Wulf | Die letzten Söhne der Freiheit | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 476 Seiten

Wulf Die letzten Söhne der Freiheit

Historischer Roman
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96215-308-3
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Historischer Roman

E-Book, Deutsch, 476 Seiten

ISBN: 978-3-96215-308-3
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
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Britannien im ersten Jahrhundert nach Christi:Keltische Stämme leisten den nach Norden vordringenden römischen Truppen erbitterten Widerstand, doch vergeblich. Duncan, der Sohn eines keltischen Stammesfürsten, gerät in Gefangenschaft und wird in die Garnisonsstadt Eburacum verschleppt. Dort begegnet er Cornelia, der Tochter eines römischen Verwalters, und allen Widerständen zum Trotz entspinnt sich zwischen beiden eine leidenschaftliche Beziehung. Doch ihr Glück scheint nicht von Dauer. Ein unheilvoller Schatten aus der Vergangenheit taucht auf – Julius Agricola, ein ehrgeiziger Statthalter Roms. Ihm hat Duncan einst Rache geschworen, sollten sich ihre Wege wieder kreuzen. Um diesen Schwur zu halten setzt Duncan alles aufs Spiel: Sein Geschick und das Schicksal seines ganzen Volkes ...
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2
Der Sturm heulte durch die Wipfel der Bäume und bog die Kronen fast bis zum Boden. Blitze zuckten aus den tiefschwarzen Wolken, gefolgt von ohrenbetäubendem Donner. In dem Steinbruch, der etwa zwei Wegstunden von Eburacum entfernt lag, saßen keltische Gefangene gemeinsam mit ihren römischen Bewachern dicht gedrängt in einer Höhle, die Schutz vor dem Unwetter bot. Antonius Grassius, ein bereits ergrauter Soldat, sah mit finsterer Miene dem Naturschauspiel zu. »Wenn dieser verfluchte Sturm nicht bald nachläßt, können wir die Nacht hier verbringen! Es wird in drei Stunden dunkel!« Sein Freund, ein junger, schwarzhaariger Mann, der den Beinamen Sicilianus trug, zog fröstelnd die Schultern hoch. »In meiner Heimat blühen jetzt die Orangenbäume!« sagte er leise. »Das sind die Iden des April in Britannien, Flavius! Daran wirst du dich gewöhnen müssen!« Grassius spie auf den Boden. »Ich hasse dieses verfluchte Land! Entweder macht das Wetter uns das Leben schwer, oder es sind die Kelten. Meistens geschieht sogar beides gleichzeitig! Während der Kaiser in Rom sich eines wunderbaren Lebens erfreut, halten wir hier am Ende der Welt für ihn den Kopf hin. Und wofür? Für ein jämmerliches Stück Land, auf dem wir unsere von der Feuchtigkeit gichtgeplagten, schmerzenden Knochen ausruhen können.« Er spuckte wieder aus. »Aber wir dürfen heiraten und eine Familie gründen, sobald wir im Ruhestand sind!« Grassius lächelte bitter. »Wenn wir in den Ruhestand gehen, Flavius, sind wir bereits so alt, daß nicht einmal die Huren etwas von uns wissen wollen! Sieh dir doch Brennius an! Statt seinen Ruhestand zu genießen, ist er jetzt Befehlshaber der Stadtkohorten. Und weißt du, warum?« Der junge Soldat schüttelte den Kopf. »Weil er nicht weiß, was er mit seiner Zeit anfangen soll! Wenn du in die Legion eintrittst, dann ist die Legion dein Zuhause, deine Familie, dein Leben. Und du wirst sie nicht eher wieder los, bis du deine Reise zur Unterwelt antrittst!« »Das klingt nach Rebellion, Grassius!« Die rauhe Stimme von Claudius Publicus, dem Zenturio, ließ beide Männer herumfahren. »Ich könnte mir vorstellen, daß deine Worte ein Nachspiel haben werden!« »Ich weiß nicht, wovon du sprichst!« Grassius versuchte, seiner Stimme einen empörten Klang zu geben. Publicus war für seine Grausamkeit und Niedertracht bekannt. Der Zenturio liebte es, die keltischen Gefangenen zu mißhandeln, und hatte Freude daran, Kameraden zu denunzieren. Grassius’ Worte verfehlten ihre Wirkung, und Publicus grinste höhnisch. »Dann wird die Peitsche heute abend wohl deinem Gedächtnis auf die Beine helfen müssen!« Er ließ die beiden Soldaten stehen, auf seinem von Narben entstellten Gesicht lag ein boshafter, zufriedener Ausdruck. Es verzog sich jedoch plötzlich zu einer Grimasse, als er nach wenigen Schritten den Boden unter den Füßen verlor und in hohem Bogen in den Schlamm vor dem Höhleneingang stürzte. Duncan lag in der Nähe und hatte das Gespräch zwischen den Soldaten mitgehört. Er hatte zwar kein Mitleid mit Flavius und Antonius, aber in diesem Augenblick empfand er für die beiden Männer Sympathie. Publicus war ein dummer, widerlicher Kerl, dessen Grausamkeiten er oft genug am eigenen Leib zu spüren bekam. Als der Zenturio nun selbstzufrieden dicht an ihm vorbeiging, nutzte Duncan seine Chance. Er streckte seine Beine etwas weiter aus und wickelte die Fußkette um die Knöchel des Römers, so daß er zu Fall kam. Die Kelten brachen in schallendes Gelächter aus, und auch die beiden Soldaten konnten ihre Schadenfreude nur mühsam bezähmen. Publicus sprang wütend hoch. Augenblicklich waren alle Männer still. Außer sich vor Zorn blickte er sich unter den Gefangenen um, die jedoch mit keiner Miene den Schuldigen verrieten. Er konnte sich zwar denken, wer ihn zu Fall gebracht hatte. Doch selbst als Zenturio würde er für die Bestrafung dieses Mannes Beweise brauchen. Ein Blick zu Flavius und Antonius überzeugte ihn davon, daß er von den beiden keine Hilfe erwarten konnte – was ihn nur noch wütender machte. An Duncan würde er sich auch später rächen können. Fast von Sinnen brüllte er die Soldaten an: »Was steht ihr da herum? Los, bewegt euch! Macht die Gefangenen zum Abmarsch bereit! Wir kehren nach Eburacum zurück!« »Was denn, jetzt?! Aber der Sturm ...« »Spreche ich hebräisch? Ich sagte, wir machen uns sofort auf den Weg!« Die Stimme des Zenturio überschlug sich. Ratlos sahen sich Flavius und Antonius an. Dann zuckten sie resigniert mit den Achseln. »Wir sollten tun, was dieser Sklaventreiber befiehlt!« Über Antonius’ Gesicht huschte ein Lächeln. »Duncan hat etwas gut bei mir! Sollte er jemals einen Fluchtversuch wagen, während ich Wache halte, werde ich ihn bestimmt nicht sehen!« Etwa zur selben Zeit fuhr eine überdachte Reisekutsche die Straße nach Eburacum entlang. Unbarmherzig trieb der Sklave auf dem Kutschbock die bereits schwer atmenden Pferde zu noch schnellerem Lauf an. Im Inneren des Wagens saß Cornelia Vergilia, die Tochter des Verwalters von Eburacum. Schaudernd beobachtete sie das Unwetter. Der Donner übertönte das Geräusch des strömenden Regens und der Hagelkörner auf dem Dach der Kutsche. Durch die schmalen Schlitze in der Holzverkleidung trieb der Wind den Regen in das Wageninnere. Fröstelnd zog Cornelia ihren aus feiner weißer Wolle gewebten Umhang enger um die Schultern. Kaum die passende Kleidung für dieses Wetter! dachte sie und sah zu der ihr gegenübersitzenden Sklavin, die einen dikken Wollmantel mit Kapuze trug. Sylvia hatte sie vor dem aufziehenden Sturm gewarnt und sie angefleht, nicht auf das entlegene Landgut einer Freundin zu fahren, sondern in Eburacum zu bleiben. Doch sie hatte Sylvia mit einem Blick zum strahlendblauen Himmel ausgelacht. »Ich hätte auf dich hören sollen, Sylvia!« schrie Cornelia, um das Unwetter zu übertönen. Die Sklavin nickte. »Hoffentlich schaffen wir es bis Eburacum, Herrin! Der Sturm fängt erst an!« Beide Frauen kauerten sich in die Kissen der Sitzbänke, als der Wind heftiger wurde und an der Holzverkleidung der Kutsche rüttelte. Plötzlich war ein lautes Krachen zu hören, das den Donner übertönte. Der Wagen stoppte so abrupt, daß Cornelia vom Sitz fiel. Sie hörte das ängstliche Wiehern der Pferde und die Schreie ihrer Sklavin. Einen Lidschlag später begann sich die Welt immer schneller zu drehen. Cornelia stieß mit dem Kopf hart gegen die Holzverkleidung, als sich die Kutsche überschlug und einen Abhang hinunterstürzte. Noch bevor der Wagen gegen einen Felsen prallte, verlor sie das Bewußtsein. Marcus Brennius saß in seinem Zimmer im Justizgebäude am Schreibtisch. Der Sturm rüttelte an den schweren Fensterläden, peitschte den Regen gegen das Holz und übertönte das Kratzen des Federkiels auf dem Papyrus. Der Raum war nur von wenigen Lampen schwach erhellt. Fast lautlos öffnete sich die Tür, doch der Luftzug ließ die Talglichter flackern. Ohne aufzublicken, wußte Brennius, daß sein keltischer Diener den Raum betreten hatte. »Was gibt es Ceallach?« »Der Sturm schwillt an, Herr!« »Es war töricht, die Kelten an diesem Tag im Steinbruch arbeiten zu lassen!« Brennius sah kurz auf. »Aber der Befehl des Frontinus lautet, daß die Bauvorhaben um nichts in der Welt unterbrochen werden dürfen. Auf den Baustellen der Stadt fehlen Steine!« »Verzeiht, aber für die ehrgeizigen Pläne eines einzelnen müssen viele Männer leiden! Es ist gefährlich, sich heute im Freien aufzuhalten!« Brennius sah den Kelten an, der dem Toben des Unwetters zu lauschen schien. Ceallach war etwas älter als er selbst. Er war römisch gekleidet, und sein dunkles, mit silbernen Fäden durchsetztes Haar war kurz geschnitten. Er sprach das Latein eines gebildeten Mannes, und Brennius wußte, daß er auch lesen und schreiben konnte. Er war hoch gewachsen, ging jedoch leicht gebeugt, als ertrüge er es nicht, seinen Herrn um Haupteslänge zu überragen. Dennoch hatte Brennius oft das unbestimmte Gefühl, daß seinen Diener ein Geheimnis umgab. Da war etwas in den grauen Augen des Kelten, das ihm Ehrfurcht einflößte. »Befehl ist Befehl, Ceallach! Wenigstens konnte ich die Zahl des Arbeitstrupps auf zehn Gefangene reduzieren. Die anderen sind heute in der Stadt beschäftigt.« Brennius seufzte. »Das ist alles, was ich für sie tun konnte.« Er tauchte den Federkiel erneut in das Tintenfaß und setzte seine Arbeit fort. »Ihr schreibt wieder an Vergilius wegen des Silurers?« »Ja. Seit Aufnahme meines Amtes als Befehlshaber der Stadtkohorte schreibe ich zu jeder Kalenda diesen Brief und ersuche um die Versetzung zu einer seiner Herkunft angemessenen Arbeit. Dies ist inzwischen das neunte Schreiben! Bisher erhielt ich keine Antwort. Ich vermute keine böse Absicht dahinter. Wahrscheinlich verschwindet mein Schreiben jeden Monat unter einem Stapel, und Vergilius hat noch keines von ihnen gelesen!« Ceallach lächelte. »Und dennoch setzt Ihr Eure Bemühungen fort?« »Ja, weil er irgendwann diesen Brief lesen muß!« Brennius schlug mit der Faust auf den Tisch. »Er muß einfach!« »Weshalb kümmert Ihr Euch um das Schicksal dieses Jungen?« »Ich weiß es selbst nicht, Ceallach!« Brennius lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhl zurück. Leise sprach er weiter. »Ich bin mehr als fünfundzwanzig Jahre lang Soldat gewesen. Ich habe in den Schlachten viel Leid, Tapferkeit, Stolz und Haß gesehen. Aber da war etwas in seinem Blick ...« Er schwieg einen Moment. »Er verdient es nicht, in den Steinbrüchen einen langsamen, qualvollen Tod zu sterben! Ich habe...



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