Weiss | Wie Sibirien »unser« wurde | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 261 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

Weiss Wie Sibirien »unser« wurde

Die Russische Geographische Gesellschaft und ihr Einfluss auf die Bilder und Vorstellungen von Sibirien im 19. Jahrhundert. E-BOOK
1. Auflage 2007
ISBN: 978-3-86234-039-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Die Russische Geographische Gesellschaft und ihr Einfluss auf die Bilder und Vorstellungen von Sibirien im 19. Jahrhundert. E-BOOK

E-Book, Deutsch, 261 Seiten, Format (B × H): 165 mm x 240 mm

ISBN: 978-3-86234-039-2
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Wie kommt es, dass Sibirien geographisch wie mental zu einem festen, untrennbaren Bestandteil Russlands geworden ist, während andere imperiale Großmächte ihre Kolonien verloren haben? Claudia Weiss spürt in dieser Arbeit dem Prozess der mentalen Einverleibung Sibiriens durch das Russländische Imperium im 19. Jahrhundert nach, die deutliche Spuren in der imperialen Identität Russlands hinterließ. Als Fokus dient ihr dafür die Russische Geographische Gesellschaft. Deren Wirken als zivilgesellschaftliche Institution beeinflusste gemeinsam mit der Geographie in ihrer Bedeutung als Bildermacherin den Wandel der Wahrnehmung Sibiriens im 19. Jahrhundert: Weg vom eisigen Gefängnis, hin zu Russlands Land der Zukunft.
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1;Inhalt;9
2;Abbildungen;11
3;Maße und Gewichte;13
4;Vorwort;15
5;1. Kapitel: Einleitung;17
6;2. Kapitel: Die Russische Geographische Gesellschaft Ein Ort der Soziabilität;39
7;3. Kapitel: Die Ära der Murav’evs;69
8;4. Kapitel: Wider das Imperium Oppositionelles Gedankengut unter dem Dach der RGO;109
9;5. Kapitel: Im Dienste des Imperiums Das Wirken der RGO auf wirtschaftlicher und infrastruktureller Ebene;149
10;6. Kapitel: Die RGO als internationaler Repräsentant des Russländischen Imperiums;191
11;7. Kapitel: Abschließende Betrachtungen;231
12;Literatur;239
13;Personen;261


"5. Kapitel: Im Dienste des Imperiums Das Wirken der RGO auf wirtschaftlicher und infrastruktureller Ebene (S. 147-149)

In den 1870er Jahren nahm die Geographie in ihrer heutigen Form ihren Anfang als eigene akademische Disziplin. Diese Entwicklung ging einher mit einem weltweit aufflammenden imperialistischen Denken, das auch die Aneignung von Territorien und deren ökonomische Durchdringung einforderte. 484 Nicht die »grand old men«, wie Brian Hudson sie nennt, waren es, die die neue Geographie machten, sondern es war die neue Geographie, wie sie durch die Vertreter des Imperialismus gefordert wurde, die die Karrieren der Geographen formte.

Diese Entwicklung spiegelte sich exemplarisch in der RGO wider. Im Januar 1873 wurde Petr Petrovic Semenov (1827–1914) neuer Vizepräsident der Geographischen Gesellschaft. Er folgte in diesem Amt Fedor Petrovic Litke, der nach dem Intermezzo von Michail Murav’ev 1857 wieder die Leitung der RGO übernommen hatte. Litke verkörperte wohl das, was Hudson unter einem »grand old man« verstand. Weltumseglungen und Entdeckungen wie die Beschreibung von Novaja Zemlja hatten ihm seinen wissenschaftlichen Ruhm eingebracht.

Die Erforschung des Unbekannten leitete eher sein wissenschaftliches Interesse als staatliche oder – noch profaner – wirtschaftliche Fragestellungen. Honorig und gewissenhaft führte Litke die RGO. Ab 1864 war er auch Präsident der Russländischen Akademie der Wissenschaften. In dieser Doppelfunktion rief er viele Expeditionen ins Leben und schickte manchen großen Entdecker auf seinen Weg, darunter Prževal’skij, Kropotkin oder Semenov. Aber die Verknüpfung von imperialen Interessen und wissenschaftlichen Unternehmungen unter dem Dach der RGO, wie sie bereits Michail Murav’ev initiiert hatte, blieb unter Litkes Führung eher nachrangig. Dies änderte sich unter Petr Semenov. Niemand prägte die RGO stärker als er. Seinem Wirken als Wissenschaftler und als leitende Persönlichkeit verdankte die RGO maßgeblich ihre Positionierung innerhalb des Russländischen Imperiums wie auch im internationalen Kontext.

65 Jahre lang bildete die RGO das Zentrum in Semenovs Leben. Zeitgenossen erschienen Semenov und die Russische Geographische Gesellschaft sogar als Synonyme.487 Semenov selbst sah den Erfolg der RGO vor allem darin, die forschenden Kräfte innerhalb der Gesellschaft beständig zu erneuern und sie aus allen gebildeten Kreisen des Russländischen Imperiums heranzuziehen. 488 Doch wie und warum konnte es ihm gelingen, selbst offen gegen die Regierung des Zaren agierende Kräfte gewinnbringend und ohne restriktive Folgen für die RGO einzuspannen? Dies lässt sich auf drei Ebenen erläutern, die sich alle in diesem Menschen vereinen: Semenovs Charakter, seine Forschungsinteressen sowie seine wissenschaftliche Kooperation mit Vertretern gesellschaftlicher und imperialer Interessen."


Weiss, Claudia
Dr. Claudia Weiss ist Privatdozentin und lehrt Neuere und Osteuropäische Geschichte an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg.



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