E-Book, Deutsch, 224 Seiten
Traxler Sagen, Bräuche und Geschichten aus dem Brixental und seiner näheren Umgebung
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7030-0921-1
Verlag: Universitätsverlag Wagner
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 224 Seiten
ISBN: 978-3-7030-0921-1
Verlag: Universitätsverlag Wagner
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Sagen aus dem Brixental
Der Heidenschatz
Am Falkenstein im Spertentale hausten in alter Zeit heidnische Riesen. Ihre Hauptbeschäftigung war: Schätze sammeln. Tagelang wanderten sie und trugen dann Silber, Gold und andere Kostbarkeiten nach Hause. Je mehr Schätze diese Riesen zusammenbrachten, desto uneiniger wurden sie untereinander. Eines Tages kam es soweit, daß sie die Schätze teilen mußten. Jeder bekam seinen Teil. Manche von den Riesen zogen in die Fremde. Diejenigen, welche in der Heimat blieben, siedelten sich auf den Berggipfeln an. Keiner wollte den anderen grüßen. Der Riese, der auf dem Falkenstein blieb, galt als der Stärkste und deshalb fürchteten sie ihn alle. Diese Furcht nützte er gründlich aus. Er zog zu jedem seiner Brüder, forderte dessen Gold und wollte sich dieser etwa weigern, so erschlug er ihn. So brachte der Riese von Falkenstein wieder einen beträchtlichen Schatz zusammen. Er hätte sicher sein Vermögen noch vermehrt, wenn ihm nicht der Tod einen Streich gemacht hätte: An einem Winterabend soll der Falkensteiner Riese beim Anblick seines Schatzes plötzlich gestorben sein. Natürlich kamen nun seine Brüder, um sich ihren Teil wieder zu holen. Beim Teilen kam es nun zu Streitigkeiten und man begann wieder zu raufen. Während nun alle rauften, raubte einer den Schatz und flüchtete. Jetzt sahen die anderen, wie dumm sie waren. Sie wollten den Riesen verfolgen, doch es war schon zu spät. Jeder zog zu seiner Siedlung und dachte traurig an den verlorenen Schatz. Alles Denken half nichts, der Schatz kam nicht mehr. Vor Gram stürzten sich die Riesen in den Kampf und fanden dort den Tod. Eine Redensart erinnert an diese Begebenheit; man hört sie öfters: „Des kost’ a Heid’nsgeld“ – viel Geld, wie zur Heidenszeit diese Riesen hatten. Das Totenmandl
Im Brixental hauste in alter Zeit ein mittelgroßes, bärtiges Männlein, das man Totenmandl nannte. Jede Begegnung wurde mit ihm ängstlich vermieden. Denn, so sagten die Leute, wer das Totenmandl sieht, muß innerhalb drei Stunden sterben. Da aber dieses Männlein nichts arbeitete, und von der Luft allein auch nicht leben konnte, so ging es betteln. Damit der Alte aber ja nicht in ein Haus kam, sperrte man die Türe zu und setzte das Essen für ihn vor die Tür. Dem Männlein tat dies nichts; er nahm das Essen und wenn es gegessen hatte, sagte er: „Gott vergelts, i kimm bald wieda.“ Eine Bäuerin stellte einmal das Essen für das Männlein vor die Tür. Sie wollte nun die Tür zusperren – doch der Riegel war angenagelt. Bis man Rat wußte, was man tun könne, kam das Totenmännlein und trat in das Haus. Bauer und Bäuerin, Knechte und Dirnen ergriffen die Flucht. Das Mandl lachte sich in das Fäustchen und verzehrte alles, was in Küche, Speis und Keller zum Essen war. Dann zog das Totenmandl weiter. Von den geflüchteten Hausbewonern wollte niemand als Erster in das Haus treten. „I gib dir die beste Kuh“, sagte der Bauer zu einem seiner Knechte, „wenn du hineingehst und uns sagst, wie es drein ausschaut.“ Der Knecht lehnte das Angebot ab. Niemand wollte es wagen, auch nur einen Schritt in das Haus zu machen. Vor Sonnenuntergang wagten sie es doch, in das Haus zu treten. Bewaffnet mit Hakken und Sensen betraten sie das Haus. Vom Männlein fanden sie nichts; nur seine Spur in Küche, Speise und Keller entdeckten sie. Doch dies war das Leichtere. – Gestorben ist keines; und auch vom Totenmandl hörte man nie mehr etwas. Die Älpler von Streitschlag und Wildenfeld
Auf den Almen Streitschlag und Wildenfeld lebten vor langer, langer Zeit übermütige Älpler. Sie fingen, als der Übermut am größten war, mit Butterknollen Kegel zu spielen an. Es lebte auch ein alter Mann auf dieser Alm; er mahnte die Älpler, sich nicht zu versündigen. Doch alles Mahnen half nichts. Einmal ging der alte Mann in den Wald. Da hörte er einen Vogel, der sagte: „Alter Mann, geh von dann!“ Der alte Mann befolgte den Rat des Vogels. Er verließ die Alm. Kaum hatte er die Nachbaralm betreten, hörte er einen Krach und die Älpler waren verschwunden. Auch soll die Alm seither nicht mehr so fruchtbar sein wie früher. Die übermütigen Knappen
Zur Zeit, als in Kirchberg noch das Bergwerk in Betrieb war, lebte im Spertentale ein alter Müller, ’s Rettenbachermüllerle. Dieser Müller wurde von den Knappen immer verspottet. Eines Tages sah der Müller, daß die Knappen Goldnägel statt Eisennägl auf den Schuhen trugen. Da sagte er: „Lang weascht’s nimma dauern, aft (dann) ist enka Prachtnix mehr. Bald d’ Hopfgaschta aufa keman Erlstaud’n hack’n1, aft is gar mit enk.“ Es dauerte nicht mehr lange, da kamen die Hopfgartner Erlen zu schlagen und der Erzsegen ließ sofort nach. Die Knappen wurden brotlos und mußten in eine andere Gegend ziehen. Das Totenmandl Der Bock von der Gumpau
Auf dem Bauernhofe Gumpau hauste in alter Zeit ein reicher, eigensinniger Bauer. Was er sich in den Kopf setzte mußte geschehen, wenn es auch keinen Nutzen brachte. Zu Lichtmeß kam eine neue Dirn. Sie hatte von diesem Bauern schon oft reden gehört, aber sie wollte doch, ein Jahr wenigstens, Dirn sein. An einem Sonntag sagte der Bauer zur Dirn: „Heut Nachmittag wirst du Erbsen setzen.“ „Ist Morgen auch Zeit“, erwiderte die Dirn und ging zur Kirche. Der Bauer blieb daheim und dachte nach, wie er die Dirn zur Sonntagsarbeit bringen könnte. Er wollte unbedingt, daß am heutigen Sonntagsnachmittag Erbsen gesetzt werden. Die Dirn war jedoch nicht zu bewegen etwas zu arbeiten. Sie gab ihm immer eine „gschnappige“ Antwort und damit mußte der Bauer zufrieden sein. Wie er nun sah, daß alles Reden und Drohen nichts nutzte, fing er an Verwünschungen auszusprechen. In der folgenden Nacht kam ein Ziegenbock zum Fenster des Bauern und forderte diesen auf mitzugehen. Der weigerte sich, denn er hatte Furcht vor einem „redenden“ Bock. Da drohte der Bock mit dem Teufel. Jetzt überlegte es sich der Bauer und ging mit. Vom Bauern hörte man nichts mehr. Der Bock kam noch oft nach Gumpau, aber er fügte niemandem ein Leid zu. Die Erlösung der Manharter
Damit die Manharter erlöst wurden und in den Himmel kommen konnten, mußte folgendes geschehen: Es mußte eine Tanne wachsen. Aus dieser wurde eine Wiege gezimmert, und das erste Kind, welches in die Wiege gelegt wurde, war ein Knabe. Dieser Knabe wurde ein Priester. Bei seiner ersten heiligen Messe sah er alle Manharter vorbeiziehen. Der Salvenhirt
Die hohe Salve soll in alter Zeit eine gottgesegnete Alm gewesen sein. Wie es nun ist, wenn es jemandem zu gut geht; man kannte kein Maß und Ziel mehr. In der Milch badeten sich die Älpler, Wege bestrichen sie mit Butter. Nur einer von diesen Almleuten dachte anders. Es war der Kuhhirt Er mahnte seine Kameraden. Diese schlugen alles in den Wind. Eines Tages kam das unausbleibende Strafgericht. Es wollte nicht mehr Tag werden. Als der Senner zu seinem Vieh nachschauen ging, traf ihn der Blitz. Die anderen fingen an zu beten und den Herrgott zu bitten, daß er ihnen das Leben schenke. Der Kuhhirt kniete in einem Winkel der Almhütte. Als sie den schmerzhaften Rosenkranz zu Ende gebetet hatten, stand er auf und sagte: „Ich will mein Leben für das Eure geben:“ Schnell riß er die Tür auf und verschwand in der Dunkelheit. Kurze Zeit darauf wurde es hell, die Sonne schien, nur die Kühe wollten nicht mehr bleiben. Sie rissen sich los und eilten dem Tale zu. Die Älpler hinterher. Kaum hatten sie die Alm verlassen, so ertönte ein Donner und die Almhütten waren verschwunden. Von dem Kuhhirten, der sein Leben für das der anderen hergab, hörte man nie mehr etwas. Der Tagweid-Stier
Auf der Tagweidalm in der Windau war vor langer Zeit ein Melker, welcher einen großen Teil der Milch, die er molk, in den „Schoakoast“1 goß. Während des Sommers ahnte niemand von diesem Tun des Melkers etwas. Als es von der Heimfahrt zur Milchrechnung kam, war es dem Bauer zuwenig Milch. Der Bauer stellte den Melker zur Rede. Dieser erwiderte: „Wenn ich einen Tropfen Milch vergossen habe, so soll ich, wenn ich gestorben bin, ein Stier werden. „ Bald darauf starb der Melker. Im Langs, als man mit dem Vieh auf die Alm fuhr, war auf der Tagweidalm ein Stier. Und dazu ein ganz eigenartiger – er riß immer los, weidete allein und hatte ein auffallendes Gebrüll. Die Älpler beschlossen, ihn in den Steinkarsee zu senken. Man führte den Stier zum Steinkarsee. Kaum waren sie dort angekommen, als der Stier zu sprechen begann. Er sagte: „Wenn’s ös mi in See senkt, aft laß’ i ’n aus, daß ’s Wassa beim Huzn2 beim Kuchlfensta einchi rinnt.“ Von dieser Art, den Stier los zu werden, ließen die Älpler nun ab. Was tun? Man frug weit und breit nach einem guten Mittel. Gar viele Ratschläge erhielten die Älpler. Aber der eine...