Walravens | Sinologie in Rußland | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 184 Seiten

Walravens Sinologie in Rußland

Bibliographische Beiträge zu Geschichte, Literatur, Sprache, Religion und Kultur Chinas und Zentralasiens (1850-1918)
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-9122-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Bibliographische Beiträge zu Geschichte, Literatur, Sprache, Religion und Kultur Chinas und Zentralasiens (1850-1918)

E-Book, Deutsch, 184 Seiten

ISBN: 978-3-7597-9122-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
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Rußland gehörte zu den europäischen Ländern, die schon früh Kontakte mit China aufnahmen. Dank gemeinsamer Landverbindungen und Grenzen sowie Handelsinteressen gab es bereits 1689 den Vertrag von Nertschinsk zwischen beiden Reichen. Die Tatsache, daß sich eine kleine Gruppe von russischen Kriegsgefangenen in Peking befand, die nach der Eroberung der Stadt Albasin für den Verbleib in China optierten, nutzte die russische Regierung, auf geistliche Betreuung dieser Landsleute zu dringen, was auch gewährt wurde: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde eine Geistliche Mission in Peking eingerichtet, die Geistliche, einige Sprachstudenten und einen Arzt umfaßte. Das erste Personal verbrachte die Jahre 1715-1728 in Peking. So wurden im Laufe der Zeit mehrere gute Sinologen herangebildet, denn die Aufenthaltsdauer der Mission währte im Durchschnitt zehn Jahre. Die vorliegende Sammlung enthält teils revidierte, teils bisher unveröffentlichte Beiträge, die einzelne Persönlichkeiten und ihr Werk behandeln. Im Zentrum steht Vasilij Pavlovitsch Vasil'ev (1818-1900), der bedeutendste russische Sinologe in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er lernte während seines Aufenthalts in Peking Chinesisch, Tibetisch und Mandschu; Mongolisch hatte er bereits vorher in Kazan studiert. Er übernahm den Lehrstuhl für Sinologie in Kazan, der dann wie mehrere weitere orientalische Fächer 1855 nach St. Petersburg transferiert wurde, wo das bedeutendste Zentrum der russischen Orientalistik entstand. Vasil'ev hatte in Peking mit Unterstützung der Universität Kazan eine ansehnliche Arbeitsbibliothek in den genannten Sprachen erworben, die den Grundstock für die Sammlung der Petersburger Universität bildete. Er lieferte selbst eine Beschreibung dafür. Mit einem Beitrag von Amir Chisamutdinov sowie einem Register.
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Vasil’ev und die ostasiatische Büchersammlung der Petersburger Universität
Vasilij Pavlovic Vasilev (1818–1900) war sicherlich der bedeutendste russische Sinologe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, während dieses Prädikat für die erste Hälfte dem Mönch Hyazinth (russisch: Iakinf, weltlich: Nikolaj Jakovlevic Bicurin) zukommt. Bicurin wirkte auf Grund seines Standes im wesentlichen durch seine Veröffentlichungen; Vasil’ev hat dagegen als Universitätslehrer die Ostasienstudien in Petersburg, wo sie seit 1856 zentralisiert waren, auf- und ausgebaut und zahlreiche Schüler herangebildet. Vasil’ev war ein Schüler Kowalewskis in Kasan gewesen, und auch seine eigene Laufbahn hatte dort begonnen; das Mongolische war Ausgangspunkt seiner Studien, dazu kam notwendigerweise das Tibetische. Während seiner zehnjährigen Arbeit in Peking bei der Russischen Geistlichen Mission lernte er vorzüglich Chinesisch und natürlich Mandschurisch, damals noch die Staatssprache der regierenden Dynastie. Rückblickend läßt sich sagen, daß Vasil’ev – im Gegensatz zu seinem Lehrer – insbesondere das Tibetische vorzüglich beherrschte und weniger Interesse für das Mongolische hatte. Für Unterricht und Forschung war es entscheidend, ausreichend Quellenmaterial zur Hand zu haben, und so war eine der vornehmsten Aufgaben Vasil’evs in Peking, neben seinem Sprachstudium eine ausgewählte Bibliothek zusammenzustellen. Für diese Aufgabe hatte die Universität Kazan Mittel bereitgestellt, und Vasil’ev ergänzte diese, indem er möglichst sparsam lebte, aus den für ihn bestimmten Zuwendungen. Vasil’ev hat über diese Tätigkeit ausführlich berichtet – es ist zugleich eine kurze Skizze der verschiedenen Literaturen wie des damaligen Büchermarktes, garniert mit persönlichen Erfahrungen, Bemerkungen und Einschätzungen. Dieser Bericht wird hier in übersetzter und kommentierter Fassung vorgelegt und ergänzt damit einige frühere Mitteilungen zu den ostasiatischen Beständen in St. Petersburg.137 Die Übersetzung folgt meist dem französischen Erstdruck, aber in Zweifelsfällen dem verschiedentlich abweichenden russischen Original. Letzteres weist auch Irrtümer auf, aber es scheint sich um Lesefehler des Setzers zu handeln. Wenn der Übersetzer dagegen die Taoisten mit «Rationalisten» gleichsetzt, so ist das ein Argument gegen Vasil’ev als Übersetzer – hier ist doch eher an M. F. Brosset138 (1802–1880) zu denken, der ja ein Schüler von Abel Rémusat in Paris gewesen war, aber sich dort dem Druck von Stanislas Julien139 (1797–1873) nicht beugen mochte. In Petersburg wurde er Mitglied der Akademie und ein ausgezeichneter Fachmann für das Georgische und Armenische. Allerdings nutzte er seine ostasiatischen Kenntnisse noch gelegentlich: Da er Vasil’evs Bericht in der Akademie vorlegte140, ist zu vermuten, daß er auch der Übersetzer war, ähnlich wie Anton Schiefner141 (1817–1879) einige Arbeiten Vasil’evs in deutscher Übersetzung bekannt machte. Ein Jahr später wurde die Akademieabhandlung in Frankreich nachgedruckt: L’Institut. Journal universel des sciences et des sociétés savantes en France et a l’étranger. IIe section: Sciences historiques, archéologiques et philosophiques. 1857: Nr 253, S. 10–16; Nr 254, S. 24–29; Nr 255, S. 42–44.142 Es ist bemerkenswert, wie zielbewußt Vasil’ev seine Büchersammlung ausbaute, obwohl er ja Peking nicht verlassen durfte, aber selbst aus Lhasa sich Bücher zu verschaffen wußte. Zugleich ist es beachtlich zu sehen, wie ein Gelehrter sein Leben der Erforschung des Buddhismus widmete, aber doch betonte, er könne sich keinen größeren Aberglauben und Unsinn vorstellen ... Da die Begriffe Tripi?aka, Kanjur und Tanjur häufig vorkommen, seien sie kurz erläutert: Tripi?aka, wörtlich «Dreikorb», chin. Sanzang ??, ist die allgemeine Bezeichnung für den buddhistischen Kanon. Er besteht aus den drei «Körben» (Sammlungen): sutras (Lehrreden Buddhas), vinaya (Texte zur Ordensdisziplin) und abhidharma (Texte, die die philosophischen Inhalte der Lehren Buddhas erläutern sollen). Kandschur, tibet. bKa’-’gyur, «Übersetzung der Worte»[Buddhas] heißt der kanonische Teil der buddhistischen Schriften, Tandschur, tibet. bsTan-’gyur, «Übersetzung der Lehrschriften» der indischen «Kirchenväter». Im tibetischen Buddhismus wird vorzugsweise die Einteilung nach Kandschur und Tandschur gebraucht, daher stehen diese Sammlungen bei Vasil’ev im Vordergrund. In der folgenden Übersetzung sind die Transkriptionen aus dem Chinesischen in Pinyin eingesetzt. Chinesische Schriftzeichen sind nach Möglichkeit zugesetzt. Schließlich die Frage, inwieweit es sinnvoll ist, einen immerhin schon 150 Jahre alten Text wieder zugänglich zu machen: Nun, immerhin gibt es wenig Information über die Entstehung der ostasiatischen Sammlung der Petersburger Universitätsbibliothek, und dieser Bericht ist immer noch der umfassendste. Er gibt interessante Mitteilungen über das Konzept, die Kosten, die Zusammensetzung dieser Bibliothek, auch im Vergleich zu den Petersburger Konkurrenten, der Akademie und dem Asiatischen Departement des Außenministeriums. Vasil’ev, der ja die meisten Stücke selbst erworben hat, schildert die Schwierigkeiten, geht auf Druck- und Verlagsdinge ein und berichtete auch eigene Erlebnisse. So hört man auch einiges über Vasil’evs Einstellung und seine Arbeitsweise. Manche Details sind von – zumindest historisch – großer Bedeutung: So ging jahrelang der Streit darum, ob die mandschurische Fassung des Kandschur je gedruckt worden sei. Vasil’ev bestätigt es uns, wenn auch in einer Fußnote, schon 1856! Er ist übrigens der erste westliche Forscher, der dieses Werk erwähnt.143 Der vorliegende Bericht ergänzt überdies Vasil’evs frühere Mitteilung «Die auf den Buddhismus bezüglichen Werke der Universitätsbibliothek zu Kasan»144 Notiz über die Werke in ostasiatischen Sprachen, die sich in der Bibliothek der Universität von St. Petersburg befinden. Von Herrn Wassiljew (Gelesen am 25. Januar 1856)145 Es ist schon einige Jahre her, daß die gelehrte Welt das Erscheinen des berühmten Katalogs der orientalischen Handschriften begrüßte, die sich in der kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek von St. Petersburg befinden146. Damit ist jedoch das reiche Lager an Materialien, die sich in unserer Hauptstadt befinden, noch lange nicht erschöpft. Ohne von den muselmanischen Handschriften zu sprechen, deren Existenz man in den Bibliotheken des Staates und in den Händen von Privatleuten nachweisen könnte, muß man sich daran erinnern, daß der in Frage stehende Katalog eine durch den Umfang und durch das Interesse, das sie beansprucht, sehr viel wichtigere Art von Literatur als die Erzeugnisse der muselmanischen Welt, ausgeschlossen hat, und das ist genau gesagt eine reiche Sammlung von Schriften, die zur chinesischen, tibetischen, mongolischen und mandschurischen Literatur gehört, deren sich gegenwärtig unsere Hauptstadt rühmen kann. Was die Öffentliche Bibliothek angeht, so ist sie nicht nur in der Tat arm an Werken dieser Art, sondern man kann sogar sagen, daß sie nichts besitzt, denn alles in ihrem Katalog Erwähnte ist eine wirkliche Lappalie. 147 Es sind die Bibliotheken des Asiatischen Departements, der Akademie der Wissenschaften148 und der Universität von St. Petersburg, wo sich wahre Reichtümer dieser Art befinden. Die erste dieser Einrichtungen hat schon vor zehn Jahren eine vorzügliche Liste ihrer Bücher veröffentlicht;149 aber nach unserer Kenntnis ist die Zahl seither stark angewachsen, ja vielleicht verdoppelt, und wenn wir hinzufügen, daß die Bibliothek unserer Mission in Peking sozusagen eine Sektion derer in St. Petersburg bildet, der Art, daß die Bücher in der ersteren jederzeit hierhin geschickt werden, dann liegt der Vorzug beim Vergleich auf seiten der Büchersammlung des Asiatischen Departements, nicht allein in Rußland, sondern in ganz Europa. Ohne über die Bücher in chinesischer Sprache zu reden, genügt es, hier daran zu erinnern, daß die Bibliothek unserer Mission als Geschenk der chinesischen Regierung ein exzellentes Exemplar des Kandschur und des Tandschur in tibetischer Sprache, kaiserliche Ausgabe aus Peking, erhalten hat.150 Im übrigen Europa gibt es keinen einzigen Band dieser Veröffentlichung. Der Kandschur ist bereits im Asiatischen Departement angekommen, während sich der Tandschur noch in Peking befindet, lediglich auf Grund der Transportschwierigkeiten. Diese prächtige Publikation besteht aus 350 Bänden (die jeder beinahe 20 Pfund wiegen), rot gedruckt auf...



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