E-Book, Deutsch, 190 Seiten
Straßburg Tristan und Isolde
1. Auflage 2015
ISBN: 978-80-268-4136-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine der bekanntesten Liebesgeschichten der Weltliteratur
E-Book, Deutsch, 190 Seiten
ISBN: 978-80-268-4136-4
Verlag: e-artnow
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
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II. Riwalin und Blanscheflur
Inhaltsverzeichnis Ein Herr, der in Parmenien saß,
Ein Kind an Jahren, wie ich las,
Der war, wie uns der Sage Mund
Giebt von seinem Leben kund,
Köngen gleich wohl an Geschlecht,
An Landen Fürsten wohl gerecht,
An Leibesschönheit ohne Gleich,
Getreu und kühn und mild und reich.
Wem er Freude sollte tragen,
Dem war er in seinen Tagen
Eine freudereiche Sonne.
Er war der Welt Wonne,
Der Schildesamtes Lehre,
Der Nahverwandten Ehre,
Seines Landes Zuversicht.
Ihm gebrach an aller Tugend nicht,
Die Herren haben sollen,
Hätt er nicht immer wollen
In seines Herzens Lusten schweben
Und nur nach Seinem Willen leben,
Was endlich auch sein Schade war;
Denn es ist und bleibt doch wahr,
Aufblühnde Jugend, reiches Gut,
Die zwei sind voller Übermuth.
Vertragen, was doch Mancher kann,
Der mehr besitzt als Er gewann,
Daran gedacht er selten:
Übel mit Übel gelten,
Kraft der Kraft entgegensetzen,
Daran hatt er sein Ergetzen.
Nun thut es nie die Länge gut,
So Einer Alles, was man thut,
Vergilt mit Kaiser Karls Gewicht.
Weiß Gott, es ist dem Manne Pflicht,
Andern Manches nachzusehn,
Soll ihm nicht Schaden oft geschehn.
Wer Schaden nicht vertragen kann,
Dem reiht sich Schad an Schaden an,
Es ist ein unheilvoller Brauch;
Fängt man doch so den Bären auch:
Der rächt den einzelnen Schaden,
Bis er mit Schaden wird beladen.
Das wars, warum es ihm misslang,
Denn er rächte sich so lang
Bis er dabei zu Schaden kam.
Daß er solchen Schaden nahm,
Geschah ihm keiner Bosheit wegen
Wie Andre sich zu schaden pflegen:
Der Schade kam ihm im Geleit
Seiner Unerfahrenheit,
Daß er in blühnder Jugend
Mit junger Herren Tugend
Verscherzte seines Glückes Huld;
Sein kindscher Leichtsinn trug die Schuld,
Der seine üppgen Ranken
Ihm trieb in den Gedanken.
Er war wie alle Kinder sind,
Denn für die Folgen sind sie blind.
Ihm stiegen Sorgen nie zu Sinn,
Er lebt' und lebte nur so hin:
Da seines Lebens Quelle sprang,
Sich wie der Morgenstern erschwang
Und lachend auf die Erde sah,
Da wähnt' er, was doch nicht geschah,
Daß er so immer sollte leben
Und in des Lebens Süße schweben.
Nein, seines Lebens Anbeginn
Schwand nach kurzem Leben hin;
Die junge Morgensonne
Seiner Weltwonne,
Da die zu leuchten kaum begann,
Da brach sein jäher Abend an,
Der erst ihm war verborgen,
Und löscht' ihm seinen Morgen. Wie er benannt gewesen
Giebt uns das Buch zu lesen:
Die Sage sagt uns über ihn,
Mit Namen hieß er Riwalin,
Daneben noch Kanelengres.
Viele melden uns indess,
Daß er von Lohneis wär gewesen
Und zum König erlesen
Über Lohneis das Land.
Doch macht uns Thomas ja bekannt,
Der es in den Mären las,
Daß er zu Parmenie saß
Und zu Lehen trug sein Land
Von eines Britenfürsten Hand,
Dem er zu Dienst war unterthan:
Derselbe hieß li duc Morgan. Da nun der edle Riwalin,
Seit Rittersstand ihm war verliehn,
Drei Jahr in Ehren zugebracht,
Und sich zu eigen längst gemacht
Alle Kunst der Ritterschaft,
Zu Kriegen volle Macht und Kraft –
Er hatte Leute, Land und Gut –
Ob ihn da Noth, ob Übermuth
Dazu vermochte, weiß ich nicht;
Doch griff er, wie die Sage spricht,
Morgan, seinen Lehnsherrn, an
Als einen schuldigen Mann.
Er kam geritten in sein Land
Mit so kraftvoller Hand,
Daß bald viel Burgen waren
Gefällt von seinen Scharen.
Die Städte musten sich ergeben,
Ihr Gut ihm lösen und ihr Leben,
So übel ihnen das gefiel,
Bis er an Gold und Gut so viel
In Feindeslanden aufgebracht,
Daß er seine Kriegesmacht
Gar sehr damit vermehrte,
Und wohin sein Heer sich kehrte
Mit Städten oder festen Plätzen
Verfuhr nach seinem Ergetzen.
Auch nahm er oftmals Schaden dran,
Er entgalts mit manchem biedern Mann,
Denn Morgan stellte sich zur Wehr:
Er bestand ihn oft mit seinem Heer
Und brach ihm ab von seiner Kraft.
Denn zu Kriegen und zu Ritterschaft
Gehört Verlust und Gewinn,
Hiemit so gehn die Kriege hin:
Verlieren und Gewinnen,
Sie schweben mitten innen.
Morgan vergalt ihm Alles wieder,
Er warf ihm Städt und Burgen nieder:
Seine Habe, seine Leute
Entführt' er oft als Beute
Und that ihm Abbruch wo es gieng;
Obwohl auch das nicht viel verfieng,
Denn wieder zwang ihn Riwalin
Mit Schaden sich zurückzuziehn,
Und trieb das mit ihm alsolang
Bis er ihn völliglich bezwang,
Daß er am Sieg verzagte
Und keinen Kampf mehr wagte
Als noch aus seinen Vesten,
Den stärksten und den besten.
Vor denen lag dann Riwalin
Und zog mit Obmacht wider ihn
Zu Stürmen und zu Streiten.
Er trieb ihn auch allzeiten
Siegreich wieder in das Thor.
Auch hielt er manchesmal davor
Turnei mit voller Ritterschaft.
So lag er stäts ihm ob mit Kraft
Und haust in seinem Lande
Mit Raub und mit Brande
Bis ihn um Frieden bat Morgan
Und mit aller Noth von ihm gewann,
Daß getagt ward und zuletzt
Ein jährger Friede festgesetzt.
Dem Frieden ward von Beiden
Mit Bürgen und mit Eiden
Volle Gültigkeit verliehn.
Froh und reich zog Riwalin
Mit den Seinen heim zu Land,
Belohnte sie aus milder Hand
Und belud sie all mit Gaben;
Ließ sie dann Urlaub haben
Und wohl nach seinen Ehren
Zu ihrer Heimat kehren. Als es Kanelen so gelang,
Darnach so währt' es nicht mehr lang,
Bis er einer neuen Fahrt
Sich zu ergetzen schlüßig ward.
Er beschickte sich zur Reise
In so glänzender Weise
Wie der Ehrbegierge thut.
All das Geräth und all das Gut,
Dessen binnen Jahresfrist
Solch ein Herr benöthigt ist,
Das ward ihm in ein Schiff getragen.
Oftmals hatt er hören sagen,
Wie höfisch, reich an Ehre
Der junge König wäre,
Mark, vom Lande Cornewal;
Des Preis vernahm man überall.
Cornewal und Engelland,
Die dienten beide seiner Hand.
Durch Erbschaft war er Cornwals froh;
Um England aber stand es so:
Es war ihm zugewachsen,
Als die galischen Sachsen
Die Briten dort vertrieben
Und des Landes Herrn verblieben;
Daher es auch den Namen kor:
Es hieß Britannien zuvor;
Doch anders ward es jetzt genannt:
Nach den Galen Engelland.
Da Die das Land besaßen
Und unter sich vermaßen,
Da wollten Alle Königlein
Und ihre eignen Herren sein.
Das schlug zu Aller Schaden aus:
Mit Mord und blutigem Strauß
Brachten sie sich selbst zu Falle.
Zuletzt befahlen sie Alle
In Markes Schutz sich und das Land.
Der hielt es mit so starker Hand
Nun in seiner Macht beschloßen,
Kein König hat noch je genoßen
Ergebnern Dienst von seinem Reich.
Die Geschichte meldet uns zugleich,
Daß in aller Länder Kreiß,
So weit gedrungen war sein Preis,
Kein Fürst geehrter war denn Er. Dahin war Riwalins Begehr:
Bei Marke wollt er bleiben,
Ein Jahr mit ihm vertreiben
Und üben seine junge Kraft,
Daß er lerne neue Ritterschaft
Und der feinern Sitte Brauch.
Sein edles Herze sagt' ihm auch:
Wer fremder Lande Sitten weiß,
Verbeßert so der eignen Preis
Und erwirbt sich Ruhm und Lob.
Das wars, warum er sich erhob.
Er befahl die Leute wie das Land
In seines Marschalles Hand,
Eines Herr in seinem Reich:
Weil er getreu war ohne Gleich
Hieß er Rual li foitenant.
So hob sich Riwalin zu Hand
Mit zwölf Gesellen über Meer:
Er brauchte zum Geleit nicht mehr;
Mit diesem Volk begnügt' er sich.
Da nun der Zeit so viel verstrich,
Daß er zum Lande Cornwal kam,
Und auf dem Meere schon vernahm,
Daß König Mark, der hehre,
Zu Tintajöle wäre,
Da wandt er seine Fahrt dahin.
Er stieß ans Land: da fand er ihn
Und ward von ganzem Herzen froh.
Sich und die Seinen schmückt' er so,
Daß er Lob erwarb bei Jedermann. So zog er an den Hof heran.
Da kam mit fürstlichem Prangen
Der Fürst ihn zu empfangen
Und all die Seinen so wie ihn.
Man erwies da Riwalin
So viel Ehre beim Empfang,
Daß es ihm sein Leben lang
Zu keiner Zeit, an keinem Ort
So wohl geboten ward als dort.
Darüber flog ihm hoch der Muth,
Der Hofbrauch deucht ihn schön und gut.
Oft gedacht er auch bei...