Riegler / Rathkolb | Im Fadenkreuz | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band Band 003, 517 Seiten

Reihe: Zeitgeschichte im Kontext

Riegler / Rathkolb Im Fadenkreuz

Österreich und der Nahostterrorismus 1973 bis 1985
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-86234-672-1
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection

Österreich und der Nahostterrorismus 1973 bis 1985

E-Book, Deutsch, Band Band 003, 517 Seiten

Reihe: Zeitgeschichte im Kontext

ISBN: 978-3-86234-672-1
Verlag: V&R unipress
Format: PDF
Kopierschutz: 0 - No protection



Mord, Geiselnahmen und wahllose Attentate – von 1973 bis 1985 befand sich Österreich im Fadenkreuz des internationalen Nahostterrors. Dieses Buch arbeitet den Gesamtkomplex der Ereignisse – die Geiselnahmen von Marchegg (1973) und im Wiener OPEC-Hauptquartier (1975), den Mord am Wiener Stadtrat Heinz Nittel und die Anschläge gegen die Wiener Synagoge (1981) sowie am Flughafen Schwechat (1985) – erstmals wissenschaftlich auf. Anhand von umfangreichen Recherchen in österreichischen und bundesdeutschen Archiven sowie Interviews mit Zeitzeugen rekonstruiert der Autor die Ereignisse, die Reaktionen von Politik und Behörden, die Motive der terroristischen Gruppen sowie deren Beziehungen zu staatlichen Sponsoren im Nahen Osten. Zentral ist dabei die Bewertung der außergewöhnlichen Strategie von Bundeskanzler Bruno Kreisky zur Prävention bzw. Bekämpfung von Terrorismus. Ein 'vergessenes' Kapitel österreichischer Zeitgeschichte wird so erstmals komplett erschlossen und neu zur Diskussion gestellt.
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Weitere Infos & Material


1;Inhalt;5
2;Danksagung;9
3;Vorwort;11
4;1. Einführung: Terrorismus und Antiterrorpolitik in Österreich;19
4.1;1.1 Terrorismus in Österreich – Ausprägungen und Formen;26
4.2;1.2 Gesetzliche Maßnahmen gegen Terrorismus;34
4.3;1.3 Polizeiliche Terrorbekämpfung: Organisatorische Grundlagen und Zuständigkeiten;35
4.4;1.4 Internationale Zusammenarbeit;38
4.5;1.5 Politische Strategie im Umgang mit Terrorismus;40
4.6;1.6 Inhaltlicher Ausblick;49
5;2. Bruno Kreisky und die Nahostpolitik;53
5.1;2.1 Voraussetzungen;55
5.2;2.2 Der Nahost-Konflikt und der Terrorismus;67
5.3;2.3 Die österreichische Nahostpolitik;71
5.4;2.4 Anerkennung der PLO;74
5.5;2.5 Geheimdiplomatie;77
5.6;2.6 Kreiskys schwieriges Verhältnis zu Israel;83
5.7;2.7 Kreisky und Arafat;86
5.8;2.8 Kreisky und Gaddafi;98
6;3. Nahostterror in Österreich – Täter und Motive;113
6.1;3.1 Schönau – die »Adler der palästinensischen Revolution« und die jüdische Emigration;113
6.2;3.2 Der »Arm der arabischen Revolution« und die OPEC-Geiselnahme;125
6.3;3.3 Abu Nidal und der Terror in den 1980er Jahren;138
7;4. Die Ereignisse;155
7.1;4.1 Die Geiselnahme von Marchegg/Schwechat 1973;155
7.1.1;Die Geiselnahme im »Chopin Express«;155
7.1.2;Das Nachspiel – die Kontroverse um die Schließung Schönaus;175
7.2;4.2 Die OPEC-Geiselnahme;185
7.2.1;»Sie grüßten freundlich« – der Überfall auf die Sitzung;185
7.2.2;Der außerordentliche Ministerrat im Bundeskanzleramt;195
7.2.3;Der weitere Verlauf des Geiseldramas;208
7.2.4;Die juristische Aufarbeitung des OPEC-Attentats;215
7.2.5;»Eiertanz« um Gabriele Kröcher-Tiedemann (»Nada«);216
7.2.6;Carlos und die österreichische Justiz – »Wir würden die Belastung durch einen Prozess nicht als belastend empfinden«;224
7.2.7;»Die wollten ihn gar nicht« – Hans-Joachim Klein;227
7.3;4.3 Die Attentate in den 1980er Jahren;230
7.3.1;4.3.1 Mord an Stadtrat Heinz Nittel;230
7.3.2;4.3.2 Das Synagogenattentat;242
7.3.3;4.3.3 Der »dritte Mann«: Bahij Younis;250
7.3.4;4.3.4 Die Prozesse gegen Rajih, Hasan und Younis;263
8;5. Hinter den Kulissen – der Konflikt um die Inhaftierten;279
8.1;5.1 »Meinungsaustausch« mit der Abu-Nidal-Gruppe;279
8.2;5.2 Das Attentat am Flughafen Schwechat;293
8.3;5.3 »Waffenstillstand« mit der Abu-Nidal-Gruppe?;307
8.3.1;5.3.1 Die Wiener »Botschafter« der Abu-Nidal-Gruppe;318
8.3.2;5.3.2 Die vorzeitige Entlassung von Bahij Younis;331
8.4;5.4 Die Auslieferung von Rajih an Belgien;338
9;6. Die »Waffenaffäre«;343
10;7. Die Sponsoren des Terrors;365
10.1;7.1 Syrien;365
10.2;7.2 Irak;372
10.3;7.3 Libyen;380
11;8. Der Mord an Issam Sartawi;389
12;9. Kreiskys Antiterrorpolitik im Kontext;403
12.1;9.1 »Harte« oder »weiche« Linie – Antiterrorpolitik auf dem Prüfstand;403
12.2;9.2 Reaktionen im Inland;434
13;10. Zusammenfassung und Ausblick;451
13.1;Die Kurdenmorde;459
13.2;Der Fall Feisal Sammak;464
13.3;Der Prozess um die »Terrormillionen« Abu Nidals;468
13.4;Conclusio;473
14;11. Abbildungen;475
15;12. Quellen- und Literaturverzeichnis;491
15.1;12.1 Primärquellen;491
15.1.1;Stiftung Bruno Kreisky Archiv (StBKA):;491
15.1.2;Landesgericht Wien (LG Wien):;491
15.1.3;Oberstaatsanwaltschaft Wien (OStA):;491
15.1.4;Offizielle Dokumentationen:;492
15.1.5;Zentralarchiv der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU):;492
15.1.6;Abschriften aus dem Privatarchiv von Tino Teller:;492
15.1.7;Abschriften und Kopien im Besitz des Autors:;493
15.1.8;Zeitzeugen-Interviews:;493
15.2;12.2 Monographien;494
15.3;12.3 Periodika;499
15.3.1;12.3.1 Nachrichtenmagazine Basta:;499
15.3.2;Focus:;499
15.3.3;News:;499
15.3.4;Profil:;499
15.3.5;Der Spiegel:;501
15.3.6;Stern:;502
15.3.7;Time:;502
15.3.8;Wirtschaftswoche:;502
15.3.9;Wochenpresse:;503
15.3.10;12.3.2 Österreichische Tages- und Wochenzeitungen Arbeiterzeitung:;503
15.3.11;Falter:;504
15.3.12;Kleine Zeitung:;504
15.3.13;Kronen Zeitung:;505
15.3.14;Kurier:;505
15.3.15;Neue Freie Zeitung:;506
15.3.16;Neues Volksblatt:;506
15.3.17;Neue Vorarlberger Tageszeitung:;506
15.3.18;Oberösterreichische Nachrichten:;506
15.3.19;Oberösterreichisches Tagblatt:;507
15.3.20;Die Presse:;507
15.3.21;Salzburger Nachrichten:;508
15.3.22;Der Standard:;508
15.3.23;Tagespost:;508
15.3.24;Tiroler Tageszeitung:;508
15.3.25;Vorarlberger Nachrichten:;508
15.3.26;Wiener Zeitung:;508
15.3.27;Wirtschaftsblatt:;508
15.3.28;12.3.3 Internationale Tages- und Wochenzeitungen Bild:;509
15.3.29;Frankfurter Allgemeine Zeitung:;509
15.3.30;Süddeutsche Zeitung:;509
15.3.31;Der Tagesspiegel:;509
15.3.32;Die Welt:;509
15.3.33;Die Zeit:;509
15.3.34;Le Monde Diplomatique:;509
15.3.35;Le Express:;509
15.3.36;The Financial Times:;510
15.3.37;The Los Angeles Times:;510
15.3.38;The New York Times:;510
15.3.39;The Wall Street Journal:;510
15.3.40;The Washington Post:;510
15.3.41;The Guardian:;510
15.3.42;The Independent:;510
15.3.43;The Observer:;511
15.3.44;The Jerusalem Post:;511
15.3.45;Haaretz:;511
15.3.46;12.3.4 Agenturmeldungen – Austria Presse Agentur (APA);511
15.3.47;12.3.5 Journal-Artikel;511
15.3.48;12.3.6 Internet;512
16;13. Personenregister;515
17;Zum Autor;519
17.1;Dr. Thomas Riegler;519


8. Der Mord an Issam Sartawi (S. 389-390)

Von Issam Sartawi war bereits mehrfach die Rede – da sein Beitrag zur politischen Normalisierung der PLO bislang relativ unbeachtet blieb, wird im folgenden Abschnitt näher auf seine Person und seine Rolle in der Geheimdiplomatie der PLO gegenüber Westeuropa Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre eingegangen. Von besonderem Interesse ist freilich Sartawis Bezug zu Österreich – insbesonders seine Beraterfunktion für die Behörden im Kampf gegen die Bedrohung durch die Al Assifa.

Es ist nicht auszuschließen, dass diese geheime Funktion mit ein Grund dafür war, dass Saratwi 1983 ermordet wurde. Issam Sartawi (»der Mann aus Sarta«) stammte aus Akko, wo er am 1. Januar 1934 geboren wurde. Nach dem Krieg und der Vertreibung 1948 begann er ein Medizinstudium in Bagdad und ging dann in die Vereinigten Staaten, um es dort abzuschließen und Herzchirurg zu werden. Nach dem Sechs-Tage-Krieg (1967) schaffte er es nicht länger im Exil zu leben und kehrte in den Nahen Osten zurück.

Dort schloss er sich zunächst der Fatah von Jassir Arafat an, gründete aber bald seine eigene Gruppe – die »Al Hajaa Al Amelah Li Tahir Palestin«, die »Aktionsfront für die Befreiung Palästinas«. Im Juni 1970 wurde Sartawi als Vertreter seiner Organisation in den Vorstand der PLO gewählt. Zu diesem Zeitpunkt setzte er noch auf den »bewaffneten Kampf« als Mittel zur Befreiung Palästinas. Seine Gruppe überfiel israelische Armeepatrouillen am Jordan und attackierte im Februar 1970 Transit-Passagiere eines El-Al-Fluges amMünchner Flughafen, weil manunter ihnen den israelischenVerteidigungsministerMosche Dajan vermutet hatte.

In einem Interview, das er dem Beiruter Korrespondenten des Zweiten Deutschen Fernsehen, Heinz Metlitzky, in Amman gab, begründete Sartawi die Aktion folgendermaßen: »Unsere Organisation hatte erfahren, dass ein Mister Dajan mit der El-Al-Maschine 435 von Tel Aviv nachMünchen fliegen würde. Uns war es wichtig, diesen Mister Dajan gefangen zu nehmen von dem wir glaubten, dass es der General persönlichwäre…Unsere Jungs näherten sich den Passagieren mit Handgranaten, bei denen die Federn entfernt waren, während sie dieHebel eng an die Granaten gepresst hielten.

Mit anderenWorten: sie kamen auf die Passagiere mit ziemlich ungefährlichen Handgranaten zu. Die Granaten waren zwar aktiviert, doch sie waren ungefährlich. Nun war offenbar der Pilot des Flugzeugs vorwitzig genug zu versuchen, einen unserer Jungs anzugreifen, der die aktivierte Handgranate im Arm hielt. Im folgenden Handgemenge fiel die Granate auf den Boden. Das bedeutete, dass sie automatisch nach vier Sekunden explodierte. Wir nehmen an, dass die übrigen Mitglieder unserer Einheit nach der ersten Explosion dachten, die ganze Operation sei fehlgeschlagen.


Rathkolb, Oliver
Prof. Dr. Oliver Rathkolb lehrt am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und ist Vorsitzender des Internationalen Wissenschaftlichen Beirats des Hauses der Geschichte Österreich (HGÖ).

Riegler, Thomas
Dr. Thomas Riegler, geboren 1977, ist Zeithistoriker in Wien und auf die Erforschung von Terrorismus spezialisiert.

Dr. Thomas Riegler, geboren 1977, ist Zeithistoriker in Wien und auf die Erforschung von Terrorismus spezialisiert.

Prof. Dr. Oliver Rathkolb lehrt am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien und ist hier Teil des Institutsvorstands. Er ist Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Europa Museums Brüssel, Europäisches Parlament, und seit 2004 Herausgeber der Fachzeitschrift »Zeitgeschichte«.



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