Stiglmair | Die Bücher Haggai, Sacharja, Maleachi - E-Book | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 26, 256 Seiten

Reihe: Neuer Stuttgarter Kommentar - Altes Testament

Stiglmair Die Bücher Haggai, Sacharja, Maleachi - E-Book


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-460-51084-5
Verlag: Katholisches Bibelwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 26, 256 Seiten

Reihe: Neuer Stuttgarter Kommentar - Altes Testament

ISBN: 978-3-460-51084-5
Verlag: Katholisches Bibelwerk
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Kommentar bietet – wissenschaftlich fundiert, aber in verständlicher Sprache – grundlegende Informationen zu den biblischen Büchern, erschließt den Text abschnittweise und geht auf die Wirkungsgeschichte in Theologie, Kunst, Literatur und Musik ein.

Nach dem Babylonischen Exil fordert der Prophet Haggai den Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels als Zeichen der Gegenwart Gottes, die das Leben des Gottesvolkes ermöglicht und garantiert. Der judäische Statthalter Serubbabel erscheint am Ende der Haggaischrift als Zukunftsbild einer neuen, im Gottesglauben erahnbaren zukünftigen Gesellschaftsordnung.

Das Buch Sacharja – später mit der Haggaischrift verbunden – zeichnet in Form von Visionen die neue Gemeinschaft und deren Wohnstatt Jerusalem. Freilich kann diese Gemeinschaft an ihre eigene Zukunft gerade in turbulenten Zeiten nur glauben, indem sie damit rechnet, dass sich Gott gegen Widerstände von innen und außen als Gott Israels und Herr der Völker und der ganzen Welt zur Geltung bringt.

Dieser Glaube braucht eine Umkehr der Herzen – ein Gedanke, den das anschließende Buch Maleachi aufgreift und vertieft.

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II. Teil: Auslegung des Buches Haggai
Die Endredaktion des Haggaibuches gliedert den Text mit Hilfe eines erzählenden Rahmens mit Datierungen und Adressatenangaben in vier Abschnitte: 1,1–15a; 1,15b–2,9; 2,10–19 und 2,20–23. 1. Hag 1,1–15a
Das Buch beginnt erzählend mit einer Datumsangabe, die nach dem persischen Großkönig Darius I. (522–486 v. Chr.) ausgerichtet ist. Das erste Wort Haggais, der in 1,1 als Prophet bezeichnet wird, ist mit dem zweiten Jahr des Darius, im sechsten Monat, am ersten Tag des Monats (= 29.08.520 v. Chr.) datiert. Seit der neubabylonischen Zeit konnte man in den Gebieten, die politisch mit der Struktur des Großreiches in Verbindung waren, mit Tag und Monat des astronomischen Jahres datieren bezogen auf den Regierungsantritt des jeweiligen Herrschers. Für die Umrechnung auf unsere absolute Chronologie ergibt sich öfter die Schwierigkeit, dass nicht immer deutlich wird, ob das Antrittsjahr der Regierung eines Herrschers mitgezählt ist oder ob erst ab dem ersten vollen Regierungsjahr gezählt wird. Die in Ez beginnenden Tagesdatierungen werden in Hag-Sach konsequent durchgeführt, um das Wirken der beiden Propheten aufeinander zu beziehen, wobei aber nicht vorausgesetzt werden kann, dass dies durch eine Hand geschehen ist, da sich im gesamten Datierungssystem von Hag-Sach doch erhebliche Differenzen finden. Vielmehr wird im Zuge des Wachstums des Hag-Sach-Corpus auch die Datierung weitergeführt worden sein, wobei aber die damit verbundene Absicht durchgehalten wurde. V. 1 datiert das »Ergehen des Gotteswortes« – ein Geschehen, durch das gerade die exilisch-nachexilische Geschichtsreflexion die Geschichte Israels bestimmt sieht. Auf ein vertieftes Nachdenken über die Bedeutung der Prophetie verweist auch die ausdrückliche Vorstellung Haggais als »Prophet« (vgl. Hag 1,3.12; 2,1.10) und als »Vermittler« des JHWH-Wortes, indem betont wird, dass das Wort JHWHs nicht »an« Haggai, sondern »durch« Haggai erging. Dies spiegelt das im deuteronomistischen Geschichtswerk und in den Büchern Jer und Ez greifbare theologische Geschichtskonzept wider, nach dem die Geschichte Israels letztlich durch das »Ergehen des JHWH-Wortes« bestimmt ist. Dazu wird hier der »Prophet« nicht als Adressat eingeführt, sondern als der, der diese göttliche Wirkmacht in die Geschichte hinein vermittelt. Das Wort JHWHs betrifft nach V. 1 als Adressaten gewichtige Persönlichkeiten aus der Zeit unmittelbar vor dem Wiederaufbau des Zweiten Tempels: »Serubbabel, den Sohn des Schealtiël, Statthalter (p?t) von Juda« und »Jehoschua, den Sohn Jozadaks, den Hohepriester«. Serubbabel und Jehoschua Serubbabel stammt aus dem Geschlecht der Davididen und war ein Enkel des 597 v. Chr. nach Babylon deportierten Königs Jojachin. Nach Esr 3,2.8; 5,2; Neh 12,1; Hag 1,1.12.14; 2,2.23 ist er der Sohn Schealtiëls, des ältesten Sohnes Jojachins (vgl. 1 Chr 3,17), während er nach der Genealogie in Chr 3,19 als Sohn des dritten Sohnes Pedaja gilt. Die Ausleger geben aber der in Hag bezeugten Überlieferung Recht, wobei man durchaus beide Versionen dadurch miteinander in Beziehung brachte, dass Serubbabel erbrechtlich aufgrund einer Leviratsehe Sohn des kinderlosen Schealtiël war, leiblich aber der Sohn Pedajas. Der Name ist wohl eine Hebraisierung vom akkadischen zer-babili (»Spross Babels«), was auf den vermutlichen Geburtsort hinweist. Für eine Darstellung der Gestalt des Serubbabel sind die Überlieferungen von Esr-Neh und Hag-Sach wohl gesondert zu betrachten, weil die prophetische Tradition vor allem an einer theologischen Profilierung der beiden Gestalten interessiert ist. Nach Esr 2,2 und Neh 7,7 ist Serubbabel der Anführer der Rückwanderer, die in den ersten Regierungsjahren des Großkönigs Darius I. (522–486) nach Juda zurückkehrten (Esr 5,14 erwähnt eine Rückkehr bereits zur Zeit der Herrschaft Kyrus II. (559–530) kurz nach der Eroberung Babylons (539) unter der Führung eines Scheschbazzar, der das Fundament für den neuen Tempel gelegt haben soll). Übereinstimmend weisen die Quellen Serubbabel im Prozess des Wiederaufbaus des JHWH-Tempels in Jerusalem eine wichtige Rolle zu, was zu seiner davidischen, also königlichen, Abstammung passt, da im Alten Orient der Tempelbau Sache des Herrschers – häufig auch durch ein Gottesorakel ihm nahegelegt – war (vgl. 2 Sam 7). Manches lässt darauf schließen, dass er als persischer Statthalter (pæ?ah) bestellt war (vgl. Hag 1,1.14; 2,2.21); denn in der Folgezeit ist dieses Amt für Juda / Jerusalem gut bezeugt und lässt sich aus der Situation in der Frühzeit Darius’ I. gut verstehen. Die Initiative für den Tempelbau dürfte wohl von prophetischen Gestalten wie Haggai und Sacharja ausgegangen sein (vgl. Hag 1,1.12; 2,2.4; Esr 5,1), und die Ältesten hatten eine wichtige Funktion in der anfänglichen Phase der Realisierung (vgl. Esr 4,2.3). Serubbabel dürfte jedoch sehr schnell gerade in seiner offiziellen Funktion als beauftragter persischer Statthalter und als Abkömmling der alten Königsdynastie in Jerusalem die politische Bedeutung der durch die Propheten Haggai und Sacharja angeregten Wiederaufrichtung des zerstörten königlichen Tempels erahnt haben, was ihn dann veranlasste, das Projekt mit allen Kräften und Mitteln zu unterstützen und zu fördern, wobei aber das Haggai-Buch daran festhält, dass der eigentliche Anstoß zur Wiedererrichtung des Tempels allein vom durch Haggai, dem Propheten, übermittelten JHWH-Wort ausgeht. Bei der Grundsteinlegung wird die Präsenz Serubbabels jedoch einmütig von allen zuständigen Quellen erwähnt (Hag 2,18.20 ff.; Sach 4,9 f.; Esr 3,7ff.; 3 Esr 5,2). Im Zusammenhang der Einweihung des Tempels 515 v. Chr. werden sowohl der Statthalter Serubbabel als auch der Hohepriester Jehoschua nicht mehr erwähnt. Alles, was über sein weiteres Geschick gesagt wird, bleibt Vermutung. Nur eines lässt sich mit Sicherheit sagen, während die Worte Haggais zu und über Serubbabel im Zusammenhang der Wiedererrichtung des Tempels geschichtliche Realität wiedergeben, ist die prophetische Ankündigung Hag 2,20–23 theologische Utopie geblieben. Jehoschua (der Name bedeutet »JHWH ist Retter/Rettung/Hilfe«) wird in Hag 1,1 vorgestellt als »Sohn des Jozadak« und als Hohepriester. Nach Esr 2,2 und Neh 7,7 stehen Jehoschua und Serubbabel an der Spitze der Heimkehrer. Jehoschua stammt aus einem vornehmen Priestergeschlecht. Sein Großvater Seraja war der letzte Oberpriester am königlichen Heiligtum in Jerusalem; er wurde nach 2 Kön 25,18–21 bei der Eroberung Jerusalems (587) gefangen genommen und auf Befehl Nebukadnezzars in Ribla hingerichtet. Nach 1 Chron 5,41 wurde dessen Sohn Jozadak nach Babylon deportiert. Haggai und Sacharja bezeichnen Jehoschua als »Hohepriester«. Er trägt diesen Titel wohl rechtens, entgegen Esr-Neh, wonach Jehoschua aus theologischen Gründen als levitischer Priester hingestellt wird. Mit Jehoschua und seiner Beteiligung am Wiederaufbau des Tempels beginnt die Geschichte des nachexilischen Hohepriestertums, auch wenn der Inhalt dieser Position und deren Beziehung zur im Land verbliebenen Priesterschaft zunächst undeutlich bleiben. Es war aber unter persischer Herrschaft offensichtlich doch möglich, »an die Institution des vorexilischen Priestertums insofern anzuknüpfen, als die vorexilisch herrschende Priesterfamilie auch nachexilisch ihre Stellung behaupten konnte« (Chr. Rösel). Der erzählende Beginn konfrontiert in V. 2 – eingeleitet mit der Botenformel – die Maßgeblichen damit, dass »dieses Volk« die Zeit für den Wiederaufbau des JHWH-Tempels in Jerusalem noch nicht für gekommen hält. Damit wird das Thema des Haggaibuches benannt: der in einem als JHWH-Wort angesprochene verzögerte Wiederaufbau des Tempels. Der Ausdruck »dieses Volk« (vgl. Hag 2,14; Jes 6,9 f.; 8,6.11 f.; Jer 4,11; 5,14.23 u.ö.) enthält eine kritische Note. Die in V. 1 genannte Position der Adressaten ist einmal ein Hinweis darauf, dass der Bau eines Tempels die Sache der »Herrschenden« ist. Im Alten Orient und im Alten Israel ist der Tempelbau vor allem für die Hauptgottheiten Sache des Königs, was verschiedene Bauinschriften, z.B. die vom Enlil-Assur-Tempel in Assur, bezeugen: »Schamschi-Adad, König des Alls, Erbauer des Tempels des Assur, der das Land zwischen Tigris und Euphrat auf Geheiß des Assur, der ihn liebt, befriedete (und) dessen Namen Anu und Enlil unter den Königen, die vorauf gingen, zu Großem beriefen. Der Tempel des Enlil, den Irischum, der Sohn des Iluschuma, gemacht hatte, (dieser) Tempel war baufällig geworden, und so beseitigte ich ihn. Den Tempel des Enlil, meines Herrn, das ehrfurchtgebietende Heiligtum, … baute ich inmitten meiner Stadt Assur.« (I,1–23; II,1–13 TUAT II, 487). Für das zerstörte Heiligtum von Jerusalem ist in diesem Zusammenhang auf 1 Kön 6 und 2 Chr 3 zu verweisen, wobei der göttliche Auftrag im Wort des Propheten Natan in 2 Sam 7 zum...


Prof. Dr. Arnold Stiglmair, geb. 1943 in Südtirol, nach Tätigkeiten in der Seelsorge von 1975 bis 2011 Professor für Altes Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen.



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