Wiehn | Jüdische Schicksale in und aus Lettland und Litauen | Buch | 978-3-86628-713-6 | sack.de

Buch, Deutsch, 84 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 135 g

Wiehn

Jüdische Schicksale in und aus Lettland und Litauen

Ein Lesebuch der Edition Schoáh & Judaica
Erste Auflage
ISBN: 978-3-86628-713-6
Verlag: Hartung-Gorre

Ein Lesebuch der Edition Schoáh & Judaica

Buch, Deutsch, 84 Seiten, Paperback, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 135 g

ISBN: 978-3-86628-713-6
Verlag: Hartung-Gorre


Das vorliegende Lettland-Litauen-Lesebuch der Edition Schoáh

& Judaica ist nicht sehr umfangreich, hat es aber in sich.

Kaddisch in Estland: Am 3. September 1943 kommt eine neue

"Aktion", Benjamin Anolik kann mit viel Glück dem Tod

entkommen, durchlebt und durchleidet dann verschiedene Arbeitslager

in Estland, trifft im Lager Kloga sogar seinen Vater

wieder, der jedoch das Kriegsende nicht erlebt und ebenso wie

seine Mutter erschossen wird. Benjamin und sein Bruder Nisja

überleben: "Soldaten der Roten Armee gaben uns etwas zu

essen und anzuziehen. Wir waren frei. Unsere Befreier gaben

uns unsere Menschenwürde zurück. Es war der 24. September

1944. Unsere Familie und das alte große jüdische Wilna,

das 'Jerusalem der Diaspora', wird es jedoch nie wieder

geben." Einige Porträts von Judenrettern "Gerechte

unter den Völkern" runden diese bewegenden Überlebens-

und Nichtüberlebensgeschichten ab.

Kaddisch in Lettland: Juden lebten seit dem 16. Jahrhundert in

Kurland (Süden) und Livland (Norden), Landschaften des späteren

und heutigen Lettland. Anfang des 20. Jahrhunderts

waren es ca. 200.000 Menschen, ca. 5% der Gesamtbevölkerung,

teilautonom, bis 1941 sollen es noch ca. 100.000 gewesen

sein, davon ca. 40.000 in Riga, die anderen vor allem in

Dwinsk und Liepaja (Libau) (vgl. in Max Kaufmann S. 33 ff.).

Von 1918 bis 1940 war Lettland ein unabhängiger Staat und

ist es wieder seit 1991. Von den ca. 94.000 Juden im Jahre

1935 in Lettland konnten ca. 15.000 in die Sowjetunion fliehen,

von den verbliebenen ca. 79.000 sollen insgesamt nicht

mehr als höchstens etwa 3.000 überlebt haben, davon ca. 1000

die deutsche Besatzung im Lande, ca. 150 die deutschen

Lager, einige Dutzend als Partisanen, der Rest irgendwie.

Kaddisch in Litauen: Jüdisches Leben in Litauen begann in

der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts und wurde nach einer

wechselhaften, aber alles in allem unvergleichlich kreativen

Zeit von rund 600 Jahren innerhalb von nur drei Jahren durch

Deutsche fast restlos vernichtet. Mit 94% liegt der Prozentsatz

ermordeter Juden im Vergleich zu allen deutschbesetzten Gebieten

einschließlich des deutschen Reiches selbst in Litauen

bei weitem am höchsten. Während der sowjetischen

Okkupation 1940/41gab es erste drakonische antijüdische

Maßnahmen, vor allem die Verbannung von ca. 7.000

litauischen Juden nach Sibirien, was sie allerdings zugleich

vor den anrückenden deutschen Sonderkommandos rettete.

"Was Stalin nicht zu vernichten vermochte, vollendete Hitler",

bemerkt Grigori Smoliakov lakonisch: "Das war das Ende

einer einzigartigen Jüdischen Gemeinde in Litauen die vollständige

Ausrottung. Mit einem Wort, es gab Juden in Litauen,

und es gibt sie nicht mehr. Davon zeugen die verwahrlosten

und entweihten Friedhöfe, in in Lagerhallen verwandelte

Synagogen und Gebetshäuser und die Straßen, die mit

jüdischen Grabsteinen gepflastert sind." Bescheidene Zeichen

werden bleiben: "Denkmäler, Gedenktafeln, Geschichtsbücher

und Literatur."

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