Straßburg | Tristan und Isolde | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Straßburg Tristan und Isolde


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96987-061-7
Verlag: mehrbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-96987-061-7
Verlag: mehrbuch
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Die Erzählung von Tristan und Isolde ist neben der vom Gral oder der von König Artus und seiner Tafelrunde einer der Stoffe, die von der erzählenden Literatur des europäischen Mittelalters häufig bearbeitet wurden. Zahlreiche Dichter unterschiedlicher Volksliteraturen besonders in Frankreich und Deutschland haben ihr dichterisches Können an der Gestaltung dieses spannungsreichen Stoffes erprobt.

Gottfried von Straßburg war einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dichter des Mittelalters. Er lebte Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts und war Zeitgenosse von Hartmann von Aue, Wo, ram von Eschenbach und Walther von der Vogelweide.

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I.
  Gedächte man nicht gütig sein, Der Gutes rang der Welt zu leihn, So könnt uns keine Freude leihn Was Gutes in der Welt mag sein.   Der gute Mann, was der für gut Und nur der Welt zu Gute thut, Wer das ihm anders als für gut Verstehen will, der missethut.   Ich hör es schmähen oft und viel Wes man doch nicht entrathen will; Da ist an Kleinem schon zu viel, Da will man was man doch nicht will.   Es lob ein Mann, das ziemt ihm wohl, Wes doch auch Er bedürfen soll; Er laß es sich gefallen wohl, Weil es ihm doch gefallen soll.   Theur und werth ist mir der Mann, Der Gut und Übel scheiden kann, Der mich und einen jeden Mann Nach seinem Werth erkennen kann.   Ehr und Gunst laßt finden Kunst, Da Kunst geschaffen ist der Gunst. Wo Kunst geblümet wird mit Gunst, Da blühet alle gute Kunst.   Recht wie ein Ding zu Grunde geht, Das ohne Lob und Ehre steht, So blühet was in Ehren steht Und seines Lobs nicht irre geht.   Ich weiß wohl, Mancher ist gewohnt, Daß er das Gute übel lohnt Und Übles wieder gut belohnt: Der ist an übeln Lohn gewohnt.   Cunst und einsichtsvoller Sinn Bringt Eins dem Andern nur Gewinn; Kommt Neid dazu um Brotgewinn, So muß erlöschen Kunst und Sinn.   Hei, Tugend, schmal sind deine Stege, Gar kümmerlich all deine Wege. Doch deine Wege, deine Stege Wohl ihm, der sie da geh und stege!   Trieb ich die Zeit vergebens hin, So zeitig ich zu leben bin, So führ ich in der Welt dahin, Der Welt so werth nicht als ich bin.   Ich hab ein neues Thun mir jetzt Der Welt zu Liebe vorgesetzt Und edeln Herzen zum Genuß, Den Herzen, die ich lieben muß, Der Welt, die meinem Sinn gefällt: Nicht mein' ich aller Andern Welt, Die Welt, von der ich höre sagen, Daß sie kein Mühsal möge tragen Und nur in Freuden wolle schweben; Die laß auch Gott in Freuden leben!   Der Welt und solchem Leben Scheint mein Gedicht uneben. Solch Leben ist nicht meine Welt, Eine andre Welt mir wohlgefällt: Die zusammen hegt in Einer Brust Das süße Leid, die bittre Lust, Das Herzensglück, die bange Noth, Das selge Leben, leiden Tod, Den leiden Tod, das selge Leben. Dem Leben hab ich meins ergeben, Der Welt will ich ein Weltkind sein, Mit ihr verderben und gedeihn. Bei ihr bin ich bisher geblieben, Mit ihr hab ich die Zeit vertrieben, Die mir in vielbedrängtem Leben Geleit und Lehre sollte geben. Der hab ich Thun und Thätigkeit Zu ihrem Zeitvertreib geweiht, Daß sie durch meine Märe, Welch Leid sie auch beschwere, Zu halber Lindrung bringe, Ihre Noth damit bezwinge; Denn hat man des zuweilen Acht, Was uns die Weile kürzer macht, Das entbürdet bürdeschweren Muth, Das ist für Herzenssorgen gut. Es zweifelt Niemand daran: Wenn der müßige Mann Mit Liebesschaden ist beladen, So mehrt die Muße Liebesschaden; Bei Liebesleiden Müßigkeit, So wächst nur noch der Liebe Leid. Drum rath ich, trägt wer Schmerzen Und Liebesleid im Herzen, So widm er sich mit Kräften Zerstreuenden Geschäften, Damit das Herz in Muße ruht: Das ist dem Herzen herzlich gut. Doch ist es nimmer wohlgethan, Wenn ein liebesiecher Mann Sich solchen Zeitvertreib erkührt, Der reiner Liebe nicht gebührt: Mit edeln Liebeskunden Versüß er seine Stunden, Die mag ein Minner minnen Mit Herzen und mit Sinnen.   Noch hört man Eine Rede viel, Die ich nicht ganz verwerfen will: Je mehr ein Herz, das Liebe plage, Sich mit Liebesmären trage, Je mehr gefährd es seine Ruh. Der Rede stimmt' ich gerne zu, Wär Eins nicht, das mir Zweifel regt: Wer innigliche Liebe hegt, Daß er im Herzen Schmerzen spürt, Der bleibt von Schmerz nicht unberührt. Der innigliche Liebesmuth, Je mehr in seines Triebes Glut Der brennt und liebend lodert, Je mehr er Liebe fodert. Dieß Leiden ist so voll der Lust, Dieß Uebel thut so wohl der Brust, Daß es kein edles Herz entbehrt, Weil dieß erst Muth und Herz gewährt. Mir ist gewisser nicht der Tod, Nicht sicherer die letzte Noth, Fühlt Einer Liebeswunden, So liebt er Liebeskunden. Wer solcher Mären trägt Begier, Der hat nicht weiter als zu mir. Ich weiß ihm wohl ein Märchen, Ein edles Liebespärchen, Das reiner Lieb ergab den Sinn: Ein Minner, eine Minnerin, Ein Mann ein Weib, ein Weib ein Mann, Tristan Isold, Isold Tristan.   Ich weiß wohl, Mancher ist gewesen, Der schon von Tristan hat gelesen. Und doch, nicht Mancher ist gewesen, Der recht noch hat von ihm gelesen.   Tret ich nun aber hin sofort Und sprech ein scharfes Richterwort, Als wolle mir ihr Aller Sagen Von dieser Märe recht behagen, So thu ich anders als ich soll; Ich thu es nicht: sie sprachen wohl Und nur aus edelm Muthe, Mir und der Welt zu Gute. Bei meiner Treu, sie meintens gut, Und was der Mann in Güte thut, Das ist auch gut und wohlgethan. Und stellt ich doch das Wort voran, Als hätten sie nicht recht gelesen, Damit ists so bewandt gewesen: Sie sprachen in der Weise nicht Wie Thomas von Britannien spricht, Der sich auf Mären wohl verstand Und in britannschen Büchern fand All dieser Landesherren Leben, Davon er Kund uns hat gegeben. Was der von Tristans Lebensfahrt Uns Zuverläßges hat bewahrt, Das war ich lang beflißen Aus Büchern zu wißen, Lateinischen und wälschen, Damit ich ohne Fälschen Nach seinem Berichte Berichte die Geschichte. So sucht' ich denn und suchte lang Bis mir des Buches Fund gelang, Darin all seine Meldung stand, Wie es um Tristan war bewandt. Was ich nun so gefunden Von diesen Liebeskunden, Leg ich nach freier Wahl und Kür Allen edeln Herzen für, Daß sie durch Zeitvertreib genesen: Es ist sehr gut für sie zu lesen. Gut? Ja ohne Zweifel gut: Es süßt die Liebe, höht den Muth, Befestigt Treu, verschönt das Leben, Es kann dem Leben Werth wohl geben; Denn wo man höret oder liest, Daß reiner Treu ein Paar genießt, Das weckt in treuen Mannes Brust Zu Treu und aller Tugend Lust. Liebe, Treue, stäter Muth, Ehr und noch manches hohe Gut Gehn dem Herzen nie so nah, Gefallen nie ihm so wie da, Wo man von Herzensliebe sagt Und Herzeleid um Liebe klagt. Lieb ist so reich an Seligkeit, So selig macht ihr Glück, ihr Leid, Daß ohne ihre Lehre Niemand Tugend hat noch Ehre. So viel die Liebe Gutes frommt, So manche Tugend von ihr kommt, Weh, daß doch Alles was da lebt Nicht nach Herzensliebe strebt; Daß ich so Wenige noch fand, Die im Herzen lautern Brand Um Herzensfreunde wollen tragen Und einzig um das Bischen Klagen, Das dabei zu mancher Stund Verborgen liegt im Herzensgrund!   Wie litte nicht ein edler Sinn Ein Übel für so viel Gewinn, Ein Ungemach um so viel Lust? Wer nie von Liebesleid gewust, Wust auch von Liebesfreude nie. Freud und Leid, stäts waren die Bei Minne nicht zu scheiden. Man muß mit diesen beiden Ehr und Lob erwerben, Oder ohne sie verderben. Die, welchen ich dieß Buch geweiht, Hätten Die um Liebe Leid, Um Herzenswonne sehnlich Klagen Vereint im Herzen nicht getragen, So würd ihr Nam und dieß Gedicht So manchem edeln Herzen nicht Zu Trost und Freude frommen. Noch heut wird gern vernommen, Noch dünkt uns ewig süß und neu Ihre minnigliche Treu, Ihr Glück und Leid, ihre Wonn und Noth; Und sind sie nun auch lange todt, So lebt ihr süßer Name doch Und soll ihr Tod den Leuten noch Zu...



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