Hasselhorn | Luther vermitteln | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

Hasselhorn Luther vermitteln

Reformationsgeschichte zwischen Historisierung und Aktualisierung
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-374-04698-0
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Reformationsgeschichte zwischen Historisierung und Aktualisierung

E-Book, Deutsch, 240 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 230 mm

ISBN: 978-3-374-04698-0
Verlag: Evangelische Verlagsanstalt
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Reformationsjubiläum steht vor der Tür. Der 500. Jahrestag des Thesenanschlags bietet die Gelegenheit, Luther und die Reformation einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wie aber kann dies konkret gelingen? Ist der Teil der Fachwissenschaft im Recht, der eine konsequente Historisierung Luthers fordert und dessen Fremdheit betont, oder ist es besser, die reformatorische Botschaft zu aktualisieren und für ihre bleibende Bedeutung für die Gegenwart zu werben?

Der Band versammelt die Überlegungen von Akteuren geschichtskultureller Praxis, die in der Schule, im Museum oder in Film und Fernsehen vor der Aufgabe stehen, heute Luther zu „vermitteln“. Dabei geht es um grundsätzliche Fragen historischer Bildungspraxis, aber auch um konkrete Ideen, wie Reformationsgeschichte im Jahr 2017 erzählt werden kann.

Mit Beiträgen von Stefan Rhein, Benjamin Hasselhorn, Albrecht Geck, Karlo Meyer, Sabine Blaszcyk, Nico Lamprecht, Peter Lautzas, Stefan Laube, Harald Schwillus, Claudia Brink, Robert Kluth, Marc Höchner, Mirko Gutjahr, Esther Wipfler, Hans-Rüdiger Schwab, Mario Krebs, Ulli Pfau.

Hasselhorn Luther vermitteln jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Albrecht Geck VON DER »IDEALEN PERSÖNLICHKEIT« ZUM »PEINLICHEN ÜBERBAUTYPEN«
Martin Luther in Schulbüchern des 19. und 20. Jahrhunderts (1870 – 1970) Der Kirchenkreis Recklinghausen unterhält neben dem Institut für Kirchliche Zeitgeschichte des Kirchenkreises Recklinghausen (IKZG-RE) auch ein »Kirchenkreismuseum«, das die Geschichte des Kirchenkreises im Spiegel von Gegenständen aus dieser Geschichte dokumentiert und kommentiert.1 Regelmäßig wird dieses Museum von Gemeinde- und Schülergruppen besucht. Der Museumsleiter stellt dann immer die Frage, wann denn wohl in Recklinghausen die erste evangelische Kirchengemeinde gegründet worden sei – vor 15, vor 150, vor 500 oder vor 1.500 Jahren. Die Schülerinnen und Schüler liegen fast immer daneben, nur einmal gab einer die richtige Antwort: »Vor 150 Jahren!« – »Und wie kommst Du darauf?« Antwort: »Weil vor 150 Jahren Martin Luther King in Recklinghausen die Reformation erfunden hat!« 1 1900: LUTHER ALS »IDEALE PERSÖNLICHKEIT« Der Münchener Künstler und Porträtist Karl Bauer, der sich im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts als einer der bedeutendsten Lutherporträtisten profilierte, legte um die Wende zum 20. Jahrhundert ein bemerkenswertes Lutherbildnis vor, dem der Erlanger Kirchenhistoriker Hans Preuss die Überschrift gab: »Luther als Persönlichkeit«.5 Was gemeint ist, wird klar, wenn man dieses Bildnis mit seiner sehr viel weniger ausdrucksstarken Vorlage aus der Cranachwerkstatt vergleicht. Es ist sofort deutlich, dass es Bauer auf eine Verlebendigung des Reformators ankommt, die eine persönliche Begegnung mit dem Betrachter ermöglichen soll. Luthers Augen sind ausdrucksstark, so als habe er dem Künstler leibhaftig Modell gesessen. Der Betrachter soll zehren von der kraftvollen Persönlichkeit des Reformators.6 (5. Kl.) Sexta - (6. Kl.) Quinta - (7. Kl.) Quarta Lebensbilder (Urchristentum – Christenverfolgungen – Alte Kirche – Mission) (8. Kl.) Untertertia - (9. Kl.) Obertertia Lebensbilder (Urchristentum – Alte Kirche – Mittelalter – Reformation) (10. Kl.) Untersekunda Lebensbilder (Gegenreformation – Pietismus – Erweckung – Union – Innere und Äußere Mission) (11. Kl.) Obersekunda Entwicklung der Kirche in der griechisch-römischen Kulturwelt (12. Kl.) Unterprima Entwicklung der Kirche im Abendland – Charakteristik der kath. Kirche (vor- und nachtridentinisch) (13. Kl.) Oberprima Entwicklung der Kirche in der Neuzeit (Reformation – Gegenreformation – Pietismus – Aufklärung – 19. Jahrhundert – Innere und Äußere Mission) Tabelle 1: Lehrplan für den evangelischen Religionsunterricht an den höheren Schulen in Preußen (männliche Jugend), 1917 (hier: Stoffverteilungsplan Kirchengeschichte) Nach den Worten Ernst Thrändorfs (1851 – 1926) sollte durch diesen Lehrplan der »Memoriermaterialismus« ersetzt werden durch die persönliche Begegnung mit der Geschichte: »Weniger Tatsachenmaterialismus, mehr Geist!«11 So sollten die Schüler zu den »charaktervollen christlichen Persönlichkeiten« werden, von denen bereits in den Richtlinien für die höheren Schulen in Preußen von 1901 die Rede war.12 Ziel war die Zerlegung der Kirchengeschichte in »Lebensbilder«, »so dass man möglichst viel realen, anschaulichen, persönlich-lebendigen Erzählungsstoff auf die Mittelstufe verlegt«.13 In der Oberstufe sollten diese Begegnungen dann auf ihren geistigen Gehalt hin noch einmal reflektiert werden; Mittelstufe: »Lebensbilder«/Oberstufe: »Entwicklungen«. 2 1927: LUTHER ALS NATIONALER HEROS IM FLUSS DER GESCHICHTE Mit dem Hinweis auf das Ende des Ersten Weltkrieges und seine Berücksichtigung im Religionsunterricht haben wir einen epochalen Umbruch ins Auge gefasst, der auch in anderen Unterrichtswerken zu einem Fixpunkt des pädagogischen Interesses wurde. Das von Friedrich Fliedner (1883 – 1953), Adelheid Caspar und Karl Mützelfeldt (1881 – 1955) herausgegebene vierbändige »Evangelische Religionsbuch für höhere Schulen« erschien erstmals 192722 und erlebte in zehn Jahren vier Auflagen, wobei die vierte Auflage 1938 bereits während des sog. »Dritten Reiches« erschien. Der Aufriss des Werkes sah folgendermaßen aus: Band Ausgabe Gegenstand Unterstufe (VI–V) 1 Jungen Mädchen Religionsbuch Mittelstufe (IV–U II) 2   3 Einheit   Jungen Mädchen Bibelkunde/Glaubenskunde   Kirchengeschichte Oberstufe (O II – O I) 4 Einheit Bibelkunde/Religionskunde Kirchengeschichte Kirchenkunde Glaubens- und Sittenlehre Tabelle 2: Evangelisches Religionsbuch für höhere Schulen (»Fliedner–Caspar–Mützelfeldt«), 1927 (Aufriss des Gesamtwerks) Kirchengeschichte sollte also in der Mittelstufe (Band 3) und in der Oberstufe (Band 4) erteilt werden. Die pädagogische Zielvorgabe der Begegnung mit »idealen Persönlichkeiten« der Geschichte wurde nicht preisgegeben, aber der Akzent lag nun auf der Darstellung der Geschichte »in lebendiger Klarheit und ununterbrochenem Flusse«.23 Tatsächlich hielten die Schüler nun nicht mehr nur einen Quellen-, sondern einen Erzählband in Händen, der Geschichte und Geschichten am Leitfaden eines theologischen Motivs zu einem sinnvollen Ganzen verband. Danach ergab sich für den Schüler folgendes Bild: In der Reformation Martin Luthers trat das im Frühkatholizismus verdunkelte Evangelium erneut ans Licht. Vorbereitet wurde Luthers Auftreten in der Zeit der Alten Kirche und im Mittelalter, die Zeit danach, also Gegenreformation, Pietismus, Aufklärung, 19. Jahrhundert, führt von Luther her in die Gegenwart. Die handelnden Personen wurden nach ihrer Bedeutung für diese Gesamtentwicklung gewürdigt. Von Augustinus (354 – 430) hieß es zum Beispiel: »Mit Fug und Recht berief sich Dr. Martin Luther auf ihn für seine Lehre von der Rechtfertigung.«24 Die kirchengeschichtliche Bedeutung Augustinus’ lag also in...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.