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E-Book, Deutsch, 224 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 220 mm
Wanitschek / Vigl Klarkraut - eBook
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-03902-281-6
Verlag: AT Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Luzides träumen mit Heilpflanzen – eine Anleitung
E-Book, Deutsch, 224 Seiten, Format (B × H): 145 mm x 220 mm
ISBN: 978-3-03902-281-6
Verlag: AT Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Nur wenige Menschen träumen spontan und regelmäßig luzide und nutzen das volle Potential des bewussten Traumerlebens, um sich zu erkennen, entfalten und zu heilen. Alle anderen brauchen Hilfe, um in die Wunderwelt des Klartraums zu gelangen. Und diese Hilfe kann grün sein.
Die Heilpflanzenkundigen Anne Wanitschek und Sebastian Vigl stellen in ihrem Buch ein Programm vor, das bewährte Klartraum-Techniken wie MILD-Methoden oder das kritische Bewusstsein nach Tholey sowie Hinweise zu Lebensstil und Ernährung mit Pflanzenkraft kombiniert. Sie zeigen, wie Pflanzen uns die Traumwelt erschließen können.
Allseits bekannte Pflanzen ohne psychoaktive Wirkungsweise werden unterstützend in das Klarkraut-Programm einbezogen: Salbei, Lorbeer, Lavendel, Ginko, Damaszener Rose, Damiana, Beifuss, Safran und Grüntee fördern die Fähigkeit, Träume bewusst zu erleben und sie zu beeinflussen. Die Übungen bauen aufeinander auf, die Lesenden werden schrittweise an die Techniken herangeführt.
Weitere Infos & Material
SPIRITUELLE WURZELN UND MODERNE BLÜTEN: MIT PFLANZEN IN DEN KLARTRAUM
Antike Pfade zum kollektiven Wissensraum
Wie wir die Welt sehen, bestimmt unser Gehirn. Vergrößern wir seinen Horizont, offenbart sich die Welt in größerer Fülle und Weisheit. Seit Tausenden von Jahren erweitern Menschen die Grenzen ihres Erlebens mit psychedelischen Substanzen, religiösen Praktiken oder dem luziden Träumen. Wollen wir heute etwas wissen, klicken wir uns durch das Internet. Frühere Kulturen befragten eine andere Datenbank: die Traumwelt. Wer mit vollem Bewusstsein die Bibliothek der Traumwelt betrat, hatte Zugriff auf das Wissen und die Weisheit des Unbewussten. Die Antworten schienen nicht dem individuellen Horizont, sondern einem Wissensraum zu entstammen, der unserem heutigen Internet ähnelt: Das Reservoir der luziden Traumwelt war wohl gemeinschaftlich und global vernetzt. Die Träume erbrachten den Menschen nicht ständig neue Einsichten, sondern selbst Menschen voneinander getrennt lebender Kulturen verblüffend ähnliche Einsichten. Der Traum galt als ein Portal zu einer kollektiven Weisheit eines von einer gemeinsamen Seele und Intelligenz durchwobenen Kosmos’. Individuelle Träume erschienen wie Blüten ein und derselben Pflanze, die mit ihren Wurzeln die Schöpfung vernetzt. Heilkundige auf verschiedenen Kontinenten erhielten in der Traumwelt ein jeweils vergleichbares Wissen über Heilpflanzen, heilige Erdmedizin oder die Selbstheilungskräfte des Geistes. Ähnlich erging es religiös-spirituell Suchenden. Die islamische, jüdische und christliche Mystik nutzte luzide Träume, um mit dem Höchsten zu kommunizieren, und erhielt vergleichbare Botschaften von Gott und dem Leben nach dem Tod. Die Unermesslichkeit des luziden Traums diente christlichen Theologen wie Augustinus von Hippo (354–430) als Gottesbeweis. Wer seine Träume durch Klarheit kontrollieren lerne, dem gelinge zudem leicht ein ethisches, gottgefälliges Handeln, so der islamische Sufi-Meister Ibn El-Arabi (1165–1240). Klarträumende des Hinduismus und Buddhismus ergründen bis heute das eigene Bewusstsein, auch ihnen verschafft die Traumwelt vergleichbare Einsichten.13 Klarträume bereicherten auch das Weltbild der Aborigines Australiens, das des heute vor allem in Brasilien gepflegten Spiritismus’ oder das der asiatischen Bön-Tradition. Wer luzide träumt, hat nicht nur Zugriff auf erstaunliche Einsichten. Luzides Träumen erlaubt, eine Weisheit nicht nur intellektuell zu verstehen, sondern zu erleben. Das ist ein entscheidender Unterschied. Erst wenn wir eine Wahrheit unmittelbar erfahren, durchdringt sie jede unserer Fasern, sie wird eine transformierende Erfahrung. Wir bestaunen dann nicht mehr von außen das Wunder der Welt, sondern erkennen uns als organischen Teil des großen Mysteriums. Luzide Bewusstseinserweiterungen: Tag und Nacht vereint
Der Gedanke, etwas aus der Traumwelt zurückzubringen, beflügelt schon lange die Fantasie der Menschen. Der romantische Dichter Samuel Taylor Coleridge (1772–1834) fragte sich und seine Mitmenschen: »Was, wenn Du schliefest? Und was, wenn Du, in Deinem Schlafe, träumtest? Und was, wenn Du in deinem Traume, zum Himmel stiegest und dort eine seltsame und wunderschöne Blume pflücktest? Und was, wenn Du, nachdem Du erwachtest, die Blume in Deiner Hand hieltest? Ah, was dann?«14 Was für eine fantastische Idee, mit einer im Traum gepflückten Blume zu erwachen. Mit diesem Buch beschreiten wir den umgekehrten Weg: Wir nehmen unsere Pflanzen mit in den Traum. Damit sind wir nicht allein. Pflanzen waren häufige Begleiterinnen von Suchenden in der luziden Traumwelt. Die Aborigines griffen zum Nachtschattengewächs Pituri (Duboisia hopwoodii), die Indianer Mittelamerikas zum Traumkraut (Calea zacatechichi) oder Winter-Estragon (Tagetes lucida), afrikanische Stämme nutzten den Voacangastrauch (Voacanga africana) oder Kanna (Sceletium tortuosum), die Tibeter Kräutermischungen mit Muskatnuss (Myristica fragrans). In Südamerika gilt bis heute der Ayahuasca-Sud aus einer Liane (Banisteriopsis caapi) und einem Kaffeestrauchgewächs (Psychotria viridis) als Zugang zur heilsamen luziden Universität des Dschungels. All diese Pflanzen haben etwas gemein: Sie wirken psychedelisch und erweitern die Grenze des Erlebbaren, sie öffnen den Geist für Trance und Traumarbeit. Natürlich begegnen wir psychedelischen Gewächsen in diesem Buch – doch nicht als Empfehlungen. Sie dienen uns als anschauliche Beispiele, so etwa beim Drogenrausch der Gefährten des Odysseus im ersten und zweiten Zyklus des Klarkraut-Programms. Denn Psychedelika vermitteln Zustände, denen wir auch nachts begegnen: Wie Psychedelika lassen uns Träume halluzinieren, unsere Orientierung bezüglich Zeit, Raum und Identität verlieren und uns Dinge glauben, die nicht wahr sein können. Wie Träume setzen uns Psychedelika auf eine Achterbahn der Gefühle und bizarrem Erleben und schränken unser Gedächtnis ein.15 Träume und Psychedelika schaffen ein subjektiv empfundenes erweitertes Bewusstsein: Die Grenzen von Wahrnehmung und Identität sind aufgelöst, eingefahrene Denkstrukturen durch assoziative Gedankenketten ersetzt. Das allein ist schon ein besonderes Erlebnis. Doch erst durch die Klarheit über unseren Bewusstseinszustand entsteht nach unserem Verständnis eine luzide Bewusstseinserweiterung: In ihr sind wir uns bewusst, dass wir uns gerade in einem Traum oder einem psychedelischen Rausch befinden. Ein wichtiges Detail! Wir fallen nicht mehr in einen Strudel aus Gedanken und Bildern, wir fliegen als Adler, behalten den Überblick. Wir erkennen die nichtreale Natur der Phänomene und können das erweiterte Bewusstsein für Weisheit, Transformation und Wachstum nutzen. Für eine luzide Bewusstseinserweiterung brauchen wir demnach zwei Aspekte: ein erweitertes Bewusstsein und die Klarheit (Luzidität) darüber, dass wir uns in einem erweiterten Bewusstseinszustand befinden. Beide Aspekte können uns Pflanzen vermitteln. Sie sorgen für den psychedelischen Impuls und schaffen ein erweitertes, traumhaftes Bewusstsein. Oder sie bringen den luziden Impuls, der uns Klarheit verschafft. Für unser Programm brauchen wir Letzteres. Wir benötigen keine Pflanzen, die ein traumhaftes Erleben erzeugen – davon haben wir nachts genug. Für unsere Methoden brauchen wir Pflanzen, die den luziden Impuls der Klarheit in das erweiterte Bewusstsein des Traums bringen. Diese Pflanzen nennen wir »Klarkräuter«. Sie stärken unsere Orientierung. Mit ihnen wird uns klar, dass wir träumen. Wie wir im ersten Zyklus sehen, wirken einige unserer Klarkräuter in Studien sogar psychedelischen Zuständen entgegen. In Abbildung 2 ordnen wir die zwei Aspekte einer luziden Bewusstseinserweiterung Tag und Nacht zu. Das Reich des Traums liefert das erweiterte Bewusstsein, der Tag die Luzidität. Mischen wir in unserem Beispiel Tag und Nacht, entsteht die luzide Bewusstseinserweiterung. Der psychedelische Impuls der Psychedelika bringt den Traum in den Tag. Der luzide Impuls unserer Klarkräuter die Tagesklarheit in den Traum. Tag und Nacht sind vereint. ABBILDUNG 2 Klarkräuter und psychedelische Pflanzen: Unterschiedliche Impulse führen zu einer luziden Bewusstseinserweiterung. Klarkräuter: luzide Pflanzenkraft für die zwei Körper der Nacht
Unsere Klarkräuter wirken nicht psychedelisch, doch sie beeinflussen unser unbewusstes Seelenleben. Schließlich sollen sie beide Körper erreichen, die wir im Traumzustand haben: unseren physiologischen, materiellen Körper, der gelähmt und schlafend im Bett liegt, und unseren geistigen Traumkörper, der durch die Traumwelt wandelt (siehe Abbildung 3). Den materiellen Körper erreichen Klarkräuter, wenn wir ihre Wirkstoffe in Form von Tees, Tinkturen oder ätherischen Ölen »verinnerlichen«. Sie stimulieren Hirnareale und Neurotransmitter und fördern gesunden Schlaf und luzides Erwachen im Traum. Ihre Wirkung lässt sich logisch nachvollziehen, und dieses rationale Verstehen ist ein Bedürfnis, das den materiellen Körper begleitet. Wir bedienen dieses Bedürfnis in diesem Buch mit wissenschaftlich fundierten Erklärungen und Skizzen. Der Traumkörper, der Körper, mit dem wir uns in der Traumwelt bewegen, existiert jenseits der stofflichen Welt. Er ist das Kind unseres Geistes – von unserem Unbewussten erträumt. Wirken wir auf das Unbewusste ein, erreichen wir ihn. Sprechen wir die Sprache des Unbewussten, sprechen wir seine Sprache. Er ist kein großer Fan rationaler Erklärungen. Er will nicht belehrt, er will inspiriert werden. Er ist offen für Mythologie und Magie. Sein Begreifen ist intuitiv emotional, seine Sprache sind Symbole.16 Ihn erreichen wir mit der Symbolkraft unserer Klarkräuter, die wir mithilfe einer Trauminkubation in unsere Traumarchitektur einbinden. Die Trauminkubation ist eine Technik, mit...