E-Book, Deutsch, 237 Seiten
Wittgenstein / Somavilla Wittgenstein - Engelmann
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-7099-7745-3
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Briefe, Begegnungen, Erinnerungen
E-Book, Deutsch, 237 Seiten
ISBN: 978-3-7099-7745-3
Verlag: Haymon Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der vorliegende Band enthält die Korrespondenz zwischen dem Architekten, Kulturphilosophen und Literaten Paul Engelmann (1891-1965) und Ludwig Wittgenstein (1889-1951), die sich - mit einer längeren Unterbrechung in späteren Jahren - von 1916 bis 1937 erstreckte: eine sich gegenseitig befruchtende Freundschaft, die sich in mannigfachen Gedanken über Literatur, Kunst, Religion und Philosophie widerspiegelt. Neben dem Briefwechsel werden auch Auszüge aus Engelmanns Erinnerungen an Ludwig Wittgenstein wiedergegeben.
Das in Zusammenhang mit Wittgensteins Philosophieren so oft zitierte "Unaussprechliche" - das sowohl der Kunst wie der Religion zuzuordnen ist - scheint eines der zentralen Gesprächsthemen der Freunde gewesen zu sein. Paul Engelmann hatte nicht nur die Gabe, Dinge zu formulieren, bei denen es Wittgenstein schwerer fiel, die richtigen Worte zu finden, er besaß auch die Fähigkeit, die Dinge aus der richtigen Perspektive zu betrachten und somit im Alltäglichen das Besondere zu erblicken, das Leben an sich als Kunstwerk zu sehen: mit den Augen des Dichters, des Philosophen und des Architekten.
Die hier publizierten Briefe und Erinnerungen fügen dem Bild Ludwig Wittgensteins weitere bedeutende Facetten hinzu und machen gleichzeitig aufmerksam auf Leben und Werk einer vielseitig begabten, hoch intellektuellen Persönlichkeit des vergangenen Jahrhunderts.
Herausgegeben von Ilse Somavilla, unter Mitarbeit von Brian McGuinness.
Autoren/Hrsg.
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Vorwort
Der vorliegende Band enthält die Korrespondenz zwischen Paul Engelmann und Ludwig Wittgenstein, die sich – mit einer längeren Unterbrechung in späteren Jahren – von 1916 bis 1937 erstreckte. Er stellt gegenüber der 1967 erfolgten Erstausgabe von Brian McGuinness1 insofern eine entscheidende Erweiterung dar, als mittlerweile auch Briefe Engelmanns an Wittgenstein aufgefunden wurden und hier erstmals im Zusammenhang veröffentlicht werden. Zudem wird die Korrespondenz der beiden Freunde durch Briefe Ernestine Engelmanns, der Mutter von Paul, sowie Briefe von Max Zweig und Heinrich Groag ergänzt. Neben dem Briefwechsel werden auch Engelmanns Erinnerungen an Ludwig Wittgenstein, wie sie bereits in der ersten Ausgabe vorliegen, herausgegeben. Shimshon Stein und Josef Schächter hatten sich der mühevollen Aufgabe unterzogen, aus den umfangreichen, schier unüberschaubaren Notizen ein kleines, in Kapitel unterteiltes Kompendium zusammenzustellen, das ein flüssiges Lesen ermöglicht. Abgesehen von einzelnen Korrekturen und Ergänzungen werden diese »Erinnerungen« hier unverändert wiedergegeben.2 Nach Durchsicht weiterer Notizen im Nachlaß von Paul Engelmann wurden für diesen Band noch zusätzlich einzelne Passagen herausgegriffen, die hier in einem eigenen Kapitel – den »Verstreuten Notizen« – veröffentlicht werden. Aufgrund des äußerst fragmentarischen Charakters von Engelmanns Aufzeichnungen war es nicht möglich, all seine Erinnerungen betreffend seine Begegnung mit Ludwig Wittgenstein vorzustellen. Wie Engelmann selbst betonte, ging es ihm nicht um eine wortgetreue Wiedergabe seiner Gespräche mit Ludwig Wittgenstein, sondern vor allem um deren »Nachwirkung« in seinem Inneren, um das »Ergebnis«, das die Gespräche in ihm hinterließen, und die Entwicklung seiner davon angeregten Gedankengänge: Ich gebe von meinen äußeren Erinnerungen, d.h. von Erinnerungen an bestimmte Geschehnisse, usw. nur soviel wieder, als es mir, und sei es noch so geringfügig – etwas Wesentliches über L.W. zu sagen scheint: dagegen gebe ich in möglichster Ausführlichkeit alles wieder, was sich in mir als Nachwirkung meines persönlichen Kontaktes mit ihm angesammelt hat. Ich halte diese Kommentare zu seinen Gedanken darum für so mitteilenswert, weil sie durchwegs aus Dingen bestehen, deren Verständnis mir ohne den persönlichen Kontakt ebenso verschlossen geblieben wäre wie andern. (Nachlaß Paul Engelmann, im Besitz von E. Benyoëtz) Es wäre jedoch verfehlt anzunehmen, daß die sich aus den Gesprächen mit Wittgenstein ergebenden Gedanken Engelmanns über Literatur, Kunst, Religion und Philosophie nur auf den großen Einfluß des Freundes zurückgeführt werden können. Wie auch aus dem Briefwechsel der beiden hervorgeht, kann man von einer gegenseitig befruchtenden Freundschaft sprechen, und es war Engelmann, der Wittgenstein in vieler Hinsicht anzuregen verstand und ihm durch seine überlegene Fähigkeit, Gedankengänge zu artikulieren, »Geburtshelfer«3 war, wenn es darum ging, die Dinge zur Sprache zu bringen. In einem unveröffentlichten Fragment zu einer Art autobiographischem Roman Paul Engelmanns sind die Hauptfiguren – »Janowitz« und »Weinberger« – in vieler Hinsicht mit Engelmann und Wittgenstein zu vergleichen. Auch dort weist Janowitz/Engelmann auf die mit Weinberger/Wittgenstein geführten Gespräche und auf die Schwierigkeit hin, diese schriftlich festzuhalten. Wie in der Wirklichkeit geht es ihm um die »Resultate«, die »Nachwirkung« der Gespräche, da diese in Dialogform aufzuzeichnen ihm zu mühevoll erscheint: Es ist mir viel zu mühevoll, diese Gespräche, die Janowitz mit Weinberger führte, in Dialogform aufzuschreiben; meine Zeit und meine Arbeitskraft ist begrenzt, und ich möchte die mir zur Verfügung stehende maximal zum Vorteil des Lesers verwenden, damit er durch die Lektüre dieses Buches möglichst viel profitiert. Daher gebe ich im folgenden die Resultate dieser Dialoge, wie ich sie von Janowitz habe, nicht diese selbst. Was davon Weinbergers Anteil ist und was der von Janowitz, ist nachträglich nicht festzustellen. Es wird wohl nicht ganz so sein wie in Eckermanns Gesprächen mit Goethe, wo alles von diesem stammt; aber gewiß war der Anteil Weinbergers bei weitem überwiegend, er ist hier der Lehrer und Janowitz der Schüler, der zum Schluß die reifere Einsicht des Lehrers in sich aufnimmt und seine Irrtümer dadurch berichtigt. Sollte Weinberger einmal diese Blätter zu Gesicht bekommen, so würde er gewiß dagegen protestieren, vieles von dem hier Verzeichneten gesagt, und es gerade so gesagt zu haben. Teilweise wohl, weil er heute, nach Jahren, wohl kaum mehr ein in allem Einsatz verläßlicher Zeuge seiner damaligen Reden sein wird; aber auch, weil manches doch aus Janowitzs eigenem Kopf stammen wird und daher nicht Weinberger