Wörishöffer | Auf dem Kriegspfade | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 330 Seiten

Wörishöffer Auf dem Kriegspfade


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7309-1206-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, 330 Seiten

ISBN: 978-3-7309-1206-5
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Hugo ist 15, da wird sein Vater von einem Betrüger seiner Farm beraubt und stirbt vor Gram. Der Junge schließt sich einer Gruppe von Pelzhändlern zu einem Zug ins Indianergebiet an, doch alle ihre wertvollen Felle werden vom gleichen Betrüger und einem feindlichen Indianerstamm geraubt. Die Jagd auf sie beginnt ... Coverbild: Klara Viskova / Shutterstock.com
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Ein Doppelgeschrei, furchtbar und zerreißend, erfüllte die Luft, das Wutgeheul der Überlisteten und das Kriegsgebrüll der Sieger – zehnfaches Bergesecho verschmolz den einen mit dem anderen Klang zum unentwirrbaren, grauenhaften Ganzen. „Verrat!“, schrie außer sich der Weiße. „Verrat! – Aber wenigstens wird jetzt mein Kind zu essen bekommen! Bob! Bob, wo bist du, gib mir deine Hand! – O großer Gott, wo ist der Junge?“ „Hier, Vater“, tönte eine verdrießliche Stimme. „Aber weshalb wird es so dunkel? – Ich kann die Luft nicht mehr atmen!“ „Mein Bob! Mein Bob! – Ach, da bist du! – So macht doch auf, wer ihr auch seid! – Führt ihr denn Krieg gegen Kinder?“ Und seine Worte gingen beinahe über in Winseln, er schob rücksichtslos das blasse Gesicht eines etwa vierzehnjährigen Jungen vor die schmale spaltenartige Öffnung des Schlundes, dem Luft und Licht von Augenblick zu Augenblick immer mehr zu fehlen begannen, „Hinaus“, rief er, „mein Kind soll hinaus!“ Der Gelbe Wolf wandte sich frohlockend zu dem Bruder seines Vaters. „Keine andere Spalte mehr“, sagte er, „Maulwurfshöhle – alle tot,“ Bei diesen erbarmungslosen Worten hob er in kräftigen Armen einen kleineren Block, der die geringe Luftzufuhr auf einer Seite völlig abschnitt, – von innen folgte ein Schrei der Wut des Schmerzes. „Gnade! Gnade! Wollt ihr mein unschuldiges Kind lebendig begraben?“ Der Wolf und der Fuchs hoben den zweiten Block, aus der Spalte flog, von verzweifelter Hand entsendet, ein vergifteter Pfeil harmlos in das nächste Gebüsch – schon näherten sich die beiden Häuptlinge mit ihrer Last dem verrammelten Eingang, da berührte der Trapper den Arm seines Freundes. „Das darfst du nicht tun, Sagamore! Geschieht es, so sind binnen wenigen Minuten alle, die drinnen leben, erstickt.“ Das ausdrucksvolle Gesicht des Indianers wechselte die Farbe. „Wi-ju-jons bitterster Feind, sein Beleidiger, sein Widersacher!“, stammelte er. „Einerlei, Wolf, aber doch ein Mensch. Er möge fallen im ehrlichen Kampf, dagegen habe ich nichts, aber er soll nicht wehrlos zur Schlachtbank geführt werden. Überdies ist Mr Duncan in der Höhle.“ Der Gelbe Wolf ließ den Stein fallen. „Wi-ju-jon fragen!“, sagte er zweifelnd. „Das kann ich tun, Wolf. Sage mir, mein guter Junge“, wandte er sich an den Knaben, „ist außer deinem Vater ein zweiter weißer Mann in der Schlucht?“ „Wollen Sie mich hinauslassen, wenn ich Ihnen antworte?“ „Das kann ich nicht, Kind, es ist unmöglich, aber behalte du ruhig deinen Platz, dir soll kein Leid geschehen. – So, jetzt kannst du sehen und atmen, nicht wahr?“ Wieder flog ein Pfeil über den Kopf des Knaben hinweg, aber der Trapper war mit allen Listen indianischer Kriegführung viel zu vertraut, um sich treffen zu lassen. „Du befindest dich da ganz gut, nicht wahr?“, fragte er so ruhig, als sei nichts geschehen. „Das wohl, ich bin nur so sehr hungrig, Sir! Von den rohen Enten konnte ich nichts essen, und es waren auch für die vielen Menschen durchaus nicht genug da.“ Hugo zupfte leise den Ärmel des Trappers. „Er ist so blass, mein guter Onkel Jonathan, seine Augen sind gerötet und die Lippen aufgesprungen –darf ich ihm nicht ein bisschen Fleisch und ein paar Brocken Schiffszwieback geben?“ Der Alte streichelte das Gesicht des Jungen. „Du müsstest ihn wie ein Hündchen füttern, mein Sohn“, versetzte er. Hugo nickte, er schien den Schmerz seiner Wunden in diesem Augenblick nicht zu fühlen, sondern sprang hin, um eiligst beide Hände mit Lebensmitteln zu füllen, worauf er sich vorsichtig, ohne den halbverschlossenen Eingang zu passieren, dem gefangenen Knaben näherte. Der erste Bissen schob sich sogleich hinauf bis zu dem blassen Mund, der ihn begierig ergriff. „Du!“, flüsterte Hugo, „du, wie heißt du? Ich bringe dir etwas zu essen.“ Der andere schlang förmlich. „Ich heiße Bob! Hast du noch mehr? Mein Vater soll dir viel Geld schenken, er ist ein reicher Mann, und er tut alles, was ich will. Kannst du mir auch ein paar Tropfen Wasser verschaffen?“ „So viel du magst. Aber willst du nicht vorher essen?“ „Nein, nein, es brennt mich so! Ach, wenn ich abwechselnd Wasser trinken und essen könnte! Mein Kopf, mein Mund, alles schmerzt!“ Hugo flog zu dem rieselnden Wasserstreifen und füllte den Holzbecher, welchen er am Gürtel trug. Dann zeigte er Bob den Trinkbecher. „Sag mir, ob der andere weiße Mann noch lebt, Bob! Sonst gebe ich dir nichts. Du brauchst ja nur das eine Wort zu sprechen.“ „Aber du verrätst mich später!“, zögerte argwöhnisch der Knabe. „Den meinigen ja, die Krähen brauchen es nicht zu erfahren.“ Das Kind schwankte nur noch Sekunden, dann siegte die Natur. „Er ist hier, Hugo, er ist auch unverletzt. So, jetzt gib mir zu trinken.“ Die frohe Botschaft ging von Mund zu Mund, der Trapper nahm sogar den kleinen Stein von der anderen Seite der Höhle wieder weg und lachte, als ein Pfeil an seinem Kopf vorüberflog. Der Weiße drinnen hatte sogleich den Platz an der neugeöffneten Spalte für sich erobert; keiner der Indianer hinderte ihn daran, ihr Stolz verbot ihnen, die Qualen, welche sie litten, zu zeigen. „Hört mal, Leute“, rief der Pelzhändler, „lasst uns ein Abkommen treffen. Ich bin ein einzelner Mann, nicht fähig, euch zu schaden oder gegen euren Willen zu flüchten, lasst mich also hinaus, mich und mein Kind. Wir wollen die besten Freunde werden, wollen Hand in Hand gehen und allen Vorteil gemeinschaftlich genießen. Es lagern hier für mehr als fünftausend Dollar Pelze.“ „Das wissen wir. Lauter gestohlenes Gut, Sir.“ „Ach – ach, wie schlecht steht es um die Redlichkeit dieser Wilden! Es ist zum Herzbrechen. Aber umso wertvoller wäre mir Ihre und Ihrer Genossen Freundschaft, Sir, denn ich habe die Ware gekauft und bezahlt, sie gehört mir – die Krähen aber scheinen aus dem Zwischenfall des Krieges einen unerlaubten Vorteil ziehen zu wollen; sie sprechen jetzt, als sei das Pelzwerk immer noch ihr Eigentum. Erbärmliche Menschheit, abtrünniges Geschlecht! – Lassen Sie mich hinaus, Sir, lassen Sie mich hinaus, und wir werden uns einigen.“ „Ein Spitzbube!“, flüsterte Jonathan. „Ein Fuchs wie der würde kein Geld geben, bevor ihn die roten Männer mit ihren Kriegern und ihren Pferden sicher bis an die Grenze der ersten weißen Niederlassung gebracht hätten. Er sieht aber das unrechte Gut seinen Händen schon mehr als halb entrissen und will nun retten, was zu retten ist. Dafür scheint ihm selbst der Verrat gegen seine Bundesgenossen ein Nichts.“ Aus dem Innern der Höhle klang halbgemurmelt ein Fluch, dann wurde draußen und drinnen alles still. Fünf schwere Blöcke versperrten, hintereinander liegend, den Zugang, eine feste überhängende Wand bildete gleichsam die Rückenmauer der drei zusammenstehenden Zelte, vor denen ein großes Feuer die Wölfe in geziemender Entfernung hielt und deren beide Endpunkte sorgfältig bewacht wurden. Jonathan hatte Hugos Wunden nachgesehen und gereinigt, dann schliefen alle. Der Junge, selbst fiebernd, schlich zuweilen an den Spalt der Höhle und schob auch unter den Kopf des Gefangenen eine seiner beiden Wolldecken. „Kannst du dich nicht hinlegen, Bob? Habt ihr so wenig Platz? Da ist mein Becher, wenn du mehr brauchst, so rufe nur.“ „Danke!“ flüsterte heiser der Gefangene, „danke, Hugo, du bist gut.“ Hugo trat etwas näher heran, er brachte seinen Mund fast an das Ohr des anderen. „Du, Bob, könntest du nicht dem fremden weißen Mann ein paar Tropfen Wasser zukommen lassen?“, fragte er. Der kleine Gefangene griff tastend mit der Rechten in das Dunkel an seiner Seite. „Sir?“, flüsterte er, „Sir – ist das Euer Kopf?“ „Hugh!“, raunte im Hintergrunde eine befehlende Stimme, „weißer Mann nicht sprechen, oder verloren!“ „Er soll nur ein bisschen trinken, Indianer. Wenn ihr die Ursache seines Todes geworden seid, so habt ihr von den Weißen keine Gnade zu erwarten, das ist euch doch bekannt.“ Ein Zähneknirschen war die Antwort. Die Indianer ließen es, taumelnd, halb verschmachtet geschehen, dass Mr Duncan in langen Zügen trank, sie hätten ohne Mühe den Becher ergreifen und an sich nehmen können, aber ihr Stolz verschmähte es, diese Schwäche zu zeigen, sie verharrten in stumpfem, bis zur Fühllosigkeit gesteigertem Brüten. So verging die Nacht. Am Morgen trafen die ersten Sonnenstrahlen, als sie glitzernd und spielend ins Innere der Höhle drangen, unterwegs ein trostloses Bild. Zwei von den Indianern, zumeist durch ihre Stellung von der Luft abgeschnitten, verdurstet,...



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