Stowasser / Helm / Baier | Mission im Kontext Europas | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band Band 003, 160 Seiten

Reihe: Wiener Forum für Theologie und Religion

Stowasser / Helm / Baier Mission im Kontext Europas

Interdisziplinäre Beiträge zu einem zeitgemäßen Missionsverständnis
1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-86234-860-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Interdisziplinäre Beiträge zu einem zeitgemäßen Missionsverständnis

E-Book, Deutsch, Band Band 003, 160 Seiten

Reihe: Wiener Forum für Theologie und Religion

ISBN: 978-3-86234-860-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Dieser interdisziplinär angelegte Band beleuchtet die sozioreligiöse wie soziokulturelle Situation Europas und diskutiert aus der Perspektive von Religionsphilosophie, Religionswissenschaft, Rechtswissenschaft und protestantischer wie katholischer Theologie den aktuellen Stand der Missionswissenschaft im europäischen Kontext. Sein Ziel ist es, zu einem modernen, plural reflektierten Missionsverständnis beizutragen. Mission wird nicht als verdeckter oder offener Proselytismus propagiert, sondern als evangeliumsgemäße, ganzheitliche Zuwendung zum Menschen auf der Suche nach einem geglückten Leben verstanden. Mission bedeutet deshalb Hellhörigkeit für die spirituelle Suche von Menschen ebenso wie gegebenenfalls konkrete Caritas oder politisches Engagement für Schwache und Randgruppen. Der wissenschaftliche Diskurs soll das Tabuthema 'Mission' aus den Verengungen historischer Belastungen befreien und als gesellschaftlich hochaktuelles Phänomen begreifbar machen.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Vorwort;7
3;Einleitung;9
4;Mission aus missionswissenschaftlicher und rechtswissenschaftlicher Perspektive;17
5;Franz Helm: Wie willkommen sind die Verkünder des Evangeliums? Zur Situation der christlichen Mission und der Missionswissenschaft im deutschsprachigen Europa;19
5.1;1. Skepsis und Ablehnung;19
5.2;2. Mission und Missionswissenschaft im Kontext gesellschaftlicher und kirchlicher Veränderungen;21
5.2.1;2.1 Katholische Missionsorden;22
5.2.2;2.2 Katholische Kirche in Deutschland;23
5.2.3;2.3 Evangelische Kirche in Deutschland;24
5.2.4;2.4 Evangelikale und pfingstkirchliche Mission;25
5.3;3. Zur Lage der Missionswissenschaft im deutschsprachigen Europa;26
5.3.1;3.1 Evangelischer Bereich;26
5.3.2;3.2 Katholischer Bereich;27
5.3.3;3.3 Evangelikaler Bereich;28
5.4;4. Anmerkungen zum spezifischen Beitrag der Missionswissenschaft;29
6;Arnd Bünker: Welche Mission(en)? Welche Missionswissenschaft(en)?;33
6.1;1. Zum Einstieg: Interessierte Stimmen zu Mission und Missionswissenschaft;33
6.2;2. Missionsverständnisse im Wandel;34
6.2.1;2.1 Mission und/oder Missionen;34
6.2.2;2.2 Mission als Auftrag Gottes und Recht der Kirche;36
6.2.3;2.3 Krise der Mission und Neuorientierung;37
6.3;3. Missionswissenschaft: Wendungen und Krisen;41
6.3.1;3.1 Anfänge der universitären Missionswissenschaft;42
6.3.2;3.2 Krise der Missionswissenschaft;43
6.4;4. Missionswissenschaft heute: Differenzierung und Pluralisierung;44
6.4.1;4.1 Missionswissenschaft und Religionswissenschaft;44
6.4.2;4.2 Missionswissenschaft in und als Theologie;45
6.4.3;4.3 Verständnisse von Missionswissenschaft und ihre Probleme;47
6.4.4;4.4 Kontextualisierung der Missionswissenschaft;49
6.4.5;4.5 Neue Konkurrenz?;50
6.5;5. Gegenstandsbereiche der Missionswissenschaft;52
6.5.1;5.1 Modelle der Grenzziehung;52
6.5.1.1;5.1.1 Das geografische Muster der Grenzziehung;52
6.5.1.2;5.1.2 Das soziologisch-milieuorientierte Muster der Grenzziehung;53
6.5.1.3;5.1.3 Die Lerngemeinschaft der Weltkirche als Rahmen der Grenzziehung;53
6.5.1.4;5.1.4 Die Religion als Muster der Grenzziehung;54
6.5.2;5.2 In Grenzen Denken als Gefährdung der größeren Universalität;54
7;Richard Potz: Mission und Religionsfreiheit;57
7.1;1. Die umfassende Gewährleistung von Religionsfreiheit im Allgemeinen;57
7.2;2. Die Missionsfreiheit im Besonderen;62
7.3;3. Abschließende Bemerkung;68
8;Mission im Kontext Europas;69
9;Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz: Wozu Mission? Religionsphilosophische Reflexionen;71
9.1;1. »Gleichheit« aller Religionen?;71
9.2;2. Stagnation des Christentums in Europa: Einige mögliche Gründe;72
9.3;3. Zwischen sanft und satanisch: diffuse Religiosität;75
9.4;4. Wozu Mission? Antworten des Paulus;76
9.4.1;4.1 Neues Subjekt und neue Gemeinschaft;77
9.4.2;4.2 Umsturz im Säkularen: Tun als ob nicht;78
9.4.3;4.3 Freiheit zur Schwäche der Liebe;80
9.5;5. Epilog: Das »Umsonst« der Mission;81
10;Johann Figl: »Mission« als ein Schlüsselthema der Praxis von Religionsgemeinschaften und Kirchen in Europa;85
10.1;1. Begriff: Theologisch und religionswissenschaftlich;85
10.2;2. Konfliktive Aspekte der Praxis christlicher Missionierung;87
10.2.1;2.1 Mission und Kolonialisierung;87
10.2.2;2.2 Mission als Kritik kolonialistischer Praktiken;88
10.2.3;2.3 Selbstreflexion und -kritik angesichts problematischer Praktiken der Vergangenheit;89
10.3;3. Christentum in Begegnung mit Missionspraktiken neureligiöser Bewegungen in Europa – eine Umkehr der Missionsrichtung?;90
10.4;4. Neue Formen des Dialoges im Kontext der Globalisierung;91
11;Regina Polak: Mission im Kontext gesellschaftlicher Transformation. Blitzlichter einer pastoraltheologischen Kairologie;93
11.1;1. Warum stellt sich das Thema Mission in Europa?;93
11.1.1;1.1 Mission ist für die Kirche selbst aktuell – nach innen;93
11.1.2;1.2 Mission ist theologisch aktuell – immer;95
11.1.3;1.3 Mission ist gesellschaftlich aktuell;98
11.2;2. Der Kontext: Europa ist in einer Transformationskrise;99
11.3;3. Drei konkrete Herausforderungen für die missionarische Praxis;102
11.3.1;3.1 Grundsignatur Ambivalenz: Die EuropäerInnen und ihr Verhältnis zur Politik;103
11.3.2;3.2 Grundsignatur Pluralität: Die EuropäerInnen und ihr Verhältnis zu den »Anderen«;106
11.3.3;3.3 Zeugenotion Spiritualität: Die EuropäerInnen und ihr Verhältnis zur Religion;108
11.4;4. Abschluss;112
12;Aktuelle Fragestellungen der Missionswissenschaft;113
13;Franz Gmainer-Pranzl: Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit als zentrale Dimension der Mission. Eine responsiv-theologische Perspektive;115
13.1;1. »Reich Gottes« als Konstitutivum christlicher Mission;118
13.2;2. »Befreiung« als Kennzeichen des Reiches Gottes;121
13.3;3. Die bleibende Unverfügbarkeit des Reiches Gottes und seiner Gerechtigkeit;125
13.4;4. Mission als Antwort auf den Anspruch des Reiches Gottes;128
14;Norbert Mette: Chancen und Risiken missionarischer Pastoral aus praktisch-theologischer Perspektive. Thesen;131
14.1;I. Ausgangspunkte;131
14.2;II. Was gilt es im Sinne einer missionarischen Pastoral gegenwärtig zu SEHEN?;134
14.3;III. Wie ist die gegenwärtige Situation im Sinne einer missionarischen Pastoral zu beURTEILEN?;137
14.4;IV. Welche Orientierungen für das HANDELN ergeben sich aus den angestellten Überlegungen?;140
15;Johannes Zimmermann: Zwischen Missionsland Deutschland und (Neu-) Evangelisierung Europas. Überlegungen in ökumenischer Perspektive;145
15.1;1. »Deutschland – Missionsland« – »Neu-Evangelisierung Europas« – »Mission in sechs Kontinenten«. Programmatische Formulierungen wie diese erfolgen teils in ökumenischer Verbundenheit, teils in ökumenischem Wetteifer. In ihnen verbinden sich Situationsanalysen mit impliziten Imperativen.;145
15.2;2. Was macht ein Land zum »Missionsland«?;147
15.2.1;2.1 »Selbstevangelisierung«;147
15.2.2;2.2 Von der Volkskirche zur Missionskirche;148
15.2.3;2.3 »Weiße Flecken«;148
15.2.4;2.4 Begegnung mit Fremden;150
15.2.4.1;Exkurs: »Option für die Armen«;151
15.2.5;2.5 Glaubensweitergabe;152
15.2.6;2.6 Evangelium und Kultur;154
15.3;3. Mission und Krise;155
15.4;4. Kontextuelle Missionstheologie(n);156
16;Verzeichnis der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter;159


"Mission im Kontext gesellschaftlicher Transformation. Blitzlichter einer pastoraltheologischen Kairologie (S. 93-94)

1. Warum stellt sich das Thema Mission in Europa?

1.1 Mission ist für die Kirche selbst aktuell – nach innen

Wer aufrichtig ist, wird zunächst feststellen: In das Zentrum kirchlicher Aufmerksamkeit tritt die Aufgabe zur Mission in Europa erst wieder im Zuge ihres gesellschaftlichen und politischen Macht- und Bedeutungsverlustes. Sich leerende Kirchenbänke und vor allem sich leerende Kassen machen der Kirche1 bewusst, dass sie unzählige Gläubige verloren hat und – mit Blick auf empirische Studien – zu verlieren droht. Begründet wird der umfassende kirchliche Erosionsprozess von Seiten der Kirchenleitung in aller Regel mit einem massiven Verlust an Glaubenssubstanz in den säkularisierten (west)europäischen Gesellschaften.

Dies hat seit den 80er-Jahren, insbesondere auf den besonderen Nachdruck Papst Johannes Pauls II. hin, zur Forderung der Neuevangelisierung Europas geführt. Aber die pastoraltheologischen Gesellschafts-, Religions- und Kirchenanalysen der vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass eine solcheMotivationwie auch die Diagnose doch nur sehr vordergründig und einseitig sind. Die sozioreligiöse Situation ist wesentlich komplexer und widersprüchlicher.

Zum einen: Freilich gibt es massive Glaubenskrisen, und die Gottesfrage, vielleicht noch viel mehr die Christusfrage, brennt in Europa. Aber weder sind der Rückzug aus der Kirche und der Verlust des Glaubens per se ident noch sind die europäischen Gesellschaften so säkularisiert oder gar glaubenslos, wie behauptet wird. Man wird hier genau unterscheiden und nachfragen müssen: Was genau geht verloren, was erodiert? Was sind die Gründe – historische, kulturelle, politische, religiöse – für diese Erosionsprozesse? Was ist auch der selbstverschuldete Beitrag der Kirche daran? Wie steht es um den Glauben der Menschen tatsächlich?

Worin besteht die Glaubens-, worin die Gotteskrise?Welches sind die wahren Gefährdungen des Glaubens in den Gesellschaften Europas? Was bedeutet Neuevangelisierung Europas dann konkret?2 Zum anderen: Theologisch ist Mission kein saisonales Anliegen in Zeiten kirchlichen Mitgliederschwundes, getrieben von der Sorge um den Selbsterhalt, sondern zu allen Zeiten und in jeder Situation eine konstitutiv und prinzipiell unverzichtbare Dimension kirchlichen Handelns. Denn die Kirche ist in jeder Generation verpflichtet, die biblische Offenbarung in der jeweiligen konkreten geschichtlichen Situation zeit-gerecht zu aktualisieren und zu konkretisieren.3 Hat sie dies vielleicht allzu lange verabsäumt und die »Zeichen der Zeit« verschlafen oder nicht ausreichend angemessen interpretiert?"


Helm, Franz
Pater Dr. Franz Helm ist geprägt von einem Missionseinsatz in Brasilien, währenddessen er in São Paulo im Fach Missionswissenschaft promovierte. Er ist u.a. Lektor dieses Fachs an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und Referent für Theologie und Pastoral bei der Dreikönigsaktion in Wien.

Danz, Christian
Prof. Dr. Christian Danz lehrt Systematische Theologie A.B. an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Baier, Karl
Prof. Dr. Karl Baier ist Außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut für Religionswissenschaft der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.

Stowasser, Martin
Ao. Univ.-Prof. Dr. Martin Stowasser studierte in Rom und Wien Katholische Theologie. Sein spezielles Forschungsinteresse gilt zurzeit Passionserzählungen und der Offenbarung des Johannes sowie dem Zusammenhang von Wohltätigkeit mit der Ausbreitung des frühen Christentums. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.



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