Eine Rhapsodie in Grau
Buch, Deutsch, 169 Seiten, Format (B × H): 125 mm x 210 mm
ISBN: 978-3-96258-094-0
Verlag: PalmArtPress
Geistertanz in Berlin ist die unwahrscheinliche Liebeserklärung an die Stadt von einem in Amerika geborenen Sohn deutschsprachiger jüdischer Flüchtlinge. Zeitweilig in einer Villa an Berlins größtem See angesiedelt, stellt sich Wortsman den parallel stattfindenden Spuk zweier Gruppen von Geistern vor: Jene der ins Exil verbannten ehemaligen Besitzer des Anwesens, ein jüdischer Bankier und seine Familie, und jene, die das Anwesen übernahmen – der Finanzminister des Führers und seine Entourage, während auf der gegenüberliegenden Seite des Sees, in einer anderen Villa, eine weitere Ansammlung von Geistern damit beschäftigt ist, die Endlösung zu planen.
Wo einst eine Mauer Ost und West trennte, ist die Stadt heute noch immer von unsichtbaren Grenzlinien durchzogen, auf denen der Autor mit einem Auge für aufschlussreiche Details und einem Ohr für denkwürdige Gespräche mit Straßenmusikanten, Trinkkumpanen, Anwälten, Bankern, Politikern, einem Taxifahrer, einer Prostituierten und einem Sternekoch wandelt, mit Gastauftritten von Henry Kissinger und dem Schatten von Marlene Dietrich.
Die englische Ausgabe von Ghost Dance in Berlin wurde 2014 mit einem Independent Publishers Book Award (IPPY) ausgezeichnet.
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Es ist eine Stadt in dauernder Bewegung, genau so wie auch mein New York, die sich immer wieder neu erfindet in steter Veränderung: nach dem Aufstieg vom Provinznest zum preußischen Regierungssitz wurde Berlin von Bismarck zur kaiserlichen Biedermeier-Hauptstadt der Hohenzollern ausgebaut, nur um nach dem plötzlichen Zusammenbruch des Kaiserreiches als kurzer Fiebertraum von der Moderne und als Kapitale der Avantgarde in der Weimarer Republik zu erscheinen. Die nächste Veränderung sollte Berlin zur grandiosen Hauptstadt des Tausendjährigen Reiches machen, genannt Germania, nur um ein paar Jahre später in einen besetzten und geteilten Schutthaufen an der Bruchlinie der Geschichte verwandelt zu werden, danach wiederbelebt in einem schizoiden Zustand des Nachkriegsdualismus, 1989 wiedervereint und nun nach dem Fall der Mauer abermals neu definiert.
Wie New York ist „Berlin“ für mich nicht nur ein substantivischer Eigenname, sondern eher ein „Eigenverb“, und zwar ein transitives Verb, mit einem massiven „transitiven“ Verkehrssystem, das tatsächlich funktioniert, sich immer weiter entwickelnd, auch wie ein Bumerang zurückwirkend, und „sich berlinernd“ in die Stadt von morgen verwandelnd.