Wulf | Die Feuer von Cordoba | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 458 Seiten

Reihe: Zeitreise-Trilogie Anne

Wulf Die Feuer von Cordoba


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95530-879-7
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 3, 458 Seiten

Reihe: Zeitreise-Trilogie Anne

ISBN: 978-3-95530-879-7
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Das Herz einer Mutter und die Grausamkeit der Inquisition Wieder einmal erhält die Journalistin Anne Besuch aus der Vergangenheit: Sie bekommt den Auftrag, sich ins 16. Jahrhundert nach Córdoba zu begeben. Hier lebt ihr Sohn am Hof Kaiser Karls V. - mitten im Zentrum von Intrigen und tödlichen Machenschaften. Entsetzt muss Anne miterleben, wie ihr eigenes Kind sie für eine Mörderin oder Schlimmeres hält und einen Prozess der Inquisition gegen sie anstrengt. Anne schwebt in Lebensgefahr - aus der sie nur noch ein Wunder retten kann ...
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II
Erinnerungen
Bereits ungezählte Male hatte Anne Niemeyer im Flugzeug gesessen. Sie arbeitete als Journalistin für ein Frauenmagazin in Hamburg, und der Beruf brachte es mit sich, dass sie oft fliegen musste – zu Modeschauen nach Paris, London, Mailand oder New York, in luxuriöse Feriengebiete auf den Malediven, nach Bali oder in die Karibik. Trotzdem war ihr bisher nicht aufgefallen, wie sehr sie das Motorengeräusch eines Flugzeugs mochte. Natürlich war es nur leise zu hören, gedämpft durch den isolierten und verkleideten Rumpf der Maschine sowie durch die Geräusche in der Kabine – das Summen der Klimaanlage, die Gespräche der anderen Passagiere, Schritte der Crew auf dem Gang –, und dennoch wirkte das gleichmäßige Brummen der Düsen beruhigend auf sie. Es waren vertraute Geräusche wie das Rauschen in den Wasserleitungen ihrer Wohnung, das Rattern und Fauchen der Kaffeemaschine in der Redaktion, die Lüftung ihres Laptops, der Klingelton eines Handys. Sie waren so alltäglich, dass man sie normalerweise kaum wahrnahm. Doch Anne verglich diese banalen, belanglosen Dinge mit ihren Erfahrungen der letzten Zeit: das helle, strahlende Licht der Leseleuchte über ihrem Sitz mit dem flackernden Licht einer Kerze. Den leichten, unaufdringlichen Luftzug der Klimaanlage mit dem mühsamen Wedeln eines Fächers. Oder das Geräusch des Motors mit dem Klang von Pferdehufen und dem Rattern von Wagenrädern, die über holprige Straßen fuhren. Natürlich waren das nur Kleinigkeiten, aber für Anne waren sie wichtig, denn sie waren ein sicheres Indiz, dass sie wieder dort angekommen war, wo sie hingehörte – im Hier und Jetzt, in der Gegenwart. Sie war wieder daheim. »Haben Sie noch einen Wunsch, Frau Niemeyer?« Anne sah die Stewardess an und kämpfte mit sich. Am liebsten hätte sie ein Glas Champagner getrunken. Sie liebte seinen Duft und seinen Geschmack, und die Marke, die an Bord ausgeschenkt wurde, war wirklich ausgezeichnet. Aber sie flog nicht zu ihrem Vergnügen und einer ausgedehnten Shoppingtour nach Madrid. Sie würde sich dort mit Cosimo Mecidea treffen, den sie – wenn man es genau nahm – noch nicht einmal seit einer Woche kannte, um ihm ein uraltes Pergament zu überreichen. Ein Pergament, das sie »gestern« in Jerusalem gefunden hatte, von wo sie gerade herkam. Am Samstag Florenz, am Donnerstag Jerusalem, am Freitag Madrid. Das war wohl die seltsamste, verrückteste, ereignisreichste Woche, die sie jemals erlebt hatte. Und sie war noch nicht zu Ende. Anne hatte das sichere Gefühl, dass sie heute noch einen klaren Kopf brauchen würde. Also keinen Champagner. Sie seufzte bedauernd und reichte der Stewardess ihren Becher. »Bitte noch einen Tomatensaft.« »Gern.« Anne würzte den Saft mit Salz, Pfeffer und einem Spritzer Tabasco, trank einen Schluck und stellte den Plastikbecher auf dem Tisch vor sich ab. Nachher, spätestens morgen, wenn sie wieder auf dem Heimflug nach Hamburg war, würde sie auf das Ende dieser seltsamen, verrückten Reise trinken und sich gleich eine ganze Flasche Champagner gönnen. Es war angenehm, in einem Flugzeug mit Namen angesprochen zu werden und nicht mit jeder Bewegung die Getränke auf dem Klapptisch zum Umstürzen zu bringen. Einer von vielen Vorteilen der ersten Klasse. Hier hatte man viel Platz für die Beine, die Sitze waren breit und bequem, und die Besatzung war noch freundlicher zu den Passagieren. Ob Cosimo Mecidea ihr wohl einen Rückflug erster Klasse nach Hamburg spendieren würde? Leisten konnte er es sich. Wahrscheinlich würde er die dadurch entstehenden Mehrkosten auf seinem Konto nicht einmal bemerken. Sie würde ihn einfach darum bitten – nein, sie würde es von ihm fordern. Nach allem, was er ihr in dieser Woche zugemutet und was sie für ihn getan hatte, hatte sie es verdient. Anne lehnte sich in ihrem breiten Sessel zurück, schlug die Beine übereinander und sah aus dem Fenster. Unter ihnen lag schwarz und glitzernd das Mittelmeer. Sie entdeckte ein Schiff. Vielleicht war es ein Kreuzfahrtschiff, angefüllt mit sonnenhungrigen, zahlungskräftigen Feriengästen, und gewiss war es kein kleines Schiff, wenn sie es aus zehntausend Metern Höhe erkennen konnte. Trotzdem wirkte es aus ihrer Perspektive so unbedeutend wie ein kleiner weißer Fleck. Am Horizont war ein schmaler dunkelgrüner Streifen sichtbar. Sie näherten sich nun allmählich der spanischen Küste. Und darüber, sozusagen zwischen Horizont und dem unendlichen Blau des Himmels, streichelte die Sonne die silberne Tragfläche des Flugzeugs und ließ sie schimmern wie eine Schwertklinge. Wie das Schwert eines Königs oder das eines Ritters. Vielleicht eines Kreuzritters auf dem Weg nach Jerusalem. Es fiel Anne schwer, sich vorzustellen, dass sie noch vor wenigen Stunden in Jerusalem gewesen war und dass sie in weniger als einer Stunde in Madrid dieses Flugzeug wieder verlassen würde, um dort erneut Cosimo Mecidea zu treffen. Cosimo Mecidea, der in Wahrheit ein echter Medici war, geboren 1447 in Florenz, und sich den Namen Mecidea nur zur Tarnung zugelegt hatte. Und natürlich würde sie auch Anselmo wieder sehen, seinen ... Sekretär? Diener, dachte Anne und legte ihren Kopf gegen das kühle Plastik der Bordwand, obwohl auch dieses Wort nicht passte. Natürlich war Anselmo auch Cosimos persönlicher Diener, aber vor allem war er sein Freund, sein Waffenbruder. Die beiden Männer hatten ein tiefes, inniges Verhältnis zueinander. Ihr gemeinsames Schicksal hatte sie über die Jahre zusammengeschweißt. Es waren viele Jahre. So viele, dass Anne es nie und nimmer geglaubt hätte, wenn sie nicht mittlerweile von der Existenz des Elixiers der Ewigkeit überzeugt gewesen wäre. Sie selbst war schließlich bereits zweimal in seinen Genuss gekommen. Das Elixier der Ewigkeit. Unwillkürlich fuhr sich Anne mit der Zunge über die Lippen, als könnte noch von der vergangenen Nacht ein Tropfen des Elixiers daran kleben. Der Geschmack von Honig, Mandeln und Veilchen vereinte sich zu einer einzigartigen Komposition, zu einem Bouquet, so köstlich, dass sie am liebsten auf der Stelle... Anne richtete sich wieder auf und durchwühlte ihre Handtasche, um die Flasche mit dem Elixier der Ewigkeit zu finden. Erst nach einer Weile fiel ihr ein, dass sie nicht mehr da sein konnte. Sie hatte sie in ihrem Hotelzimmer weggeworfen, gleich nachdem sie sie geleert hatte. Verärgert ließ sie ihre Handtasche auf den Boden fallen. Wenn sie in Madrid war, musste sie Cosimo sofort sagen, dass er ihr mehr von dem Elixier geben sollte. Geben musste. Sie musste es haben, sie wollte es trinken, immer und immer wieder diesen herrlichen Duft einatmen, diesen Geschmack auf ihrer Zunge kosten und... In diesem Augenblick wurde Anne klar, was mit ihr vorging, und der Gedanke durchzuckte sie wie ein Blitz. Sie gebärdete sich wie eine Süchtige. Cosimo hatte ihr erklärt, dass dies eine der Gefahren des Elixiers war – allein wegen des Geschmacks wollte man immer mehr und immer öfter davon trinken. Aber hatte er nicht auch erwähnt, dass diese Abhängigkeit erst nach häufigerem Konsum eintrat? Wenn er sich nun geirrt hatte? Wenn sie als Frau des 21. Jahrhunderts schneller auf das Elixier der Ewigkeit reagierte, als es zu seiner Zeit üblich gewesen war? Oder wenn die Abstände, in denen sie das Elixier getrunken hatte, zu kurz gewesen waren? Was dann? Würde sie dann auch wie er und Anselmo jahrhundertelang leben – oder gar wahnsinnig werden wie Giacomo de Pazzi? Anne schluckte. Ihr war plötzlich übel, und Schweiß trat ihr auf die Stirn, während sie fieberhaft überlegte. Das erste Mal hatte sie das Elixier am vergangenen Samstag in Florenz getrunken, auf einem von Cosimo Mecidea veranstalteten mittelalterlichen Maskenball. Eigentlich war sie dort gewesen, um einen Artikel für ihre Zeitung über das Calcio in Costume zu schreiben, ein traditionelles, mittelalterliches florentinisches Fest. Sie hatte von Cosimos Maskenball gehört und sich mit der Hilfe eines Freundes eine Einladung verschafft. Das Elixier, das er ihr in einem wunderschönen antiken Kelch zu trinken gegeben hatte, hatte sie berauscht und dann, sozusagen im nächsten Augenblick, fast fünfhundert Jahre in die Vergangenheit zurückgeschickt. Sie war in einem Nebenraum von Cosimos Ballsaal eingeschlafen und im Oktober des Jahres 1477 aufgewacht. Anfangs hatte sie es nicht glauben wollen. Selbst als sie wieder in die Gegenwart zurückgekehrt war, hatte sie nicht glauben wollen, dass sie alles wirklich erlebt hatte. Sie war Lorenzo und Giuliano de Medici begegnet, zwei der beeindruckendsten Persönlichkeiten in der Geschichte dieser für Florenz so wichtigen und einflussreichen Familie. Sie hatte Cosimo getroffen, der in Wahrheit ein Cousin der beiden Brüder gewesen war. Sie hatte sich mit Giuliano verlobt und die Pazzi-Verschwörung hautnah miterlebt, in deren Verlauf Giuliano ermordet worden war. Und sie hatte Giulianos Sohn zur Welt gebracht. Das Kind, das unmittelbar nach der Geburt entführt worden war. Cosimo hatte ihr ein paar Tage später in Hamburg alles erklärt – oder es wenigstens versucht. Er hatte ihr von dem Elixier der Ewigkeit erzählt, von dessen Macht und den Gefahren, und von Giacomo de Pazzi, dem Mann, der Giulianos Tod verschuldet und ihren Sohn entführt hatte. Anschließend hatte Cosimo sie gebeten, nach Jerusalem zu fliegen und erneut in die Vergangenheit zu reisen. Ohne lange zu zögern war Anne dieser Bitte gefolgt, hatte Cosimo ihr doch in Aussicht gestellt, dort ihrem Sohn zu begegnen. Aber natürlich war ein Wiedersehen von Mutter und Kind nicht der einzige Grund für diese Reise...



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