Weber | Zweierlei Glück | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 317 Seiten

Reihe: Systemaufstellungen

Weber Zweierlei Glück

Das klassische Familienstellen Bert Hellingers
19. Auflage 2023
ISBN: 978-3-8497-8446-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Das klassische Familienstellen Bert Hellingers

E-Book, Deutsch, 317 Seiten

Reihe: Systemaufstellungen

ISBN: 978-3-8497-8446-1
Verlag: Carl-Auer Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieses Buch handelt von den Bedingungen, die dazu beitragen, dass Beziehungen zwischen Mann und Frau sowie zwischen Eltern und Kindern mißlingen oder gelingen und sich vertiefen. Es handelt von "Ordnungen der Liebe", von Auswegen und guten Lösungen. Dabei geht es um ganz grundsätzliche Vorgänge des Menschseins und des Zusammenlebens in der Familie: Dazugehörendürfen und Ausgeklammertsein, das Nehmen der Eltern, die Ebenbürtigkeit in Paarbeziehungen, die Zustimmung zum eigenen Leben und Schicksal.

Bert Hellingers Einsichten und Vorgehensweisen setzen Kräfte frei, wie sie in dieser Intensität selten erfahrbar werden. Besonders seine Ideen und Erkenntnisse über die Entstehung generationsübergreifender Verstrickungen eröffnen eine neue Dimension der Therapie traumatischer Familiengeschichten und übernommener Schicksalsanteile und Gefühle. Hellingers Lösungen durch das Familien-Stellen sind bewegend, verblüffend einfach und hoch wirksam.

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2. Der Ausgleich von Geben und Nehmen
»… Und Gewinn und Verlust wäget ein sinniges Haupt Wohl zufrieden zu Haus.« Aus ›Brot und Wein‹ von Friedrich Hölderlin In allen lebenden Systemen gibt es einen beständigen Ausgleich von antagonistischen Tendenzen. Das ist wie ein Naturgesetz. Der Ausgleich von Nehmen und Geben ist sozusagen nur eine Anwendung auf soziale Systeme. Das Bedürfnis nach Ausgleich von Geben und Nehmen macht den Austausch in menschlichen Systemen möglich. Dieses Wechselspiel wird durch Nehmen und Geben in Gang gesetzt und gehalten und durch das allen Mitgliedern eines Systems gemeinsame Bedürfnis nach einem Gerechtigkeitsausgleich reguliert. Sobald ein Ausgleich erreicht ist, kann eine Beziehung zu Ende gehen. Das geschieht zum Beispiel, wenn man genau dasselbe zurückgibt, was man bekommen hat, oder sie kann durch erneutes Geben und Nehmen wieder aufgenommen und fortgesetzt werden. Der Vorgang ist folgender: Der Mann zum Beispiel gibt der Frau, und jetzt kommt die Frau dadurch, dass sie genommen hat, unter Druck. Wenn wir vom anderen also etwas bekommen haben, und sei es noch so schön, verlieren wir etwas von unserer Unabhängigkeit. Das Bedürfnis nach Ausgleich meldet sich sofort, und um den Druck loszuwerden, gibt die Frau dann dem Mann etwas zurück. Zur Vorsicht gibt sie ihm ein bisschen mehr, was wieder ein Ungleichgewicht entstehen lässt, und so setzt sich das fort. Geber und Nehmer haben beide keine Ruhe, bis es zu einem Ausgleich kommt, bis auch der Nehmer etwas gibt und der Geber etwas nimmt. Dazu ein Beispiel:
In Afrika wurde ein Missionar in eine andere Gegend versetzt. Am Morgen der Abreise kam ein Mann zu ihm, der schon mehrere Stunden zu Fuß unterwegs gewesen war, um ihm zum Abschied ein kleines Geldgeschenk zu machen. Der Wert des Geldgeschenkes war etwa dreißig Pfennige. Der Missionar sah, dass der Mann ihm danken wollte, denn er hatte ihn während einer Krankheit ein paarmal in seinem Kral besucht, und er wusste auch, dass diese dreißig Pfennige für ihn eine große Summe waren. Er war schon versucht, es ihm zurückzugeben, ja, ihm sogar noch einiges dazuzuschenken. Doch dann besann er sich, nahm das Geld und dankte. 2.1 Das Glück richtet sich nach der Menge von Geben und Nehmen
Das Glück in einer Beziehung hängt ab vom Umsatz von Nehmen und Geben. Der kleine Umsatz bringt nur kleinen Gewinn. Je größer der Umsatz, desto tiefer das Glück. Das hat aber einen großen Nachteil – es bindet noch mehr. Wer Freiheit will, darf nur ganz wenig geben und nehmen und ganz wenig hin- und herfließen lassen. Das ist wie beim Gehen. Wir bleiben stehen, wenn wir das Gleichgewicht festhalten, und wir schreiten voran, wenn wir es dauernd verlieren und wieder gewinnen. Der große Umsatz von Nehmen und Geben wird von einem Gefühl der Freude und der Fülle begleitet. Dieses Glück fällt einem nicht in den Schoß, es wird gemacht. Wenn der Austausch bei großem Umsatz ausgeglichen ist, haben wir ein Gefühl von Leichtigkeit, von Gerechtigkeit und Frieden. Von den vielen Möglichkeiten, Unschuld zu erfahren, ist sie die wohl befreiendste und schönste. 2.2 Wenn ein Gefälle von Nehmen und Geben besteht
Geben ohne zu nehmen
Einen Anspruch zu haben, ist ein schönes Gefühl, und weil es so ein schönes Gefühl ist, halten es manche gern fest. Lieber halten sie den Anspruch aufrecht, als sich von anderen etwas geben zu lassen, gleichsam nach dem Motto: Lieber sollst du dich verpflichtet fühlen, als ich. Oft geschieht das sogar in bester Absicht, und diese Haltung steht hoch im Ansehen. Wir kennen es als Helferideal. Auch bei Psychotherapeuten ist es verbreitet. Sie sind zum Beispiel nicht bereit, sich in Psychotherapien zu freuen, als kleinen Ausgleich für die Mühe, die sie sich machen. Dann wird es mühsam, und dann ist es auch nicht mehr ausgeglichen. Wenn jedoch jemand gibt, ohne zu nehmen, wollen andere nach einer Weile nichts mehr von ihm haben. Diese Haltung ist also beziehungsfeindlich, denn wer nur geben will, hält an einer Überlegenheit fest und verweigert den anderen so die Ebenbürtigkeit. Für Beziehungen ist sehr wichtig, dass man nicht mehr gibt, als man bereit ist zu nehmen und der andere fähig ist zurückzugeben. Dadurch wird sofort ein Maß gesetzt, wie weit man gehen kann. Wenn zum Beispiel eine reiche Frau einen armen Mann heiratet, dann geht das oft nicht gut, weil sie immer die Gebende ist und der Mann nicht zurückgeben kann; er wird dann böse. Böse wird immer der, der den Ausgleich nicht erreichen kann. Bezahlt eine Frau ihrem Mann das Studium, wird der Mann, wenn er mit dem Studium fertig ist, die Frau verlassen. Er kann nämlich nicht mehr ebenbürtig werden, es sei denn, er zahlt alles mit Heller und Zinsen zurück. Dann ist er wieder frei, dann kann die Beziehung weitergehen. Heiratet ein Mann, der die Zukunft hinter sich hat, eine Frau, die die Zukunft vor sich hat, dann geht das schief. Die Frau wird sich an dem Mann rächen. Der Mann weiß, dass sie das kann, und deshalb wird er auch nicht eingreifen. Umgekehrt gilt natürlich das Gleiche. Die Weigerung zu nehmen
Manche wollen ihre Unschuld bewahren, indem sie sich weigern zu nehmen. Dann sind sie zu nichts verpflichtet, und oft kommen sie sich dann besonders oder besser vor. Sie leben aber auf Sparflamme und fühlen sich dementsprechend leer und unzufrieden. Dieser Haltung begegnen wir bei vielen Depressiven. Ihre Weigerung zu nehmen bezieht sich zuerst auf einen ihrer Eltern und überträgt sich später auf andere Beziehungen und die guten Dinge der Welt. Deshalb sind auch viele Vegetarier depressiv, und manche Aussteiger nehmen auch nicht, damit sie nicht geben müssen. Kleine Makel
Ein Gefälle besteht bezüglich des Ausgleichs auch dann, wenn nur einer der Partner bei der Eheschließung einen »Makel« hat. Eine Frau, die zum Beispiel ein uneheliches Kind mit in die Ehe bringt, heiratet am besten auch jemanden, der auch einen Makel hat. Dann können sie glücklich werden. Hat er aber keinen Makel, wird sie ihm böse werden, weil sie nie ebenbürtig werden kann. Drum prüfe, wer sich ewig bindet … 2.3 Wenn ein Ausgleich nicht möglich ist
Zwischen Eltern und Kindern
Der bisher beschriebene Ausgleich von Nehmen und Geben ist nur unter Ebenbürtigen möglich. Zwischen Eltern und Kindern ist das anders. Kinder können Eltern nichts Gleichwertiges zurückgeben. Sie möchten es gerne, können es aber nicht. Es herrscht ein nicht aufhebbares Gefälle von Nehmen und Geben. Zwar bekommen Eltern auch etwas von ihren Kindern und Lehrer etwas von ihren Schülern, das Ungleichgewicht wird dadurch aber nicht aufgehoben, sondern nur gemildert. Den Eltern gegenüber bleiben die Kinder immer in der Schuld, und daher kommen sie auch nicht von ihnen los. So wird die Bindung der Kinder an die Eltern durch das Bedürfnis nach Ausgleich, gerade weil es unerfüllbar bleibt, zusätzlich gefestigt und gestärkt. Die andere Wirkung ist, dass die Kinder später aus der Verpflichtung herausdrängen, und das hilft dann bei der Trennung von den Eltern. Wenn einer etwas nicht ausgleichen kann, drängt er weg. Der Ausweg ist, dass Kinder das, was sie von den Eltern bekommen haben, weitergeben, und zwar in erster Linie an die eigenen Kinder, also an die nächste Generation, oder in einem Engagement für andere. Wer diesen Ausweg wahrnimmt und weitergibt, kann viel von den Eltern nehmen. Was zwischen Eltern und Kindern und zwischen Lehrern und Schülern gilt, das gilt auch sonst. Wo immer ein Ausgleich durch Zurückgeben und Austausch nicht (mehr) möglich und angemessen ist, können wir uns von Verpflichtung und Schuld doch noch entlasten, wenn wir von dem Empfangenen weitergeben. So fügen sich alle, ob sie nun geben oder nehmen, der gleichen Ordnung und dem gleichen Gesetz. Börries von Münchhausen beschreibt das in einem Gedicht: Der goldene Ball Was auch an Liebe mir vom Vater ward, Ich hab’s ihm nicht vergolten, denn ich habe als Kind noch nicht erkannt den Wert der Gabe und ward als Mann dem Manne gleich und hart. Nun wächst ein Sohn mir auf, so heißgeliebt wie keiner, dran ein Vaterherz gehangen, und ich vergelte, was ich einst empfangen, an dem, der mir’s nicht gab – noch wiedergibt. Denn wenn er Mann ist und wie Männer denkt, wird er, wie ich, die eignen Wege gehen, sehnsüchtig werde ich, doch neidlos sehen, wenn er, was mir gebührt, dem Enkel schenkt. – Weithin im Saal der Zeiten sieht mein Blick dem Spiel des Lebens zu, gefasst und heiter, den goldnen Ball wirft jeder lächelnd weiter, – und keiner gab den goldnen Ball zurück! Danken als Ausgleich
Eine letzte Möglichkeit des Ausgleichs von Nehmen und Geben ist das...


Gunthard Weber, Dr. med., Psychiater, systemischer Therapeut und Berater, Gru¨nder des Wieslocher Instituts fu¨r systemische Lösungen (WISL); Mitgru¨nder und geschäftsfu¨hrender Gesellschafter des Carl-Auer Verlags; Mitgru¨nder der Systemischen Gesellschaft (SG), der Internationalen Gesellschaft fu¨r systemische Therapie (IGST) und des Helm-Stierlin-Instituts (HSI); internationale Lehrtätigkeit; Autor und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen. Sein Bestseller Zweierlei Glu¨ck wurde in 22 Sprachen u¨bersetzt.



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