mohi und Sebi. In meinem Jubeltrubel über den neuen Glockenrock hatte ich nicht gemerkt, dass ich längst an der Schule angekommen war. Rechts der Fahrradunterstand, wo immer die Großmäuler von der Oberstufe herumlümmelten. Links die Weitsprunganlage, die von den Katzen der Gegend am liebsten als Klo benutzt wurde. Im Hintergrund das Schulhaus, klobig und grau. Ich seufzte und dachte: wieder nichts gewesen mit Super-Diva. Stattdessen nur diese popelige Schule mit all den Dödels, hirnlosen Gruppenarbeiten und ähnlichem Quatsch. Als ob man nichts Gescheiteres zu tun hätte! Überhaupt, wofür ist so eine Schule eigentlich gut? „Was ist denn das für ein Vorhang, den die da unten dranhat?“, rief Henrik seinen zwei Hilfsblödmännern Mohi und Sebi zu. „Dafür bekommt sie den Sonderpreis für außerordentliche Dämlichkeit. Hahaha!“ Wenn hier jemand dämlich aussieht, dann du mit deiner ollen Siebenachtelhose, dachte ich und schloss die Hände zu Fäusten. Henriks Hose hörte knapp oberhalb der Fußknöchel auf, deshalb Siebenachtel, und er sah darin aus wie ein zu groß geratenes Strampelbaby. Er hat nie etwas anderes an. Bestimmt hat seine Mutter eine Zehnerpackung davon gekauft, weil sie ihren Goldjungen darin so schnuckelig findet. Henrik und seine Hilfsblödmänner konnten gar nicht mehr aufhören mit ihrem Gejohle. Es klang wie eine Mischung aus Pampas-Esel und nepalesischer Hochlandziege. Ich versuchte, sanft zu lächeln, und ging weiter. Einfach tun, als ob nichts wäre, dachte ich. Doch das war leichter gedacht als getan. Denn nun begann Henrik, wie ein Affe herumzuhampeln und zu rufen: „Lotta, Lotta, huga, huga, haga!“ Mohi und Sebi quietschten vor guter Laune. Um uns herum hatte sich bereits ein Ring von Gaffern gebildet. Viola und Steffi, die unangefochtenen Oberzicken des Schulhofs, schielten augenrollend auf meinen Glockenrock und zogen ihre extra auf cool zerrissenen Jeans hoch. Im Hintergrund stand der Laurilepp und biss sich nervös auf die Lippen. Ruhig bleiben, dachte ich, ganz ruhig bleiben. Die haben alle keine Ahnung. Ich gehe einfach weiter. Als ob nichts wäre. Doch dann stellte sich Henrik erneut vor mich hin und sagte: „Dieser Fetzen, echt zum Schreien! Wohl zu viel Grimms Märchen gelesen, Aschenputtel und so. Kein Wunder, bei dem Vater!“ Ich funkelte ihn böse an. Henrik drehte sich um und rief: „He, Leute, wisst ihr eigentlich, was Lottas Alter den ganzen Tag so macht?“ Die Gaffer gafften erwartungsvoll. Pass auf, was du jetzt sagst!, dachte ich. Kannst über meine Kleider erzählen, was du willst, mir piepegal, aber ein falsches Wort über Papa, und ich sag dir auch ein paar Worte, und was für welche! Henrik kicherte vor lauter Vorfreude wie ein Zirkusclown. Dann rief er: „Lottas Vater verkauft kleinen Hosenscheißern Hosenscheißer-Modelleisenbahnen, er ist nämlich ein Hosenscheißer-Modelleisenbahn-Verkäufer!“ Die Gaffer brüllten los. Ich spürte, wie in meinem Hals ein dicker Klumpen Wut zu wachsen begann. „Sag das noch mal, Henrik!“, zischte ich. „Hosenscheißer-Modelleisenbahn-Hosenscheißer-Verkäufer! Haha!“ Ich trat mit einem großen Schritt an Henrik heran und holte Luft, um ihn gehörig anzuraunzen. Doch ich kam nicht dazu. Denn Henrik hatte nicht mit meiner Gegenwehr gerechnet und machte vor lauter Schreck einen Schritt zurück. Dabei trat er auf eine braune Schnecke, die friedlich über den schlammigen Boden schneckelte, es machte Pffschrrrmpfff, Henrik machte einen halben Rückwärtssalto und landete mit seinem frisch gebügelten Siebenachtelhosenboden im Schlamm. Ich senkte verdutzt die Hand. Ich hab nichts getan!, dachte ich. Ich hab diesen Meckerfritzen nicht einmal mit der Fingerspitze berührt, alle haben’s gesehen! Doch als ich die Blicke der anderen Schüler bemerkte, wusste ich, dass sie die Sache anders sahen. Der Ring der Gaffer zog sich bereits enger um mich. Henrik erhob sich und spuckte sich in die dreckigen Hände. Dann stapfte er mit grimmiger Fratze auf mich zu. Er war nur ungefähr einen Zentimeter größer als ich. Trotzdem war mir ziemlich mulmig, als er sich vor mir aufbaute. Ich schaute mich verzweifelt um. Half mir denn keiner? Doch! Die Pausenglocke! Genau in dem Augenblick, als Henrik wie ein spanischer Kampfstier im Kies zu scharren begann, läutete sie. Blitzschnell rannte ich los. Zu schnell für Henrik, der mir mit offenem Mund hinterherschaute. Ich rannte die Treppe hoch, wuchtete die Tür auf und sauste weiter durch den Korridor. Schnell, schnell, schnell!, dachte ich. Im Klassenzimmer kann mir nichts passieren! Dann ging hinter mir das Geschrei los. Aha, Henrik hatte also doch noch beschlossen, mich zu verfolgen. Dicht auf seinen Fersen folgten wahrscheinlich die Gaffer. Ich raffte meinen Rock zusammen und rannte noch schneller. Als ich im Klassenzimmer ankam, stand da Herr Knobel und spielte Querflöte. Das tut unser Lehrer immer vor der ersten Stunde. Um sich „in eine harmonische Stimmung“ zu bringen, wie er sagt. Es funktioniert, denn Herr Knobel ist immer extrem harmonisch drauf. Wenn alle wären wie er, gäbe es keinen Krieg auf der Welt. Ich murmelte ein „Guten Morgen!“ und setzte mich auf meinen Platz. Herr Knobel strahlte mich an, putzte mit dem kleinen Finger die Spucke aus seiner Flöte und packte das Instrument ein. Dann kamen auch schon die anderen. Die folgenden Schulstunden wären genauso sterbenslangweilig wie alle anderen Schulstunden gewesen – wenn da nicht in der hintersten Reihe ein stinkesaurer Henrik gesessen hätte. Jedes Mal, wenn ich nach hinten schielte, traf mich sein stechender Blick. In den Pausen schaffte ich es gerade noch, mich in die Mädchentoilette zu retten, aber was würde ich tun, wenn die Schule am Mittag aus war? * Unerbittlich kroch der kleine Zeiger der Wanduhr auf die Zwölf zu. Ich knabberte mir vor lauter Nervosität die Finger wund. Dass der Laurilepp neben mir ausgerechnet jetzt ein Mäusekonzert dirigieren musste, war auch keine große Hilfe. Lauri Lepp war wie ich erst vor Kurzem neu in diese Schule gekommen. Er stammt angeblich aus Estland und hatte bis jetzt ungefähr zehn Wörter gesagt. Komischer Kerl. Komisch mal drei, mindestens! Wenn ich an dieser Schule eine Außerirdische bin, dann ist Lauri Lepp außeruniversisch. Mir haben die anderen Schüler alle möglichen fiesen Namen verpasst: Schrotti-Lotti, Lotta-Lumpotta oder einfach nur Lötterlein. Lauri Lepp aber ist so komisch, dass ihnen kein passender Name für ihn einfällt. Sie nennen ihn deshalb einfach nur den „Laurilepp“. Während der Schulstunden lässt dieser Laurilepp immer seine Finger tanzen. Ich stelle mir vor, dass er vor sich ein Orchester von winzigen Mäusen sieht und sie durch ein Konzert dirigiert. Dideldum-dideldum, ramtam-pumpum. Anfangs habe ich mich ziemlich geschämt, neben ihm zu sitzen, doch mittlerweile ist es mir völlig egal. Heute aber passierte etwas Erstaunliches. Mit einem Mal verschwanden Lauris Mäuse-Dirigierhände unter dem Tisch. Kurz darauf schlitterte ein zusammengefaltetes Stück Papier zu mir herüber. Ich starrte auf den Zettel. Dann schaute ich langsam hoch. Herr Knobel war gerade dabei, mit quietschender Kreide eine Rechnung an die Tafel zu schreiben. Es ging irgendwie um Äpfel und Birnen und zwei große Körbe, in die man die Äpfel und Birnen verteilen musste. Dabei grinste er unglaublich harmonisch vor sich hin. Ich runzelte die Stirn und faltete den Zettel auf. Eine Minute, bevor die Schulglocke klingelt, rumpel ich extra laut auf den Boden. Alle...


Steiner, Jens
Jens Steiner, 1975 als Sohn eines Schweizer Vaters und einer dänischen Mutter in Zürich geboren, wuchs mit beiden Beinen auf helvetischem Boden und mit dem Kopf in einem endlosen Traum vom Ostseestrand auf. Als Student der Germanistik und Philosophie arbeitete er zeitweise in einem Zeitungskiosk, einer Kantine und auf dem Bau, später war er Deutschlehrer und rabaukte als Lektor anderen Autoren im Manuskript herum. Heute ist er selber Autor und denkt nicht im Traum daran, etwas daran zu ändern.

Garanin, Melanie
Die Autorin und Illustratorin Melanie Garanin wurde 1972 in Berlin geboren. Als Kind wollte sie Hundezüchterin werden, merkte aber bald, dass es praktischer und lukrativer war, sie zu zeichnen. Ein besonderes Vorbild war ihr immer der vielschichtige Tomi Ungerer. Mit ihrer Arbeit möchte Melanie Garanin das Leben zeigen. Die Freiheit und Möglichkeit sich seine Welt so zu zeichnen, wie sie einem gefällt, sei eine der schönsten Seiten an ihrem Beruf. Melanie Garanin ist verheiratet und Mutter von vier Kindern. Die Familie lebt in Falkensee.

Jens Steiner, 1975 als Sohn eines Schweizer Vaters und einer dänischen Mutter in Zürich geboren, wuchs mit beiden Beinen auf helvetischem Boden und mit dem Kopf in einem endlosen Traum vom Ostseestrand auf. Als Student der Germanistik und Philosophie arbeitete er zeitweise in einem Zeitungskiosk, einer Kantine und auf dem Bau, später war er Deutschlehrer und rabaukte als Lektor anderen Autoren im Manuskript herum. Heute ist er selber Autor und denkt nicht im Traum daran, etwas daran zu ändern.



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