Zeil | Die Schlüssel von Táruma | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 296 Seiten

Zeil Die Schlüssel von Táruma


1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-3862-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 296 Seiten

ISBN: 978-3-7519-3862-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Der Meister braucht dich, Eyuna. In deinem Inneren liegt eine große Kraft verborgen. Die Zeit arbeitet gegen uns, und sie ist gewaltig.« Eyunas friedliches Leben im Tal der Lichter wird durcheinandergewirbelt, als sie von den geheimnisvollen Gnoruniums in den unendlichen Wald geholt wird. Dort wartet Meister Uliel, der ihre Hilfe braucht: Dem prächtigen uralten Reich Cantanien steht der Untergang bevor. Die letzte Hoffnung sind die sagenumwobenen Schlüssel von Táruma. Der Legende nach haben sie die Macht, die Verbündeten von Stern Táruma, deren Freundschaft in Cantanien längst vergessen ist, zu Hilfe zu holen. Eyuna begibt sich auf die Suche nach den Schlüsseln und kommt dabei einer lange verschwiegenen Wahrheit auf die Spur. Vor allem jedoch begegnet sie Runa.

Petra Zeil, geboren 1980, ist Doktorin der Theologie und hat außerdem Englisch, Französisch, Spanisch und Caritaswissenschaft studiert. Sie schaut sich gerne die Welt an und begeistert sich für Bücher und Sprache(n). Sie liebt es, Tagträume und Gedanken als Geschichten zu Papier zu bringen, und hat eine besondere Vorliebe für Reime.

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1
Die Tochter des Waldes
Das Dorf jenseits des Waldes war das einzige Fleckchen Land auf der Welt, das von Menschen bewohnt wurde. Überhaupt war die Welt sehr klein. Sie endete gleich hinter dem mächtigen Gebirge, welches das Tal, in dem das Dorf lag, von Norden, Süden und Osten her eingrenzte. Nur der Wald, der, durch den Fluss vom Dorf getrennt, den ganzen Westen der Welt erfüllte, der war unendlich. All dies war zumindest die feste Überzeugung der Menschen im Dorf, so hatten ihre Ahnen und Urahnen ihnen den Stern, auf dem sie lebten, beschrieben, und niemand hatte je etwas anderes behauptet. Es war nicht nötig, das Tal zu verlassen und auf Wanderschaft zu gehen, um andere Orte zu erkunden. Die Berge waren leer und einsam und außerdem so hoch, dass es unmöglich schien, ihre Spitze zu erklimmen. Der Wald hingegen war voll von Gefahren, und düstere Gestalten aus der Unterwelt trieben dort ihr Unwesen. So zog man es vor, im sicheren und vertrauten Dorf zu bleiben. Das Dorf hatte keinen Namen. Da es das einzige Dorf auf der Welt war, brauchte es auch keinen, denn es war ja nicht nötig, es von anderen Dörfern zu unterscheiden. Seine Bewohner nannten es einfach »Das Dorf jenseits des Waldes«. Die Leute im Tal waren ein friedliches Volk, jeder half dem anderen soweit er konnte. Jeder ging seiner täglichen Arbeit nach, und keiner hatte Böses im Sinn. Im Dorf jenseits des Waldes glich ein Tag dem anderen. Die meisten der fünfhundertzweiundsiebzig Einwohner kannten sich genau, jeder wusste, was er vom anderen zu erwarten hatte. Neuerungen und Überraschungen gab es kaum. Fließendes Wasser in den Häusern kannte man nicht, man wusch sich im nahen Fluss und trug das Wasser in großen Kübeln nach Hause. Auch Strom und elektrisches Licht waren den Dorfbewohnern unbekannt. Sie erleuchteten ihre Häuser mit Kerzen, die sie nachts auf die Fenstersimse stellten, sodass alle Gässchen schimmerten, und hätte sich zu dieser Zeit jemals ein Fremder dem Dorf genähert, er hätte einen Augenblick lang wie gebannt stehen bleiben und über das zauberhafte Lichtermeer staunen müssen. Aus diesem Grunde nannten die Menschen ihr Tal liebevoll »das Tal der Lichter«. So weit die Dorfbewohner zurückdenken konnten, war nie etwas Außergewöhnliches geschehen. Nur ein einziges Mal, daran erinnerte sich jeder, der es erlebt hatte, auch wenn kaum noch jemand davon sprach, war etwas Wundersames passiert, etwas, das die Dorfgemeinschaft erschütterte, sie in Aufruhr versetzte. Es war an einem grauen Tag, in der Morgendämmerung. Der Nebel, der nachts das Dorf umhüllte, als wolle er es für die schauerlichen Waldbewohner unsichtbar machen, hatte sich noch nicht gelichtet, als eine Gestalt aus der Düsternis des Waldes auf tauchte und durch den Fluss watete. Kein Mensch im Dorf jenseits des Waldes hatte es jemals gewagt, den Fluss zu überqueren. Man fürchtete die unheilvolle Stille des Waldes und das, was darin herumlungerte, fernab von der Zivilisation des Dorfes. Das Wesen, das sich dem Dorf näherte, trug hohe Stiefel und einen dunklen Filzhut und war in wallende Umhänge aus schäbigem grauen Stoff gehüllt. Es war die Gestalt eines Mannes. Nur wenige sahen ihn kommen, die meisten schliefen zu so früher Stunde noch selig in ihren warmen Betten. Doch die, die ihn sahen, wussten, wer er war. Sie erahnten selbst durch den Nebel sein schmales, kantiges Gesicht mit den Augen von stechendem Blau, mit der kurzen, buckligen Nase und dem strichartigen Mund, der scheinbar keine Lippen besaß, dem langen weißen Schnurrbart, der bis zu den Ellen hinabfiel, und das spitze Kinn, das ebenso kahl war wie der Schädel, der sich unter dem Hut verbarg. Der Mann hieß Uliel, und die Leute im Dorf hielten ihn für steinalt, dabei hatte er bis zu jener Zeit noch keine fünfzig Winter erlebt. Doch Uliel hatte vieles gesehen in seinem Leben, ihm waren Dinge widerfahren, die sich nicht in Worte kleiden lassen, und er war Kreaturen begegnet, bei deren Anblick jeder andere Mensch vor Schreck und Grauen auf der Stelle tot umgefallen wäre. Seine Erfahrungen hatten ihn geprägt. Uliel war eine rätselhafte Gestalt. Ständig murmelte er unverständliche Worte vor sich hin, auch wenn niemand bei ihm war, und wenn er ging, raschelte und knackte es, dass die Menschen im Tal der Lichter eine Gänsehaut bekamen. Im Dorf war er gefürchtet, schon allein deshalb, weil er nicht mit den anderen Menschen zusammenlebte. Er hauste, so erzählte man sich, im unendlichen Wald wie ein wildes Tier. Ein Magier sei er, ein Hexenmeister. Mit den Feen und Geistern der Unterwelt stehe er im Bunde, so hieß es. Doch er war ein Mensch, oder sah zumindest annähernd so aus, und somit war klar, dass er irgendwann einmal im Dorf jenseits des Waldes gelebt haben musste, auch wenn sich keiner daran erinnerte, denn das Dorf war ja bekanntlich der einzige Ort, an dem es Menschen gab. Und da alle fünfhundertzweiundsiebzig Menschen auf der Welt ein kleines bisschen verwandt waren, musste man wohl oder übel hinnehmen, dass auch Uliel Teil der großen Familie war. Deshalb konnte man ihm nicht verbieten, ins Dorf zu kommen und musste seine seltene Anwesenheit hinnehmen, wenn er auch keineswegs ein gern gesehener Gast war. An jenem grauen Morgen, der den Dorfbewohnern als wundersam und unheimlich in Erinnerung blieb, kam Uliel also in aller Frühe ins Dorf. Und wie jedes Mal, wenn er sich unter den Menschen blicken ließ, strebte er das kleine Steinhaus mit dem Strohdach an, das sich ganz in der Nähe des Flussufers befand. Er nahm eine seiner großen, knochigen Hände unter dem Gewand hervor und klopfte an die Tür. Das Haus war noch dunkel. Er blieb stehen und wartete einen Augenblick. Nichts rührte sich. Da pochte er noch einmal an, dieses Mal stärker. »Hedda«, rief er, und seine Stimme klang viel weniger rau und gruselig als man es aufgrund seiner Erscheinung erwartet hätte. »Hedda, wach auf! Ich habe dir etwas mitgebracht.« Einen Moment später konnte man einen schwachen Schimmer von innen durch das dunkle Fenster fallen sehen. Man hörte Schritte. Die Fußbodenbretter knackten. Dann öffnete sich knarrend die Tür, und im Türrahmen erschien eine sehr kleine Frau in Nachthemd und Wollpantoffeln. Sie hatte sich eine Decke um die Schultern geworfen, und doch zitterte sie vor Kälte. Die Kerze, die sie in der Hand hielt, erleuchtete schwach ihr blasses, rundliches Gesicht, die noch ganz müden Augen, das vom Schlaf zerzauste Haar. »Uliel«, rief sie und fiel dem Besucher um den Hals. Doch noch bevor er ihr, wie sonst, in einer liebevollen Geste übers Haar streicheln konnte, schreckte sie zurück. »Was führt dich an diesem kalten Morgen bei Dunkelheit und Nebel zu deiner alten Freundin Hedda?«, fragte sie. »Und was trägst du da in deinem Arm?« »Das hier, meine liebe Hedda«, antwortete Uliel und schlug seinen Umhang zurück. Hedda stieß einen leisen Schrei des Erstaunens aus. In Uliels Arm lag ein schlafendes Kind, das so klein und zerbrechlich war, dass Hedda ihren Augen kaum trauen konnte. »Wie alt mag sie sein?«, fragte Uliel. »Nicht mehr als ein paar Tage.« Und Uliel erzählte Hedda vom traurigen Schicksal des kleinen Mädchens, von seinem frühen Leid und der langen Reise, die es in seinem jungen Leben unternehmen hatte müssen. »Ich möchte, dass sie bei dir aufwächst«, sagte er zu Hedda, als er seine Geschichte beendet hatte. »Du bist eine gute Frau, du kannst besser für sie sorgen als ein schräger Alter wie ich.« Und ohne Widerrede nahm Hedda das kleine Mädchen aus Uliels Arm entgegen. Sie hatte sich ihr Leben lang nichts sehnlicher gewünscht als ein Kind. Sie war einmal verheiratet gewesen, doch ihr Mann war früh gestorben, und sie hatte es vorgezogen, nach seinem Tod allein zu bleiben. Tagein und tagaus hatte sie einsam in ihrem Häuschen gelebt. Sicherlich, so lange die Sonne am Himmel stand und die Gassen voller Leben waren, genoss sie stets gute Gesellschaft. Ihre Hände waren immer dazu bereit, mit anzupacken, wenn es nötig war, ohne dass Hedda jemals eine Gegenleistung forderte. Außerdem war sie gütig und klug. Die Menschen kamen zu ihr, wenn sie Sorgen hatten, und Hedda nahm sich Zeit für sie. Da war es kein Wunder, dass sie überall gern gesehen und beliebt war. Nur wenn es kalt und dunkel wurde, zog sie sich in ihr Häuschen zurück, strickte und nähte und wärmte sich am Licht der Kerzen, die sie an den Fenstern verteilte und die sie erst ausblies, wenn sie sich schlafen legte. Behutsam wickelte Hedda das Kind in die Decke, die sie um die Schultern getragen hatte, und drückte es an sich, und ihr war, als flüsterte der eisige Wind ihr etwas zu. »Bei mir sollst du es gut haben«, sagte sie zu dem Mädchen. »Ich nenne dich Eyuna.« Bereits am frühen Nachmittag wusste jeder im Tal der Lichter, was sich in Heddas Haus in der Morgendämmerung zugetragen hatte, und es wurde darüber spekuliert, woher das kleine Mädchen stammte und wer es wirklich war. »Sie ist vom Himmel gefallen«,...



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