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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

White Was sich Gott dabei gedacht hat

Die biblische Basis einer christlichen Sexualethik
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-417-22997-4
Verlag: SCM R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Die biblische Basis einer christlichen Sexualethik

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-417-22997-4
Verlag: SCM R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Viele Gemeinden sind mittlerweile verstummt, wenn es um das Thema Sex und Sexualität geht. Dabei nimmt die Suche nach der eigenen Identität und dem Umgang mit Sexualität großen Raum im Leben ein - auch und gerade im Leben eines Christen.

Was sagt also die Bibel über Sexualverhalten und warum? Was gebietet und verbietet sie? Und wie lässt sich das auf unsere Zeit übertragen?

Der Theologe Dr. Joel White untersucht konservative wie moderne Ansätze und hinterfragt sie. Aussagekrätigen Bibelstellen über Sex und Reinheit, Ehe und Scheidung, Single Sein und Homosexualität geht er nach - und stellt am Ende fest: Sexualität ist Gottes Geschenk an die Menschen.

Ein biblisch fundierter und gut verständlicher Beitrag zu einem bedeutenden Thema.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


[ Zum Inhaltsverzeichnis ] I.
»Ehrt Gott mit eurem Leib«
(1Kor 6,20)
Grundlegendes zur christlichen Sexualethik
                            
1. Die Notwendigkeit einer christlichen Sexualethik
Muss man sich als Christ so intensiv mit sexualethischen Fragen beschäftigen, dass man ganze Bücher darüber lesen oder sogar schreiben müsste? Ich gehörte lange einer christlichen Gemeinde an, die nach etlichen Kontroversen entschieden hat, zu Fragen der Sexualethik keine Richtlinien zu erstellen. Denn die Ansichten der Mitglieder – evangelikaler Christen, die Wert darauf legten, die Lehre der Bibel in allen Punkten zu bejahen – gingen hinsichtlich dessen, was in diesem Bereich akzeptabel ist oder nicht, weit auseinander. Schließlich einigte sich die Gemeindeleitung darauf, keine allgemeingültigen Anforderungen festzulegen, seien es traditionelle oder moderne. Sie wollte es lieber dem Einzelnen und seinem Gewissen überlassen, ob er zum Beispiel das Zusammenleben vor der Ehe oder eine homosexuelle Partnerschaft vor Gott verantworten konnte. Wie meiner damaligen Gemeinde geht es vielen anderen in unserer Zeit. Ihr vergebliches Ringen um Einheit spiegelt wider, dass der sexualethische Konsens im postchristlichen Westen zusammengebrochen ist. Noch vor fünfzig Jahren konnte man in Europa, jedenfalls in der bürgerlichen Mitte der Gesellschaft, von einer breiten Zustimmung zu der Ansicht ausgehen, dass der ideale Rahmen geschlechtlicher Beziehungen die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau bildet und dass diese lebenslänglich dauern sollte. Auch wenn viele in ihrer Lebensgestaltung diese Norm nicht erfüllten, bejahte die Mehrheit ihre allgemeine Gültigkeit, und sie wurde von starken sozialen und gesetzlichen Sanktionen untermauert. Noch vor dreißig Jahren war dieser Konsens in christlichen Kirchen unangefochten. Dem ist nicht mehr so. Dafür, dass es keine allgemeingültige Sexualethik mehr gibt, lassen sich manche Ursachen vermuten. Allein darüber könnte man ganze Bücher schreiben; wir erwähnen hier nur drei in aller Kürze: 1. In der Gesellschaft werden seit Längerem alle geschlechtlichen Rollenunterschiede und Normen für sexuelle Beziehungen infrage gestellt. Hinzu kommt die postmoderne Relativierung aller moralischen Vorgaben. Davon konnte das traditionelle Verständnis der Ehe nicht unberührt bleiben. 2. In unserem individualistischen Zeitalter haben persönliche Präferenzen einen derart hohen Stellenwert bei allen moralischen Entscheidungen eingenommen, wie es Generationen vor uns nie für möglich gehalten hätten. Das subjektive Gefühl, dass einem etwas guttut und es niemandem schadet, reicht im Bereich der Sexualität aus, um sein Verhalten zu rechtfertigen. Argumente, die auf Prinzipien basieren, kommen dagegen nicht mehr an. 3. In christlichen Gemeinden mangelt es oft an Reflexion über die Bedeutung von menschlicher Sexualität. Fragen wie »Wozu hat Gott menschliche Sexualität geschaffen?« oder »Hat Sex aus der Perspektive des Schöpfers eine tiefere Bedeutung?« werden häufig nicht gestellt. Im Allgemeinen bemerkt man eine mangelnde Bereitschaft, über sexualethische Normen zu reden, sei es von der Kanzel oder unter Freunden. Viele haben Angst davor, welche Reaktion eine klare Unterweisung hervorrufen würde, bzw. davor, was diese von Einzelnen und Gemeinden verlangen würde. So nahe möchte man heute niemandem mehr treten. Angesichts dieser Sachlage ist der Wunsch vieler Gemeinden verständlich, sich nie enden wollenden Kontroversen über sexualethische Themen zu entziehen, indem sie sich dazu nicht positionieren und es ihren Mitgliedern überlassen, ihrem eigenen Gewissen zu folgen. Aber ist ihre Strategie klug? »Jeder soll tun, was in seinen Augen recht erscheint« klingt nach einer passenden Parole der Spät- oder Postmoderne. Sie war aber bereits zur Zeit der Richter – also vor mehr als 3000 Jahren – die Devise der israelitischen Stämme (Ri 17,6; 21,5). Eine gründliche Lektüre des Richterbuches kann auch heute als Warnung dafür dienen, wo dies hinführt. Im Übrigen lässt das Neue Testament diese Option nicht zu. In fast jedem Brief, der an eine heidenchristliche Leserschaft gerichtet ist, werden sexualethische Themen angesprochen (Röm 1,24-27; 1Kor 5,1-2; 6,12-20; 1Kor 7; Gal 5,16.19; Eph 5,3; Kol 3,5; 1Thess 4,1-8; 1Petr 2,11; 2Petr 2,18; Judas 7). Die Apostel Paulus und Petrus sowie Judas, der Bruder Jesu, die diese Briefe geschrieben haben, sagen nicht etwa: »Überlasst es dem Einzelnen, wie er sein Leben in sexueller Hinsicht gestalten möchte, solange er das Liebesgebot beachtet«, sondern vielmehr: »Strebt in euren Gemeinschaften nach sexueller Reinheit. Bringt euren Mitgliedern die Maßstäbe Gottes bei und fordert von ihnen ihre Einhaltung.« Ein Hauptanliegen dieses Buches ist es, dass christliche Kirchen und Gemeinden vor einer klaren Sprache über biblische Standards keine Angst haben müssen. Eine christliche Sexualethik, die danach ausgerichtet ist, muss uns nicht peinlich berühren; im Gegenteil: Sie kann auch begeistern – gerade in unserer Zeit, die für viele orientierungs- und haltlos geworden ist. Eine biblisch begründete Sexualethik ist keine schlechte Nachricht darüber, was Gott uns alles vorenthalten will, sondern eine gute Nachricht darüber, wie schön das Leben sein kann, wenn man Gottes Design für das intime Miteinandersein entdeckt. Ich wünsche mir Gemeinden, die voller Zuversicht und Freude Gottes Plan für menschliche Sexualität verkünden und vorleben. Es geht dabei nicht um Sehnsucht nach den »guten alten Zeiten«, als alles in der Welt – jedenfalls in sexueller Hinsicht – in Ordnung war. Solche Zeiten gab es nicht. Die bürgerliche Sexualethik vor der Sexuellen Revolution ist nicht mit einer biblischen Sexualethik gleichzusetzen. Manches, was vorher war, war gewiss nicht gut; manches war besser. Wie zu allen Zeiten. Wir jagen hier keiner Fata Morgana nach, sondern wir wollen herausfinden, was die Bibel in Bezug auf Sexualverhalten gebietet bzw. verbietet und was die Gründe dafür sind, und in weiterer Folge erste Überlegungen anstellen, wie sich dies am besten in unserer Zeit anwenden lässt. 2. Die Grundsätze einer christlichen Sexualethik
Wenn Christen also eine Sexualethik brauchen, wie gelingt es, diese anhand der Bibel herauszuarbeiten? Man kann nicht ohne Weiteres jeden einzelnen Bibeltext eins zu eins in die Gegenwart übertragen. Auch wenn dies der Karikatur bibeltreuer Gemeinden im Umgang mit der Bibel entspricht, sieht eine verantwortliche Hermeneutik, also eine »Lehre zur Auslegung von Texten« (vgl. Duden), anders aus. Denn erstens beschreibt die Bibel, insbesondere das Alte Testament, vieles, was sie nicht bejaht, beispielsweise die Polygamie. Diese Ehe mit mehreren Frauen gleichzeitig gab es häufig im alten Israel, und sie wurde im Gesetz nicht verboten, sondern bloß geregelt. Dennoch macht die Art und Weise, wie über polygame Beziehungen berichtet wird, klar: Sie waren immer mit negativen Konsequenzen für die Beteiligten verbunden. Zweitens sind die kulturellen Gegebenheiten manchmal so anders, dass eine direkte Übertragung eines Bibeltextes in unsere Zeit nicht möglich ist. Es geht in diesen Fällen darum, dem Text die Prinzipien, die in der ursprünglichen Situation zur Anwendung kamen, zu entnehmen und diese in unserer Zeit geltend zu machen. Diese »Kontextualisierung« ist die unumgängliche Aufgabe eines jeden Auslegers, insofern er sich nicht nur mit historischen Fragen auseinandersetzen will. All das erfordert ein Feingefühl im Umgang mit biblischen Texten, das erlernt werden will. Man muss sich fragen, nach welchen Prinzipien man bestimmte Aussagen zum Sexualverhalten in der Bibel für normativ erklärt und andere nicht, etwa weil sie kulturgebunden oder nur auf eine bestimmte Epoche im Heilsplan Gottes begrenzt sind. Im letzteren Fall gelten sie dann nur für Israel, aber nicht für die Kirche. Beispielsweise ist im mosaischen Gesetz der Geschlechtsverkehr einerseits mit einem gleichgeschlechtlichen Partner und andererseits mit einer menstruierenden Frau nachdrücklich untersagt. Sind das allgemeingültige Regeln oder kulturbedingte Aussagen, die in unserer Zeit revidiert werden dürfen oder sogar müssen? Wie begründen wir solche Entscheidungen? Ethiker suchen nach Grundsätzen, die die einzelnen Verhaltensnormen untermauern. Man will ja nicht nur wissen, was die Bibel von uns verlangt, sondern auch warum. (Übrigens fördert die Bibel selbst diese Haltung – man beachte nur, wie sehr Paulus bemüht ist, seine Forderungen zu begründen, und wie oft er um Einsicht und Erkenntnis seitens seiner Leser betet.) Aus der Bibel lassen sich drei Grundsätze ableiten, mit denen man allgemeingültige Prinzipien in Bezug auf menschliches Sexualverhalten begründen kann: die Schöpfungsordnung, das Liebesgebot und die Ewigkeitsperspektive. Sie gleichen den drei Beinen eines Hockers, und wie bei einem Hocker sind alle drei gleichermaßen notwendig, um eine stabile Sitzfläche zu gewährleisten. Das sieht bildhaft so aus: Abb. 1: Die drei Grundsätze der biblischen Sexualethik Unter Schöpfungsordnung versteht man die ethischen Vorgaben, die von Gott in der Schöpfung angelegt sind. Das heißt, sie gelten für alle Menschen zu allen Zeiten, weil sie dem Grundmuster für das menschliche Miteinander entsprechen, wie Gott es am Anfang verordnet hat. Für Jesus war dies ein wichtiges Kriterium bei der Frage, welche...


White, Joel
Joel White ist promovierter Theologe und Humanwissenschaftler. Seit 2002 lehrt er Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Er hat drei erwachsene Kinder und einen Enkelsohn.

Joel White ist promovierter Theologe und Humanwissenschaftler. Seit 2002 lehrt er Neues Testament an der Freien Theologischen Hochschule Gießen. Er hat drei erwachsene Kinder und einen Enkelsohn.



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