E-Book, Deutsch, Band 1, 300 Seiten
Reihe: Das Licht der kommenden Tage
Wahl Dogonblut
2. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7448-0573-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das Licht der kommenden Tage: Band 1
E-Book, Deutsch, Band 1, 300 Seiten
Reihe: Das Licht der kommenden Tage
ISBN: 978-3-7448-0573-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein spannender Thriller, der den Leser auf eine abenteuerliche Reise durch ein faszinierendes Land entführt! Eric Harder arbeitet als Sprachforscher in Westafrika. Bei einem Einsatz in Timbuktu wird er Zeuge eines Raubes. Wenig später überlebt er in Bamako nur knapp einen Mordanschlag. Damit beginnt eine Kette von Ereignissen, die ihn zusammen mit der UN-Mitarbeiterin Vera Stratmann und dem mysteriösen Khaled quer durch Mali führt. Welche Rolle spielt die seltsame neue Sekte? Was hat Veras Kollege Nabil zu verbergen? Werden die Felsen von Bandiagara, im Gebiet des Dogon-Volkes, ihr Geheimnis preisgeben? Mitreißend erzählt. An großartigen Schauplätzen und vor einem aktuellen politischen Hintergrund. Afrika hautnah.
Volker Wahl hat viele Jahre in der Werbebranche gearbeitet und malt in seiner Freizeit Aquarelle. Das Titelbild basiert auf einem seiner Werke.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
9
Der Abschied von Abdul und den Kollegen des Ahmed-Baba-Instituts, einige Tage später, war sehr herzlich. Eric versprach den Mitarbeitern irgendwann zurück zu kommen, zumindest als Tourist. Abdul übergab ihm eine von ihm selbst angefertigte Kalligrafie mit einem Ausspruch des malischen Korangelehrten Sidi Ahmad al-Baqqa‘i. Die fast ornamental in sich gewundenen Linien der arabischen Schrift zeigten ein sehr dekoratives harmonisches Gesamtbild. Ganz klein hatte Abdul noch am unteren Rand den Text in das Französische übersetzt. Eric bedankte sich und fühlte sich geehrt. Er wünschte den Männern die ihn vor dem Gebäude umringten mit einem Handschlag alles Gute und verabschiedete sich mit einer lockeren Umarmung. Er war froh, dass die Verabschiedungszeremonien in Mali lange nicht so umfangreich oder manchmal auch kompliziert waren wie die Begrüßungszeremonien. Der Flug zurück nach Bamako verlief reibungslos. In der Hauptstadt nahm er wieder ein Taxi zum ‚Marché Rose‘, kaufte dort das Nötigste ein und ließ sich nach Hause bringen. Dort angekommen stellte er erfreut fest, dass weder eingebrochen wurde, noch sonst ein Schaden zu entdecken war. Die Kontrollleuchte seines Anrufbeantworters blinkte, was ihn nicht verwunderte. Achtzehn Anrufe wurden angezeigt. Eric hörte sie geduldig ab. Meist waren es nur kurze Grüße oder die Mitteilung, dass sich der Anrufer später noch mal melden würde. Als er eine Meldung von Vera Stratmann hörte, lächelte er unwillkürlich. „Hallo Sprachforscher, hier ist Vera. Sind Sie auf einer Expedition im Urwald oder auf einem Abstecher in Deutschland um sich mit heimischen Bier einzudecken? Wenn Sie wieder zu Hause sind, können Sie mich ja mal zurückrufen.“ Dann gab sie noch ihre Handynummer an und legte auf. Eric beschloss, sie am Abend zurückzurufen und jetzt erst mal zu duschen. Danach würde er noch einige berufliche Anrufe erledigen und den morgigen Arbeitstag vorbereiten. Das Restaurant ‚Chez Bernard‘ lag in der Nähe des ‚Marché Rose‘. Während des Telefongesprächs hatten Eric und Vera vereinbart, sich noch am selben Abend dort zu treffen. Eric hatte das Lokal empfohlen. Als er 2012 seinen Dienst in Bamako antrat, war es das erste Restaurant das er besuchte, um sich nach einer harten Arbeitswoche „etwas zu gönnen“. Er hoffte, dass es noch immer ein so reizvolles Ambiente haben würde und war sogar etwas aufgeregt. Er verbrachte ungewohnt viel Zeit damit, das richtige Outfit für diesen Abend auszusuchen. Als er am ‚Chez Bernard‘ ankam, war Vera noch nicht da, was aber nicht verwunderlich war, da Eric mehr als zeitig dort erschien. Er wartete unter einer uralten Palme die in der Dämmerung von einem Strahler des Restaurants angeleuchtet wurde. Vera erschien in einem Taxi. Der Fahrer ließ es sich nicht nehmen der jungen Frau persönlich aus dem Auto zu helfen. Dabei hielt er ungewöhnlich lange ihren Arm. Eric spürte wie sich Eifersucht in ihm regte. Als ihn Vera mit einer herzlichen Umarmung begrüßte, verflogen die düsteren Gedanken aber bald. Ihre schlanke Figur wurde von einem reizvollen roten Kleid betont. Die langen blonden Haare trug sie jetzt offen, was ihn etwas überraschte, da sie bei ihrer ersten Begegnung ihre Haare zu einem Pferdeschwanz gebändigt hatte. Ihre helle Haut war durch die Zeit, die sie auf dem afrikanischen Kontinent verbracht hatte, leicht gebräunt. Ihre Augen sahen ihn wach und verschmitzt an. „Schön, dass Sie so spontan Zeit haben“, begann Vera. „Das Restaurant liegt nicht so weit von meinem Haus und ich hatte sowieso noch nichts für heute Abend vor.“ Eric versuchte seine Freude über das Wiedersehen mit Vera nicht ganz so deutlich zu zeigen. „Wenn Sie heute Morgen noch in Timbuktu waren, dann hatten sie sicher einen anstrengenden Tag.“ „Umso mehr freue ich mich, dass ich den Abend nun in netter Gesellschaft verbringen darf.“ Eric war gespannt wie Vera auf dieses Kompliment reagieren würde. „Vielen Dank. Ich habe mich auch auf diesen Abend gefreut.“ Dabei lächelte sie ihn derart strahlend an, dass er sich fühlte als hätte er bei einer Lotterie den Hauptgewinn gezogen. „Ich hoffe, das Restaurant hat nicht unter den Unruhen gelitten. Der Besitzer scheint noch derselbe zu sein.“ Eric ging voraus, über die Terrasse auf der schon einige Gäste den Abend genossen, und öffnete Vera die Tür zum Gastraum. Es roch nach exotischen Speisen. Erfreut stellte er fest, dass sich das Restaurant kaum verändert hatte. An den Wänden hingen malische Schnitzereien unterschiedlicher Herkunft. Die Tische waren großzügig im Raum verteilt, eine Bar bildete das Zentrum des großen aber gemütlichen Saals. Eric hatte telefonisch einen Tisch reservieren lassen. Der Kellner, ein schlanker Einheimischer mit glatter dunkler Haut, führte sie an einen etwas abgelegenen freien Tisch und zündete eine Kerze an. Vera setzte sich, dann nahm auch Eric Platz. „Ein schönes Lokal“, stellte sie fest während sie sich umschaute. „Ja, der Besitzer versteht es den Zauber Afrikas mit dem zu verbinden was für einen Europäer ein gutes Restaurant ausmacht.“ Der Kellner brachte die Speisekarten und beide begannen die angebotenen Gerichte zu studieren. Sie tauschten bisherige Erfahrungen mit der einheimischen Küche aus und amüsierten sich darüber, dass sie beide, wenn sie in Deutschland Restaurants aufgesucht hatten, meistens asiatische Küche wählten. Veras Wahl fiel nun auf ein ‚Omelette à la Bamako‘ während Eric das landestypische Barschgericht mit Reis, gebratenen Bananen und einer scharfen Chilisoße bestellte, das sogenannte ‚La Capitaine Sangha‘. Dazu gönnten sie sich eine Flasche mit französischen Weißwein und aus Europa importiertes Mineralwasser. Eric berichtete von seinen ersten ungeschickten Erfahrungen mit Afrika vor 12 Jahren. Er konnte unterhaltsam und pointiert erzählen. Seine rhetorische Ausbildung bei der Missionsgesellschaft kam ihm auch hier zu gute. Vera dankte es ihm mit einem Lächeln in dem Eric am liebsten versunken wäre. Dann berichtete Vera von ihrer Arbeit bei den Vereinten Nationen die immer wieder von Hindernissen und Fehlschlägen begleitet wurde. Eigentlich waren es meist kleine Katastrophen, aber Vera konnte von diesen Erlebnissen so erzählen, dass man einfach lachen musste. Das Essen wurde gebracht und Eric erzählte von seinem Einsatz in Timbuktu. Als er von seinem väterlichen Kollegen Abdul erzählte sagte Vera mit wehmütigem Blick: „Solche Gesprächspartner würde ich mir bei unseren UN-Inspektionen wünschen. Leider haben wir es meist mit übergewichtigen Politikern zu tun, die sich auf keinen Fall etwas von der UN sagen lassen wollen, oder mit verängstigten kleinen Angestellten die bisher nie so richtig begriffen haben was sie da eigentlich machen. Ihr Abdul scheint ein weiser Mann zu sein.“ „Ja, den Eindruck habe ich auch.“ Eric erzählte auch von den beiden Franzosen und ihrem tödlichen Unfall. Da war deutliche Trauer in Erics Augen zu lesen. Vera hätte nun am liebsten tröstend seine Hand ergriffen, ließ das aber lieber bleiben um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen. Schließlich kannten sie sich ja kaum. Als sie mit dem Essen fertig waren, setzten sie sich an einen der Tische im Außenbereich. Inzwischen war die Temperatur auf ein erträgliches Maß abgekühlt. Hier leerten sie die Weinflasche und plauderten weiter. Eric machte mit seinem Handy ein Foto von Vera. Er hätte jetzt noch etliche Stunden so entspannt mit ihr verbringen können, aber am nächsten Tag würde er früh aufstehen müssen. Während der zwei Wochen in Timbuktu war viel Arbeit liegengeblieben. Als er schweren Herzens vorschlug den Heimweg anzutreten, war auch in Veras Gesicht leichte Enttäuschung zu erkennen. Sie bestellten ein Taxi und Eric begleitete sie noch nach Hause um sicher zu gehen, dass sie auch dort gut ankam. Als das Taxi auf halben Weg warten musste, da ein überladener Lastwagen umgekippt war und den Weg versperrte, entdeckte Vera direkt neben dem Auto ihren Kollegen Nabil, der zu Fuß unterwegs war und die Straße entlang ging. Sie kurbelte das Fenster herunter und rief spontan: „Hallo Nabil, was machst du denn hier?“ Der Angesprochene war offensichtlich etwas überrascht. „Ich, äh, … ich konnte noch nicht schlafen und habe mir nur mal die Beine vertreten.“ „Zu Fuß, nachts? Als Ausländer, allein in Bamako? Das ist aber nicht ungefährlich. Auch für ein Mannsbild wie dich nicht. Sollen wir dich mitnehmen?“ Nabil war die Situation offensichtlich unangenehm. Er lehnte ab. Vera ließ aber nicht locker. „Komm schon, Nabil. Wir haben denselben Weg. Und das Taxi kostet auch nicht mehr, wenn du einfach mitkommst. Wer weiß, ob du jemals das Hotel erreichst.“ Nabil ahnte, dass Vera nicht eher Ruhe geben würde bis er einstieg. Also fügte er sich. Da Vera auf dem Beifahrersitz saß, stieg Nabil zu Eric auf die hintere Sitzbank. Nabil entschuldigte sich noch einmal für den Umstand und Eric beteuerte, dass es wirklich nicht der Rede wert sei. In seinem Inneren fühlte Eric aber wieder Eifersucht aufkommen. Bisher war der Abend in trauter Zweisamkeit verlaufen. Nun machte Nabils Anwesenheit deutlich, dass Eric nur einen kleinen Teil in Veras Leben ausmachte. Und wie es aussah nur einen sehr kleinen Teil. Aber wie sollte es auch anders sein. Sie hatten sich ja noch nicht einmal richtig kennengelernt. Eric musterte den Ägypter. Offensichtlich fühlte der sich sehr unwohl, hier neben Eric. Eric gönnte ihm das. Der Taxifahrer konnte nun an dem umgestürzten Lastwagen vorbei fahren und nach zehn Minuten waren sie vor dem Hotel, in dem die UN-Mitarbeiter wohnten, angelangt. Nabil...