Tschofen | Alpenland Vorarlberg | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 164 Seiten

Tschofen Alpenland Vorarlberg

Erkundungen zu Geschichte und Kultur
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7030-6637-5
Verlag: Wagner Innsbruck
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erkundungen zu Geschichte und Kultur

E-Book, Deutsch, 164 Seiten

ISBN: 978-3-7030-6637-5
Verlag: Wagner Innsbruck
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Von Steinmännern, Käse und der Liebe zum (saisonalen) Leben in den Bergen: Acht Einblicke in Vorarlberger Alltäglichkeiten.

Wie wurde Vorarlberg ein Alpenland? Wie ist es trotz aller Veränderungen eines geblieben? Bernhard Tschofen nähert sich diesen Fragen in acht Essays aus einer kulturwissenschaftlichen Perspektive und schlägt den Bogen von landschaftlichen Aspekten über einzelne Objekte, Identitätsfragen bis zum Geschmack der Berge. Seine Aufmerksamkeit gilt den alltagsweltlichen Verflechtungen von Raum und Kultur, vor allem aber der Frage, welche Rolle der Rückgriff auf das Wissen über Natur und Tradition in Politik und Gesellschaft spielen. Wer sich dafür interessiert, wie der Piz Buin zum Symbol wurde, dem Montafoner Sauerkäse neues Leben eingehaucht wurde oder was es mit den Vorarlberger Walsern und der Liebe des Landes zur Alpwirtschaft auf sich hat, ist hier richtig.

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ALPENLAND VORARLBERG. ZUR EINFÜHRUNG
Vorarlberg – ein Alpenland? Die Frage, die dieses Buch stellt, ist keine nach der geografischen Verortung. Selbst nach den an den engsten Kriterien orientierten Beschreibungen steht diese Zugehörigkeit außer Frage. Auch wenn das kleine Bundesland im äußersten Westen Österreichs – mit Grenzen zur Schweiz, zu Liechtenstein und Deutschland – nach konventioneller Einteilung auch Anteil am Alpenvorland hat, liegen doch selbst seine am niedrigsten gelegenen und ‚flachsten‘ Landesteile im Tal des Alpenrheins. Auch die Strukturen länderübergreifender Zusammenarbeit wie die Alpenkonvention oder die Arbeitsgemeinschaft Alpenländer rechnen Vorarlberg zur Gänze dem Alpenraum zu, ganz zu schweigen von den noch einmal sehr viel weiter ausgreifenden Perimetern des Alpine Space-Programms und der als EUSALP firmierenden Makroregion der Europäischen Union. Hier geht es also nicht um Fragen der physischen und politischen Topografie, sondern um solche von kultureller Zugehörigkeit und um die Vorstellungen, die sich damit verbinden (und die wiederum sehr viel mit räumlichen Ordnungen und politischen Orientierungen zu tun haben). Die Perspektive dieses Buches ist eine kulturwissenschaftliche, die einer historischen und kulturellen Anthropologie. In seinem Zugang unterscheidet es sich somit auch von gängigen geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen und Ansprüchen. Sein Interesse zielt nicht primär auf Geschichte, jedenfalls nicht auf Geschichte per se, sondern auf eine historisch dimensionierte Gegenwart. Es fragt von dieser her und will wissen, woher bestimmte Phänomene der Alltags- und Populärkultur des Landes ‚kommen‘, wie sie ‚gedacht‘ und ‚gelebt‘ werden und wie dabei auf historische Wissensbestände und Bilder zurückgegriffen wird. In einer solchen Perspektive werden auch Raum und Landschaft zu Kulturthemen, weil sie als natürliche Ressourcen ebenso davon bestimmt sind, wie sie konzipiert werden und mit ihnen umgegangen wird, wie die vordergründig als kulturell identifizierbaren Ressourcen. Der Piz Buin oder ein Steinmann im Gebirge werden so zu nicht weniger als kulturell zu verstehenden Elementen einer alltäglichen Lebenswelt wie die als überliefert wahrgenommenen Formen des Sichkleidens, Bauens oder Essens oder die Berufung auf Traditionen wie das sogenannte Walsertum oder die Alpwirtschaft. BILDER UND WISSEN ÜBER RAUM UND LANDSCHAFT
Dieses Buch beschäftigt sich also auch mit der Frage, wie eine früh industrialisierte und ebenso früh deindustrialisierte (jedenfalls postindustriell transformierte) Region eine derartige kulturelle Nähe zu ihrer alpinen Umgebung entwickeln beziehungsweise bewahren konnte. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, als der weitaus größte Teil der Bevölkerung Vorarlbergs heute in einem Raum lebt und arbeitet, der mehr einer weitgehend ebenen und von dichten Infrastrukturen durchzogenen Metropolitanregion gleicht, als er den überlieferten Vorstellungen alpiner Kulturlandschaften entspräche. Zumindest implizit versucht es, darauf zwei Antwortmöglichkeiten zu entwickeln und solche ‚Ungleichzeitigkeiten‘ als konstituierend zu verstehen. Eine liegt in der Rolle, die der Tourismus im Modernisierungsprozess des Landes seit bereits mehr als anderthalb Jahrhunderten spielt und der ebenso lange primär das Ländliche wie früh schon die Berge gesucht hat. So sind die touristische Außenwahrnehmung und die dafür produzierten Bilder von Natur und Kultur des Landes vor allem im 20. Jahrhundert schrittweise zur Selbstwahrnehmung geronnen, sind touristisches Sehen und Erleben in die regionale Alltagskultur eingeflossen und haben über mehrere Generationen maßgebliche Lebensstile geprägt. Wie sehr solche Dispositive durch die wachsende Zuwanderung und den demografischen Wandel verändert werden, wäre eine interessante Frage, der in Zukunft nachgegangen werden sollte und die vermutlich zu sozial differenzierten Antworten führen würde. Die in der medialen und politischen Öffentlichkeit schlecht repräsentierte Bevölkerung mit Migrationshintergrund pflegt wohl mehrheitlich andere Raumbeziehungen und Werte als die in den letzten Jahren zunehmend einwandernden Fachkräfte und wohlhabenden Älteren, die ebenso wie die zahlreichen Arbeitskräfte für den Tourismus häufig bereits eine Affinität zu den Versprechungen des Standorts mitbringen. Sie sind, so der Eindruck, ebenso häufig in Bergschuhen, auf Skiern oder (elektrifizierten) Mountainbikes unterwegs wie die tonangebenden regionalen Milieus und teilen deren Leidenschaft für naturräumliche Spezifika und deren Genussversprechen. Manche von ihnen werden, ähnlich wie bereits früher in der Tourismusgeschichte Zugewanderte (oder gebliebene Reisende), zu regelrechten Sprachrohren und Multiplikatoren – eine vergleichsweise sichtbare Gruppe, die bestehende Bilder öffentlich festigt und verbreitet. Die andere Antwortmöglichkeit lässt sich von der skizzierten Linie nicht ganz trennen. Auch sie hat mit Außen- und Innenperspektiven zu tun, spricht aber vor allem eine Facette an, die wichtig ist, um die Rolle des Wissens in raumkulturellen Konstituierungs- und Identifikationsprozessen zu verstehen. Denn häufig lassen sich – gleich ob es etwa um Berge, Trachten oder Walser geht – die Einflüsse einer sehnsüchtig und häufig nostalgisch auf ihre sich im späten 19. und 20. Jahrhundert rapide verändernde Heimat blickende Bildungselite beobachten. Sie hat im Land selbst ihre Wirkung entfaltet, aber oft auch Anregungen erhalten von der wissenschaftlichen und publizistischen Tätigkeit von Ausgewanderten an ihren neuen Wirkungsstätten in Innsbruck, Wien oder anderswo außerhalb des Landes. Das Wechselspiel zwischen kulturellem Wissen und historisch gewordener Alltagskultur exemplarisch auszuleuchten, ist daher ein weiteres sich durch die Beiträge dieses Bandes ziehendes Anliegen. ACHT ERKUNDUNGEN UND VIER DIMENSIONEN RAUMBEZOGENER ALLTAGSKULTUREN
Dieses Buch besitzt darüber hinaus eine eigene Entstehungsgeschichte. Es versammelt Texte, die ursprünglich für andere Veröffentlichungszusammenhänge verfasst worden und an unterschiedlichen, teils schlecht zugänglichen Orten erschienen sind. Viele von ihnen gehen auf Einladungen an den Autor zurück, zu Projekten und Publikationen in und über Vorarlberg etwas beizutragen. Alle besitzen somit einen mehr oder weniger expliziten Vorarlbergbezug, obwohl die Themen, die sie behandeln, eine weit größere Reichweite besitzen. Ihr Fokus auf Vorarlberg ist oftmals ein exemplarischer, der das Land als regionalen Beispielfall für generellere und oft auch regelhafte gesellschaftliche Umgangsweisen mit Natur und Geschichte in den konkreten Blick nimmt. Gleichzeitig spiegeln sie die Interessen des Autors und seinen Hintergrund in einer von der sogenannten Volkskunde herkommenden und heute als Empirische Kulturwissenschaft verstandenen Wissenschaftstradition. Man könnte diese auch als regionale Ableger seiner Beschäftigung mit Fragen von Raum, Wissen und Kultur begreifen, denen er sich in den vergangenen Jahrzehnten schwerpunktmäßig gewidmet hat – dies allerdings mehrheitlich in Forschungsprojekten, die keinen Bezug zu Vorarlberg aufwiesen, sondern sich um Themen wie die Entstehung und gesellschaftliche Wirkmächtigkeit ethnografischen Wissens, die Zusammenhänge zwischen kulturellem Erbe und kulturellem Eigentum oder populäre Geschichtskulturen gedreht haben. Der Anspruch des Buches ist kein allein akademischer, es versteht sich als eine populärwissenschaftliche, auch für eine breitere Öffentlichkeit zugängliche Publikation. Damit spiegelt es die wissenschaftliche Grundhaltung des Autors, dass die Geistes- und Sozialwissenschaften allgemein, besonders aber ein mit der Alltagswelt mehrfach verflochtenes Fach wie die Kulturwissenschaft auch eine besondere Verantwortung besitzen, sich für den Wissenstransfer und den Dialog mit der Öffentlichkeit zu engagieren. Die hier versammelten Texte beschränken sich daher zum überwiegenden Teil auch nicht auf bloße Beschreibungen und sachliche Analysen, sondern beziehen bewusst Position. Sie wollen damit das emanzipatorische Potential freilegen, das in einer kritischen Auseinandersetzung mit augenscheinlich oft harmlosen Themen steckt, und sie sollen damit vor allem zu einer verbesserten Reflexion unseres immer auch die künftigen gesellschaftlichen Bedingungen gestaltenden Wissens über Geschichte und Kultur beitragen. Die Anordnung der acht für die Wiederveröffentlichung ausgewählten Beiträge folgt einem einfachen Schema und erhebt – da ursprünglich naturgemäß nicht für eine Monografie verfasst – keinen Anspruch auf eine kohärente Argumentation oder gar auf Vollständigkeit. Vielmehr sind die Kapitel auch ein Ausdruck selektiver Interessen und einer fachlich und kulturell situierten Autorschaft einerseits sowie gewisser Zufälle, die mit den Anlässen und Möglichkeiten ihrer Erstveröffentlichungen zu tun haben, andererseits. Mit den vier Leitbegriffen „Landschaftliches“, „Handfestes“, „Schmackhaftes“ und „Zugehöriges“, denen je zwei Texte zugeordnet sind, folgt der Aufbau wichtigen Dimensionen raumbezogener...


Bernhard Tschofen ist Professor für Populäre Kulturen an der Universität Zürich. Er war nach dem Studium der Empirischen Kulturwissenschaft und Kunstgeschichte in Innsbruck und Tübingen u.a. im Museumswesen tätig, dann an der Universität Wien. Von 2004 bis 2013 hatte er eine Professur an der Universität Tübingen inne. Zu seinen Schwerpunkten gehören die Berührungsflächen von Alltags- und Wissenskulturen sowie raumkulturelle Fragen in Geschichte und Gegenwart.



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