Ávila / Dobhan / Peeters | Das Buch meines Lebens | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 544 Seiten

Ávila / Dobhan / Peeters Das Buch meines Lebens


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-451-82211-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 544 Seiten

ISBN: 978-3-451-82211-7
Verlag: Verlag Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



In ihrer Autobiographie gibt Teresa von Ávila einen beeindruckenden Einblick, wie sie als Frau in einer Zeit der widrigsten Umstände und gegen alle Widerstände ihren eigenen Weg geht. Sie lässt die Leserinnen und Leser an ihrem inneren Werdegang, ihren außerordentlichen geistlichen Erfahrungen und ihrem Weg in einer von Männern beherrschten Gesellschaft und Kirche teilnehmen. Diese kommentierte und mit zahlreichen Erläuterungen und Hinweisen versehene bibliophile Ausgabe macht die Lebenserfahrungen der wichtigsten christlichen Mystikerin leicht zugänglich und bietet Anleitung zu einem glücklichen, mystisch erfüllten Leben.
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Einführung
Als Papst Paul VI. Teresa von Ávila oder – wie sie sich selbst nannte – Teresa de Jesœs am 27. September 1970 als erster Frau in der Geschichte der Kirche den offiziellen Titel eines Doctor Ecclesiae (Kirchenlehrerin) verlieh,1 hat er damit eine Tatsache anerkannt, die bereits zu Lebzeiten der großen Heiligen begonnen hatte: Lehrerin zu sein für die Menschen auf der Suche nach dem tiefsten Sinn des Lebens.2 Obwohl es zu ihrer Zeit und in der damaligen Kirche und Gesellschaft Frauen verboten war, irgendeine Art von Lehrtätigkeit auszuüben und 1559 alle geistlichen Bücher in ihrer Muttersprache verbrannt werden mussten,3 gehört Teresa heute zu den großen Schriftstellerinnen in ihrer kastilischen (spanischen) Muttersprache, ja der Weltliteratur.4 In Fragen des geistlichen Lebens, des Betens als einer existentiellen Beziehung mit Gott und der höchsten Gotteserfahrungen, also der Mystik, wird Teresas Bedeutung immer mehr erkannt,5 vor allem auch als Beitrag zur Erfahrung Gottes aus der Sicht und dem Erleben einer Frau. Kein Wunder, dass sie von der feministischen Theologie als Kronzeugin herangezogen und ge- und bisweilen auch missbraucht wird.6 Als Angehörige der damals vielfach diskriminierten Bevölkerungsschicht der konvertierten Juden, der sog. Conversos oder Judeoconversos, ist Teresa und ihre Familie geradezu ein Paradebeispiel für die Struktur der damaligen Gesellschaft und ihrer Problematik. Ihre Vida gibt an vielen Stellen diesbezüglich einen interessanten Einblick in Teresas Selbstbewusstsein, trotz dieser offensichtlichen Diskriminierung.7 Durch die beständigen Krankheiten, denen sie zeit ihres Lebens ausgesetzt war, ist Teresa schließlich auch zu einem interessanten „Fall“ der Medizingeschichte geworden, was allerdings auch erst in letzter Zeit entsprechend ausgewertet wird.8 Wir freuen uns, dass wir mit Frau Dr. Britta Souvignier, Aachen, eine herausragende Expertin gewinnen konnten, die zu vielen einschlägigen Stellen der Vida Anmerkungen aus medizinhistorischer Sicht verfasst hat.9 An dieser Stelle sei ihr dafür gedankt. Teresa ist also in vielfacher Hinsicht geeignet, mit verschiedenartigen Lesern in Kontakt zu treten. Wir hoffen, dass diese neue Übersetzung dabei eine Hilfe sein kann. 1. Leben10
„Am Mittwoch, den achtundzwanzigsten März des Jahres fünfzehnhundert fünfzehn /1515/ um fünf Uhr früh, mehr oder weniger (denn es war schon fast Tagesanbruch an jenem Mittwoch), wurde meine Tochter Teresa geboren“, so notierte Don Alonso, Teresas Vater, in sein Buch, in das er die Geburten seiner zahleichen Kinder einzutragen pflegte. Teresa war das dritte Kind aus der zweiten Ehe mit Beatriz de Ahumada, nachdem seine erste Frau Catalina del Peso 1507 gestorben war. Aus dieser ersten Ehe waren zwei Kinder hervorgegangen: María de Cepeda, geboren 1506, und Juan Vázquez de Cepeda, geboren 1507. Zwei Jahre später, 1509, feierte der inzwischen ca. 29jährige Don Alonso von neuem Hochzeit, diesmal mit der erst 14jährigen Beatriz de Ahumada, die in den ihr noch verbleibenden 19 Jahren zehn Kinder auf die Welt brachte: 1510 Hernando de Ahumada, 1513 oder 1514 Rodrigo de Cepeda, wie schon erwähnt, am 28. März 1515 Teresa de Ahumada, ca. 1517 Juan de Ahumada, 1519 Lorenzo de Cepeda, 1520 Antonio de Ahumada, 1521 Pedro de Ahumada, 1522 Jerónimo de Cepeda, 1527 Agustín de Ahumada, 1528 Juana de Ahumada, die jüngste; Ende dieses Jahres stirbt Beatriz de Ahumada mit 33 Jahren, offensichtlich im Kindbett.11 Teresa hat also Recht, wenn sie schreibt: „Wir waren drei Schwestern und neun Brüder“ (V 1,3). 1.1. Abstammung aus einer jüdischen Familie
Teresas Vater, Don Alonso Sánchez de Cepeda, eines von mehreren Kindern des Juan Sánchez de Toledo, eines begüterten jüdischen Kaufmanns, und dessen Ehefrau Inés de Cepeda, war ca. 1480 in Toledo geboren und 1485, als die Inquisition dort ihr Tribunal aufschlug, zusammen mit der ganzen Familie getauft worden. Das zeigt, dass die Juden schon vor ihrer endgültigen Vertreibung 1492, als sie vor die Wahl gestellt wurden, entweder das Land zu verlassen12 oder aber zu konvertieren, vielerlei Pressionen ausgesetzt waren. Durch diesen Umstand gehörte er zu den sog. Conversos, einer bis ins 18. Jahrhundert hinein diskriminierten Bevölkerungsschicht in Spanien.13 Vielfach glaubten die Alt-Christen ihren neuen Glaubensgenossen nicht, dass sie aus ehrlichen Gründen konvertiert hätten, zum anderen verleitete viele der Neid ihnen gegenüber dazu, ihnen das Leben schwer zu machen. Viele Neubekehrte taten sich auch durch besonderen Eifer gegen ihre früheren Glaubensgenossen hervor, um so ihre neue Rechtgläubigkeit zu beweisen. Fast alle antijüdischen Schriften, die im 15. Jahrhundert in Spanien verfasst wurden, stammen von konvertierten Juden. Um dieser Situation aus dem Weg zu gehen, zog Juan Sánchez mit seiner Familie um 1493 nach Ávila, wo er – mehr oder weniger unbelastet von seiner toledaner Vergangenheit – ein neues Leben begann. Doch ließ ihn bzw. seine Söhne die Vergangenheit nicht in Ruhe. Obwohl er sich einen Adelstitel gekauft hatte und somit vor dem Gesetz ein Adeliger war, mussten Teresas Vater und seine Brüder in Ávila einen Prozess anstrengen, um ihren Adel erneut bestätigen zu lassen, als es um die Freiheit von Steuern ging. Mit Hilfe der damals in solchen Fällen üblichen Mittel von Bestechung der Zeugen und Falschaussagen gewannen sie ihn schließlich im Jahre 1520 bzw. 1523, als Teresa 5 bzw. 8 Jahre alt war.14 Doch zeigte sich dadurch auch, wie gefährlich es war, zu sehr auf diesem Adel zu bestehen. Teresa wird noch Jahre später deshalb allen Grund haben, ihrem Bruder Lorenzo und dessen Söhnen in dieser Hinsicht zur Mäßigung zu raten.15 Auffallend bei Teresa und ihren Geschwistern ist, dass kein einziges den Nachnamen des Vaters Sánchez übernommen hat; die meisten haben den ihrer Mutter Beatriz Ahumada, oder den der Großmutter väterlicherseits Inés de Cepeda gewählt, während der jüdisch belastete Nachname Sánchez bereits in ihrer Generation verschwunden ist. Auch strebten Teresas Vater und seine Geschwister danach, in altchristliche Familien hineinzuheiraten, was ihnen auch gelang, Teresas Vater sogar gleich zweimal; dabei nahm er bei seiner zweiten Ehe sogar eine Exkommunikation in Kauf, weil seine zweite Frau nach den damaligen Gesetzen zu eng mit der ersten verwandt war.16 Ein weiteres typisches Kennzeichen für die Conversos, das sich in Teresas Familie deutlich zeigt, ist die Tatsache, dass alle ihre Brüder nach Westindien, das heutige Lateinamerika, auswanderten. Da sie offiziell Adelige waren, konnten sie es, denn den Conversos war das verwehrt,17 da sie aber de facto Conversos waren, taten sie es umso lieber, weil sie dort sicher sein konnten, dass sich niemand für ihre wahre Abstammung interessierte, sondern sie vielleicht sogar damit rechnen konnten, dort zu Ruhm und Geld zu kommen, was für ihren Bruder Lorenzo in etwa auch zutrifft. 1.2. Kindheit und Jugend
Ihre Eltern Teresa stellt ihre Eltern kurz vor und spart dabei natürlich nicht mit Lob über sie: „Mein Vater war ein Mensch von großer Liebe zu den Armen und viel Mitgefühl mit den Kranken und sogar mit den Bediensteten, so sehr, dass man ihn niemals dazu bringen konnte, sich Sklaven zu halten, weil er viel Mitleid mit ihnen hatte. Als eines Tages eine, die einem Bruder von ihm gehörte, zu Hause war, verwöhnte er sie genauso wie seine eigenen Kinder, und sagte, dass er es aus lauter Mitgefühl nicht ertragen konnte, dass sie nicht frei war. Er war sehr wahrhaftig. Niemals sah ihn jemand schwören oder lästern. Und sehr ehrenwert, in jeder Hinsicht“. „Auch meine Mutter hatte viele Tugenden, und machte ihr ganzes Leben lang viele Krankheiten durch; sie war von höchster Ehrsamkeit. Obwohl von großer Schönheit, gab sie niemals zu erkennen, dass das für sie ein Anlass gewesen wäre, etwas aus sich zu machen. Denn als sie mit dreiunddreißig Jahren starb, kleidete sie sich schon wie eine viel ältere Frau. Sehr sanft und von beachtlicher Intelligenz. Groß waren die Beschwerden, die sie zeit ihres Lebens durchmachte; sie starb als gute Christin“ (V 1,1.2). Diese eher unverfänglich klingenden Aussagen, als was sie von der Autorin ja auch gedacht waren, gewinnen vor dem damaligen gesellschaftlichen Hintergrund an Brisanz; im Lauf des Werkes werden wir immer wieder darauf hinweisen. Teresa als Kind Sich selbst präsentiert sie als Kind so: „Ich hatte einen Bruder, … den ich am meisten mochte, obwohl ich sie alle sehr lieb hatte und sie mich auch“; „ich sehnte mich sehr danach, wie die heiligen Frauen zu sterben,  … um in kurzer Zeit von den großen Gütern zu genießen, die es im Himmel gab“; „es gefiel uns, oftmals zu sagen: für immer, für immer!, … so dass sich mir schon in meiner Kindheit der Weg der Wahrheit tief einprägte“; „ich gab Almosen …?; ich bemühte mich, meine Andachten zu verrichten …?; es gefiel mir, Klöster zu bauen, wie wenn wir Klosterschwestern wären …?; ich ging todtraurig zu einem Bild Unserer Lieben Frau und bat sie unter vielen Tränen, meine Mutter zu sein …“...


Teresa von Ávila (1515-1582), spanische Mystikerin und Ordensgründerin; durch ihr Wirken entstanden zahlreiche Klöster eines neuen Zweigs des Karmeliterordens (Teresianischer Karmel). Papst Paul VI. verlieh ihr 1970 als erster Frau den Titel "Kirchenlehrerin"; ihre Werke sind Klassiker der spanischen Sprache und geistlichen Literatur.

Pater Ulrich Dobhan, geb. 1944, Provinzial der Unbeschuhten Karmeliten in Deutschland.

Sr. Elisabeth Peeters OCD, geb. 1954, studierte Anglistik und Theoretische Linguistik.



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