Storch Rauchpause
2., überarbeitete Auflage 2015
ISBN: 978-3-456-95596-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Wie das Unbewusste dabei hilft, das Rauchen zu vergessen
E-Book, Deutsch, 136 Seiten
ISBN: 978-3-456-95596-4
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zielgruppe
Beratungsstellen Rauchentwöhnung, Ärzte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1;Rauchpause;1
1.1;Inhaltsverzeichnis;6
1.2;Vorwort;8
1.3;Einleitung;10
2;1 Rauchen ist großartig;12
3;2 Das Unbewusste;18
4;3 Die Funktionsweise von Verstand und Unbewusstem;20
5;4 Das Rauchen und mein ganz normales Leben;24
6;5 Geschichten von anderen Rauchenden;28
7;6 Mein guter Grund, mit dem Rauchen aufzuhören;34
8;7 Mit dem Rauchen aufhören;42
9;8 Motivkonflikte;52
10;9 Die somatischen Marker;62
11;10 Die Zielpyramide;70
12;11 Bilder sind die Treppe ins Unbewusste;80
13;12 Mottoziele mit Wunschelementen bauen;90
14;13 Wenn-Dann-Pläne;100
15;14 Das Rauchen vergessen;112
16;Nachwort;118
17;Wie Zigaretten wirken: Medizinische und körperliche Aspekte des Rauchens;120
18;Literaturverzeichnis;131
3 Die Funktionsweise von Verstand und Unbewusstem (S. 19-20)
Mit Verstand und Unbewusstem gut umgehen zu können, ist jedoch gar nicht einfach. Die beiden Systeme sind nämlich keineswegs optimal aufeinander abgestimmt, sie arbeiten sogar ziemlich verschieden.Zwei Unterschiede sind für das Rauchen besonders relevant: der Unterschied in punkto Geschwindigkeit und die unterschiedliche Zeitwahrnehmung der beiden Systeme.
Schauen wir uns zuerst die Geschwindigkeit an. Die beiden Systeme arbeiten unterschiedlich schnell. Wenn eine Information oder ein Sinnesreiz im Gehirn registriert wird, erfolgt umgehend ein Kommentar des Unbewussten. Wenn ich von «umgehend» spreche, meine ich damit einen Zeitraum von 200 – 300 Millisekunden als wirklich sehr schnell. Der Verstand arbeitet langsamer, denn der Verarbeitungsweg vom Eintre?en der Information bis zur Hirnrinde, wo der Verstand sitzt, ist länger. Der Hirnforscher LeDoux spricht darum auch vom «kurzen Weg» und vom «langen Weg» (LeDoux, 2001).
Was die Zeitwahrnehmung angeht, kann man vereinfacht sagen, dass das Unbewusste im Hier und Jetzt lebt, während der Verstand auch in die Zukunft denken kann. Die unterschiedliche Geschwindigkeit der beiden Systeme und die unterschiedliche Zeitperspektive kennen vermutlich Menschen mit cholerischem Temperament sehr gut. Man trifft auf einen Menschen, der irgendetwas äußert, das Ärger hervorruft. Der Impuls, mit gleicher Münze zurückzuzahlen, kommt sofort. Je nach Situation verleitet der Impuls zu einem Schimpfwort, einem Vorwurf, zu lautem Geschrei oder sogar zu Handgreiflichkeiten.Wenn man Glück hat, kommt kurz nach diesem cholerischen Impuls die Überlegung, welche Auswirkungen eine solche unbeherrschte Reaktion mit sich bringen kann. Im Team als Verräter dazustehen, die Chefin beleidigt, den Partner verletzt oder das eigene Kind verängstigt zu haben. Diese Überlegung, die der Verstand hervorbringt, hilft dann in den gut verlaufenden Fällen, den cholerischen Impuls zu stoppen. In den schlecht verlaufenden Fällen funktioniert diese Notbremse nicht und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Übertragen auf das Rauchen bedeuten diese verschiedenen Geschwindigkeiten und Zeitperspektiven, dass das Unbewusste blitzschnell aus einer bestimmten Situation einen guten Grund zum Rauchen ableiten kann. Allfällig vorhandene Bedenken des bewussten Verstandes bezüglich Gesundheit und langfristiger Folgeschäden können überhaupt nicht greifen, da sie einfach zu langsam aufgerufen werden.
Menschen, die versuchen, eine bestimmte Diät einzuhalten, sind auch gut vertraut mit der Funktionsweise des unbewussten Systems.Man hat sich mit dem bewussten Verstand fest vorgenommen, diesmal an der Bäckerei vorbeizugehen, ohne ein Croissant zu kaufen. Man ist auf dem Weg zur Arbeit, die Bäckerei kommt näher, der Croissantduft erreicht die Nase, das Unbewusste meldet als Bewertung: «prima, schmeckt gut!», und eine komplette Verhaltenskette spult ganz automatisch ab. Bäckerei betreten, Geldbörse ö?nen, Croissant verspeisen, alles verläuft wie von selbst. Der bewusste Verstand ist ein machtloses Instrument in solch einer Situation und tritt erst wieder in Funktion,wenn das Croissant im Magen schlummert, er erzeugt dann Gewissensbisse, die im Nachhinein zu nichts weiter gut sind, als den Genuss zu vermiesen.