Stickelbroeck Fieses Foul
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95441-086-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kriminalroman aus Düsseldorf
E-Book, Deutsch, Band 1, 323 Seiten
Reihe: Privatdetektiv Hartmann
ISBN: 978-3-95441-086-6
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
PRIVATDETEKTIVE HABEN'S AUCH NICHT LEICHT …
Das hatte Hartmann sich ganz anders vorgestellt. Simone Sommer, Familienoberhaupt und Chefin eines Düsseldorfer Stahlunternehmens, beauftragt ihn damit, ihre Tochter Miriam zu finden. Diese hat scheinbar einen Auslandsaufenthalt ihres Lebensgefährten genutzt, um alte, männliche Kontakte aufzufrischen. Der Ex-Fußballprofi und jetzige Privatdetektiv Hartmann wittert ein paar leicht und lässig verdiente Euro. Er irrt sich gewaltig.
Auch Hans-Rudolf Kreyendahl vermisst jemanden, nämlich seine gut aussehende Verlobte Nadia, die er in Russland erstanden hat. Hartmann hat eine Idee, wie er diesen Auftrag ebenfalls mit wenig Aufwand und quasi nebenbei erledigen kann. Nun ja, er irrt sich ein zweites Mal.
Und schließlich findet er Miriam, nur macht das die Sache nicht einfacher: Jemand hat ihr in den Kopf geschossen. Und damit fangen seine Schwierigkeiten erst an.
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3. Kapitel
Um viertel vor zehn versuchte Hartmann mit hochrotem Kopf und inzwischen klatschnass geschwitzt zum fünften Mal, Nicoles kleinen Franzosen rückwärts auf dem Fürstenwall in eine Parklücke zu setzen. Ein Typ von Wetten dass hätte sicher problemlos seinen Betonmischer in sechzig Sekunden achtmal rein- und rausfahren können, ohne wie Hartmann ständig auf dem Gehweg auszukommen oder gegen eines der beiden Fahrzeuge an den Enden der Lücke zu titschen. Hartmann hatte das Rückwärtseinparken verlernt. Irgendwann stand die Kiste dann doch halbwegs passabel. Den Opel, es war ein Vectra und er war grün, hatte er hundert Meter weiter entdeckt. Hoffentlich hatte er die Agenten nicht durch seine Fahrkünste auf sich aufmerksam gemacht. Er stieg aus, weil im Fahrzeuginneren wieder tropische Temperaturen herrschten und ihm die Kleidung am Leib klebte. Außerdem roch es ein bisschen sehr streng nach Parfüm. Dieses schwere Zeug. Teuer, aber puh! Und schließlich wollte er sich die Spione mal aus der Nähe ansehen. Schräg neben dem Vectra befand sich ein Büdchen. Hartmanns Magen forderte knurrend Frühstück, und so ließ sich Nützliches mit Magenfüllen verbinden. »Morgen«, sagte eine rote Nase. »Morgen. Ein Belegtes mit Käse und einen Becher Kaffee, bitte.« »Sonst noch was?« »Ein feines Nussparfait mit Schokoladensauce.« »Häh?« »Eine Express.« »Zweifünfundsechzig.« Hartmann machte sich an einem Stehtisch breit und lugte über den Zeitungsrand in den Vectra. Der hatte getönte Scheiben, aber der Agent hatte ganz untypisch die Scheibe auf der Fahrerseite runtergekurbelt. Und war eine Agentin. Hartmann schätzte die Frau auf Mitte dreißig, lange rote Haare, Typ Esther Schweins, angenehme Erscheinung. Sollte sie tatsächlich eine Agentin sein, dann war sie eine Topagentin. Wie eine aus den James-Bond-Filmen. Jetzt nicht diese Russin mit dem Messer im Schuh, aber wie eine von den anderen! Hartmann zog sich das Brötchen und die Top News rein. Das Brötchen schmeckte furchtbar. Die Cops hatten ihre erste Spur bei den zerstückelten Leichen. Blutuntersuchungen hatten ergeben, dass die Leichenteile weiblich waren, wenn man das medizinisch-biologisch so ausdrücken konnte. Und alt waren sie. Nicht die Leichenteile. Aber die Körperteile, die dann zu Leichenteilen wurden … Also, die Opfer waren vermutlich ältere Damen! Das Brötchen schmeckte wirklich furchtbar. Weitere Untersuchungen hatten ergeben, dass den seinerzeit vermutlich noch lebenden Opfern der in hohen Dosen tödliche Wirkstoff Penelaxan verabreicht worden war. Alle Opfer waren noch nicht identifiziert, weil man weder die Hände mit Fingern für die Fingerabdrücke, noch die Köpfe zum Vergleich der Gebisse gefunden hatte. Na ja, Ausweispapiere hatten sie offensichtlich auch noch keine gefunden. Hartmann widmete sich dem Sportteil. Irgendein italienischer Verein war an Michael Ballack interessiert, und Hamburg hatte sich von Toppmöller getrennt. Das war dumm, denn so einen Guten wie Toppi kriegen die nicht wieder, dachte Hartmann. Und in die zweite Liga geht es sowieso! Er knickte die Zeitung zusammen und ging zurück Richtung Wagen. Jeden Moment müsste Renate mit dem kleinen Roten aus der Tiefgarage kommen, und dann dürfte es zügig losgehen. Hartmann hatte gerade die Seitenscheiben runtergekurbelt, da erschien Renate mit ihrem Wagen auch schon in der Auffahrt. Eine knappe Minute später glitt auch Hansis silberfarbener Audi auf den Fürstenwall. Der grüne Vectra blinkte rechts und folgte dem Audi. Hartmann folgte dem Vectra. Es ging quer durch eine Düsseldorfer Innenstadt mit erstaunlich wenig Verkehr. In Nicoles Radio hatten sie erzählt, dass Studenten am Landtag herumlungerten und wegen irgendwelcher Gebühren die Brücken nach Düsseldorf mit Blockaden heimgesucht hatten. Bei den herrschenden Temperaturen würden einige von ihnen im Asphalt kleben bleiben. Auf der Grafenberger Allee fanden der arme Hansi mit den vielen, spontanen Überstunden und die Topagentin beide einen Parkplatz. Hartmann presste den Franzosen in eine Auffahrt und merkte sich das Kennzeichen am Vectra: D-HK 1. Hansi und die Agentin verschwanden in einem kleinen Hotel, das nach einem in späteren Jahren tauben Komponisten benannt war, der es, so viel wie Hartmann bekannt war, zu Lebzeiten auf lächerliche neun Sinfonien gebracht hatte, von denen eine auch noch unvollständig war. Hartmann kurbelte beide Fensterscheiben runter, was die Allgemeinsituation nur unwesentlich verbesserte. Ein Dackel würde im Auto bei den Temperaturen eingehen. Eine knappe Stunde später, in denen Hartmann drei Kilo Wasser ausgeschwitzt und sich im Fußraum vor ihm eine kleine Lache zu seinen Füßen gebildet hatte, verließen beide wieder das Hotel. Die beiden sahen nicht aus wie ein ausgeglichenes, zufriedenes Liebespaar nach vollzogenem Akt und stiegen grußlos in ihre Fahrzeuge. Hartmann entschloss sich, dem Vectra zu folgen. Es ging weiter die Grafenberger hoch, Ludenberger Straße, dann die Bergische Landstraße weiter und nach mindestens zwanzig geschlängelten Kilometern in Höhe der Kaserne nach links in die Knittkuhler Straße. Hier bog der Grüne ab und hielt wieder vor einem Hotel. »Oha«, entfuhr es Hartmann. Ein Callgirl bei der Arbeit und nunmehr beim nächsten Date. Die fleißige Agentin entstieg ihrem Wagen und ging am Haupteingang vorbei um das Haus herum. Hartmann zählte bis zwanzig und verließ seinen Brutkasten. Um das Haus herum gab es einen Anbau mit Nebeneingang. Hartmann strich sich die Haare hinter die Ohren und ging rein. Drinnen summte eine Klimaanlage. Sein Blick fiel zunächst auf eine gesund aussehende, junge Dame im Trainingsdress hinter einem Tresen und dann auf ein großes Plakat, auf dem junge Frauen aufgefordert wurden, sich auf eine von zwei freien Stellen als Masseurinnen zu bewerben. Einstellung sofort, Unterkunft möglich. Daneben hing ein Werbeplakat, damit man erkennen konnte, auf was man sich mit einer Bewerbung einließ: Hotel Knittkuhl – Ihre gute Adresse für Wellness & Fitness. Unten rechts im Plakat lächelte dem Betrachter eine Frau Gerber, in Klammern Geschäftsführerin, entgegen. Die hatte Hartmann auf der Grafenberger Allee schon mal mit wesentlich verkniffenerem Gesichtsausdruck gesehen. »Guten Tag«, sagte die Dame im Sportdress, »was kann ich für Sie tun?« »Guten Tag, mein Name ist Brandt. Willi Brandt. Ich möchte mich erkundigen.« »Bitteschön?« Hartmann stützte sich auf der Theke auf und klopfte seine Hemdtaschen nach dem Ausweis ab, den er nicht hatte. »Ich arbeite für eine größere Fitnesszeitung. Wir planen eine sehr aufwändige Werbe- und Gewinnaktion im kommenden Frühjahr.« Hartmann grinste. »Der Winterspeck – muss wieder weg!« Die Gesunde lächelte freundlich. »Es ist geplant, vierzehn Bewerber in einem Fitness-Hotel unterzubringen. Die Männer und Frauen werden topfit gemacht und genießen, je nach Fortschritten, die festgestellt werden, auch das komplette Wellnessprogramm. Das Ganze hat ein bisschen den Charakter der Big-Brother-Geschichte, nur ohne die ständigen Kameras.« »Ich verstehe.« »Da hatten wir unter anderem auch an das Hotel Knittkuhl gedacht.« »Ich denke, da sprechen Sie am besten mit unserer Geschäftsführerin, der Frau Gerber, die kann Ihnen am ehesten …« »Da brauche ich bestimmt einen Termin.« »Ich kann ja mal eben kurz anrufen, die Frau Gerber hat gerade das Haus betreten.« Hartmann zog eine Tankrechnung aus der Jeanshose und studierte mit angestrengtem Blick den Wisch. »Das wäre die Frau … Andrea Gerber?« »Monika, Monika Gerber.« »Ach ja.« Die Dame hatte schon den Hörer in der Hand, tippte eine Durchwahl und schilderte kurz Willi Brandts Anliegen. »Frau Gerber ist in zwei Minuten da.« Hartmann klopfte mit den Knöcheln auf die Theke. »Na, das nenne ich Service. Da können sich die Jungs und Mädels bei uns in Rheinland-Pfalz aber mal eine Scheibe von abschneiden. Das sind halt die Rheinländer, ähm … Ich warte draußen vor der Tür, die Klimaanlage schlägt mir ein bisschen auf die Bronchien.« Hartmann glitt nach draußen ins Warme und jagte ein paar Sekunden später die Hoteleinfahrt runter Richtung Straße. Monika Gerber hieß sie also, die osteuropäische Top-Agentin. Die Uhr im Auto...