Strauchenbruch | Luthers Weihnachten | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 190 mm

Strauchenbruch Luthers Weihnachten


3. erweiterte und korrigierte Auflage 2017
ISBN: 978-3-374-05056-7
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 168 Seiten, Format (B × H): 135 mm x 190 mm

ISBN: 978-3-374-05056-7
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wussten Sie, dass die Adventszeit urspru¨nglich eine Fastenzeit war, der Stollen ein Symbol fu¨r das in Windeln gewickelte Kind ist, oder erst Martin Luther entscheidend dazu beitrug, dass das Weihnachtsfest ein Familienfest wurde? Von Luther ausgehend erzählt die Historikerin Elke Strauchenbruch von Weihnachtsbräuchen, die in der Reformationszeit ihren Anfang nahmen, im 19. Jahrhundert immer populärer wurden und heute nicht mehr wegzudenken sind.
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KAPITEL 2
WEIHNACHTEN IM LUTHERHAUS ZU WITTENBERG
WEIHNACHTEN IN LUTHERS PREDIGTTÄTIGKEIT
Luther hat, wenn er gesund und nicht auf Reisen war, das Jahr über an den Sonntagen vor der Wittenberger Gemeinde in der Stadtkirche gepredigt. Predigten in der Schlosskirche sind im Zusammenhang mit dem Aufenthalt der Kurfürsten, ihrer Familienangehörigen und ihrer fürstlichen Gäste belegt. Nur Friedrich der Weise mied aus politischen Gründen jeglichen Kontakt mit Luther. Wiederholt wurde Luther auf Reisen zum Predigen aufgefordert, und so können sich viele Städte rühmen, der Reformator habe hier gepredigt. Zu diesen öffentlichen Predigten kamen private, die erst im Kreise der Mönche und später im Lutherischen Familienkreise in der alten Kirche des Augustinereremitenklosters stattgefunden haben. Während der Hochfeste zu Ostern und Weihnachten finden sich viele Doppelpredigten. Der Geistliche erschien also an einem Tage, meist dem 1. Feiertag, zweimal auf der Kanzel, einmal zumindest in der Stadtkirche. Er soll ein besonders eindrucksvoller Prediger gewesen sein, Bürger, Bauern aus den umliegenden Dörfern, Studenten, Soldaten und viele Gäste bildeten seine Zuhörerschaft. Für sie verband er die biblische Geschichte mit Bildern aus ihrem alltäglichen Leben, die sie gut kannten und verstanden. Die Predigten wurden, wie seine Vorlesungen und Tischreden, von Anwesenden mitgeschrieben, von Luthers Freunden editiert, in den Wittenberger Druckereien in Buchform gebracht und von den Wittenberger Verlegern und Buchhändlern verkauft. Als rede er direkt zu uns heutigen Weihnachtsmuffeln, begann Luther 1538 seine Weihnachtspredigt so: Heut hört ihr die Geschichte, die heute Nacht geschehen ist, die tröstlich und fröhlich ist. Denn die Engel im Himmel sind voller Freude, sagen’s an und verkündigen’s. Und gehet doch nicht sie an, sondern uns, uns ist’s geschehen, wie auch die Engelspredigt lautet: »ich verkündige euch«, nicht uns Engeln; denn er ist ja nicht uns zu Trost und Erlösung geboren. Die Engel sind schon selig und waren’s von Anfang an. Drum gilt’s nicht ihnen, sondern uns.24 1522 beschrieb er in seiner Weihnachtspostille einfühlsam die anstrengende Reise der hochschwangeren Maria und des Joseph nach Bethlehem: Bethlehem liegt gegen Mittag wie SCHMIEDEBERG, Nazareth dort weithin gegen Mitternacht wie BRANDENBURG. Es war eine weite Reise. Ich glaube, sie haben einen Esel gehabt: Joseph wird so klug gewesen sein, dass er einen Esel für die Hochschwangere besorgte … Den weiten Weg von 20 bis 30 Meilen hat sie müssen aufbrechen und zu der fernen Stadt reisen. Weihnachten 1525 beschäftigte ihn die Frage, warum der jungen Frau eines armen Tischlers niemand geholfen hat, und er führt schaudernd der zuhörenden Gemeinde vor Augen, dass sich der jungen Frau, die kurz vor ihrer ersten Entbindung stand, niemand erbarmte. Niemand hat ihr geholfen. Sie mussten zu einem fremden Ort ziehen und hatten dort nicht das Mindeste, was eine Wöchnerin benötigt – kein Licht, kein Feuer, mitten in der dunklen Nacht war Maria allein und niemand half ihr, wie das doch sonst für jede Kindbetterin selbstverständlich getan wird. Weiter meint der werdende Vater Luther, man müsse sich doch hier fragen, wie wohl die Tücher ausgesehen haben werden, in die Maria den Neugeborenen gewickelt hat. Nahm sie vielleicht ein Stück ihres Schleiers oder einen Teil ihrer Kleidung?25 Menschen in Not zu helfen, ohne Ansehen der Person und notfalls ohne Rücksicht auf sich selbst, das sind Tugenden, die der Reformator nicht nur von seinen Mitbürgern erwartet, sondern selbst vorgelebt hat. Luther zog sich niemals darauf zurück, dass mit dem Gemeinen Kasten, dem Hospital und anderen sozialen Einrichtungen, die auf sein Betreiben hin nicht nur in Wittenberg entstanden waren, genug getan wäre. Luther und seine Frau halfen allen, die an ihre Türe klopften und um Hilfe baten. Die Gottesdienste wurden besonders zu den Hochfesten genutzt, um Kollekten zu Gunsten des Gemeinen Kastens und damit zur Versorgung der Armen in der Stadt einzusammeln. In seiner Weihnachtspredigt erklärte Luther 1520, warum die Hilfe für die Armen mit dem Glauben zu tun hat. Gott liebt, so glauben wir – da wird ein Kuchen draus. Wiederum unser Nächster glaubt und wartet auf unsere Liebe, so sollen wir ihn auch lieben und ihn nicht umsonst unser begehren und auf uns warten lassen. Eins ist wie das andre: Christus hilft uns, wir helfen unserm Nächsten und haben alle genug.26 Die Bürger sorgten zusätzlich in ihren Testamenten. So stiftete Barbara Cranach, die aus Gotha stammte, 50 Gulden für Leinenhemden, die notleidende Kranke in ihrer Heimatstadt zu Weihnachten erhalten sollten. Der Reformator nutzte seine Weihnachtspredigten, die Gemeinde immer wieder darauf hinzuweisen, dass der Inhalt des Festes der Heiland sei. Das ist unsere Theologie, dass wir verstehen, was der Engel will. Davon predigen wir. Maria hat ein Kind geboren, der himmlische Vater hat einen Sohn, der in der Krippe und in einer Jungfrau Schoß liegt – das sind des Engels Worte. Warum aber hat das Gott getan? Maria hütet, säugt und nährt das Kindlein, wie eine Mutter soll. Drum spricht die Vernunft, Gott habe das alles dazu getan, dass wir aus ihr einen Abgott machen und dass man die Mutter ehre. … Und doch lautet der Text nicht zu Ehren der Mutter. Denn der Engel spricht: ich verkündige euch Freude, euch ist er geboren! Also, ich soll mich des Kindes und seiner Geburt annehmen und soll die Mutter vergessen, soviel es möglich ist. Wiewohl man ihrer nicht vergessen kann; denn wo eine Geburt ist, da muss auch eine Kindesmutter sein. Dennoch soll man nicht an die Mutter glauben, sondern dass das Kind geboren sei.27 1530 hielt Luther die Weihnachtsgeschichte für einen Beweis, dass Gott es gut mit den Menschen meint. Wenn, wie die Engel sagen, dieses Kind für uns alle geboren sei und wir von Herzen daran glaubten, so müssten wir die Mutter Maria lieben und noch mehr das Kind und vor allem Gott, den Vater. Wenn wir das glaubten, dann könne Gott kein drohender, zorniger Gott sein, wie die Geistlichen es gelehrt hatten, sondern dann sei er ein Gott, der die Menschen liebt. Wir würden merken, dass im Herzen Gottes Freude sei, und die Unlust in unseren Herzen werde verschwinden. Weihnachten 1529 hatte er darüber nachgedacht, dass es arme Hirten und nicht etwa reiche Leute oder gar Fürsten und Könige gewesen sind, denen als Ersten die Frohe Botschaft verkündet worden ist, und festgestellt: Die leidige Plage ist, dass niemand diesen Hirten folgen mag. Luther meinte, es sei wohl ein Werk des Teufels, dass niemand mit seinem Los zufrieden sei, und er forderte: Nenne mir einen, der nicht unzufrieden ist mit dem Seinigen. Niemand freut sich an dem, was ihm gegeben ist, und erfüllt seine Aufgaben stets mit Fleiß und Freude. Er selbst solle beten und schreiben und sei zu träge dazu. Ebenso hasse jeder Ratsherr sein Amt und möchte ein jeder lieber ein anderes. Der Freie sucht Bindung, der Gebundene sucht Unabhängigkeit. Luther verlangt, dass ein Ratsherr oder Richter sein Amt gerne ausüben solle. Ebenso solle ein Ehemann, ein König oder Herr fleißig für die Seinen sorgen. Aber seine Erfahrung ist anders: Überall hört man, o wär ich! Doch das Evangelium sagt, der beste Stand, den du haben kannst, ist der, in dem du bist! und führt dabei die Hirten an, arme Menschen, die doch auserwählt sind und denen als Erste die Geburt des Heilands verkündigt wird. Manche sagen von sich, sie seien ledige Gesellen, hätten keinen Stand und Beruf. Doch niemand hat keinen Stand! Gewiss leben wir nicht unter Wölfen, sondern unter Menschen. Darum sollten wir fleißig sein, unserem Nächsten dienen, ihn nicht an Gut und Ehre beleidigen. Niemand verstünde diese Kunst der Zufriedenheit und des Fleißes so gut wie die Kinder. Sie essen, trinken, schlafen, machen der Mutter in den Schoß und richten so ihr Amt aus. Sie üben kein Amt aus, das sie nicht verstehen.28 So sind die Kinder unsere Vorbilder und wir sollten ihnen nacheifern. Luthers Gedanken kreisten immer wieder einmal um die Armut der Hirten, die zu seiner Zeit auf der untersten Stufe der damaligen Ständegesellschaft lebten und doch von Gott eine solche Auszeichnung erfahren hatten. Seine Nachmittagspredigt vom 25. Dezember 1538 wird sogar als Hirtenpredigt bezeichnet. Hier stellte der Theologe andächtig fest: Es ist keine Lehre für solche, die ohne Sorgen sind und ohne Gefühl für Sünde, Tod und Unglück. Die achten Gott nicht und sind wie die Kühe. Aber die Hirten müssen sich um das tägliche Brot sorgen und wissen, dass Gott ihnen ihren Stand zugeteilt habe, predigt Luther. Der Glaube an das Kind Gottes bringt ihnen Halt, Trost und Freude. WEIHNACHTEN IN DER FAMILIE –
DER VERSUCH DER NEUGESTALTUNG DES BRAUCHTUMS
Martin Luther und seine Frau Katharina haben am 13. Juni 1525 geheiratet. Beide haben bis zu ihrer Hochzeit einen großen Teil ihres Lebens in Klöstern verbracht; Martin im Augustinereremitenkloster in Wittenberg und Katharina im Zisterzienserinnenkloster Nimbschen bei Grimma. Nach dem Beginn der Reformation mussten beide, anfangs noch unabhängig voneinander, altgewohntes Brauchtum überdenken. Wie lebt man im Glauben, ohne gute Werke verrichten zu müssen? Wie viele Gebete dürfen nun den Tag unterbrechen? Ist es richtig, sich auf das Weihnachtsfest mit Fasten vorzubereiten? Die Liste der...


Strauchenbruch, Elke
Elke Strauchenbruch studierte in Leipzig Geschichte. Anschließend war sie im Wittenberger Lutherhaus als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig. Später arbeitete sie als selbständige Buchhändlerin und Antiquarin. Heute lebt sie als freie Autorin vor allem populärer reformationsgeschichtlicher Bücher in Wittenberg. Als Autorin des Buches 'Luthers Wittenberg' war sie als Beraterin für das Panorama von Yadegar Asisi 'Luther 1517' tätig.



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