E-Book, Deutsch, 353 Seiten, eBook
Thiele / Thomas / Virchow Medien - Krieg - Geschlecht
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-531-92342-0
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Affirmationen und Irritationen sozialer Ordnungen
E-Book, Deutsch, 353 Seiten, eBook
Reihe: Medien . Kultur . Kommunikation
ISBN: 978-3-531-92342-0
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Es sind maßgeblich Medien, mittels derer die Auswirkungen von Kriegen und Konflikten auf die Ordnung der Geschlechter repräsentiert, erzählt und visualisiert werden. Damit tragen die entsprechenden Artikulationen, Narrationen und Bilderpolitiken entscheidend zu den Vorstellungen bei, die sich Gesellschaften von an Kriegen beteiligten Akteursgruppen sowie den Ordnungen und Praktiken der Geschlechter in Kriegszeiten machen. Der vorliegende Band versammelt erstmals Beiträge, die sich dem Zusammenhang von Medien, Krieg und Geschlecht aus unterschiedlichen Perspektiven widmen und dabei auch die Erfahrungen von Journalistinnen reflektieren, die aus Kriegs- und Krisengebieten berichten.
Dr. Martina Thiele ist Assistentin am FB Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, Abteilung Kommunikationstheorien und Mediensysteme.
Dr. Tanja Thomas ist Juniorprofessorin für Kommunikationswissenschaft und Medienkultur an der Universität Lüneburg.
Dr. Fabian Virchow ist Professor für Theorien der Gesellschaft und politischen Handelns an der FH Düsseldorf.
Zielgruppe
Professional/practitioner
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Medien, Krieg, Geschlecht: Anstöße zur Diskussion spannungsgeladener Relationen;9
2.1;Anmerkungen;16
3;1 Ausgangspunkte;17
4;Medien, Krieg, Geschlecht: Dimensionen eines Zusammenhangs;18
4.1;1 Vielfältige Verflechtungen;18
4.2;2 Erweiterung der Perspektiven durch feministische Ansätze;19
4.3;3 Medien und Krieg im Fokus feministischer Forschung;20
4.3.1;3.1 Geschlechterpositionierungen im Krieg: Mütter/Väter/Family Culture;24
4.3.2;3.2 Geschlechter in den Streitkräften;26
4.3.3;3.3 Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe;28
4.3.4;3.4 Maskulinität im Krieg;30
4.4;4 Dilemmata und Herausforderungen;33
4.5;Anmerkungen;37
4.6;Literatur;38
5;Militär und Geschlechterverhältnis zu Beginndes 21. Jahrhunderts;44
5.1;1 Die Integration von Frauen in die Streitkräfte;45
5.2;2 Zur Konstruktion der Professionalität der weiblichen Soldaten;47
5.3;3 Die symbolische Ebene des veränderten Verhältnisses von Militär und Frauen;50
5.4;Anmerkungen;54
5.5;Literatur;55
6;2 Bilderpolitiken;58
7;Medial vermittelte Vorurteile, Stereotype und ,Feindinnenbilder‘;59
7.1;1 ,Flintenmänner‘ und ,Feindinnenbilder‘;59
7.2;2 Stereotypenforschung in der Kommunikationswissenschaft;60
7.3;3 Arten und Funktionen von Stereotypen;62
7.4;4 Nachrichtenfaktoren und Stereotype;64
7.5;5 Exkurs Historikerinnenstreit;66
7.6;6 ,Helferinnen‘ und ,Flintenweiber‘;67
7.7;7 Stereotypenforschung als „unfinished business“;73
7.8;Anmerkungen;74
7.9;Literatur;74
8;Orientierungen. Bilder des ,Fremden‘ in medialen Darstellungen von ,Krieg und Terror‘;78
8.1;1 Mediale Konstruktionen des ,Fremden‘ im,Krieg gegen den Terror‘;78
8.2;2 Theoretische Überlegungen und Auswahl des Materials;79
8.3;3 Schlagbilder und Schlagzeilen von ,Krieg und Terror‘;82
8.3.1;3.1 Feminisierung der Opfer;82
8.3.2;3.2 Fanatische Täter;85
8.4;4 Deutungskontinuitäten;89
8.5;5 Fazit;94
8.6;Anmerkungen;95
8.7;Literatur;96
9;Feminisierte Soldatinnen:Weiblichkeit und Militär in Israel;99
9.1;1 Konstituierungsprozesse von Geschlecht in der israelischen Armee;99
9.2;2 Der Mythos der „integrated army“;100
9.2.1;2.1 Die Rolle der weiblichen Soldatin;100
9.2.2;2.2 „Nie wieder wehrlos sein!“;102
9.3;3 Repräsentationen israelischer Soldatinnen durch die IDF;103
9.4;4 Die Erfahrung des Militärdienstes aus der Perspektive israelischer Soldatinnen;107
9.5;5 Die Konstruktion von Gender und Körperlichkeit im israelischen Militär;109
9.6;6 Fazit;110
9.7;Anmerkungen;111
9.8;Literatur;113
10;Lions led by lambs Zur medialen Repräsentation von Geschlecht, Alter und ethnischer Herkunft in Robert Redfords ,Anti‘-Kriegsfilm Von Löwen und;115
10.1;1 Zur medialen Vermitteltheit des Blickes auf Krieg undseine filmische Repräsentation;115
10.2;2 Von Löwen und Lämmern – ein Film über den Krieg in Afghanistan;117
10.2.1;2.1 Die Eröffnungssequenz des Films;118
10.2.2;2.2 Die Ausnahmefrau und der Politiker;120
10.2.3;2.3 Der Professor und die Studenten – Männlichkeiten und Stereotypen;123
10.2.4;Anmerkungen;128
10.2.5;Literatur;128
11;3 Narrationen;129
12;Unterhaltungstheater als Medium der Verhandlung von Geschlechterrollen im Ersten Weltkrieg;130
12.1;1 Öffentliche Debatten und populäre Medien:Geschlechterverhältnisse und Unterhaltungskultur um 1914;130
12.2;2 „Oho, ein Mädchen-Regiment“:Frauen und Mobilmachung auf den Bühnen;132
12.3;3 Vertreibung der Wiener Operette:Die inszenierte ,Reinigung‘ von ausländischen Einflüssen;136
12.4;4 Vom Gasthaus „Zur grünen Flasche“ zur Wach- und Schließgesellschaft: Frauen in neuen Berufen;137
12.5;5 „Berceaux vides“ und „deutsche Mütter“:Frauen und Bevölkerungspolitik;139
12.6;6 „Wo sie geh’n, wo sie steh’n, woll’n sie rein!“:Szenische Ambiguitäten und sexualisierte Gewalt;141
12.7;7 „Du wärst im Stande, Schwesterchen, und zögst mit ins Feld“:Die Bühne als Ort der Verkörperung und Verhandlung von Geschlechterrollen im Krieg;142
12.8;Anmerkungen;144
12.9;Literatur;145
13;Gewalt und Männlichkeit: Wahrnehmungsmuster des,Fremden‘ und des ,Eigenen‘ in der deutschen Berichterstattung über den Afghanistankrieg;148
13.1;1 Die Wiederkehr von kolonialen und militärischen Männlichkeitsbildern;151
13.2;2 Töten und Getötetwerden – Darstellungsweisen von Gewalt;154
13.3;3 Mediale und politische Inszenierungen des männlichen Soldatentums;156
13.4;4 „Gefallen für das Vaterland“ – „Gefallen für den Frieden“;159
13.5;5 Ausblick;163
13.6;Anmerkungen;164
13.7;Literatur;164
14;Men at war!Zur medialen Konstruktion von Kriegertypen im amerikanischen,europäischen und asiatischen Gegenwartskino;168
14.1;1 Einleitung;168
14.2;2 Inhalte;172
14.2.1;2.1 Black Hawk Down;172
14.2.2;2.2 No Man’s Land;172
14.2.3;2.3 Brotherhood;173
14.3;3 Filmanalysen;173
14.3.1;3.1 Black Hawk Down;173
14.3.2;3.2 No Man’s Land;178
14.3.3;3.3 Brotherhood;180
14.4;4 Fazit: Kriegertypen – Typenkrieger?;183
14.5;Anmerkungen;185
14.6;Literatur;186
15;4 Artikulationen;188
16;Stehen sie ihren Mann? – Genderrepräsentationen in der medialen Darstellung von Soldatinnen;189
16.1;1 Militär und Geschlecht;189
16.2;2 Frauen in der Bundeswehr;190
16.3;3 Soldatinnen in Y. – Magazin der Bundeswehr;192
16.4;4 Fazit;205
16.5;Anmerkungen;207
16.6;Literatur;208
17;Soldatinnen, Opfer, Heldinnen und Monster-Eine kulturmaterialistische Perspektive auf mediale Geschlechterideologien am Beispiel von Debatten um Frauenintegration ins US-Militär;211
17.1;1 Kulturmaterialismus als Forschungsstrategie;211
17.2;2 Medien als sozialwissenschaftlicher Untersuchungsgegenstand;212
17.3;3 Methode und Untersuchungsmaterial;213
17.4;4 Strukturwandel und Frauenintegration im US-Militär;215
17.5;5 Wandel von militärischen Geschlechterideologien;217
17.5.1;5.1 Die frühen 1990er Jahre: Professionelle Soldatinnen im ,Techno War‘;217
17.5.2;5.2 Mitte bis Ende der 1990er Jahre: Sexualisierte Eindringlingein den Männerbund;219
17.5.3;5.3 2000 bis 2005: Patriotische Heldinnen im ,War on Terror‘;220
17.6;6 Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichem Wandel und militärischen Geschlechterideologien;221
17.7;Anmerkungen;224
17.8;Literatur;225
18;Suicidal Attacks‘ und ihre medialen Repräsentationen:Geschlechtertheoretische Überlegungen und Befunde;228
18.1;1 ,Selbstmord‘-Attentate als Herausforderung sozialwissenschaftlicher Forschung;228
18.2;2 Das ,Selbstmord‘-Attentat: Definition und Erklärungsansätze;230
18.3;3 ,Selbstmord‘-Attentäterinnen;234
18.4;4 ,Selbstmord‘-Attentäterinnen in der deutschsprachigen Presse;238
18.4.1;4.1 ,Selbstmord‘-Attentate: Erklärungsversuche, Motivzuschreibungen,Rationalisierungsansätze;239
18.4.2;4.2 ,Selbstmord‘-Attentate und Medien;242
18.4.3;4.3 ,Selbstmord‘-Attentäterinnen in den Medien;243
18.5;5 Geschlechterforschung als Reflexion gesellschaftlicherOrdnungen;245
18.6;Anmerkung;247
18.7;Literatur;247
19;Stand up and sing! Patriotische Frauen gegenden Irak-Krieg;250
19.1;1 Populärkultur und Ermächtigung – Rock- und Popmusik inkonservativen Zeiten;251
19.2;2 Möglichkeiten und Wirkungsmächtigkeiten politischerRock- und Popmusik;253
19.3;3 Frauen in der Popmusik – vom Aufbrechen derklassischen Rollen;256
19.4;4 Die „Dixie-Chicks-Kontroverse“;257
19.5;5 Patriotische Frauen gegen den Krieg –Teil des gegen-hegemonialen Kampfes?;259
19.6;6 Fazit: die Dixie Chicks gegen den Präsidenten;261
19.7;Anmerkungen;263
19.8;Literatur;266
20;5 Standpunkte;270
21;Die Domestizierung des Krieges: Florence Nightingales,Public Relations‘-Strategien während des Krimkrieges;271
21.1;Anmerkungen;282
21.2;Literatur;285
22;Kriegsdiskurs und Geschlechterdiskurs.Journalistinnen zum Ersten Weltkrieg;287
22.1;1 Einleitung;287
22.2;2 Positionen der Frauenbewegung zum Krieg;289
22.3;3 Bertha von Suttner, 1843–1914;292
22.4;5 Alice Schalek, 1847–1956;296
22.5;6 Gertrud Bäumer, 1873–1954;299
22.6;7 Fazit;301
22.7;Literatur;304
23;Reporterinnen im Krieg;306
23.1;1 Schreiben Frauen anders?;306
23.2;2 Wie die Männergeschichte zur ,richtigen‘ Geschichte wird;307
23.3;3 Kleine Unterschiede und ihre großen Folgen;308
23.3.1;3.1 Zum Beispiel: Der Schleier und der männliche Blick;308
23.3.2;3.2 Zum Beispiel: Der Export europäischer Geschlechterklischees;309
23.3.3;3.3 Zum Beispiel: Opfer und Täter im Krieg;310
23.4;4 Der Blick aufs Ganze;311
24;Der Abschied vom furchtlosen Helden – Zum Wandeldes Berufsbildes von Kriegs- und KrisenreporterInnen;313
24.1;1 Journalisten und Journalistinnen im Kriegsgebiet –Perspektiven der Kommunikatorforschung;313
24.2;2 Zwei Beispiele: Die Berufsrolle des Kriegsreporters im„Golden Age“ und im Vietnamkrieg;317
24.3;3 Geschlechterverhältnisse im aktuellenKriegs- und Krisenjournalismus;320
24.4;4 Selbstzeugnisse von KriegsberichterstatterInnen;323
24.5;5 Jenseits der furchtlosen Reporter;326
24.6;6 Das soziale Umfeld der KriegsreporterInnen;327
24.7;7 Vom Handeln als Mann oder Frau im Kriegsgebiet;329
24.8;Anmerkungen;332
24.9;Literatur;332
25;Frontenwechsel-Eine Journalistin als Diplomatin im Irak-Krieg;335
25.1;1 Die Vorgeschichte;335
25.2;2 Als Journalistin in arabischen und islamischen Ländern;338
25.3;3 Als Diplomatin im Irak;341
25.4;4 Die Rückkehr in den Journalismus;347
26;Autorinnen und Autoren;349
Medien, Krieg, Geschlecht: Anstöße zur Diskussion spannungsgeladener Relationen.- Medien, Krieg, Geschlecht: Anstöße zur Diskussion spannungsgeladener Relationen.- Ausgangspunkte.- Medien, Krieg, Geschlecht: Dimensionen eines Zusammenhangs.- Militär und Geschlechterverhältnis zu Beginn des 21. Jahrhunderts.- Bilderpolitiken.- Medial vermittelte Vorurteile, Stereotype und ‚Feindinnenbilder‘.- Orientierungen. Bilder des ‚Fremden‘ in medialen Darstellungen von ‚Krieg und Terror‘.- Feminisierte Soldatinnen: Weiblichkeit und Militär in Israel.- Lions led by lambs.- Narrationen.- Unterhaltungstheater als Medium der Verhandlung von Geschlechterrollen im Ersten Weltkrieg.- Gewalt und Männlichkeit: Wahrnehmungsmuster des ‚Fremden‘ und des ‚Eigenen‘ in der deutschen Berichterstattung über den Afghanistankrieg.- Men at war!.- Artikulationen.- Stehen sie ihren Mann? – Genderrepräsentationen in der medialen Darstellung von Soldatinnen.- Soldatinnen, Opfer, Heldinnen und Monster.- ‚Suicidal Attacks‘ und ihre medialen Repräsentationen: Geschlechtertheoretische Überlegungen und Befunde.- Stand up and sing! Patriotische Frauen gegen den Irak-Krieg.- Standpunkte.- Die Domestizierung des Krieges: Florence Nightingales ‚Public Relations‘-Strategien während des Krimkrieges.- Kriegsdiskurs und Geschlechterdiskurs. Journalistinnen zum Ersten Weltkrieg.- Reporterinnen im Krieg.- Der Abschied vom furchtlosen Helden – Zum Wandel des Berufsbildes von Kriegs- und KrisenreporterInnen.- Frontenwechsel.
Kriegsdiskurs und Geschlechterdiskurs. Journalistinnen zum Ersten Weltkrieg (S. 287-288)
Elisabeth Klaus/Ulla Wischermann
1 Einleitung
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Haltung von Journalistinnen zum Ersten Weltkrieg und interessiert sich insbesondere für den Zusammenhang zwischen Militarismus/Pazifismus und Antifeminismus/Feminismus. Angesprochen sind damit zwei Diskursfelder: zum einen das des Geschlechterdiskurses, in dem Geschlechterungleichheit wie auch Geschlechterideologie gleichermaßen verhandelt werden, zum anderen das des Kriegs/Friedens-Diskurses, in dem u. a. die Notwendigkeit von und das nationale Interesse an Krieg oder Frieden sowie deren jeweilige sozialen und gesellschaftlichen Folgen thematisiert werden.
Zu beiden Diskursfeldern gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielfältige Diskurspositionen, die großen Einfluss auf die gesellschaftlichen Debatten und Entwicklungen nahmen. Uns interessiert im Folgenden, welche Verbindungen zwischen den Feldern bestanden und wie diese in der publizistischen Arbeit von Frauen zum Tragen kamen.
Zunächst könnte man davon ausgehen, dass ein Kausalzusammenhang zwischen Pazifismus und Feminismus bestünde, so dass ein Engagement für die Frauenemanzipation zu einer prinzipiellen Ablehnung des Krieges führen würde, oder andersherum eine militaristische Orientierung zugleich eine selbstverständliche Anerkennung der traditionellen Geschlechterverhältnisse bedingte. Es könnte argumentiert werden, dass Geschlechtergerechtigkeit nur in Friedenszeiten durchzusetzen ist und eine pazifistische Haltung auf der Annahme der prinzipiellen Gleichheit aller Menschen beruht.
Damit müsste sie auch Forderungen nach Frauenemanzipation und Geschlechtergerechtigkeit beinhalten. Dass diese Überlegungen unzutreffend sind, zeigt bereits ein oberflächlicher Blick auf die politischen Haltungen verschiedener Frauen: So verteidigte etwa die sozialistische Feministin Lily Braun den Krieg als patriotisch. Einer der konsequentesten Kriegsgegner, Karl Kraus, hingegen machte sich in der Fackel über Bertha von Suttner und ihre Friedensbemühungen lustig und ging gegen die erste österreichische Kriegsberichterstatterin, Alice Schalek, mit explizit antifeministischen Argumenten vor.
Die Frage nach der Verbindung zwischen den beiden Diskursfeldern kann also nicht allein theoretisch geklärt werden, ihre Beantwortung bedarf vielmehr des Rückgriffs auf die Positionierungen konkreter historischer Subjekte. Welche Diskurspositionen zu Krieg und Feminismus haben Journalistinnen vor und nach 1914 aus welchen Gründen und mit welchen Argumenten jeweils eingenommen? Und welche Positionen waren dabei plausibler als andere?
Der Beginn des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 kam weder überraschend noch unvorbereitet. Die Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgerpaares in Sarajevo im Juni 1914 war nur noch ein Auslöser, der bereits lang schwelende internationale Konflikte eskalieren ließ – besonders zwischen den Großmächten Russland, England und Frankreich auf der einen und dem kaiserlichen Deutschland im Bündnis mit Österreich-Ungarn auf der anderen Seite.
Schon seit der Jahrhundertwende hatten sich in zahlreichen europäischen Staaten nationale Bewegungen herausgebildet, für die Kolonialismus und Militarismus keine Fremdworte waren. Gleichzeitig verstärkten sich in den einzelnen Ländern die sozialen und politischen Gegensätze und die monarchistischen Regierungen sahen sich erstarkenden demokratischen und sozialistischen, nicht zuletzt auch neuen Frauen-Bewegungen gegenüber. Kurz gesagt: 1914 standen bereits alle Zeichen auf Krieg, der letztlich eine Neuordnung Europas und die Überwindung nationaler Krisen bringen sollte (vgl. Craig 1980).