Thackeray | Das Buch der Snobs | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Thackeray Das Buch der Snobs


1. Auflage 2011
ISBN: 978-3-641-06646-8
Verlag: Manesse
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-641-06646-8
Verlag: Manesse
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Das Buch, das den «Snob» populär machte

Er schläft in weißen Glacéhandschuhen, tischt auf bis zum Bankrott und kämpft erbittert um seine gesellschaftliche Stellung: der Snob. Heute in aller Munde, wurde der Typus des arroganten Selbstdarstellers überhaupt erst mit Thackerays Buch populär. Pünktlich zu dessen Geburtstag liegt die vergnügliche «Snobologie» in einer Neuübersetzung nun erstmals vollständig vor.

William Makepeace Thackeray (1811-1863), in Kalkutta geborener Sohn eines Kolonialbeamten, wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in England auf. Zweimal brach er das Jurastudium ab, bereiste Italien, Frankreich und Deutschland und wandte sich dann dem Journalismus zu. Die erfolglose Gründung zweier Zeitschriften und seine Leidenschaft für Pferdewetten und Kartenspiel brachten Thackeray schnell um das ererbte Vermögen. Ab 1837 schrieb er regelmäßig für «Fraser's Magazine» und «Punch», wo in den folgenden Jahren seine Reiseberichte und Romane erschienen. Seinen Durchbruch feierte er 1847/1848 mit «Vanity Fair», dem Roman, der ihn zum ernsthaften Konkurrenten des Publikumslieblings Charles Dickens werden ließ, was die Freundschaft der beiden Autoren nachhaltig trübte.

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KAPITEL 8 Große City-Snobs (S. 35-36)

Es lässt sich nicht verhehlen, dass diese Artikelserie in allen Schichten dieses Reiches für gewaltiges Aufsehen sorgt. In den Briefkasten von «Mr Punch» ergießt sich ein Strom von Zuschriften – bewundernden (!), fragenden (?), vorwurfsvollen, billigenden oder auch schmähenden. Wir wurden geziehen, die Geheimnisse dreier verschiedener Familien De Mogyns verraten zu haben; nicht weniger als vier Damen namens Susan Scraper wurden bloßgestellt; und junge Gentlemen scheuen inzwischen davor zurück, im Club ein Glas Port zu bestellen und über der «Quarterly Review» einfältig zu lächeln, auf dass man sie nicht irrtümlich für Sydney Scraper, Esq., halte. «Was haben Sie denn bloß gegen die Baker Street?», fragt ein wohlerzogener Tadler, der offensichtlich aus dieser Gegend schreibt. – «Warum nur die aristokratischen Snobs attackieren?», sagt ein trefflicher Korrespondent; «sollen denn nicht auch die bloß versnobten Snobs an die Reihe kommen?» – «Machen Sie sich über die Universitätssnobs her!», schreibt ein entrüsteter Gentleman (der «elegant» mit zwei «l» schreibt). –

«Führen Sie die Snobs aus dem Klerus vor», rät ein anderer. – «Als ich vor einiger Zeit im ‹Hotel Meurice› zu Paris weilte», gibt ein Spaßvogel zu verstehen, «sah ich Lord B., wie er sich mit den Stiefeln in der Hand aus dem Fenster lehnte und röhrte: ‹Garçon, cirez-moi ces bottes.›80 Sollte er nicht auch zu den Snobs gezählt werden?» Nein; keineswegs. Wenn die Stiefel seiner Lordschaft schmutzig sind, dann, weil er Lord B. ist und zu Fuß geht. Nichts ist versnobt daran, nur ein Paar Stiefel zu haben oder ein Lieblingspaar, und sicher auch nichts am Wunsch, sie reinigen zu lassen.

Als Lord B. sich so verhielt, war dies für ihn eine vollkommen natürliche und einem Gentleman gemäße Handlung; deshalb bin ich so erfreut über ihn, dass ich ihn in einer vorteilhaften, eleganten Haltung zeichnen und auf den Ehrenplatz zu Beginn dieses Kapitels habe setzen lassen. Wie Phidias81 einige Dutzend Schönheiten prüfte, ehe er eine Venus vollendete, so haben wir vielleicht tausend Snobs zu untersuchen, bevor einer davon sich auf Papier dargestellt findet.

Als Nächste in der Hierarchie sollten nun die großen City-Snobs betrachtet werden. Aber da gibt es ein Problem. Der große City-Snob ist gewöhnlich kaum zugänglich. Wer kein Kapitalist ist, wird ihn nicht im diskreten Empfangszimmer seiner Bank in der Lombard Street aufsuchen können. Wer kein Adelsspross ist, darf kaum die Hoffnung hegen, von ihm daheim empfangen zu werden. In einer großen City-Snob-Firma existiert meist ein Partner, dessen Name für wohltätige Veranstaltungen steht und der sich häufig in der Exeter Hall82 aufhält; einem anderen (einem wissenschaftlichen City-Snob) mag man flüchtig bei den soirées von Lord N.83 begegnen oder bei Vorträgen in der London Institution84;
von einem dritten (einem City-Snob mit Geschmack) erhascht man einen Anblick bei Gemäldeauktionen, privaten Führungen durch eine Ausstellung, in der Oper oder in der Philharmonie. Aber engerer Umgang mit diesem gewichtigen, pompösen und Ehrfurcht einflößenden Wesen ist in den meisten Fällen unmöglich.


Haefs, Gisbert
Gisbert Haefs, 1950 in Wachtendonk am Niederrhein geboren, lebt und schreibt in Bonn. Als Übersetzer und Herausgeber ist er unter anderem für die neuen Werkausgaben von Ambrose Bierce, Rudyard Kipling, Jorge Luis Borges und zuletzt Bob Dylan zuständig. Zu schriftstellerischem Ruhm gelangte er nicht nur durch seine Kriminalromane, sondern auch durch seine farbenprächtigen historischen Werke Hannibal, Alexander und Troja. Im Heyne Verlag erschienen zuletzt Caesar, Die Mörder von Karthago und Die Dirnen von Karthago.

Thackeray, William Makepeace
William Makepeace Thackeray (1811-1863), in Kalkutta geborener Sohn eines Kolonialbeamten, wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in England auf. Zweimal brach er das Jurastudium ab, bereiste Italien, Frankreich und Deutschland und wandte sich dann dem Journalismus zu. Die erfolglose Gründung zweier Zeitschriften und seine Leidenschaft für Pferdewetten und Kartenspiel brachten Thackeray schnell um das ererbte Vermögen. Ab 1837 schrieb er regelmäßig für «Fraser's Magazine» und «Punch», wo in den folgenden Jahren seine Reiseberichte und Romane erschienen. Seinen Durchbruch feierte er 1847/1848 mit «Vanity Fair», dem Roman, der ihn zum ernsthaften Konkurrenten des Publikumslieblings Charles Dickens werden ließ, was die Freundschaft der beiden Autoren nachhaltig trübte.

Asserate, Asfa-Wossen
Asfa-Wossen Asserate, 1948 in Addis Abeba als Großneffe des Kaisers Haile Selassie geboren, studierte Geschichte und Jura in Tübingen und Cambridge und promovierte in Frankfurt am Main. Nach der äthiopischen Revolution von 1974 blieb er in Deutschland und arbeitet heute als Unternehmensberater. Sein Buch «Manieren» (2003) wurde von der Kritik gefeiert. 2010 erschien «Draußen nur Kännchen. Meine deutschen Fundstücke».



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