Stoffler | Die Antiphonen des Wochenpsalters | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 25, 534 Seiten

Reihe: Pietas Liturgica Studia

Stoffler Die Antiphonen des Wochenpsalters


1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7720-0216-8
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 25, 534 Seiten

Reihe: Pietas Liturgica Studia

ISBN: 978-3-7720-0216-8
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Diese Studie ist ein Beitrag zur Erforschung des Stundengebetes aus theologischer sowie musikwissenschaftlicher Perspektive. Sie greift die Frage auf, inwieweit die im Wochenpsalter gesungenen Antiphonen des Offiziums einen Blick vor deren früheste Verschriftlichung im 9.-11. Jahrhundert gewähren. Lassen sich anhand ihrer Texte und Melodien Rückschlüsse auf die Genese der Psalmodie vor ihrer schriftlichen Fixierung formulieren? In welchen liturgischen Kontexten waren diese sogenannten Ferialantiphonen ursprünglich verankert? Die vorliegende Publikation nähert sich dieser spannenden Fragestellung von verschiedenen Seiten: in Verbindung mit der Struktur des Offiziums, der Herkunft der Texte, im Zusammenhang mit den musikalischen Mustern der Antiphonen sowie den dazugehörenden Psalmtonformeln.

Dr. Ursula Stoffler unterrichtet Religion in verschiedenen Schularten.

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Einleitung
1Zur Standortbestimmung des Forschungsprojekts
Seit Jahrzehnten beschäftigen sowohl die theologische als auch die musikwissenschaftliche Forschung im Zusammenhang mit Ferialantiphonen immer wieder Fragen, inwieweit diese einen Blick vor deren früheste, mit Neumen bzw. Noten versehene Antiphonarien im 9.–11. Jahrhundert gewähren und ob sich anhand ihrer Texte sowie deren Melodien Rückschlüsse auf die Genese von Psalmodie vor ihrer schriftlichen Fixierung formulieren lassen.1 Viele Forscher, wie schon François Auguste Gevaert,2 Robert Taft,3 Walter Lipphardt,4 Godehard Joppich5 oder auch jüngst Alexander Zerfaß6 teilen die Ansicht, dass sich hier möglicherweise älteste christliche Psalmengesänge mit deren Antiphonen erhalten haben, während sich Wissenschaftler wie Edward Nowacki7 von dieser These distanzieren. Eines seiner Hauptargumente ist, dass Ferialantiphonen unbedingt in Verbindung mit der Struktur des Offiziums zu betrachten sein müssten und daher nicht zwingend älter als diese seien. Man könne deshalb deren Genese nicht vor der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts ansetzen.8 Alexander Zerfaß hingegen sieht die Entstehung vieler Ferialantiphonen in Verbindung mit dem Vollzug des kurrenten Psalters, dessen Wiege im frühen Wüstenmönchtum Ägyptens zu suchen ist und der auch in den uns frühest zugänglichen Psalmenordnungen zumindest für Vigilien und Vesper prägendes Element darstellt.9 Seine Thesen werden in vorliegender Studie erhärtet. In der Vergangenheit wurde für das hohe Alter von Ferialantiphonen hauptsächlich ein Argument ins Feld geführt: dass man in der Geschichte eher für Feier- und Festtage neue Antiphonen schuf und an Werktagen beim Altbewährten blieb. Kritiker stellten dem unter anderem entgegen, dass älteste uns bekannte Antiphonen wie Aperite mihi portas iustitiae et ingressus in eas confitebor domino. Haec porta domini; iusti intrabunt per eam. (Ps 117,19–20),10 bereits in den Gregor dem Großen zugeschriebenen Dialogen erwähnt, gerade nicht den Kriterien von Ferialantiphonen entsprechen, deren Texte in der Regel kurz und dem Psalm selbst entnommen sind,11 wie beispielsweise Adjutor in tribulationibus (Ps 45,2 [1b]; Nr. 97).12 Die Urheberschaft sowie das Alter der Dialoge selbst werden ihrerseits jedoch in der Forschung kontrovers diskutiert und damit scheint dieses Argument zumindest entkräftet.13 Eine Schwierigkeit bei der Erforschung frühchristlicher Offiziumsgesänge ist deren erst im 10. Jahrhundert einsetzende Verschriftlichung, die zunächst adiastematisch und erst ab dem 11. Jahrhundert diastematisch dokumentiert wurde. Da die mit Neumen und ab dem 12./13. Jahrhundert schließlich mit (Quadrat-) Noten versehenen Handschriften jedoch der einzige Zugang dafür sind, rückwirkend einen Blick in die Welt des Gesangs vor der Kodifizierung werfen zu können, müssen diese Manuskripte herangezogen werden, um davon ausgehend genetische Schlüsse hinsichtlich des antiphonalen Gesangs ziehen zu können. Sämtliche Antiphonarien, sowohl die des monastischen als auch diejenigen des römischen Typs,14 sind also in einer Zeit entstanden, als die durch die Admonitio generalis Karls d. Großen vom 23.3.78915 als verbindlich deklarierte Übernahme der römischen Liturgie längst realisiert, die Feier der Gottesdienste neu geordnet, liturgische Bücher für den Gebrauch in der fränkischen Kirche überarbeitet waren.16 In Klöstern hatte sich in karolingischer Zeit die Regula Benedicti als Prototyp einer Regel coenobitischen Lebens durchgesetzt.17 Die Übertragung der Aufgabe der Bildung an die Klöster hatte bereits ein einheitliches Kulturbild zur Folge.18 Wie die Rezeption des römischen Gesanges im Frankenreich konkret ausgesehen hat, bleibt weitgehend ungewiss.19 Musikalische Formeln bei Ferialantiphonen Auch Ferialantiphonen mit ihrem vielfach modell-, formelhaften Erscheinungsbild bergen unterschiedlichste Traditionen, die sich im Nachhinein häufig nicht mehr auseinander dividieren lassen. Doch zeigt die vorliegende Studie, dass beispielsweise bezüglich der modalen Provenienz Charakteristika sichtbar werden, die einen vagen Einblick geben, wie mit musikalischen Formeln umgegangen wurde. Aufgrund der Analyse modaler Traditionen in den verschiedenen Handschriften lassen sich möglicherweise Spuren lokaler Prägungen erkennen. Diese werden in den musikwissenschaftlichen Teilen dieser Arbeit näher betrachtet. Zwischen der altrömischen und der fränkisch-gregorianischen Tradition ist in der Regel eine starke melodische Verwandtschaft bei Abweichungen im Einzelnen festzustellen. Die Annahme der neueren Forschung, dass Melodien nicht durch schriftliche Vorlage, sondern durch mündliche Überbringung mittels Mustern, Formeln und hervorstechenden Merkmalen nach Gedächtnisrekonstruktionen erfolgte, wird daher in dieser Arbeit zumindest teilweise gestützt.20 Ob in vorliegender Studie formulierte Thesen, inwieweit in Antiphonarien lokale Stilmerkmalen zum Ausdruck kommen, auch in Zusammenhängen außerhalb des Ferialoffiziums bestätigt werden, ermitteln vielleicht weitere Forschungen. 1 Die ersten lateinischen Sammlungen von Antiphonen sind um das Jahr 700 verfasst, haben jedoch noch keine Melodien: Verona, Kapitelsbibliothek, MS 89 und das Antiphonale von Bangor Mailand, Bibliothek Ambrosiana, MS.C.5. Vgl. Warren, Antiphonary. Die älteste neumierte Handschrift ist der in St. Gallen verfasste Codex Hartker (St. Gallen, Stiftsbibliothek 390/391) aus dem 10. Jahrhundert. Er ist z.B. auf www.gregorianik.uni-regensburg.de ediert. 2 François Auguste Gevaert setzte den Ursprung dieser Antiphonen zwischen 440 und 540 an; vgl. Gevaert, Mélopée 162. 3 Vgl. z.B. Taft, Psalmody 7–32. 4 Walther Lipphardt wollte die Entstehung des Ferialoffiziums zur Zeit des Papstes Damaskus (366–384) festlegen. Vgl. Lipphardt, Gregor der Große 250; ders., Antiphonen 53–63. 5 Vgl. Joppich, Gedanken; ders., Choral. 6 Vgl. Zerfaß, Clamorem. 7 Vgl. z.B. Nowacki, Antiphon; ders., Psalmody; ders., Chant; ders., Office bes. 249 f; ders., Studies. Auch in seinem zuletzt erschienenen Aufsatz bleibt er seinem Ansatz treu: vgl. Nowacki, Antiphons bes. 83 ff. 8 Nowacki, Office 249 ff. 9 Vgl. Zerfaß, Clamorem. 10 Gregor der Große, Dialoge 4,36 (SC 265, 118 De Vogüé). Übers.: Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit, an ihren Eingängen werde ich mich zum Herrn bekennen. Diese Tür zum Herrn – die Gerechten werden durch sie eintreten. Anmerkung: Diese sowie alle anderen Übersetzungen, die nicht anderweitig belegt sind, stammen von der Verfasserin dieser Arbeit. 11 Vgl. z.B. Nowacki, Psalmody 312: “It does show that many of the longer proper antiphons are of ninth-century origin or later – mainly because their feasts were only introduced at that time – but it does not rule out that the short ferial antiphons may be equally recent. In other words, brevity in antiphons – a quality making them apt for collective performance – may be a relatively late adaption.” Vgl. ders., Office 243–275. 12 Bei in dieser Arbeit edierten Ferialantiphonen wird in Klammern zuerst der Psalmvers nach der Vulgata (Psalterium Gallicanum) angegeben, dann in der zweiten Klammer der (Halb-) Vers im realen Verlauf des Psalms und schließlich die Nummer in der vorliegenden Edition. 13 Aufgrund von Untersuchungen des Vokabulars, der Orthographie, des Schreibstils, historischer Anachronismen u.a. der Dialoge kommt Francis Clark zum Ergebnis, dass die Dialoge nicht von Gregor selbst verfasst wurden, sondern erst um 670/680 in Rom entstanden sind. Vgl. Clark, Dialogues; ders., Legacy. Seine Forschungsergebnisse werden jedoch z.T. in Frage gestellt. Katharina Greschat konstatiert beispielsweise einen ähnlich „drastischen“ Schreibstil wie in den Dialogen auch in Gregors Moralia in Job. Vgl. Greschat, Rezension; Stephan Ch. Kessler bleibt auch nach der Lektüre von Clarks revidierter Studie dabei, dass der Autor der Dialogi mit dem Gregor der bibeltheologischen Schriften und Briefe identisch sei. Vgl. Kessler, Rezension. Kritisch sind auch weitere: Stewart, Rezension; Heid, Rezension; vgl. auch Dal Santo, Shadow. Einen...



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