Ávila | Das Buch der Gründungen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 472 Seiten

Ávila Das Buch der Gründungen

Anhang: Ana de Jesús Lobera, Bericht über die Gründung in Granada (1582)
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-451-83011-2
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Anhang: Ana de Jesús Lobera, Bericht über die Gründung in Granada (1582)

E-Book, Deutsch, 472 Seiten

ISBN: 978-3-451-83011-2
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Achtzehn neue Klöster, darunter zwei für Männer, gegründet von einer Frau - für die damalige Zeit eine unerhörte Anmaßung. In den Berichten über ihre Klostergründungen zeigt sich die bedeutende Mystikerin Teresa von Ávila von ihrer lebenspraktischen Seite: klug im Umgang mit Hindernissen, hartnäckig im Verhandeln, mutig auf gefährlichen Reisen, und mitten in all dem eine unübertroffene Lehrmeisterin dafür: dass Leben mit Gott und Leben mit den Menschen keine Gegensätze sind, sondern der gleichen Quelle entspringen .
Ávila Das Buch der Gründungen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Das Buch der Gründungen
[Vorwort]
Jesus1
1.Aus Erfahrung habe ich gesehen und es darüber hinaus auch an vielen Stellen gelesen, was für ein großes Gut es für eine Seele ist, nicht vom Gehorsam abzuweichen.2 Darin liegt meiner Erkenntnis nach das schrittweise Vorankommen in der Tugend3 und die allmähliche Erlangung der Tugend der Demut.4 Darin liegt die Sicherheit angesichts des Argwohns, den wir Sterblichen tunlichst haben sollten, dass wir vom Weg zum Himmel abirren, solange wir in diesem Leben weilen. Hier findet man die innere Ruhe, die an den Seelen, deren Wunsch es ist, Gott5 zu gefallen, so geschätzt wird. Denn wenn sie sich diesem heiligen Gehorsam wirklich überlassen und ihre Einsicht ihm übergeben haben, so dass sie keine andere Meinung haben wollen als die ihres Beichtvaters – oder im Fall von Ordensleuten die ihres Oberen –,6 dann hört der Böse7 auf, ihnen mit seinen ständigen Beunruhigungen nachzustellen, da er gesehen hat, dass er daraus eher mit Verlust als mit Gewinn hervorgeht. Und auch unsere aufgewühlten Gemütsregungen (denen es so gefällt, ihren Willen durchzusetzen und bei Dingen, die uns Spaß machen, sogar unseren Verstand8 zu unterwerfen) halten inne, da ihnen einfällt, dass sie ihren Willen9 entschlossen10 Gottes Willen hingegeben haben, indem sie sich des Mittels der Unterwerfung unter jemanden bedienen, den sie zu seinem Stellvertreter nehmen. Da mir Seine Majestät bei seiner Güte Licht geschenkt hat, um den großen Schatz zu erkennen, der in dieser kostbaren Tugend enthalten ist, habe ich mich bemüht, sie zu erlangen – wenn auch mangelhaft und unvollkommen. Freilich stellt sich dem zuweilen die geringe Tugend entgegen, die ich an mir erlebe, denn für so manches, was man mir aufträgt, sehe ich, dass sie nicht ausreicht. Die göttliche Majestät ergänze, was für dieses vorliegende Werk fehlt. 2.Als ich 1562 in San José zu Ávila war (im selben Jahr, in dem dieses Kloster gegründet wurde),11 ist mir vom Dominikanerpater García de Toledo, der damals mein Beichtvater war, aufgetragen worden, die Gründungsgeschichte jenes Klosters mit noch vielen anderen Dingen aufzuschreiben, die jeder sehen wird, der es zu Gesicht bekommen sollte, falls es je herauskommt.12 Jetzt, im Jahr 1573 – also elf Jahre später –, wo ich in Salamanca bin und bei einem Pater namens Magister Ripalda,13 dem Rektor der Gesellschaft,14 beichte, meinte dieser, nachdem er das Buch über die erste Gründung gesehen hatte, dass man unserem Herrn einen Dienst erwiese, wenn ich über die sieben weiteren Klöster schriebe, die durch die Güte unseres Herrn seitdem gegründet worden sind, dazu über den Anfang der Klöster der Unbeschuhten Patres dieses ersten Ordens;15 und so hat er es mir aufgetragen.16 Da mir schien, dass das unmöglich sei (bei den vielen Geschäften,17 wie Briefen und anderen, aufgrund der Beauftragung durch die Oberen vordringlichen Beschäftigungen), empfahl ich mich immer wieder dem Herrn, und als ich nicht wenig in Bedrängnis war (da ich nur zu wenig tauglich und bei so schlechter Gesundheit war,18 dass es mir – entsprechend meiner schwächlichen Natur – ohnehin schon vorkam, die Arbeitslast nicht mehr aushalten zu können), sagte mir der Herr: Tochter, der Gehorsam verleiht Kräfte.19 3.Seiner Majestät gefalle es, dass es wirklich so sei, und er gebe mir die Gnade,20 damit ich die Gnadengeschenke,21 die er unserem Orden bei diesen Gründungen erwiesen hat, zu seiner Ehre zutreffend darstellen kann. Man darf sicher sein, dass es ganz wahrheitsgemäß22 und nach allem, was ich erkennen kann, ohne jede Übertreibung, sondern in Übereinstimmung mit dem, was geschehen ist, gesagt wird. Denn sogar bei etwas ganz Unwichtigem würde ich um nichts auf der Welt eine Lüge sagen. Bei dem hier, das geschrieben wird, damit unser Herr gelobt werde, würde ich mir Gewissensbisse machen und glauben, dass es nicht nur Zeitverlust, sondern Betrügerei mit den Dingen Gottes wäre, und anstatt dass man ihn deswegen lobte, würde er beleidigt;23 das wäre ein schlimmer Verrat. Seiner Majestät möge es nicht gefallen, mich aus seiner Hand zu entlassen, dass ich so etwas täte. Es wird jede Gründung dargestellt, wobei ich bestrebt bin, mich kurz zu fassen, sofern ich das kann; ist doch mein Stil so schwerfällig, dass ich fürchte, trotz meines guten Willens unaufhörlich andere und mich zu ermüden.24 Aber bei der Liebe, die meine Töchter für mich hegen, denen dies am Ende meiner Tage überlassen werden soll, mag es zu ertragen sein.25 4.Unserem Herrn gefalle es, da ich ja in nichts meinen Vorteil suche, noch einen Grund dazu hätte, sondern nur sein Lob und seine Ehre (man wird nämlich viele Anlässe sehen, um sie ihm zu geben), dass wer immer dies liest, weit davon entfernt sei, mir etwas davon zuzuschreiben, denn das widerspräche der Wahrheit. Vielmehr mögen sie Seine Majestät bitten, mir das Ungenügen zu verzeihen, mit dem ich all diese Gnadengaben ausgenützt habe. Meine Töchter haben viel mehr Grund, sich deswegen über mich zu beklagen als mir für etwas, was dabei geschehen ist, Dank zu sagen.26 Lasst uns ihn, meine Töchter, der Güte Gottes für die vielen Gnadengaben, die er uns erwiesen hat, uneingeschränkt abstatten. Doch bitte ich jeden, der dies lesen sollte, um seiner Liebe willen um ein Avemaria, das mir helfe, aus dem Fegfeuer herauszukommen und zur Anschauung unseres Herrn Jesus Christus zu gelangen, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt und herrscht in alle Ewigkeit. Amen.27 5.Da ich ein Gedächtnis wie ein Sieb habe,28 werden, glaube ich, viele ganz wichtige Dinge ungesagt bleiben, und andere, auf die man verzichten könnte, zur Sprache kommen, ganz entsprechend meiner geringen Begabung und mangelnden Bildung29 und auch der wenigen Ruhe, die es dafür gibt.30 Außerdem trägt man mir auf, falls sich die Gelegenheit dazu anbieten sollte, ein paar Themen des inneren Betens sowie den Irrtum anzusprechen, der aufkommen könnte, weshalb diejenigen, die es üben, nicht weiter vorankommen.31 6.In allem unterwerfe ich mich dem, was unsere Mutter, die heilige römische Kirche, lehrt.32 Mit dem festen Entschluss, dass dies, bevor es in eure Hände gelangt, meine Schwestern und Töchter, Studierte und spirituelle Menschen33 sehen sollen, beginne ich im Namen des Herrn mit der Bitte an seine glorreiche Mutter, deren Gewand ich – wiewohl seiner unwürdig – trage,34 und meinen glorreichen Vater und Herrn, den heiligen Josef, in dessen Haus ich mich befinde (denn das ist der Titel dieses Klosters35 der Unbeschuhten Schwestern),36 mir zu helfen, durch deren Gebete mir ständig Hilfe zuteil wurde. 7.Im Jahr 1573, am Tag des hl. Ludwig, König von Frankreich,37 dem 24. August.38 Gott sei gepriesen! Anmerkungen
1  Wie viele geistliche Autoren ihrer Zeit überschreibt Teresa ihre Werke jeweils mit dem Namen Jesu zum Zeichen, dass die Arbeit bewusst im Aufblick auf ihn anfängt. Vgl. Kol 3,17: „Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn.“ Während sie sich sonst mit dem klassischen Anagramm IHS, bestehend aus den ersten drei Buchstaben des Namens Jesus nach dem griechischen Alphabet (??S??S) begnügt, schreibt sie den Namen in diesem Fall aus. 2  Die Eröffnung eines Berichts über Klostergründungen mit einem Loblied auf den Gehorsam wird nur vor dem Hintergrund der Situation einer schreibenden Frau im damaligen Umfeld verständlich. Angesichts der Tatsache, dass es ohne kirchliche Approbation bzw. ohne offiziellen Auftrag für eine Frau unmöglich gewesen wäre, etwas zu veröffentlichen, dürfen wir dahinter eine gezielte Taktik im Sinne der captatio benevolentiae vermuten: Nur durch Verleugnung jeglichen persönlichen Interesses am Schreiben und Pochen auf den Gehorsam konnte Teresa ihre männlichen Zensoren für sich gewinnen. Beteuerungen, dass ihr das Schreiben eine Last sei und sie es trotz ständigen Zeitmangels lediglich „aus Gehorsam“ auf sich nehme, kehren in den Werken Teresas immer wieder. 3  Siehe Glossar. 4  Demut bedeutet für Teresa eine realistische Selbsteinschätzung. Siehe Glossar. 5  Siehe Glossar. 6  Jerónimo Gracián, der diese Stelle missverstand, kommentiert am Seitenrand: „Achtung! Sie lehrt ihre Schwestern, ihren Priorinnen zu gehorchen (und in aller Offenheit mit ihnen umzugehen, nicht aber mit ihren Beichtvätern), und diese dann den Beichtvätern. Man beachte, dass...


Teresa von Ávila (1515-1582), spanische Mystikerin und Ordensgründerin; durch ihr Wirken entstanden zahlreiche Klöster eines neuen Zweigs des Karmeliterordens (Teresianischer Karmel). Papst Paul VI. verlieh ihr 1970 als erster Frau den Titel "Kirchenlehrerin"; ihre Werke sind Klassiker der spanischen Sprache und geistlichen Literatur.
Pater Ulrich Dobhan, geb. 1944, Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten in Deutschland.
Sr. Elisabeth Peeters OCD, geb. 1954, studierte Anglistik und Theoretische Linguistik.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.