Way | Das Böse in ihr | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Way Das Böse in ihr

Psychothriller
19001. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99290-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Psychothriller

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-492-99290-9
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als Claras Freund eines Morgens spurlos verschwindet, ahnt sie sofort, dass etwas Schreckliches geschehen ist. Durch die Ermittlungen der Polizei stellt sich heraus, dass Luke von einer bösartigen Stalkerin massiv bedroht wurde. Als dann auch noch eine Affäre ans Licht kommt, muss sich Clara eingestehen, dass ihr Freund viele Geheimnisse vor ihr hatte, und sie beschließt, mehr über ihn herauszufinden. Bald stößt sie dabei auf ein seltsames Mädchen namens Hannah. Eiskalt, berechnend und brutal soll sie sein. Eine perfekte Soziopathin, die auf Rache sinnt – für etwas, das vor Jahren geschehen ist und für immer im Dunkeln hätte bleiben sollen.
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2
London 2017 Clara wachte vom Rauschen des Regens auf, in der Ferne heulte eine Sirene durch die Old Street, und aus den Lautsprechern ihrer Nachbarin kam das gleichmäßige, dumpfe Dröhnen der Bässe. Sie wusste instinktiv, dass Luke nicht zu Hause war – nicht nur nicht in ihrem gemeinsamen Bett, sondern auch nicht in der Wohnung. Einen Moment lag sie da und starrte in die Dunkelheit, dann griff sie nach ihrem Handy, 4:12 Uhr. Keine verpassten Anrufe, keine SMS. Durch einen Spalt im Vorhang sah sie im grellen Licht der orangefarbenen Straßenlaterne, wie der Regen fiel. Im nächsten Moment erklang unter ihrem Fenster am Hoxton Square das schallende Gelächter einer Frau, gefolgt von dem unregelmäßigen Klacken ihrer High Heels. Eine weitere Stunde verging, ehe sie den Versuch aufgab, wieder einzuschlafen. Hinter der Tür des Schlafzimmers sickerte das erste blaue Licht in die dunklen Ecken der Wohnung, die Möbel um sie herum nahmen allmählich Kontur an, ihre Farben und Umrisse tauchten auf wie Schiffe aus der Dunkelheit. Die Bars und Nachtclubs im Viertel waren unterdessen verstummt, die letzten Nachzügler lange verschwunden. Bald würden Wasser und Besen der Kehrmaschinen die Nacht wegspülen, die Menschen aus ihren Häusern kommen, auf dem Weg zu Bussen und Zügen; der Tag würde beginnen. Über ihr dröhnte noch immer der monotone Rhythmus, als sie in ihre Steppdecke gehüllt auf der Couch saß und auf ihr Handy starrte. Mehrere Erwägungen schossen ihr durch den Kopf. Sie hatten gestern während der Arbeit keine Gelegenheit gehabt, miteinander zu reden, und sie hatte das Büro verlassen, ohne ihn nach seinen Plänen zu fragen. Später hatte sie sich mit einer Freundin auf einen Drink getroffen, ehe sie früh ins Bett gegangen war, in der Annahme, er käme bald nach Hause. Ob sie ihn jetzt anrufen sollte? Sie zögerte. Sie waren erst vor einem guten halben Jahr zusammengezogen, und sie wollte nicht diese Art von Freundin sein – eine, die an ihm herumnörgelte, Aufmerksamkeit erwartete, Ansprüche stellte und Ausgangssperren verhängte. So funktionierten die Dinge zwischen ihnen nicht. Er war ausgegangen, um sich zu amüsieren. Keine große Sache. Es war schließlich nicht das erste Mal – aus einem Drink waren mehrere geworden, und am Ende hatte er seinen Rausch auf der Couch eines Freundes ausgeschlafen. Trotzdem war es seltsam, oder? Dass er nicht mal eine SMS geschickt hatte – nachdem er einfach nicht nach Hause gekommen war. Erst als sie unter der Dusche stand, erinnerte sie sich, wie bedeutsam dieser Tag für ihn war. Mittwoch, der Sechsundzwanzigste. Lukes Termin mit dem Personalchef. Als ihr das einfiel, erstarrte sie mit der Shampooflasche in der Hand. Heute war der Tag für das Gespräch, bei dem es um seine Beförderung gehen sollte. Er hatte sich seit Wochen darauf vorbereitet; vor einem so wichtigen Termin hätte er bestimmt nicht die ganze Nacht durchgemacht. Hastig drehte sie das Wasser ab, wickelte sich in ein Handtuch und ging zurück ins Wohnzimmer, um ihn anzurufen. Sie klickte seine Nummer an und wartete ungeduldig auf den Klingelton. Da hörte sie ein vibrierendes Brummen unter dem Sofa. Sie ging in die Hocke und sah nach. Das Gerät lag einsam und verlassen auf dem staubigen Boden, Lukes Handy. »Mist«, sagte sie laut. Überraschenderweise brach genau in diesem Moment das Dröhnen der Bässe über ihr ab. Sie öffnete ihren E-Mail-Account. Da war tatsächlich eine Nachricht von Luke, gestern Abend um 18:23 Uhr von seiner Büroadresse abgeschickt. Hallo, Liebling, hab wieder mal mein Handy zu Hause vergessen. Ich bleibe noch etwas im Büro und bereite mich auf das Gespräch morgen vor, wahrscheinlich bis gegen acht, danach komme ich nach Hause – will zeitig ins Bett wegen morgen. Du bist mit Zoe unterwegs, stimmt’s? Bis später, Lx   Eine Stunde später, als sie die Old Street entlangging, ermahnte sie sich, Ruhe zu bewahren. Er hatte es sich anders überlegt, sonst nichts. Hatte beschlossen, mit seinem Team ein Bier trinken zu gehen, und dann die Nacht durchgemacht. Er konnte ihr nicht Bescheid geben, weil er sein Handy nicht dabeihatte – so einfach war das. Sie würde ihn gleich im Büro treffen, verkatert und verlegen, voller Entschuldigungen. Aber warum war ihr so flau im Magen? Unter dem Aprilhimmel, der so grau und klamm wie alter Kaugummi war, ging sie die hässliche Durchgangsstraße entlang, auf der sich der Verkehr bereits staute. Am Rondell vor ihr türmten sich wuchtige Gebäude auf. Auf den breiten Gehwegen drängten sich Passanten mit Kaffeebechern in der Hand und Stöpseln im Ohr, die abwesend auf ihre Handys starrten und wie ein einziger Strom auf den weiß gefliesten Eingang der U-Bahn-Station zueilten, um sich verschlucken, hindurchschleudern und am anderen Ende wieder ausspucken zu lassen. Das Gebäude der Verlagsgruppe, in dem sie beide arbeiteten, lag im Zentrum von Soho. Hier hatten sie sich vor drei Jahren kennengelernt, obwohl sie für verschiedene Zeitschriften arbeiteten – sie schrieb für ein Finanzblatt, er war Redakteur eines vierteljährlich erscheinenden Architekturmagazins –, und sich füreinander entschieden. Es war ihr erster Tag bei Brindle Press gewesen, und da sie bemüht war, einen guten Eindruck zu machen, hatte sie angeboten, die erste Teerunde auszutragen. Nervös überflog sie die Namen, goss Wasser über die Teebeutel und rührte Milch und Zucker hinein, bevor sie viel zu viele Tassen auf das Tablett stellte und hastig die Küche verließ. Als ihr das Tablett aus den Händen rutschte und polternd auf dem Boden landete, gab es eine richtige Schweinerei: überall verstreute Scherben, zerbrochenes Geschirr, dampfende braune Flüssigkeit, das Kleid, das sie so sorgfältig für ihren ersten Arbeitstag ausgesucht hatte, völlig durchnässt. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Erst als sie aufschaute, sah sie ihn – einen hochgewachsenen, gut aussehenden Mann, der sie von der Tür aus belustigt beobachtete. »Hoppla«, sagte er und bückte sich, um ihr zu helfen. »Mein Gott, bin ich ein Trampel«, stöhnte sie. Er lachte. »Machen Sie sich keine Gedanken.« Dann setzte er hinzu: »Ich bin Luke.« Am Abend, als ihr Team sie zu einem Willkommenstrunk ausführte, entdeckte sie ihn an der Theke der Bar, und als sich ihre Blicke trafen, schlug ihr Herz plötzlich schneller, seine dunklen Augen nahmen sie gefangen, als hätte er die Hand ausgestreckt und hielte sie fest. Als sie jetzt auf ihren Schreibtisch zuging, klingelte das Telefon. Der Ton wies auf einen internen Anruf hin, und sie griff hastig nach dem Hörer. »Luke?« Doch es war seine Kollegin Lauren. »Clara? Wo zum Teufel steckt er?« Sie spürte, wie sie errötete. »Keine Ahnung.« Es folgte eine kurze überraschte Pause. »Okay. Heißt das, du hast ihn heute Morgen nicht gesehen?« »Er ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen«, murmelte sie. Es folgte erneut eine Pause, in der Lauren ihre Worte verdaute. »Hm.« Und dann hörte sie, wie sie zu jemandem, der neben ihr stand, sagte: »Er ist letzte Nacht nicht nach Hause gekommen!« Ein Durcheinander von männlichem Gelächter und Kommentaren erhob sich, die sie nicht verstand, doch der Tonfall war eindeutig: Was für ein cooler Hund, dieser Luke. Sie rissen Witze, das wusste sie, und ihr Gelächter beruhigte sie irgendwie, denn es bedeutete, dass sie sich keine Sorgen machten. Trotzdem umklammerte sie den Hörer, bis Lauren sich wieder ihr zuwandte. »Na ja, mach dir mal keine Sorgen. Der Blödmann liegt wahrscheinlich leblos in irgendeiner Gosse«, sagte sie fröhlich. »Wenn du ihn siehst, sag ihm, dass Charlie tobt, weil er jetzt die Titelbesprechung verpasst hat. Bis später, okay?« Dann legte sie auf. Vielleicht sollte sie seine Kontaktliste auf dem Handy durchgehen und seine Freunde anrufen. Aber was, wenn er dann später wiederkam? Es wäre ihm oberpeinlich, dass sie so einen Aufruhr veranstaltet hatte. Und früher oder später würde er sicher wieder auftauchen – letzten Endes taten das ja alle Leute. Plötzlich sah Clara das Gesicht seines besten Freundes Joe McKenzie vor sich, und zum ersten Mal spürte sie einen Anflug von Zuversicht. Mac. Er würde wissen, was sie tun sollte. Sie nahm ihr Handy und lief in den Gang hinaus, um ihn anzurufen, und als sie seinen vertrauten Glasgower Dialekt hörte, atmete sie erleichtert auf. »Clara? Wie geht’s?« Sie stellte sich Macs blasses, ernstes Gesicht vor, die kleinen braunen Augen, die abwesend unter seinem dichten schwarzen Haarschopf hervorlugten. »Hast du Luke gesehen?«, fragte sie. »Eine Sekunde.« Im Hintergrund dröhnten The White Stripes, während sie ungeduldig wartete und sich vorstellte, wie er sich einen Weg durch das Durcheinander in seinem Fotoatelier bahnte, ehe der Krach mit einem Mal verstummte und Mac wieder in der Leitung war. »Luke? Nein. Wieso? Was ist … ist er denn nicht …?« Hastig erklärte sie ihm alles, die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus: Lukes vergessenes Handy, seine Mail, sein verpasster Beförderungstermin. »Stimmt, das ist sehr seltsam. Er hätte ihn nie absichtlich sausen lassen.« Mac dachte einen Augenblick nach. »Ich telefoniere mal ein bisschen rum. Vielleicht weiß jemand, wo er steckt. Höchstwahrscheinlich ist er auf Sauftour gegangen und schläft gerade seinen Rausch aus. Du kennst ihn ja.« Doch in seiner SMS eine halbe Stunde später stand: Niemand weiß was. Ich versuche es weiter, bestimmt taucht er bald wieder...


Way, Camilla
Camilla Way, geboren 1973 in London, studierte englische Literaturwissenschaft und arbeitete als Journalistin unter anderem für »Elle« und »The Guardian«. Sie lebt mit ihrem Partner und ihren Zwillingssöhnen im Südosten von London.



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