Zentgraf / Munzert | Kognitives Training im Sport | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 261 Seiten

Reihe: Sportpsychologie

Zentgraf / Munzert Kognitives Training im Sport


1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-8409-2440-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

E-Book, Deutsch, 261 Seiten

Reihe: Sportpsychologie

ISBN: 978-3-8409-2440-8
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Dieses Buch richtet sich an alle, die Antworten auf diese Fragen suchen und schließt im deutschsprachigen Raum eine Lücke in der Trainingsliteratur – denn sportliches Training zielt nicht nur auf Veränderungen biologischer, sondern auch kognitiver Funktionen ab. Namhafte Experten aus der Sportwissenschaft stellen den aktuellen Stand des Wissens in diesem Herausgeberwerk dar. Alle Kapitel geben zunächst einen Überblick zu gegenwärtigen Konzepten, bevor die praktische Seite des leistungsoptimierenden Trainings behandelt wird. Dieses Buch richtet sich an Studierende, Trainer sowie an Wissenschaftler aus der Sportwissenschaft, der Physiotherapie und der Psychologie.

Zentgraf / Munzert Kognitives Training im Sport jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


1;Kognitives Training im Sport;1
2;Inhaltsverzeichnis;7
3;Vorwort;9
4;1 Bewegungsvorstellungstraining im Sport;11
4.1;1 Grundlagen der Bewegungsvorstellung und des Bewegungsvorstellungstrainings im Sport;11
4.2;2 Bewegungsvorstellungstraining im Sport;22
4.3;3 Zusammenfassung;32
4.4;Wiederholt und nachgedacht;33
4.5;Ausgesuchte Literaturvorschläge;33
4.6;Literaturverzeichnis;34
5;2 Training des Zusammenspiels in Sportspielen;39
5.1;1 Zusammenspiel und Mannschaftserfolg;40
5.2;2 Kooperation und Zusammenspiel;42
5.3;3 Aspekte des Zusammenspiels;43
5.4;4 Teamkognitionen;45
5.5;5 Eigenschaften von Teamkognitionen;48
5.6;6 Training des Zusammenspiels;51
5.7;7 Zusammenfassung;58
5.8;Wiederholt und nachgedacht;59
5.9;Ausgesuchte Literaturvorschläge;59
5.10;Literaturverzeichnis;60
6;3 Training kognitiver Anteile des Gruppenhandelns im Sport;65
6.1;1 Modellvorstellungen zum Handeln von Gruppen imSport;66
6.2;2 Regulierende Instanzen von Gruppenhandlungen;72
6.3;3 Training;80
6.4;4 Diskussion und Ausblick;85
6.5;5 Zusammenfassung;86
6.6;Wiederholt und nachgedacht;87
6.7;Ausgesuchte Literaturvorschläge;88
6.8;Literaturverzeichnis;88
7;4 Training von Routinen im Sport;93
7.1;1 Einsatz von Routinen im Sport;95
7.2;2 Struktureller Aufbau und Systematik von Routinen imSport;103
7.3;3 Routinentraining im Sport;110
7.4;4 Zusammenfassung;115
7.5;Wiederholt und nachgedacht;116
7.6;Ausgesuchte Literaturvorschläge;116
7.7;Literaturverzeichnis;116
8;5 Training der Aufmerksamkeitsausrichtung und -lenkung im Sportspiel;119
8.1;1 Aufmerksamkeitstheorien und -paradigmen;119
8.2;2 Praktische Konsequenzen fu?r dasAufmerksamkeitstraining im Sportspiel;130
8.3;3 Zusammenfassung;134
8.4;Wiederholt und nachgedacht;134
8.5;Ausgesuchte Literaturvorschläge;135
8.6;Literaturverzeichnis;135
9;6 Antizipationstraining im Sport;139
9.1;1 Einleitung;139
9.2;2 Antizipation;140
9.3;3 Training der Antizipation;148
9.4;4 Gezieltes Antizipationstraining in der Sportpraxis –Beispiele;154
9.5;Wiederholt und nachgedacht;156
9.6;Ausgesuchte Literaturvorschläge;157
9.7;Literaturverzeichnis;157
10;7 Training der Augenbewegungen im Sport;164
10.1;1 Grundlagen;164
10.2;2 Anwendung;172
10.3;3 Zusammenfassung;186
10.4;Wiederholt und nachgedacht;186
10.5;Ausgesuchte Literaturvorschläge;187
10.6;Literaturverzeichnis;187
11;8 Entscheidungstraining im Sport;194
11.1;1 Was ist Inhalt eines Entscheidungstrainings im Sport?;194
11.2;2 Wie ist Entscheidungstraining im Sport zu gestalten?;202
11.3;3 Ausblick;208
11.4;4 Zusammenfassung;210
11.5;Wiederholt und nachgedacht;211
11.6;Ausgesuchte Literaturvorschläge;211
11.7;Literaturverzeichnis;212
12;9 Training von Schiedsrichterentscheidungen;215
12.1;1 Aufgaben von Kampf- und Schiedsrichtern;215
12.2;2 Entscheidungstraining fu?r Kampf- und Schiedsrichter;224
12.3;3 Zusammenfassung;233
12.4;Wiederholt und nachgedacht;233
12.5;Ausgesuchte Literaturvorschläge;234
12.6;Ausgesuchte Literaturvorschläge;234
12.7;Literaturverzeichnis;234
13;10 Training bei aufgabenspezifischen Bewegungsstörungen im Sport;237
13.1;1 Aufgabenspezifische Bewegungsstörungen;238
13.2;2 Trainingsverfahren zur Behandlung derFunktionsstörungen;249
13.3;3 Zusammenfassung;257
13.4;Wiederholt und nachgedacht;257
13.5;Ausgesuchte Literaturvorschläge;258
13.6;Literaturverzeichnis;258
14;Die Autorinnen und Autoren des Bandes;262


Die im Vorangehenden skizzierten Methodenzugänge zur Analyse von Bewegungsvorstellungen zeigen eine große Breite und Unterschiedlichkeit. Allerdings existiert derzeit kein integrierendes methodisches Konzept. Bisher ist es kaum möglich, neurowissenschaftliche und subjektiv-introspektive Methodenansätze zu kombinieren. Eine Ausnahme stellt eine Studie von Lorey et al. (2011) dar, die demonstriert, dass die subjektive Einschätzung der Lebendigkeit der Bewegungsvorstellung die neuronale Aktivierung in motorik-relevanten Gehirnarealen moduliert.

Box 2: Wie werden Bewegungsvorstellungsfähigkeiten psychometrisch erhoben?
Obwohl es ausführliche Debatten über die Angemessenheit der Messung von Bewegungsvorstellungen gibt (z. B. Dean & Morris, 2003), hat sich inzwischen das Konstrukt der „Lebendigkeit“ von Bewegungsvorstellungen als ein Maß zur Beurteilung von BV-Fähigkeiten etabliert. Die Lebendigkeit soll die Reichhaltigkeit eines Vorstellungsbildes, das im Arbeitsgedächtnis aktiviert wurde (siehe Abbildung 1), abbilden. Die Messung von BV-Fähigkeiten ist bedeutsam für die Frage, ob bestimmte Vorstellungsfähigkeiten mit den durch ein BVT induzierbaren Effekten zusammenhängen (Isaac, 1992).

Die aktuellste Fassung des Vividness of Movement Imagery Questionnaire (VMIQ-2) wurde 2008 von Roberts, Callow, Hardy, Markland und Bringer vorgestellt. Er besteht aus 12 Items und misst die individuelle Fähigkeit, sich visuell und kinästhetisch Bewegungen vorstellen zu können. Zudem wird die visuelle Modalität noch in zwei Perspektiven unterteilt, in eine externe und eine interne visuelle Vorstellung. Die Personen haben die Aufgabe, die jeweilige Bewegung in den drei verschiedenen Vorstellungsmodi zu imaginieren und dann auf einer Skala von 1 bis 5 (1 = „perfectly clear and vivid“ bis 5 = „no image at all“) anzugeben, wie lebendig sie ihre Vorstellung beurteilen. Im Folgenden einige Beispiele der Items, die in der gut validierten englischen Fassung vorliegen (bisher existiert keine testtheoretisch überprüfte deutsche Übersetzung): Walking, Running, Kicking a stone, Bending to pick up a coin Running up stairs Jumping sideways, etc.

1.4 Muskuläre und autonome Antworten bei Motor Imagery

Es zeigt sich, dass durch Bewegungsvorstellungen nicht nur kortikale und subkortikale Aktivierungen in motorischen Arealen erhöht werden (Lotze & Zentgraf, 2010; Poirel, Zago, Petit & Mellet, 2010), sondern auch auf spinaler (Stinear, 2010), muskulärer (Guillot, Lebon & Collet, 2010) und vegetativer Ebene (Collet & Guillot, 2010) entsprechende Einflüsse gemessen werden können. Alle diese Effekte werden vor allem dann nachgewiesen, wenn der Fokus auf Motor Imagery gelegt wird (Munzert et al., 2009).

Die Idee, dass bei Bewegungsvorstellungen geringe, aber signifikante Muskelaktivierungen messbar sind, hat eine lange Tradition (Shaw, 1938; Wasburn, 1916). Trotzdem bleibt natürlich festzuhalten, dass sich die Muskelaktivierungen und die Stimulation des sensorischen Apparates zwischen der Ausführung und Vorstellung sehr stark unterscheiden. Diskutiert wurde auf Basis der Untersuchungen des Physiologen Jami (1992), dass Golgi-Sehnenorgane auch die bei Bewegungsvorstellungen auftretende Aktivierung kleinster motorischer Einheiten detektieren und so neuromuskuläres Feedback verursachen. Jeannerod (1994) argumentierte, dass eine die Bewegungsvorstellung typischerweise begleitende Inhibition der motorischen Efferenzen unvollständig sein und die erhöhte EMG-Aktivierung erklären könnte. Studien von Bakker et al. (1996) und Boschker (2001) scheinen zu bestätigen, dass sich beim BVT Signale im Muskel verändern. Die Probanden mussten sich Bewegungen eines Armes in unterschiedlichen Vorstellungsperspektiven und mit verschiedenen Gewichten vorstellen. Es zeigten sich höhere EMG-Aktivitäten bei internalen (gegnüber externalen) und bei Vorstellungen mit höheren (im Vergleich zu niedrigeren) Gewichten. Das EMG des während der Bewegungsvorstellung nichtvorgestellten Armes ist niedriger als das des vorgestellten Armes. Guillot et al. (2007) untersuchten EMG-Aktivierungen bei unterschiedlichen Kontraktionsformen des Bizeps brachii (isometrisch, konzentrisch leicht und schwer, exzentrisch) im Rahmen von Kraftübungen. Die Versuchspersonen waren instruiert, während der Bewegungsvorstellung den Arm nicht zu bewegen. Trotzdem zeigten sich während der Bewegungsvorstellung eine erhöhte subliminale EMG-Aktivität der beteiligten Muskelgruppen im Vergleich zur Ruhe (d. h. keine Bewegungsvorstellung und keine Bewegung) und in Abhängigkeit von der Kontraktionsform.

Methodologisch besteht allerdings oft die Notwendigkeit, dass während einer Bewegungsvorstellung keine Bewegung(saktivität) detektierbar sein darf, da sonst z. B. bei fMRT-Untersuchungen die gemessenen zentralnervösen Aktivierungen nicht auf die Bewegungsvorstellung, sondern auf die wenn auch nur geringfügig ausgeführte Bewegung selbst zurückführbar sein könnten (Lorey et al., 2010). Daher werden in diesen grundlagenorientierten Studien die Probanden durch Rückmeldung des aktuellen EMGs trainiert, keine EMG-Erhöhung während der Bewegungsvorstellung zu produzieren. Nach relativ wenig Übung gelingt es fast allen Probanden Bewegungsvorstellungen zu erzeugen, ohne dass im EMG eine vorstellungsassoziierte muskuläre Aktivität sichtbar ist. Ganz offensichtlich können zentrale Muskelkommandos auf dem Weg zur Muskulatur willentlich vollständig gehemmt werden. Vor dem Hintergrund der Lernund Verhaltenswirksamkeit von BVT sind diese Zwänge allerdings zu vernachlässigen, sodass in BVT-begleitenden Muskelaktivierungen unter Anwendungsgesichtspunkten sogar ein noch nicht ausgeschöpftes Potenzial liegen könnte (für eine ähnliche Überlegung, siehe MacIntyre & Moran, 2010). Das bedeutet, dass man Athletinnen und Athleten sogar auffordern kann, begleitend zur Bewegungsvorstellung aktive Bewegungen zu integrieren.

Zentrale Prozesse werden aber nicht nur durch neuromuskuläre Reaktionen begleitet, sondern auch durch Reaktionen im autonomen Nervensystem (ANS), also dem System, das das innere Milieu kontrolliert und die vitalen Funktionen steuert. Das ANS besteht aus afferenten (von den Organen kommenden) Pfaden, Zentren im Hirnstamm, dem Hypothalamus, kortikalen Zentren sowie efferenten Pfaden, die die Transmitterausschüttung an relevanter Stelle vermitteln. Besondere Bedeutung auf der efferenten Seite haben der sympathische und parasympathische Ast des ANS. Heute liegen zahlreiche Untersuchungen zu autonomen Reaktionen (u. a. zu Herzaktivität, Hautwiderstand, Atemrate, Hauttemperatur etc.) von Sportlerinnen und Sportlern während Bewegungsvorstellungen vor (Collet, Guillot, Bolliet & Dittmer, 2006; Deschaumes-Molinaro, Dittmar & Vernet-Maury, 1991; Jennings & van der Molen, 2005). Aus Anwendungsperspektive ist besonders bemerkenswert, dass einige Studien Zusammenhänge zwischen Leistungsmaßen und autonomen Reaktionen finden (Deschaumes-Molinaro et al., 1991, bei Luftgewehrschützen); die Datenlage bzgl. der Leistungsrelevanz ist insgesamt aber recht uneinheitlich (Guillot & Collet, 2010). Aus methodologischer Sicht werden autonome Reaktionen inzwischen häufig im Sinne eines „Manipulation Checks“ verwendet, um sicher zu sein, dass Versuchspersonen tatsächlich während der Untersuchung auch Bewegungsvorstellungen aufbauen (Papadelis, Kourtidou-Papadeli, Bamidis & Albani 2007). Dies erweist sich in Untersuchungen als sehr hilfreich. Denn es ist nicht direkt messbar, ob und wie Probanden Instruktionen zum BVT wirklich umsetzen. Gerade autonome Reaktionen stellen einen relativ validen Indikator dar, ob sich die Probanden tatsächlich eine Bewegung vorgestellt haben.

2 Bewegungsvorstellungstraining im Sport

In diesem Abschnitt werden folgende Fragen bearbeitet: Was genau soll im Sport durch ein BVT verbessert werden und welche Modelle sind relevant? Welche empirischen Befunde liegen vor, die die Verbesserung von Bewegungsfertigkeiten und motorischen Fähigkeiten verfolgen? Was sollte konkret bei der Implementierung eines BVT berücksichtigt werden?

2.1 Rahmenmodelle zum Bewegungsvorstellungstraining

In einem frühen Rahmenmodell schlug Paivio (1985) vor, dass BVT sowohl kognitive als auch motivationale Funktionen adressiert. Während sich kognitive Faktoren auf die Verbesserung von motorischen Fertigkeiten und taktisch-strategischen Kompetenzen beziehen, bilden motivationale Faktoren Aspekte von Aufmerksamkeitsund Erregungsregulierung sowie der Zielfokussierung ab. Im Folgenden werden wir uns stärker auf die kognitiven Funktionen beziehen, ohne allerdings immer auszuschließen, dass an den Effekten auch motivationale Komponenten beteiligt sind. Derzeit werden drei Modelle favorisiert, die empirische Befunde zu integrieren suchen und die vor allem Richtlinien für den praktischen Einsatz eines BVT implementieren.

Mit einem qualitativen Forschungsansatz hatten Munroe und Kollegen bereits im Jahr 2000 die vier „Ws“ eines BVT vorgestellt. Dafür wurden Athletinnen und Athleten ausführlich dazu befragt, wie sie ein BVT durchführen.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.