E-Book, Deutsch, Band 2863, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
Thurner Perry Rhodan 2863: Die Finale Stadt: Unten
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8453-2862-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Perry Rhodan-Zyklus "Die Jenzeitigen Lande"
E-Book, Deutsch, Band 2863, 64 Seiten
Reihe: Perry Rhodan-Erstauflage
ISBN: 978-3-8453-2862-1
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Autoren/Hrsg.
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Litanei der Finalen Stadt: Unten (Faszikel Eins) Die Letzte Stadt ist auch die Stadt der Letzten. Hier wohne ich; es gibt kein anderswo. 1. Atlan Der Sturz nahm keinen Anfang und fand kein Ende. Es gab kaum Orientierungspunkte. Kein Unten, kein Oben. Manchmal meinte ich, kopfüber zu fallen, dann wieder fühlte ich den vagen Zug von Schwerkraft an meinen Beinen. Ich würde es Leichtkraft nennen angesichts der geringen Wirkung, meinte der Extrasinn. »Was nimmst du wahr?«, fragte ich mit lauter Stimme, bloß, um sie wieder mal zu hören. Dasselbe wie du, Narr! »Ich könnte einer Sinnestäuschung unterliegen, die du durchschaust.« Meine Wahrnehmungen sind dieselben wie deine. Der Extrasinn zog sich tiefer in mein gedankliches Innerstes zurück, ich war erneut mir selbst und dem endlosen Sturz überlassen. Ich schloss die Augen und öffnete sie nach einigen Sekunden wieder. Um neu zu fokussieren, um mir meiner Situation bewusst zu werden. Ich trieb durch den Expander, jenes von Matan Addaru installierte Fernverkehrssystem, das der Atopische Richter oder seine Bälge zur Überwindung großer Distanzen im Inneren der Veste Tau verwendeten. Ich war von einem Graublau umgeben, das der Röhre des Expanders eine Räumlichkeit gab. Im Dahinter war nichts. Wortwörtlich. Dort drohte die völlige Leere. Ab und zu nahm ich meine beiden Begleiter wahr, Lua Virtanen und Vogel Ziellos. Sie trudelten ebenso wie ich durch die Röhre, mit weit ausgestreckten Armen, als suchten sie Halt. Funkverbindung kam keine zustande, meine Zurufe brachten ebenfalls keine Reaktionen. Nur einmal hob Vogel Ziellos einen Arm und winkte in meine Richtung, doch dies mochte Zufall sein. Ich näherte mich der graublauen Innenwand, um mich rasch wieder zu entfernen und dann noch näher an die vermeintliche Hülle heranzugeraten. Ich sah Blitze. Leuchterscheinungen, die sich in meine Netzhaut brannten und sonderbare Eindrücke hinterließen. Solche, die nicht mit meinen Empfindungen übereinstimmten. Ich meinte, einer Vision ausgesetzt zu sein. Ich fühlte abgrundtief Fremdes. Gefahr. Ein katastrophales Ende des Sturzes. Etwas, das in weiterer Folge das Schicksal der Milchstraßenvölker besiegelte. Scheiterte ich, scheiterte Perry Rhodan, scheiterte das Galaktikum. Der Raumzeitexpander beförderte mich aus dem Haus Addaru in Richtung Atopischer Hof. Das war, was mir in aller Klarheit bewusst war. Darüber hinaus vermochte ich kaum zu sagen, was ich hier zu tun und zu suchen hatte und warum ich so endlos lange in dieses leere Nirgendwo stürzte. Der Schacht ähnelt der n-dimensionalen Laterale, meldete sich der Extrasinn zu Wort. Jenem System, das beim Rücktransport von Luna aus dem Neuroversum auf den Mond zugegriffen hat. Das ist ganz gewiss kein Zufall. Das Haus Addaru ist nun mal mit dem Mond identisch und nur durch die Zeit getrennt. Ich ließ den Gedanken sacken. Ich hatte die Rückversetzung des Erdenmondes nicht leibhaftig erlebt. Ich kannte bloß Schilderungen des Vorgangs. Der Extrasinn hatte diese Informationen verdichtet und verarbeitet und einen Extrakt daraus gebildet. Um nun zu vergleichen und mir Zusammenhänge bewusst zu machen, die mir sonst verborgen geblieben wären. »Danke«, sagte ich, eine – gedachte – Antwort blieb aus. Mein Fall setzte sich fort, diesmal kopfüber. Die Entladungsblitze der Wandungen zogen an mir vorbei, mal langsamer und mal rascher. Für kurze Zeit sah ich Lua Virtanen in meiner unmittelbaren Umgebung. Sie war in ihren Schutzanzug gepackt. Die weit aufgerissenen Augen starrten mich ängstlich an. Sie öffnete den Mund weit, und ich ahnte, dass sie meinen Namen rief. Bevor ich verstehen konnte, was sie mir sagen wollte, drehte sich ihr Körper von mir weg, von äußeren Umständen erzwungen. Sie fiel langsamer als ich. Ich folgte ihren drehenden Bewegungen mit Blicken – und erkannte in unmittelbarer Umgebung einen weiteren Körper auftauchen. Winzig zwar, doch es konnte sich bloß um Vogel Ziellos handeln, meinen anderen Begleiter. Die beiden führten einen sonderbaren, sinnentrückten Tanz auf. Sie benahmen sich wie zwei balzende Auerhähne, umkreisten einander, schnappten nach Armen und Beinen des jeweils anderen und breiteten ihre eigenen Glieder weit aus. Als könnten sie mithilfe ihrer Bewegungen aufeinander zusteuern. Ich verlor sie ein weiteres Mal aus den Augen, meine Wahrnehmungen kehrten sich ein weiteres Mal um. Ich stürzte mit den Füßen voran. Der Atopische Hof ... Ich dachte an das Ziel meiner Reise. An all die Mühen, die ich auf mich genommen hatte, um in dieses wundersame Land – oder Nicht-Land? – vorzudringen. Ich war jahrhundertelang durch die Synchronie unterwegs gewesen, hatte nach unendlichen Mühen den Ringplaneten Andrabasch erreicht, war mithilfe des KATAPULTS in die Transgressionszone des Limbus versetzt worden, in das Sturmland, das auch ein anderes sein könnte – gelegen vor den Jenzeitigen Landen –, und hatte mein eigentliches Ziel nach weiteren Schwierigkeiten und Opfern erreicht. Nun fiel ich dem Endpunkt meiner Reise entgegen. Ich wollte einem leibhaftigen Atopen gegenübertreten. Ich hatte vor, so viel wie möglich über ihn und seinesgleichen zu erfahren. Ich wollte ihn dazu bringen, die Milchstraße, die in den Jenzeitigen Landen GA-yomaad hieß, in Ruhe zu lassen. Heerscharen von Helfern des Atopischen Tribunals nahmen sich das Recht heraus, über das Schicksal der Völker unserer Sterneninsel zu bestimmen. Uns Vorschriften zu machen. Uns in fremde Systeme und Mechanismen zu zwingen. Meine Augen tränten, ein Gebläse meines Schutzanzugs fächelte das Salzsekret beiseite und bespritzte mein Gesicht mit ein wenig Wasser. Etwas huschte an mir vorbei. Nein, zwei Etwasse! Lua und Vogel hatten tatsächlich zueinandergefunden. Sie hielten sich wie Formations-Fallschirmspringer fest an den Händen. Sie trudelten und überschlugen sich mehrmals, ohne einander loszulassen. Ich meinte, ihre Stimmen im sonst toten Funkempfänger zu hören, doch ich mochte mich täuschen. Das Gerät sprach bereits seit Beginn unseres Sturzes nicht an, so wenig wie die Flugaggregate. Unvermittelt fanden die beiden zu einem ruhigeren Flug und schwebten etwa dreißig Meter unter mir. Sie wandten sich zu mir hoch, die beiden Gesichter waren als winzige Flecken zu erkennen. Sie nutzen ihre Fähigkeiten als Geniferen, mutmaßte der Extrasinn. Sie verwenden Techniken zur Stabilisierung ihres Flugs, die du nicht anwenden kannst. Sie ertasten hyperenergetisches ... hm ... Material und nutzen es zu ihren Gunsten. »Alles schön und gut – aber was möchten sie mir sagen?« Du sollst ihre Bewegungen imitieren, damit sie zu dir aufschließen können. Ich beobachtete die beiden Jugendlichen für eine Weile. Ja, der Extrasinn hatte recht. Lua und Vogel deuteten mir mit je einer freien Hand, was ich zu tun und zu lassen hatte. Es waren immer wieder dieselben Bewegungsabläufe, die an Brustschwimmen gemahnten. Vorsichtig streckte ich die Arme aus und teilte virtuelle Wogen vor mir, drückte sie beiseite, zog meine Hände nahe zur Brust. So etwas wie ein Widerstand war unvermittelt zu spüren. Er fühlte sich unruhig an, wie der reißenden Wassers. Du musst ruhige und gleichmäßige Tempi machen!, mahnte mich der Extrasinn. So, wie es dich dein Vater gelehrt hat. Vater ... Ich hatte nicht viele kindhafte Erinnerungen an ihn. Diese eine, da wir beide lachend und prustend in einem ruhigen Seitenarm des Kogruk-Flusses herumgetollt hatten und er mir auf spielerische Art und Weise das Schwimmen beigebracht hatte, war eine der prägendsten. Ich kehrte mit den Gedanken in die Gegenwart zurück. Schleier wickelte sich fester um meinen Oberkörper. Schleier, der Balg des Atopen Matan, den ich seit geraumer Zeit mit mir trug. Das Schein-Lebewesen behinderte mich in meiner Bewegungsfreiheit. Ich kämpfte gegen seinen Widerstand und schaffte es, mehrere Tempi ruhig und gleichmäßig auszuführen. Lua gab mir ein Zeichen, dass ich das Richtige tat, während Vogel mir zeigte, was ich mit den Beinen tun sollte. Ich verstand nicht, wie und weshalb all diese Bewegungen wirken konnten. Dennoch halfen sie mir. Mein Sturz fühlte sich ruhiger und ausgeglichener an, ich blieb stets in derselben Position und hatte nicht mehr mit Desorientierung oder Übelkeit zu kämpfen. Ich wusste, dass ich die beiden Geniferen erreichen musste. Sie waren der Ausweg aus diesem endlosen Sturz. Sie erfühlten dieses Medium mit ihren speziellen Sinnen und erkannten womöglich Strukturen, anhand derer wir diese Reise beenden konnten. Über das Wie und Warum wollte ich nicht nachdenken. Ich verließ mich auf meinen Instinkt und die präzisen Angaben des Extrasinns, der meine Bewegungsabläufe immer wieder korrigierte. Da waren die beiden. Ich erblickte ihre Gesichter. Die feinen Züge des jungen, hellhaarigen Mädchens und den Flaumbesatz, der um den Schnabel des sonst menschenähnlichen Burschen besonders stark wucherte. Die Schnabelhälften berührten das Helmvisier. Sie hatten dort sichtbare Spuren hinterlassen; kleine Kratzer auf der Innenbeschichtung, die normalerweise von den automatischen Anzugsystemen wegpoliert wurden. Doch...