E-Book, Deutsch, 384 Seiten
Barkley Das große Handbuch für Erwachsene mit ADHS
3., überarbeitete Auflage 2024
ISBN: 978-3-456-76221-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 384 Seiten
ISBN: 978-3-456-76221-0
Verlag: Hogrefe AG
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Erfolgreich und glücklich in Beruf und Familie – mit ADHS
Gehören Sie auch zu den Zehntausenden von Erwachsenen mit ADHS? In diesem Ratgeber finden Sie praktische Anleitungen, damit Sie sich besser organisieren und konzentrieren können sowie mehr Kontrolle über die eigenen Gefühle und Verhaltensweisen erlangen – basierend auf den neuesten -wissenschaftlichen Erkenntnissen.Der Autor Russell A. Barkley ist praktizierender Psychiater und ehemaliger Professor für Psychiatrie in den USA. Er gilt als weltweit führender Experte zum Thema ADHS. Er zeigt Ihnen anhand eindrücklicher Fallbeispiele und einfacher Techniken, wie Sie Ihre Symptome besser beherrschen lernen, und legt dar, wie Sie neue Fähigkeiten entwickeln können, um im Beruf zielgerichteter und im Familienleben glücklicher zu werden.Die dritte, überarbeitete Auflage enthält die neuesten Ansätze und Fakten zu Medikamenten sowie erweiterte Diskussionen über Achtsamkeit, emotionale Selbstkontrolle, Zeitmanagement, den Aufbau einer erfolgreichen Karriere, die Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils und vieles mehr.Nutzen Sie dieses Handbuch als wertvolle Unterstützung, um Ihren persönlichen und beruflichen Alltag trotz und mit ADHS zu meistern!
Zielgruppe
ADHS-Betroffene und deren Angehörige, Familien, Paare, Personen, die mit Gewissheit oder vermutlich an ADHS (und Komorbiditäten) leiden, Therapeut_innen
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Allgemeines
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Medizin, Gesundheit: Sachbuch, Ratgeber
- Sozialwissenschaften Psychologie Psychologie / Allgemeines & Theorie Psychologie: Sachbuch, Ratgeber
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete Psychiatrie, Sozialpsychiatrie, Suchttherapie
Weitere Infos & Material
|29|2 Können Sie das Problem allein bewältigen?
Der Gedanke, ADHS zu haben, kann eine enorme Erleichterung sein: Endlich hat man eine Erklärung dafür, warum das Leben bislang so mühsam war. Problem gelöst, oder? Alles, was Sie jetzt noch tun müssen, ist, ein paar Bücher zu lesen, um herauszufinden, wie Sie mit den Defiziten umgehen sollen, die ADHS verursacht. Nicht so schnell! Es gibt einige sehr gute Gründe dafür, warum Sie sich professionelle Hilfe suchen sollten – sowohl für die Diagnostik als auch für eine nachfolgende Behandlung. Dieses Kapitel wird ausführlicher darlegen, was ein Mittdreißiger so treffend formuliert hat: „Ich habe in den vergangenen Jahrzehnten extreme Anstrengungen unternommen, um alleine mit meiner ADHS fertig zu werden, und ich denke, ich habe mich ganz gut gehalten. Aber jetzt brauche ich wirklich Hilfe. Ich habe genug davon, wie ein Stein übers Wasser zu hüpfen, was meine berufliche Laufbahn betrifft, und ich würde wirklich gerne Fuß fassen und zeigen, was ich draufhabe. Ich weiß, dass ich das kann.“ Und dies sind, in Kürze, die Gründe, warum Sie sich professionelle Hilfe suchen sollten: Um sicherzugehen, dass Ihre Symptome tatsächlich durch ADHS und nicht durch einen anderen Zustand verursacht werden, der behandelt werden muss. Um festzustellen, ob Ihre Probleme durch ADHS in Kombination mit einem anderen Zustand hervorgerufen werden. Um im Falle einer ADHS-Diagnose ein Medikament verschrieben zu bekommen, das Ihre Bewältigungsbemühungen nachweislich wirksam unterstützen wird. Um mit Hilfe der neuesten Psychotherapie-Methoden Ihre Probleme mit der Selbstkontrolle zu bewältigen. |30|Um herauszufinden, wo Ihre Stärken und Schwächen liegen, damit Sie Ihre Bewältigungsbemühungen gezielt danach ausrichten können. Um die gesetzlich geregelte Unterstützung in Ausbildung und Beruf in Anspruch nehmen zu können (etwa im Rahmen des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes). Um Zugang zu weiteren Ressourcen zu bekommen, die Ihnen helfen, Ihren ungesunden Lebensstil zu ändern (z.?B. Ernährungsberatung, Hilfe bei Suchtproblemen oder Schlaflosigkeit). Alles gute Gründe, um eine Fachperson zu konsultieren, damit diese die richtige Behandlung einleiten kann, und damit Sie die Hilfen in Anspruch nehmen können, die Ihnen rechtlich zustehen. Überzeugt? Wenn ja, können Sie direkt zu Kapitel 3 springen. Wenn Sie aber mehr darüber erfahren wollen, warum Sie nicht versuchen sollten, Ihre Probleme allein zu bewältigen, lesen Sie dieses Kapitel zu Ende. 2.1 Werden Ihre Symptome durch etwas anderes verursacht, etwa durch ein medizinisches Problem?
Lassen Sie uns darauf zurückkommen, dass der Gedanke, eine ADHS zu haben, eine Erleichterung sein kann. Eine Bezeichnung und eine neurobiologische Erklärung für all das zu haben, was einem so schwerfällt, kann an sich schon therapeutisch sein. Wenn man weiß, was nicht stimmt, kann man endlich damit aufhören, sich aufzureiben, weil es einem partout nicht gelingen will, die Probleme einfach abzuschütteln. Aber ohne professionelle Evaluation können Sie nicht wissen, ob ADHS tatsächlich die Ursache Ihrer Probleme ist. Nur eine erfahrene Fachperson, die entsprechend ausgebildet wurde und das erforderliche Urteilsvermögen besitzt, kann die diagnostischen Kriterien, von denen in Kapitel 1 die Rede war, zuverlässig prüfen. Ohne eine solche Fachperson wird es Ihnen nicht gelingen, die oftmals feinen Unterschiede zwischen ADHS und anderen Störungsbildern zu erkennen oder ADHS-Symptome von Verhaltensweisen abzugrenzen, die in der erwachsenen Allgemeinbevölkerung sehr verbreitet sind und als „normal“ gelten. Neben ADHS gibt es noch andere psychische und psychiatrische Störungen, die Probleme mit Aufmerksamkeit, Konzentration und Arbeitsgedächtnis hervorrufen, und es ist sehr wichtig, diese Störungen von ADHS zu unterscheiden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass eine qualifizierte Fachperson sämtliche Tests und Untersuchungen veranlassen kann, um sicherzustellen, dass Ihre Pro|31|bleme nicht von einer Gehirnverletzung oder von einer anderen körperlichen Erkrankung herrühren, wie bereits in Kapitel 1 erwähnt. Wäre es nicht eine noch größere Erleichterung zu wissen, dass Sie ADHS haben, anstatt es nur zu vermuten? 2.2 Lassen sich all Ihre Probleme mit ADHS erklären?
Selbst wenn die Informationen in Kapitel 1 Ihnen das sichere Gefühl vermittelt haben, dass Sie eine ADHS haben, führt das nicht an einer professionellen Evaluation vorbei. Schließlich wäre es furchtbar frustrierend, wenn Sie sich ausschließlich auf ADHS konzentrieren würden, aber keine Besserung erzielen könnten, weil ein anderes Problem nicht erkannt wurde und unbehandelt bleibt. Sollte sich bei der Evaluation herausstellen, dass noch weitere Störungen vorhanden sind (in diesem Fall spricht man von Komorbidität), wird Ihnen die Fachperson nicht nur eine Diagnose stellen und Sie über Ihre Störung(en) aufklären, sondern auch verschiedene Behandlungsempfehlungen aussprechen – der erste Schritt auf dem Weg zu einem neuen Lebensgefühl. Die meisten Erwachsenen mit ADHS, die bei Fachpersonen vorstellig werden, haben mindestens zwei Störungen: 80 bis 85?% aller Betroffenen haben eine weitere Störung, und mehr als die Hälfte von ihnen hat drei psychische Störungen. Weitere Störungen, die häufiger bei ADHS-Betroffenen als in der Allgemeinbevölkerung auftreten: Angststörungen Störung mit oppositionellem Trotzverhalten Störung des Sozialverhaltens (aggressives Verhalten, Zerstörung von Eigentum, Betrug oder Diebstahl, schwere Regelverstöße) Lernstörungen (die Fertigkeiten des Lesens, Rechnens oder Schreibens liegen wesentlich unter denen, die aufgrund des Alters, der gemessenen Intelligenz und der altersgemäßen Bildung einer Person zu erwarten wären) |32|Depressive Störung, Dysthymie oder Mutlosigkeit Bipolare Störung mit Beginn in der Kindheit oder Jugend Antisoziale Persönlichkeitsstörung im Erwachsenenalter Alkoholismus und andere Suchterkrankungen Tic-Störungen oder ein Tourette-Syndrom (multiple motorische und vokale Tics) Störungen des Autismus-Spektrums ...